Das Demokratieprinzip im Verständnis des Grundgesetztes

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riz_la

Gast
Schönen guten Abend,

diese sehr aufschlussreiche Seite wurde mir von einem Bekannten weiterempfohlen und ich muss sagen dass man sich hier gut informierenkann.
Da ich aber demnächst ein referat mit einer power point präsentation halten muss hoffe ich hier noch einige Anregungen finden zu können das thema lautet wie folgt: das demokratieprinzip im Verständnis des GG (im vergleich mit der USA). ich bin um jegliche Hilfe sehr erfreut.

danke schon im vornherein
 
Meinst du einen reinen Vergleich mit den USA? Dann darf folgendes nicht fehlen:

Beide - USA und Deutschland - sind Bundesstaaten mit einer demokratischen Verfassung.

Ein gravierender Unterschied ist jedoch, daß der Präsident der USA die gesamte Exekutive auf sich vereint, d. h. er hat eine große politische Macht in der Innen- u. Außenpolitik und ist oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Unser Bundespräsident dagegen übt im wesentlichen repräsentative Funktionen aus. Bei uns legt der Bundeskanzler die Richtlinien der Politik fest.

In den USA gibt es im Kongreß ein zwei-Parteien-System, d. h., obwohl es wohl noch mehr Parteien gibt (wenn ich mich nicht irre), wird die Politik von diesen zwei Parteien - Republikaner und Demokraten - geleitet und auch der Präsident kommt stets aus einer dieser beiden Parteien.

In Deutschland gibt es wesentlich mehr Parteien und - je nach politischer Konstellation im Bundestag duch Wahlergebnis - haben auch mehr Parteien die Möglichkeit in einer Regierung mitzuarbeiten.

In den USA gibt ein Oberstes Bundesgericht, das jedes Gesetz als verfassungswidrig erklären kann.
Bei uns übt diese Funktion das Bundesverfassungsgericht aus.

Fällt noch jemandem was ein?
 
...Fällt noch jemandem was ein?

Das föderative System ist in den USA wesentlich ausgeprägter als ei uns, d. h. die einzelnen US-Bundesstaaten verfügen über eine wesentlich größere Eigenständigkeit als die Bundesländer der Bundesrepublik. So gibt es beispielsweise in verschiedenen US-Staaten die todesstrafe und in anderen nicht.

Außerdem unterscheidet sich das Wahlsystem deutlich; in den USA wird der Präsident durch Wahlmänner gewählt, in der Bundesrepublik von der Bundesversammlung.Weiteres zu den Wahlsystemen findest du unter entsprechenden Suchbegriffen im Netz.
 
Die USA sind keine parlamentarische Demokratie im Sinne des Grundgesetzes.
Wir haben hier Bundesregierung und Bundestag. Der Bundestag wählt den Bundeskanzler, der ihm verantwortlich ist. Der Bundeskanzler stützt sich auf eine Mehrheit der Abgeordneten, in der Regel die seiner Partei und die der Koalitionspartner.

In den USA besteht das Federal Government aus dem President mit seinen Secretaries (Minister) und dem Congress. (Ich lasse hier mal die Judikative außen vor.) Das Parlament ist also Teil des Government.

Der President ist nicht dem Congress verantwortlich, der Congress kann ihn nicht abwählen, es sei denn im Impeachment-Verfahren.

Der President ist Staatspräsident, Regierungschef, Oberkommandierender der Streitkräfte und Oberster Diplomat in einer Person.

Durch die Möglichkeit, executive orders zu geben, die nicht der Bestätigung durch das Parlament bedürfen, hat der President die eine nahe zu unbeschränkte Macht. Lincoln etwa führte den Krieg zwischen den Staaten mittels solcher executive orders. Zahlreiche vorformulierte executive orders liegen bereit, die der President jederzeit einsetzen kann.

Der President hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Gesetze gewissenhaft ausgeführt werden. Dazu bedient er sich seiner Departments, die von Secretaries geführt werden. (Man beachte die von Deutschland abweichende Terminologie)

Er kann dem Congress Gesetze vorschlagen. Er kann die vom Congress beschlossenen Gesetze unterzeichnen oder sein Veto einlegen, und zwar auch aus politischen Gründen, nicht nur bei Zweifeln an der Verfassungsmäßigkeit. Das Veto kann der Congress mit 2/3-Mehrheit beider Häuser aufheben.

Der Congress hat eine Vielzahl von Aufgaben, die wieder nach den Häusern differenziert sind. Der Senat etwa muss zahlreiche Amtsernennungen des President genehmigen und nur im House können Steuergesetze eingebracht werden. Für jedes Gesetz ist jedoch die Zustimmung beider Häuser erforderlich.
Eine Kontrolle der Tätigkeit des President erfolgt nicht durch eine Plenarversammlung, sondern durch spezielle Comittees, die eine viel größere Bedeutung haben als in Deutschland.
In diesem System gibt es keine Regierungsparteien und Opposition, sondern nur eine Mehrheitspartei, die den Speaker des House stellt. Im Senat hat den Vorsitz und den Stichentscheid bei Patt der Vice-President.
In der Regel stützt sich der President bei der Zusammenarbeit mit dem Congress auf die Angehörigen seiner Partei, aber wegen der stark regional bestimmten Interessenlage der einzelnen Senatoren und Abgeordneten wird er nie sämtliche Mitglieder seiner Partei im Congress hinter seine Politik bekommen, Dafür wird immer eine Anzahl von Congress-Mitgliedern der anderen Partei den President unterstützen.

Dieses System weicht in der täglichen Politik stark von unserem ab. Es gleicht mehr dem Verhältnis zwischen dem englischen König und dem englischen Parlament zu der Zeit, als die Verfassung der USA geschrieben wurde.
Es ist ein System der Machtteilung und der gegenseitigen Checks and Balances, das eine übergroße Macht eines Zweiges des Government verhindern sollte. Durch die Möglichkeit von executive orders hat der President allerdings gewisse fast absolute Machtbefugnisse. Auf der anderen Seite hat der Congress die volle Kontrolle über die Genehmigung der Haushaltmittel. Das sit seine schärfste politische Waffe.
 
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