Das deutsch-englische Flottenwettrüsten

Köbis17

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Axel Grießmer schreibt in seiner hervorragenden Ausarbeitung zur Rüstungskonkurrenz im Bezug auf die Großlinienschiffe ab 1906 folgende Worte:
Die technische Entwicklung des Linienschiffs war in Deutschland vor allem vom planmäßigen Ausbau der eigenen Geschwader geprägt und bleibt im internationalen Vergleich lange Zeit „defensiv“. Nach dem Stapellauf der Dreadnought 1906 und im Zuge der offenen deutsch-englischen Flottenkonkurrenz seit 1908 wurde diese Zurückhaltung jedoch aufgegeben.


Einleitung:
Aufgrund der Diskussion um die Flottenfrage (http://www.geschichtsforum.de/f58/zweiverband-frankreich-ru-land-29575/index3.html#post620435) und dem in seiner Eigendynamik befindlichen Navalismus in direkter Entwicklung des Imperialismus um die Jahrhundertwende 1900, vor allem aber zwischen der kaiserlichen Marine des Deutschen Reiches und der englischen Royal Navy nach der Zeit des russich-japanischen Krieges 1904/05 möchte ich auf dieses Wettrüsten zur See ab 1906 gesondert eingehen.

Vorgeschichte:
Nach der experimentellen Phase im Bau von modernen Panzerschiffen bzw. Schlachtschiffen war schnell eine weitestgehende neue einheitliche Strategie und Taktik gefunden. Diese neuen Panzerschiffe übernahmen demnach die Position der hölzernen Segellinienschiffe als Kern der Flotte und entwickelten sich relativ geradlinig von Mitte der 1880iger für die nächsten 20 Jahre.

Um die Finanzierungsfrage und auch politische Eingliederung der nun noch teureren Schiffbauten im Vergleich zu den damaligen hölzernen Kriegsschiffen zu realisieren, wurden Flottenbauprogramme erstellt und mit einem Maß an quantitativer Ausführung von den jeweiligen Parlamenten auf lange Zeit finanzielle gesichert, auch wenn zum Abschluss des Bauprogramms die preisliche Entwicklung nicht wirklich feststand oder vorhersehbar war.

Die Royal Navy war mit ihrem Naval Defence Act von 1889 und dem Spencer Programm von 1893 praktisch der Vorreiter dieser Entwicklung, auch wenn diese strategische Ausrichtung gegen Frankreich und Russland als vereinte Flotte gedacht war.

Angespornt vom expandierenden technischen Fortschritt, vor allem auch im DR, war diese Entwicklung des Navalismus in Deutschland kaum noch aufzuhalten. Einen gewissen Schub gab dem ganzen der aufkommende Kolonialismus ab Mitte der 1880iger Jahre ind Deutschland, der neue flottenorientierte Kaiser, Wilhelm II. ab 1888 und der wachsenden Wirtschaftskraft im Metall- wie auch Waffenbau durch Firmen wie z.B. Krupp.

Auch mit den neuen Flottengesetzen durch Tirpitz ab 1898 und der Verdoppelung der Forderung ab 1900 war die deutsche Flottenrüstung noch weit ab von jenen der großen Seemächte. Die deutschen Linienschiffe waren dem internationalen Standard gemessen Kriegsschiffe 2. Ranges und waren wirklich kein Gewicht im Säbelrasseln der Seemächte um 1900.

Die Royal Navy hatte sich durch ihre kontinuierlichen Bauprogramme der 90iger Jahre inen Zahlenmäßigen Vorsprung geschaffen, der von keine noch so großen Wirtschaftsmacht einholbar erschien. Begünstigt von einem gewissen Stillstand in der Entwicklung des modernen Linienschiffes, wie es seit der der Jahrhundertwende wieder benannt wurde, war es einfach am Fließband Kriegsschiffe mit gleichbleibender Qualität zu bauen.

Doch noch am Vorabend des russisch-japanischen Krieges begann die deutsche Marine ihre Linienschiffe zu verstärken und auf den internationalen Standard anzuheben, wenn auch in überschaubarer Zahl, aber auch andere Seemächte arbeiteten an neuen Konzepten, um die englische Vorherrschaft zu brechen oder wenigsten heranzureichen.

Die Dreadnougth war geboren und wurde in Rekordzeit erbaut, nicht zuletzt, um auch hier Innovativ zu bleiben, da sich stimmen von neuen Konzepten in der USA, Japan und Italien herumsprachen, die mit starker Einheitlicher Bewaffnung und hoher Geschwindigkeit glänzten …

Der Grundgedanke der RN war, dass mit dem Bau dieser neuen Großlinienschiffe, wohl kaum auf wirtschaftlicher und finanzieller Sicht von anderen Seemächten mitgehalten werden könnte, doch ging der Schuß nach hinten los, denn der zahlenmäßige Vorsprung der RN wurde negiert und gerade die neuen Seemächte sahen sich angespornt nun mit einem Status null im Kriegsschiffbau mitzuziehen, allen voran das DR, die USA und Japan.

Das Wettrüsten der Seemächte der RN und der kaiserlichen Marine im Nordseeraum beginnt und wird beide Mächte in einen Krieg stürzten sowie an den finanziellen Ruin bringen.

Zum Einstieg auf das dt. -engl. Flottenwettrüsten möchte ich mit diesen Beiträgen starten; #49 und #50

Turgot, es handelt sich m.E. Hier um Zahlen, die aus dem Zusammenhang dargestellt werden. Die Flottengesetze waren finanziell vom Parlament durchgewunken worden, weitestgehend bis zu den Nachträgen und Novellen von1906 und 1908. Stimmen der Kritik an diese Politik auch aus damaliger Sicht sind nur normal, ändern aber nichts an der Tatsache.


Ein paar Erläuterungen zu deinen Zahlen bzw. die aus der Literatur entnommenen. Ganz wichtig ist hier die Trennung des Linienschiffs oder Großlinienschiff vom Panzerkreuzer, großen Kreuzer oder auch Schlachtkreuzer. Diese wirken sich zwar in der Kostenfrage gleich aus, da hier die Kosten sogar noch weit über den Linienschiffen liegen, sie aber ganz andern Anforderungen entspringen und somit im Grunde nicht vergleichbar sind.

Ich habe anhand einschlägiger Literatur eine graphische Aufstellung der Großlinienschiffe der deutsche und englischen Neubauten erstellt, um hier mal ein gewisses Bild über deren Entwicklung zu bekommen.
Wenn es Verbesserungen oder vor allem zu dem Etatjahren genauer Infos gibt, bitte ich Euch dies mitzuteilen, dan lasse ich daß hier in die Aufstellung mit einfließen. Schwarze Felder stellen das Etat dar, was von mir immer kurz von der Kiellegung des Typschiffes festgelegt wurde. Grau ist der Kiellegungsbeginn markiert, grün wird es ab dem Stapellauf bis zur i.D. Stellung.

Englische Kriegsschiffe, die nicht zum Haushalt gehörten, habe ich nicht in der Darstellung aufgenommen, um auch aus dem finanziellen Aspekt realistisch zu bleiben. Bei der Emperor of India und Malaya bin ich mir nicht über die Finanzierung sicher. Auch hier könnten wie bei den Schlachtkreuzern, die Kolonien die Schiffbauten finanziert haben, ohne das es im englischen Haushalt auftaucht oder zu buche schlägt.

Info: Die Schlachtkreuzer oder Großen Kreuzer werden gesondert dargestellt.

Quellen:
Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970 / Breyer
Linienschiffe der kaiserlichen Marine 1906-1918 / Grießmer
Großkampschiffe des ersten Weltkrieges / Preston
 
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Noch eine Anmerkung zur o.g. Grafik.

Es stellt immer den Etat, dan die Kielegung un den Bau nach dem Stapellauf dar.

Ich werde noch mehrer Auswertungen im Bezug auf das Wettrüsten zwischen Deutschland und England darstellen, so in der Typengröße bzw. Tonnage und auch wichtig in den Zusammenhang ist die Kalibersteigerung.

Dankbar wäre ich für genaue Finanzierungszahlen, vor allem bei den englischen Schiffen, da hier meine Quellen mangels englischer Sprachkenntissen etwas dünn sind.

Aber um nochmal vorerst zu dem Baudiagramm zu kommen, ist sehr gut erkennbar, das wir hier ab 1907 bis zum Kriegsbeginn 1914 fast gleiche Bedingungen haben und dies auch dem mir bekannten Slogan 4 gegen 3 Kiele entspricht. Somit hatte die RN immer ein Schiff mehr am Start, was aber auf die Rechnung des RMA im Ende passen sollte (planerisch betrachtet).
Bei der kaiserlichen Marine ist der Einschnitt ab 1912 bemerkbar, was nicht zuletzt dem neuen Flottengesetz 1912, den überteuerten Großen Kreuzern und der insgesamten finaziellen militärpolitischen Haushaltslage zugunsten des Heeres geschuldet ist.
 
@Köbis17

Charttechnisch hätte ich auf UK gesetzt, zumal da offensichtlich auch noch "Bilanzreserven" in Form von "kolonialen" Fianzierungen einbezogen werden müßten. Dann käme noch die russische Flotte und die französische spätestens ab 1907 hinzu. Die Ö-K Flotte war durch die italienische wahrscheinlich paralysiert.

@Köbis17

Nimm mir bitte meinen "flapsigen" Ton nicht übel, aber wir hier in Berlin sind bei der Einordnung von Leistungen manchmal flapsig.

M. :winke:
 
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In Erweiterung meiner Ausführungen bemühe ich einen kompetenten Zeitgenossen.

Im Oktober 1907 publizierte Vizeadmiral Karl Galster seine heftige Kritik an Tirpitz seine Plänen, die auch Reichskanzler Bülow nachdenklich machte.

Galster führte im Prinzip aus, das eine Risikoflotte keinerlei militärischen Nutzen habe. Es würde keine Rolle spiele, ob das Deutsche Reich nun ein paar Pötte mehr oder weniger besitzen würde, denn in einem Krieg gegen Großbritannien würde die unterlegene deutsche Hochseeflotte ohnehin durch die Royal Navy ausgeschaltet werden. Und weiter heißt es sinngemäß bei Galster, das es ein gravierender Fehler sei, die Blockade der Navy anzugreifen, denn dadurch würde der Machtfaktor der eigenen Seestreitkräfte verloren gehen. Galster ging in seiner Kritik vollkommen zutreffend von einer Fernblockade aus!

Und Galster meinte auch, das für den nicht wahrscheinlichen Fall eine Nahblockade den Briten die Seeherrschaft nicht zu nehmen sei. Alles andere sei Wunschdenken. Galster vertrat die Ansicht, dass eine eigene Überlegenheit von 1/3 erforderlich ist, um die strategische Offensive der Seeherrschaft zu ergreifen.

Hobson, Maritimer Imperialismus
 
Noch ein paar Worte zu Finanzen:

Von 1898 bis 1903 hatte sich die Reichsschuld von 672 Millionen RM auf 2.813 Millionen RM erhöht gehabt. Der Zinsdienst war mit 100 Millionen RM zu veranschlagen. Der Staatssekretär der Finanzen Thielmann war sich darüber klar, dass so ein Ausgabegebaren schlicht und ergreifend in den finanziellen Ruin führen musste. Nur: Er wusste kein Ausweg. Schon an einer Erhöhung des Brausteuergesetztes war nicht zu denken. Schon im Jahre 1903 befand sich das Reich in einer ernsten Finanzkrise und Bülow machte es sich reichlich einfach, in dem er Thielmann einfach in die Wüste schickte. Nachfolger wurde Stengl, der sich auf diesen Feuerstuhl ganz gewiss nicht setzen wollte. Er war nicht zu beneiden, angesichts der Ansprüche eine Tirpitz, der Bundesstaaten, die eifersüchtig auf ihre Rechte achteten und einen untätigen Reichskanzler. Eine Reichsfinanzreform tat dringend Not.

Für die Jahre 1904 und 1905 waren Zuschußanleihen in nicht unerheblichem Ausmaße erforderlich. Es war eigentlich so, das sich die Deckung der Kosten ohne eine direkte Steuererhebung durch das Reich nicht mehr realisieren lassen würde.

Staatssekretär Wermuth formulierte am 26.August 1909:“ Es muss mir gelingen, die Herren Ressortchefs selbst davon zu überzeugen, daß das innere Gefüge des Reiches, seine Wehrfähigkeit und sein Ansehen nach Außen nicht nur einen Stillstand, sondern ein kraftvolles Zurückschrauben der Ausgaben unbedingt zu erheischen. Denn wenn die Etatsverhandlungen über die wirtschaftliche, politische, strategische Begründung jedes einzelnen Etatsansates darstellen und es der Finanzverwaltung überlassen bleibt, sich mit den gewonnenen Gesamtergebnis, so gut si kann, abzufinden, so vollzieht sich unausweichlich die Entwicklung zum völligen Zusammenbruch des Finanzwesens und aller daraus gegründeten nationalen Bestätigung.“ (1)

Das Deutsche Reich konnte sich den überaus kostspieligen Flottenbau eigentlich nicht mehr leisten und es war nur noch ein Frage der Zeit, bis der finanzielle Kollaps erfolgen würde.

Deist/Schottelius Marine und Marinepolitik, Beitrag Witt
(1) DZA I, RschA NR.429,Wermuth an die Ressortchefs v. 26.08.1909
 
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Na klar Turgot, gab es eine Opposition innerhalb der Marine. Da ist nicht nur der Name Karl Galster zu nennen. Einige Größen der kaiserlichen Marine hatten durchaus Zweifel an den Flottenprogrammen bzw. an dem Schlachtfottendogma und kritisierten es öffentlich, wie z.B. Freiherr von Maltzahn, Viktor Valois und Ivan Oldekop.

Diese Frage nach der Sinnigkeit des Schlachtflottendenkens habe ich schonmal versucht zu eine Diskussion zu bringen, doch leider ist es ein sehr spezielle Thematik, bei der wenig input ankam ....
Siehe hier:
http://www.geschichtsforum.de/f58/der-streit-um-das-b-renfell-maltzahn-21102/

Die Zahlen des Baus der Großkampfschiffe sprechen dennoch für sich und das DR konnte relativ schnell diesen technologischen Sprung mitverfolgen.
Und auch bei dem Bau der Schiffe wurde, man glaubt es kaum, extreme Kostenkontrolle von Seiten des RMA betrieben (Beispiele werden folgen ...).
 
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Die Finanzdaten für die britische Flotte kann ich nachtragen, für den Haushalt gab es hier einiges:
http://www.geschichtsforum.de/f39/englische-wirtschaftsgeschichte-1860-1945-a-31358/

Das Wettrüsten der Seemächte der RN und der kaiserlichen Marine im Nordseeraum beginnt und wird beide Mächte in einen Krieg stürzten sowie an den finanziellen Ruin bringen.

Das ist nicht ganz richtig.

Der britische Haushalt 1913/14 stand besser da als vor dem Flottenwettrüsten, obgleich es 1908/14 eine Anspannung und wieder leichte Erhöhung der Verschuldung gab. In dem 20-Jahres-Zeitraum vor 1914 ging die Verschuldung bei wachsender Wirtschaft sogar zurück.

Großbritannien stand keinesfalls am Rande des Ruins, sondern befand sich finanziell in solider Verfassung. Die Beanspruchung durch das Flottenwettrüsten traf somit auf unterschiedliche finanzielle Ressourcen in London und Berlin, und die britische Diskussion über die Kosten war eher durch die Ausgabenkonkurrenz des Militärhaushaltes etwa zu den Sozialausgaben geprägt.
 
Die Finanzdaten für die britische Flotte kann ich nachtragen, für den Haushalt gab es hier einiges:
http://www.geschichtsforum.de/f39/englische-wirtschaftsgeschichte-1860-1945-a-31358/
Danke silesia, aber war die englische Flottenrüstung nicht dennoch, vor allem durch kriegsbedingte Aufwendungen nach 1914/15 arg gebeutelt?

Im übertragenene Sinn, könnte das Washingtoner Abkommen nach dem Krieg auch bei der englischen Kasse zu einer gewissen Entspannung beigetragen haben.
Im DR war mit Kriegsbeginn immerhin der Großkampfschiffbau gestopt, nich zuletzt aus verschiedenen Faktoren der Überdehnung im wirtschaftlichen Anspruch der Kriegswirtschaft.

Aber dennoch ist an dem Baudiagramm gut zu erkennen, daß es bis 1912 kaum Einbrüche der deutschen Flottenrüstung gab und auch bis zum Kriegsbeginn die Schiffsbauten der Linienschiffe zwischen dt. und engl. Recht na zusammen lagen. Das würde auch den engl. Naval Score von 1909 erklären. Immerhin gibt es einen Vorlauf von der Bewilligung bis zum Stapellauf von ca. 3 Jahren.
 
Danke silesia, aber war die englische Flottenrüstung nicht dennoch, vor allem durch kriegsbedingte Aufwendungen nach 1914/15 arg gebeutelt?

Im übertragenene Sinn, könnte das Washingtoner Abkommen nach dem Krieg auch bei der englischen Kasse zu einer gewissen Entspannung beigetragen haben.

Da sollten wir einen ganz scharfen Trennstrich mit dem 1.8.1914 ziehen. Die gesamten Kriegskosten stellten jeden europäischen Staatshaushalt auf den Kopf, während die Rüstungskosten im Wettlauf zuvor zu ganz unterschiedlichen Anspannungen der Haushalte führten.
 
Da sollten wir einen ganz scharfen Trennstrich mit dem 1.8.1914 ziehen. Die gesamten Kriegskosten stellten jeden europäischen Staatshaushalt auf den Kopf, während die Rüstungskosten im Wettlauf zuvor zu ganz unterschiedlichen Anspannungen der Haushalte führten.

Auch bei den Neutralen Ländern? Wie z.B. Spanien, Dänemark, Niederlande? Das überrascht mich doch ein wenig.
Das bei den Kriegsparteien die Haushalte aus dem Ruder liefen ist ganz klar. Wesentlich höhere Soldzahlungen, Ausbau der Infrastruktur, Materialverschleiss, Munition u.s.w.

Apvar
 
[...]
Und auch bei dem Bau der Schiffe wurde, man glaubt es kaum, extreme Kostenkontrolle von Seiten des RMA betrieben (Beispiele werden folgen ...).

Die Projekte der Linienschiffe 1909-11 des RMA sollten sich an der Helgoland-Klasse orientieren. Die Kosten von der Nassau bis zur Helgoland waren verständlicherweise gestiegen, da hier die Bewaffnung im Kaliber von 28cm auf 30,5cm wuchs, was zwangsläufig auch eine Tonnagevergrößerung nach sich zo.
Die Nassau lag bei 36,5 Mio RM, die Helgoland schon bei 47,1 Mio RM.
Die neuen Projekte 1c hatten von der Bewaffnung die gleichen Vorgaben mit 12x 30,5cm, doch kommt hier noch der neue Einsatz von Turbinen als Antriebseinheit hinzu, die Kosten in Höhe von 51,1 Mio RM veranschlagten.
Letzlich wurde an der Bewaffnung gespart und der Ersatz Odin (Prinzregent Luitpold) lag bei 48 Mio RM, mit zusätzlich geplanter Ölmaschine.
Die König-Klasse ging dann nochmal auf 49,38 Mio RM, aber im Verhältnis von dem Kostensprung zwischen den ersten beiden Großkampfschiffsklassen eine vertretbare Erhöhung.

Insgesamt betrachtet, waren die Ausgaben dennoch enorm und standen in keiner Relation zwischen Nutzen/Kosten. Doch das wird sich erst nach dem Weltkrieg für die Deutschen beweißen.

Quellen:
Linienschiffe der kaiserlichen Marine 1906-1918 / Grießmer
 
Auch nicht ganz unwichtig: Durch den Bau der neuen Dreadnoughts wurde es notwendig, den Kaiser-Wilhelm-Kanal auszubauen und selbstverständlich auch die entsprechenden Hafenanlagen. Allein der Ausbau des Kanals wurde wurde mit 60 Millionen RM veranschlagt.
 
@Köbis17

Nur so ein Einfall, um die Anstrengungen der beiden Staaten statistisch noch deutlicher sichtbar zu machen.

BIP DR und UK für Deinen Uz, im Verhältnis zu den Marinerüstungsausgaben des Uz. Staatshaushalt wäre nicht so optimal, da Du dann die wahrscheinlich unterschiedlichen Staatsquoten berücksichtigen müßtest.

Als statistische Unschärfe blieben dann nur noch die Seebataillone und die RM, die aber wahrscheinlich vernachlässigbar seien könnten.

Aber vllt. hat ein Mitdiskutant bereits derartige Zahlen?

M.
 
@Köbis17
Nur so ein Einfall, um die Anstrengungen der beiden Staaten statistisch noch deutlicher sichtbar zu machen.

Ich reiche mal ein paar Tabellen nach. So die Etatvergabe der Schlachtkreuzer, sowie einen Vergleich der Typensteigerung anhand der Konstruktionsverdrängung in britischen ts.
Zusätzlich hatte ich vor geraumer Zeit eine Kostenaufstellung des Linienschiffbaus mehrerer Nationen zusammengestellt. Um auf eine gemeinsame Basis eines Vergleiches zu bekommen, hatte ich alle Kosten in RM je Tonne umgerechnet. Doch erscheihnt mir dieser Vergleichswert heute nicht sinnvoll, da die Schiffe letzlich diffenzierter zu betrachten sind.
Da müsste zumindes eine Aufsplittung nach Kosten je Schiffskörper - Maschinenanlagen - Panzerung - Bewaffnung vorgenommen werden, was aber eine sehr hohe Fleißarbeit darstellt, alle Daten zu sammeln ...

Hier erstmal die Aufstellungen im Vergleich der RN und der dt. kaiserlichen Marine.
 
Zuletzt bearbeitet:
BIP DR und UK für Deinen Uz, im Verhältnis zu den Marinerüstungsausgaben des Uz. Staatshaushalt wäre nicht so optimal, da Du dann die wahrscheinlich unterschiedlichen Staatsquoten berücksichtigen müßtest.
M.

Für den Vergleich sollte man auch die realisierten Staatshaushalte abstellen. Deren Relation zum BIP bzw. Staatsquoten zeigen eigentlich nur verfügbares weiteres Potenzial, was wie im Fall des Deutschen Reiches nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen aufgrund der Besteuerungssysteme hätte abgeschöpft werden können.

Bzgl. der Rahmenbedingungen und Daten waren hier Ansätze enthalten:
http://www.geschichtsforum.de/f58/r-stung-und-finanzen-im-kaiserreich-35308/

Kosten der britischen Neubauten, nach Burt (British Battleships) und Abgleich Parkes (British Battleships). Die Kosten sind inkl. Armierung gerechnet (was zum Teil bei abweichenden Daten in der Literatur getrennt angegeben wird):

Werte in GBP:
Dreadnought 1786683
invicible 1767515
inflexible 1720739
indomitable 1752337
Bellerophon 1763491
Temeraire 1744287
Superb 1641114
St. Vincent 1721970
Collingwood 1680888
Vanguard 1606030
Indefatigable 1518591
New Zealand 1783190 (gift, New Zealand)
Australia 1783190 (ordered by Australia)
Neptune 1668916
Colossus 1672103
Hercules 1661240
Orion 1855917
Monarch 1888736
Conqueror 1891164
Thunderer 1892823
Lion 2083999
Princess Royal 2076222
Queen Mary 2078491
King George V 1961096
Centurion 1950671
Ajax 1889387
Audacious 1918813
Iron Duke 1945824
Marlborough 2043437
Tiger 2100000
Erin 2500000
Canada 2500000
Agincourt 2900000
Queen Elizabeth 3014103
Warspite 2524148
Valiant 2537037
Barham 2470113
Malaya 2945709 (gift, Federated Malay States)
Ramilies 3295810
Resolution 2449680
Revenge 2406368
Royal Sovereign 2570504
Royal Oak 2468269
Renown 3117204
Repulse 2829087
 
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Diese drei Schiffe wurden kurz vor dem Beginn des Weltkrieges von der RN beschlagnahmt. Alle waren zum Zeitpunkt der Beschlagnahme weitestgehend fertiggestellt oder in der Endausrüstung. Hatte die RN die Schiffe gekauft und voll bezahlt?

Das ist die Bezahlung der Werften, inkl. Entschädigung betr. Anzahlungen.

Beschlagnahme bedeutet nicht kostenlose Übernahme :winke:

Um eine Relation zu den Neubauwerten oben herzustellen, nochmal der Verweis auf Sumida (In Defence of Naval Supremacy):

Haushaltsjahre, Einnahmen/Ausgaben/Saldo in Mio. GBP:
1908/09: 151,6 .../... 152,3 .../... -0,7
1909/10: 131,7 .../... 158,0 .../... -26,2
1910/11: 203,9 .../... 172,0 .../... +31,9
1911/12: 185,1 .../... 178,5 .../... +6,4
1912/13: 188,8 .../... 188,6 .../... +0,2
1913/14: 198,2 .../... 197,5 .../... +0,7

Der britische Schuldendienst (= Zinsen plus Tilgungen als Gesamtausgaben) zwischen 1907 und 1913 schwankte zwischen 26 und 38 Mio. GBP. Staatsverschuldung 1874: 723 Mio. GBP, in 1914: 586 Mio. GBP. Von 1900 bis 1914 stieg der britische Marinehaushalt von 33,2 auf 53,4 Mio. GBP (entspricht ca. 650 Mio. Mark auf 1.060 Mio. Mark p.a.).
 
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