Das Leben Friedrichs des Großen in Sanssouci

Die Soldaten wurden ja mindestens schon beim Soldatenkönig bei Privatleuten einquartiert. Wie sahen dann die Kasernen aus?

Im Laufe des 18. Jh. wurden mehr und mehr Kasernen errichtet; dazu hier etwas:

Kasernen des Ersten Hiebes

Gab es welche oder wurden die Truppen auf für jeden zugänglichen Plätzen ausgebildet und gedrillt?

Noch vor der Etablierung von Kasernen war die Errichtung von Exerzierplätzen wichtig und entscheidend für ein stehendes Heer; inwieweit die "jedem" zugänglich waren: Keine Ahnung, eher nicht, würde ich sagen...

Berühmt wurde Friedrich Wilhelm I; eine seiner ersten Regierungsmaßnahmen war die Umwidmung des Potsdamer Lustgartens zum Exerzierplatz. Auch die große unbebaute Fläche des Tempelhofer Feldes, auf dem der erste Flughafen Berlins entstand, erklärt sich damit, dass diese lange als Feld für Paraden und militärische Übungen geutzt wurde.

Zeughäuser, waren sie wie in Berlin, mitten in der Stadt/Ort?

Unterschiedlich; zur Versorgung der Truppe im Feld wurden an verschiedenen Orten Magazine unterhalten; neben Zeughäusern in Sätdten wie in Berlin waren hier insbesonders die Festungen wichtig; so lagerten im Frieden mWn große Bestände an Waffen und Ausrüstung bspw in Spandau oder Küstrin.
 
Hallo,



ich stehe gerade am Anfang einer etwas tiefergehenden Recherche für ein Literaturprojekt, das eine Geschichte zur Zeit Friedrichs des Großen erzählt. Da ich mich von der Literatur zu dieser Zeit etwas erschlagen fühle – allein die Zahl der Bücher über Friedrich II. selbst ist enorm – wollte ich mal hier fragen, um die Literaturliste näher einzugrenzen. Genauer suche ich Informationen über Friedrich II. in Sanssouci und dessen Umfeld. Dabei interessiert mich eher die private Seite des Königs, also weniger politische Probleme oder militärische Verstrickungen, und zudem wie das Leben in und um Sanssouci so ablief. Vielleicht mal ein paar konkretere Fragen, um die Richtung in die es gehen soll zu verdeutlichen:
  1. Zu Friedrich selbst: Wie sah ein typischer Tagesablauf in seinem Leben in Sanssouci aus? War er Frühaufsteher oder Langschläfer? Wann und wie intensiv hat er sich dem Flötenspiel oder anderen "Hobbies" gewidmet? Welchen Besuch hat er empfangen und wie häufig? Wer waren seine Vertrauten? Wie sah die Beziehung zu seiner Frau aus?
Fragen über Fragen. Ich möchte gar nicht mal unbedingt alle diese Fragen hier beantwortet haben, ich würde mich aber über Literaturvorschläge freuen, die genau diese oder ähnliche Fragen klären können. Sonstige Verweise auf Foren, Einrichtungen, etc. sind natürlich auch herzlich willkommen.

Besten Dank vorab! Und sorry für den Riesentext ... =)

Viele Grüße,
Maciej



Der Preußenkönig war Frühaufsteher und ein sehr fleißiger Regent, dessen Detailkenntnisse bei seinen Beamten und Ministern gefürchtet waren. Friedrich konnte sehr eigensinnig sein, vor allem, wenn er sich im recht glaubte- was häufig nicht der Fall war. Für eine sarkastische Pointe brüskierte er auch schon mal einen Freund, bzw. einen, der sich für einen hielt.

Der später geadelte kleine Hofmaler Adolph Erdmann von Menzel malte seine Bilder über Fridericus Rex hundert Jahre später, und es waren seine Radierungen von Friedrich die den Historiker Franz Kugler faszinierten und die Menzels Ruhm als Historienmaler begründeten.

Vom Flötenkonzert in Sanssoucci sagte Menzel später einmal, das Beste daran sei der Kronleuchter, doch die dargestellte Runde gibt ein paar Schlaglichter auf die Leute, die Friedrichs Tafelrunde bildeten.

Der Preußenkönig hatte Unterricht beim rennomiertesten Virtuosen Johann Joachim Quantz, den er in seiner Kronprinzenzeit schon mal im Schrank vertecken musste, um ihn vor dem cholerischen Soldatenkönig zu schützen. Quantz war der Einzige, der Friedrich kritisieren durfte und dessen Urteil Friedrich wichtig war. Quantz scheint seinen Schüler wohlwollend zu betrachten, der von Franz von Benda auf der Violine begleitet wird. Er lehnt sich aber an die Wand an, während der Marquis de Mapertuis, Geograph Mathematiker gelangweilt zur Decke blickt, was er sich wohl nicht getraut hätte, wenn Friedrich ihn sehen könnte. Am Cembalo sitzt der berühmte Barockstar Carl Philipp Emanuel Bach, der mehr als 20 Jahre in Diensten Friedrichs stand. Das scheint ihn ganz schön geschlaucht zu haben, und sein Gesichtsausdruck zeigt, wenn man genauer hinsieht, dass er offenbar nicht viel von den Künsten seines Arbeitgebers hält. Dagegen war Jakob von Bielefeld der interessiert lauscht ein wirklicher Bewunderer des Preußenkönigs. Vor diesem stehend, der Dicke mit der altmodischen Perücke war Gustav Adolf von Goter, den Zeitgenossen als Nervensäge beschreiben, der aber in der Gunst Friedrichs hoch stand.
auf dem Sofa sitzen die alte Gräfin Camas, Friedrichs Lieblingsschwester Wilhelmine von Bayreuth und seine jüngste Scxhwester Anna Amalie, ebenfalls eine begabte Komponistin. Mit dieser behauptete Friedrich von der Trenck eine Liason gehabt zu haben. Amalie heiratete nie, und ihr Bruder kaufte ihr ein Stift in Quedlinburg, den Amalie aber selten besuchte. Während des Siebenjährigen Krieges nahm sie am Hofleben in Sanssoucci teil und besuchte unter abenteuerlichen Umständen ihren Bruder unmittelbar am Tag nach dem Debakel 1758 bei Hochkirch.

Hinter den Prinzessinnen steht der Barockstar Johann Heinrich Graun.
 

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Durch diesen Diskussionspfad habe ich mal wieder das Buch "Preußen" von Christopher Clark heraus gekramt.
Das Haus Hohenzollern war ja lutherisch geprägt. Und mit dem Kurfürsten Johann Sigismund wurden die Brandenburger Hohenzollern Calvinistisch, während die Bevölkerung in der Mehrheit Lutherisch blieb. Wobei es ja auch hier noch verschiedene Strömungen gab. Gehe ich recht in der Annahme das der alte Fritz Calvinistisch war? Und wie sah die Religionszugehörigkeit später aus, als die Unionistische Kirche aus der Taufe gehoben wurde.
die Glaubenauseindersetzungen waren ja nicht ganz ohne in Preußen. Alleine schon in den Reformierten Kirchen.

Apvar
 
auf dem Sofa sitzen die alte Gräfin Camas, Friedrichs Lieblingsschwester Wilhelmine von Bayreuth und seine jüngste Scxhwester Anna Amalie, ebenfalls eine begabte Komponistin. Mit dieser behauptete Friedrich von der Trenck eine Liason gehabt zu haben. Amalie heiratete nie, und ihr Bruder kaufte ihr ein Stift in Quedlinburg, den Amalie aber selten besuchte. Während des Siebenjährigen Krieges nahm sie am Hofleben in Sanssoucci teil und besuchte unter abenteuerlichen Umständen ihren Bruder unmittelbar am Tag nach dem Debakel 1758 bei Hochkirch.
Da hätte ich gleich mal ein paar Fragen. Ist die Versammlung der Personen denkbar? Ich meine, Wilhelmine von Bayreuth war ja nur sehr selten mal am preußischen Hof.
An welchem Hofleben soll denn Anna Amalie in Sanssouci während des Siebenjährigen Krieges teilgenommen haben? Der Hof war doch da meines Wissens entweder rund um die Königin oder aber nach Magdeburg oder Spandau geflohen.
Ich stellte mir das "Hof"leben in Sanssouci stets als eine reine Männerrunde, eher wie die Versammlung eines Generalstabes als ein Hof im eigentlichen Sinne vor. Jedenfalls zeichnet Menzel mit seiner Tafelrunde Friedrich II. File:Adolph-von-Menzel-Tafelrunde.jpg - Wikimedia Commons wohl auch ein recht falsches Bild. Wenn man sich zeitgenössische Aussagen zu Gemüte führt, springt einem der damalige Hader im rein männlichen Umkreis des Königs ins Auge, ebenso wie die eher unentspannte Stimmung. Beim König zur Tafel geladen zu sein, scheint mir eher eine Strafe gewesen zu sein. Weil er ein Frühaufsteher war, aber Abends auch nicht eben früh zu Bett ging, schlief er regelmäßig an der Tafel ein, und alle anderen mussten ausharren.
Ich glaube, es gibt noch einen älteren Stich eines Flötenkonzerts von Friedrich II. aus dem 18.Jh., welcher eher ungeschminkt die Stimmung bei diesen Anlässen widergibt.
 
Das Haus Hohenzollern war ja lutherisch geprägt. Und mit dem Kurfürsten Johann Sigismund wurden die Brandenburger Hohenzollern Calvinistisch, während die Bevölkerung in der Mehrheit Lutherisch blieb. Wobei es ja auch hier noch verschiedene Strömungen gab. Gehe ich recht in der Annahme das der alte Fritz Calvinistisch war? Und wie sah die Religionszugehörigkeit später aus, als die Unionistische Kirche aus der Taufe gehoben wurde.
die Glaubenauseindersetzungen waren ja nicht ganz ohne in Preußen. Alleine schon in den Reformierten Kirchen.
Pro Forma war Friedrich II. Calvinist. Propagandistisch soll er sich wohl auch als Vorkämpfer des Protestantismus und Retter der Lutheraner in Schlesien hingestellt haben - was natürlich widersinnig ist, weil er ja selber Reformierter war. In Wirklichkeit scheint er mir aber ein Atheist gewesen zu sein. Es war eines seiner größten Vergnügen sein Umfeld damit zu ärgern, indem er über dessen Frömigkeit herzog.
Die Unionistische Kirche war ja dann viel später.
Man kann für die Zeit Friedrich II. ungefähr aber folgendes sagen: die Streitigkeiten zwischen Calvinisten und Luteraner waren permanent und seit dem Großen Kurfürst war es nicht gelungen, dies zu überbrücken. Unter Friedrich Wilhelm II., dem Neffen von Friedrich II., wurde allerdings der religiöse Konflikt innerhalb Preußens wieder intensiver.

Im 18.Jh. gab es innerhalb der lutherischen Kirche einige bedeutende Strömungen des Pietismus. In Halle, das seit 1680 zu Kurbrandenburg gehörte, wirkte einer der bedeutensten Vorkämpfer des Pietismus A.H. Francke. Den Pietisten stand die lutherische Orthodoxie gegenüber, deren Zentrum angeblich in Wittenberg lag. Gerade in der Anfangsphase des Pietismus wurden deren Vertreter allgemein scharf verurteilt. Allerdings sah sich Francke am Ende seines Lebens auch den Disputen mit Christian Wolff gegenüber, welcher immerhin per Anordnung von Friedrich Wilhelm I. 1723 Halle verlassen musste, wohin er aber bezeichnenderweise 1740 auf Wunsch von Friedrich II. zurückkehrte.
 
Im 18.Jh. gab es innerhalb der lutherischen Kirche einige bedeutende Strömungen des Pietismus. In Halle, das seit 1680 zu Kurbrandenburg gehörte, wirkte einer der bedeutensten Vorkämpfer des Pietismus A.H. Francke. Den Pietisten stand die lutherische Orthodoxie gegenüber, deren Zentrum angeblich in Wittenberg lag. Gerade in der Anfangsphase des Pietismus wurden deren Vertreter allgemein scharf verurteilt. Allerdings sah sich Francke am Ende seines Lebens auch den Disputen mit Christian Wolff gegenüber, welcher immerhin per Anordnung von Friedrich Wilhelm I. 1723 Halle verlassen musste, wohin er aber bezeichnenderweise 1740 auf Wunsch von Friedrich II. zurückkehrte.


Franckes Auftreten in Halle führte zu Spannungen mit der lutherischen Orthodoxie, doch besaß Francke offenbar nicht nur prominente Fürsprecher, sondern auch einen sehr guten Draht zu Friedrich Wilhelm I., der sehr angetan war von der Franckeschen Stiftung und sich durch diese inspirieren ließ für den Bau des Militärwaisenhauses in Potsdam. Es war wohl auch vor allem Franckes Einfluss zu verdanken, dass Wolff 1723 unter Todesdrohung Halle verlassen musste, weil seine Lehre die Disziplin der Armee gefährde. Wolff erhielt darauf einen Ruf an die Philippsuniversität in Marburg. Wolffs Lehrtätigkeit verschaffte der Marburger Universität noch einmal ein gewisses Renomme, denn Marburg, die erste protestantische Universität in Deutschland, war im Vergleich zu Göttingen, das von reichen Zuwendungen des Hofes von St. James profitierte und Halle doch sehr ins Hintertreffen geraten, was anerkannte wissenschaftliche Koryphäen betraf.

Wolff scheint im Alter ein wenig bequem geworden zu sein, denn er klagte über die Lahnberge, die er hinaufkraxeln musste.
Zu Wolffs triumphaler Rückkehr nach Halle ließ der Preußenkönig eine Gedenkmünze prägen, die eine strahlende Sonne vor der "Skyline" von Halle zeigt mit der Aufschrift

Cunctando Novo Insurgit Lumine (Mit Verzögeriung ging ein neues Licht auf


und Voltaire prägte das Bonmot Frederico regnante Wolfio docente.
(In Preußen) herrscht Friedrich
und lehrt Wolff.)
 
Details zum preußischen Militär sind in den beiden Büchern
1. „Kanoniere, Bombardiere, Pontoniere - Die Artillerie Friedrichs des Großen“ - von Martin Guddat
2. „Handbuch zur preußischen Militärgeschichte 1688-1786“ von Martin Guddat
nachzulesen.

Zitat aus Buch 1: "Nur wenige wissen um den enormen Umfang, den der gesamte Train hatte: 714 Hilfsfahrzeuge mit 4.600 Pferden und 1.900 Knechten folgten einer Armee aus 80 Infanteriebataillonen mit 212 Geschützen. Allein eine Kolonne aus 10 Geschützen hatte eine Länge von gut 500 Metern. Solche und viele weitere Details zur Artillerie Friedrich des Großen erfährt der geschichtsinteressierte Leser in diesem Buch."

Da in Brandenburg in diesem Jahr das Thema Friedrich der Große sehr weit vorne steht, wird z.Zt. viel darüber geschrieben.
Bei der regionalen online-Zeitung - Niederlausitz aktuell - läuft derzeit eine Verlosung der beiden Bücher

Grüsse
ha_pe
 
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