Das luxemburgische Volk

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Danie

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Bevor der Beitrag http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=15548 völlig zu Recht geschlossen wurde, hat Barbarossa mir noch eine Frage gestellt. Und die möchte ich gern beantworten.
Barbarossa: Als was seht ihr euch (bzw. die meisten) in Luxemburg selbst, die Eingangsfrage bezüglich?
Du meinst wahrscheinlich folgende Frage:
shingen: also die luxemburger selbst sagen sie wären keine Deutsche , obwohl sie 4 Deutsche kaiser stellten .
Versucht mal, euch in das luxemburgische Volk hineinzuversetzen. Wer hat die deutschen Kaiser hervorgebracht?
  • ein Herrscherhaus, das seit 1437 nicht mehr existiert?
  • oder ein Luxemburgisches Volk, das mal keltisch, mal römisch, mal fränkisch, mal niederländisch, mal französisch, mal spanisch war?
Luxemburg liegt in der Mitte von Europa, hin und her gezerrt zwischen zwei Sprachbarrieren, einer lateinischen und einer germanischen, und immer wieder von beiden beeinflusst. Das Volk, das sich heute luxemburgisch nennt, hatte nie die Zeit, sich einer der Sprachgruppen zugehörig zu fühlen.

Gibraltar des Westens ? Ich denke nicht, dass das einfache Volk davon etwas hatte ausser Krieg, Hunger, Armut… Die einzige Möglichkeit, überhaupt zu überleben, war, sich nach aussen an die jeweiligen Herrscherhäuser anzupassen und heimlich, still und leise, eine eigene Identität zu entwickeln. Und dem wurde 1815 beim Wiener Kongress Rechnung getragen. Was jedoch unsere deutschen Nachbarn nicht davon abgehalten hat, weiterhin unsere Grenzen zu überrollen, wenn ihnen danach war.

Die aufgezwungene Germanisierung Luxemburgs durch Gauleiter Simon während des zweiten Weltkrieges hat der emotionalen Beziehung zu Deutschland den Rest gegeben. Die Schweiz blieb unabhängig, aber Luxemburg wurde “heim ins Reich” geprügelt. Wer nicht gehorchte, wurde gefoltert, zwangsrekrutiert, deportiert und/oder erschossen. Wieder mal haben die Luxemburger heimlich, still und leise alles erduldet. Aber diesmal haben sie sich auch heimlich, still und leise gewehrt, im Untergrund.

Und nach dem Krieg haben sie alles daran gesetzt, dass endlich Schluss gemacht wird mit dem sinnlosen Morden und der Unterdrückung (nicht nur für die Luxemburger). Luxemburg gehört zu den Gründungsmitgliedern des vereinigten Europas. Denn ein Bündnis aus wirtschaftlichen Interessen schien die einzige Möglichkeit, Krieg zu verhindern.

Fazit: falls die Luxemburger noch irgendwas anderes sind als Luxemburger, sind sie höchstens noch Europäer, aber auf keinen Fall Deutsche. Uns als Deutsche zu bezeichnen, heisst nur alte Wunden aufzureissen. Die Erinnerung an den Verrat sitzt zu tief.

Was keinesfalls heisst, dass wir die deutschen Menschen von heute nicht mögen können. Oder dass wir heutige Generationen verantwortlich machen. Durch die Grausamkeiten während des 2. Weltkrieges wurden die deutschen Nachkommen genau so verraten wie die Nachkommen der Länder und Völker, die unterdrückt wurden.

MfG
Danie
 
(...)und heimlich, still und leise, eine eigene Identität zu entwickeln. Und dem wurde 1815 beim Wiener Kongress Rechnung getragen.
Wohl kaum. Zum einen war Luxemburg hernach Mitglied des Deutschen (sic!) Bundes (Warum wohl?), zum anderen wurde es wiederum durch ein fremdes Herrscherhaus regiert (Übrigens noch in anderen Grenzen als heute.).

Eine Frage am Rande, die mir neulich schon mal kam:
Warum wurden eigentlich die Gebiete des späteren Belgiens nicht Bestandteil des Deutschen Bundes?
 
Tekker schrieb:
Warum wurden eigentlich die Gebiete des späteren Belgiens nicht Bestandteil des Deutschen Bundes?
Ich versuche dir die Frage mal zu beantworten:

Das hing damit zusammen, daß Österreich im Wiener Kongreß auf das Gebiet des heutigen Belgien, das den Habsburgern vor Napoleon noch gehörte, verzichtete und statt dessen den Niederlanden direkt zugeschlagen wurde und Luxemburg zum Großherzogtum erhoben wurde und durch Personalunion mit den Niederlanden verbunden wurde. Wärend die Niederlande mit samt heutigem Belgien natürlich nicht zum Deutschen Bund gehörte, gehörte Luxemburg dagegen noch dazu.
Die Personalunion den Niederlanden hielt bis 1890, jedoch mußte das Ghzm. 1839 den wallonischen Teil an das 1830 nach einer Revolution neu gegründete Belgien abtreten.

Auf Volkszugehörigkeiten wurde bei allen Verträgen nicht geachtet, sondern es war ein reines geschachere um Ländereien.

So auch beim Ausscheiden Luxemburgs aus dem Deutschen Bund:
aus: Historischer Atlas Deutschland schrieb:
Indes verschärfte sich der Gegensatz zwischen Frankreich und Preußen. Die Zeiten, da Napoleon III. durch seine Unterstützung des preußischen Bündnispartners Italien den Zweifrontenkrieg gegen Österreich gefördert hatte, waren vorbei. Das zeigte sich bereits 1867 in der Luxemburg-Kriese. Da Luxemburg, das im Deutschen Bruderkrieg neutral geblieben war, mit dem Ende des Deutschen Bundes nicht mehr dessen Mitglied sein konnte, war auch das Besatzungsrecht, das Preußen dort hatte, erloschen. In dieser Situation schloß der niederländische König Wilhelm II., zugleich Großherzog von Luxemburg, mit Napoleon III. einen Vertrag über den Verkauf des Ländchens an Frankreich. Preußen protestierte dagegen, es kam zu einer internationalen Konferenz, in der der Abzug der preußischen Truppen, zugleich aber die Neutralität Luxemburgs vereinbart wurde.
 
Fazit: falls die Luxemburger noch irgendwas anderes sind als Luxemburger, sind sie höchstens noch Europäer, aber auf keinen Fall Deutsche. Uns als Deutsche zu bezeichnen, heisst nur alte Wunden aufzureissen. Die Erinnerung an den Verrat sitzt zu tief.
Der Brockhaus und die Wikipedia bezeichnen die Luxemburger als ethnisch deutsch oder französisch. :grübel:
 
Nja, ich kann diese ganzen Diskussionen nicht nachvollziehen. Im Grunde genommen ist es doch egal ob man sich als Deutscher fühlt oder nicht. Entscheidend ist doch, zu welcher Ethnie man gehört. Und das kann man nunmal nicht ändern, auch wenn den einen oder anderen das scheinbar mental sehr belastet und man seine Zugehörigkeit zu verdrängen sucht.
Im Endeffekt kann ich auch nicht behaupten, daß ein deutscher Hippie nun Inder ist, nur weil er lange Haare hat, Haschisch raucht und sich von der hinduistischen Religion und Lebensweise angezogen fühlt.
 
Nja, ich kann diese ganzen Diskussionen nicht nachvollziehen. Im Grunde genommen ist es doch egal ob man sich als Deutscher fühlt oder nicht. Entscheidend ist doch, zu welcher Ethnie man gehört.


Und um zum Thema "Luxemburger" zurückzukommen: Die Luxemburger sind ethnisch Luxemburger, eine weitere Diskussion ist überflüssig und das Thema hiermit geschlossen.
 
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