Datierung von Werkstein

T

Thorheyerdahl

Gast
Gibt es in der Archäologie eine Methode zur Datierung von Haustein/Werkstein analog zur Radiokarbonmethode bei Holz? Und gibt es sowas für Mörtel, Zement oder Beton?
 
Thermolumineszenzdatierung wird bei Keramik oder Ziegelsteinen verwendet, El Q. hat da was verwechselt.
Natursteine können nur anhand von üblichen Bearbeitungstechniken einer bestimmten Zeit eingeordnet werden. Das geht aber nur sehr grob bis garnicht.
Mörtel oder Beton kann man über die Radiokarbonmethode datierten. Es ist aber wichtig das CaCO3 zu benutzen, das sich durch die Umgebungsluft gebildet hat und Zuschläge oder Fremdkörper rauszufiltern.
 
Calciumcarbonat (trivial Kalk) enthält natürlich auch jede Menge Kohlenstoff, wahrscheinlich auch noch C-14. Mit einer Altersbestimmung kann man dann nur nachweisen, wann der Kalk entstanden ist. Kalktstein ist mehrere Millionen Jahre alt, entstand u.a. zur Zeit der Dinosaurier. Aus diesem uralten Kalk wird auch Beton und Mörtel hergestellt. Die Information über den C-14-Gehalt des Kalk ist für die archäologische Datierung jedoch völlig wertlaus.

Die Radiocarbonmethode ergibt nur bei organischen Baumaterial wie Holz und Stroh einen Sinn. Gegebenenfalls können auch organische Reste im Mörtel zur Datierung dienen, wie z.B. bei der Brigida-Kapelle auf dem Büraberg bei Fritzlar. Hier dienten Holzkohlereste im Mörtel zur Radiocarbon-Datierung.

Nur künstliche Steine können naturwissenschaftlich datiert werden. Gebrannte Ziegelsteine können mit Thermolumeniszenz datiert werden, Mörtel gegebenenfalls durch enthaltenes Pflanzenmaterial mit der Radiocarbonmethode.

Es gibt keine naturwissenschaftliche Methode eine Steinmetzarbeit aus Naturstein zu datieren. Ein behauener Stein kann nur über kunsthistorsche und archäologische Vergleiche oder den Fundzusammenhang datiert werden.
 
Ne @Maglor, man brennt Kalksteine und erhält Calciumoxid CaO. Das wird gelöscht mit Wasser und ergibt CaOH2.
Da ist kein Kohlenstoff drin. Das wird gemischt mit Sand und nennt sich jetzt Mörtel. Dieser Mörtel bindet mit Kohlendioxid der Luft ab und wird dadurch hart.

Edit: Hab für dich noch einen Wikiartikel gefunden, der das ganz gut erklärt: Technischer Kalkkreislauf – Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
@Maglor Hab jetzt dein Büraberg Artikel gelesen und gedacht, spinnen jetzt die ETH Leute. Datieren die anhand von Holzkohlepartikeln auf 100 Jahre genau ? War natürlich nicht so, im Wikipedia Artikel steht Müll, sie datierten Holzstengel die sie im Mörtel fanden. Wir wissen ja, dass zwischen Kernholz und Splintholz hunderte von Jahre sein können und man mit Holzkohlepartikeln kein Splintholz identifizieren kann. Das sieht bei Holzstengeln natürlich anders aus.
 
Holz und dergleichen im Kalkmörtel zeigen das Maximalalter, der abgebundene Mörtel das Minimalalter.
Und dann bohrt man unterm Mikroskop passende Proben, holt den Kohlenstoff raus und jagt dann die winzige Menge durch einen sehr empfindlichen Massenspektrometer.
Und weil das alles noch recht neu, und daher entsprechend unsicher, gleicht man das mit den Datierungen der restlichen Zunft der Historiker ab.
Find ich toll und Danke @edgar für den interessanten Hinweis darauf
 
Zurück
Oben