DDR-Sozialismus - eine Religion

H

Hurvinek

Gast
Zum V. Parteitag der SED im Jahr 1958 erfand Walter Ulbricht die
Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik:
1. Du sollst Dich stets für die internationale Solidarität der Arbeiterklasse und aller Werktätigen sowie für die unverbrüchliche Verbundenheit aller sozialistischen Länder einsetzen.
2. Du sollst Dein Vaterland lieben und stets bereit sein, Deine ganze Kraft und Fähigkeit für die Verteidigung der Arbeiter- und Bauern-Macht einzusetzen.
3. Du sollst helfen, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beseitigen.
4. Du sollst gute Taten für den Sozialismus vollbringen, denn der Sozialismus führt zu einem besseren Leben für alle Werktätigen.
5. Du sollst beim Aufbau des Sozialismus im Geiste der gegenseitigen Hilfe und der kameradschaftlichen Zusammenarbeit handeln, das Kollektiv achten und seine Kritik beherzigen.
6. Du sollst das Volkseigentum schützen und mehren.
7. Du sollst stets nach Verbesserung Deiner Leistungen streben, sparsam sein und die sozialistische Arbeitsdisziplin festigen.
8. Du sollst Deine Kinder im Geiste des Friedens und des Sozialismus zu allseitig gebildeten, charakterfesten und körperlich gestählten Menschen erziehen.
9. Du sollst sauber und anständig leben und Deine Familie achten.
10. Du sollst Solidarität mit den um ihre nationale Unabhängigkeit verteidigenden Völkern üben.

aus Nordkurier, Kurier am Wochenende, 4./5. Juli 2009, S. 2
 
Naja, so zu verachten waren ja diese Ziele nicht. Nur, wie sie durchgesetzt wurden, war Mist.

Einen Spruch hast du noch vergessen, Hurvi.
"Jeder Mensch an jedem Ort, einmal in der Woche Sport" :D

Ach ja, da war doch noch etwas. "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen"
oder "Brauchen wir wirklich dieses Jae Jae Jae in unserer Unterhaltungskunst"?
 
Zuletzt bearbeitet:
Pathetische Wordhülsen wie diese Gebote kann jeder aufstellen. Aber ich frage mich ob du dich bei dem System der Kollektivierung wirklich wohlgefühlt hättest.
 
Aber ich frage mich ob du dich bei dem System der Kollektivierung wirklich wohlgefühlt hättest.

Hurvinek sowie ich haben jahrzehnte in diesem System gelebt.

Das ist also kein Thema.
Wie im richtigem Leben auch, gab es gute und schlechte Momente.
Wenn man darauf dressiert ist, alles Nebensächliche zu überhören, ging das schon.
 
Was soll das hier eigentlich alles grad?

Dass alle möglichen und unmöglichen Institutionen Gebots- und Verbotslisten aufgestellt haben, ist ja nun nichts, was verwundern sollte.

Was mir fehlt, ist eine Fragestellung wie etwa diese: "Hat der V. Parteitag in Abgrenzung zur christlichen Religion durch die Aufstellung einer eigenen Liste von Geboten im Sinn gehabt, eine eigene religiöse Begründung seiner Daseinsberechtigung zu setzen?"

Wie wär´s mal mit ein paar knallharten Thesen hierzu, über die es sich zu diskutieren wirklich lohnte?

Ansonsten verläuft sich dieser Thread m. E. nämlich im Nirwana der Bedeutungslosigkeit und Beliebigkeit.

Oder tut er das schon? Wenn ja, dann seien hier aus gegebenem Anlass die 10 Gebote der Hundehaltung zitiert:

Die Teckelzucht - Eine Religion:

1. Erziehe Deinen Hund, wie Du ein Kind erziehen würdest.
2. Sprich mit Deinem Hund, er kann Dir zwar nicht antworten, aber am Ton und Ausdruck Deiner Sprechweise versteht er Dich und gibt mit seinen beredten Augen Antwort.
3. Strafe Deinen Hund nie nachträglich für etwas, das er vielleicht vor einer Stunde verbrochen hat, er würde den Zusammenhang nicht mehr verstehen und die Strafe als unmotiviert ansehen und dadurch sein Vertrauen zu Dir verlieren.
4. Schlag Deinen Hund nie mit der Peitsche, mit dem Stock oder der Leine und würge ihn nie, sonst wird er handscheu. Strafe ihn mit einem energischen Pfui, strafe ihn mit Verachtung, Du bist für ihn sein Chef und wenn Du Dich nicht mehr mit ihm abgibst bedeutet dies für ihn sehr viel und straft ihn mehr, als Du glaubst.
5. Sperre Deinen Hund zur Strafe nie stundenlang ein, wenn er nach einem Streich vertrauensvoll zu Dir zurückkommt. Du hast viele Möglichkeiten, um Dir die Zeit zu vertreiben - Dein Hund hat nur Dich und ist auf die Abwechslung angewiesen, die Du ihm bietest.
6. Wenn Dich Dein Hund bei der Arbeit oder beim Training nicht sofort versteht, ist es bestimmt nicht aus Bosheit, habe Geduld mit ihm, sei gütig zu ihm und versuche noch einmal, Dich ihm verständlich zu machen. Er freut sich, wenn er etwas lernen darf und arbeitet gerne, da dies Abwechslung für ihn bedeutet.
7. Lasse Deinen Hund nie bei warmer Jahreszeit im Auto und wenn dies doch einmal sein muß, dann stelle den Wagen an einen Ort, wo Schatten ist. Öffne weit das Fenster, damit Dein Hund genügend frische Luft hat und stelle ihm genug Trinkwasser zur Verfügung. Der Kofferraum ist kein Transportmittel für Deinen Hund, im übrigen ist es polizeilich verboten, Hunde im Kofferraum zu transportieren.
8. Wechsle Deinen Hund nicht wie ein Kleidungsstück. Er ist keine Ware, sondern ein unersetzlicher Freund, der auch in schlechten Tagen immer zu Dir steht.
9. Hab Deinen Hund lieb, sprich recht oft zu ihm. Er lebt nur ein paar kurze Jahre und schenkt Dir in dieser Zeit seine unerschütterliche Treue.
10. Nimm Dich vermehrt Deines Hundes an, wenn er alt ist. Bedenke, daß er im Alter nicht mehr so aktiv sein kann, vielleicht ein verbrauchtes Herz hat oder seine Gelenke schmerzen. Gib ihm leicht verdauliches Futter, wenn er älter wird, habe Geduld, wenn er nicht mehr so gut hört und so schnell reagiert wie in jungen Jahren. Vielleicht sieht er auch nicht mehr so gut. Vergiß nicht, auch Du wirst einmal alt, vielleicht sogar blind oder einsam sein. Dann wirst Du dankbar sein, wenn Dir Dein vierbeiniger Kamerad den Lebensabend verschönert.
Teckelzucht "vom Griesenbrauck"
 
Der religiöse Zug im Sozialismus lag gerade in der betonten, vordergründigen Wissenschaftlichkeit.
Der historische Materialismus war ja ein Mix aus Geschichtstheorie und Heilslehre. Die Konsequenz daraus: Es musste ja immer dargestellt werden, dass man sich einem progressiven, den Kapitalisten überlegenen Menschheitsstadium befindet. Das musste dem Bürger verkauft werden.
Da die realen Probleme nicht immer Schritt hielten mit diesem fortschrittlichen Bild, war das durchaus auch eine Glaubensfrage. An die Stelle des theologischen Seminars traten die Parteihochschulen.
 
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