Der andere David

parago

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Das Kunstphaenomen ‘David’ duerfte ja allgemein bekannt sein. Ueber die letzten Jahrhunderte haben sich zahlreiche Kuenstler der vielleicht sympathischsten Bibelfigur angenommen; Maler ebenso wie Bildhauer. David’s Geschichte wird im ersten Buch Samuel erzaehlt. Waehrend den Vorbereitungen zu einer Schlacht zwischen Philistern und Israeliten tritt ein Gigant aus den Reihen der Philister hervor, der Schrift nach sechs Ellen und eine Spanne hoch, einen Helm aus Erz auf dem Kopf, den Koerper geschuetzt durch einen Schuppenpanzer. Sein Name? Goliath. Sein Anliegen? Ein Zweikampf. Ganze 40 Tage lang soll er auf einen freiwilligen Gegner aus den Reihen der Israeliten gewartet haben. Niemand wagte es, ihm gegenueber zu treten. Der durch Zufall Zeuge der aeusserst unangenehmen Situation gewordene junge Schafhirte David jedoch laesst den Knoten platzen. Und zwar mit List und – Steinschleuder. Der Rest ist Geschichte. <?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>

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Das wohl beruehmteste Ergebnis kuenstlerischer Faszination mit dem jungen Helden ist die in Stein verewigte Perfektionsausgabe eines maennlichen Koerpers des Rennaissance-Genies Michelangelo aus dem Jahre 1504. Dieser wurde hier im Forum bereits mehrfach behandelt und wird deshalb heute von mir grosszuegig ignoriert – so schoen er auch ist. :D <o:p></o:p>

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Ich moechte euer Augenmerk auf einen anderen David richten. Auf den, der fuer mich persoenlich der Inbegriff der ‚Liebe auf den zweiten Blick’ ist. Nicht etwa, weil er haesslicher oder unscheinbarer ist, oder gar, weil sein Erschaffer weniger beruehmt ist als der des ‚Klassisch-Schoenen’. Nein, er ist ledglich anders. Besonders, weil lebendiger. Und damit in meinen Augen einfach ‚besser’.<o:p></o:p>

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Es handelt sich um den 1623 von Gianlorenzo Bernini geschaffenen, ebenfalls marmornen David, der heute in der Galleria Borghese in Rom zu bewundern ist. Bernini ist der wohl bedeutendste Bildhauer des Barock; bereits in extrem jungen Jahren erschuf er Atemberaubendes aus Stein.<o:p></o:p>

Sein mit 170 cm im Vergleich zu Michelangelo’s 434 cm eher klein geratener David faellt durch seine extreme Dynamik auf. Bernini waehlte fuer seine Verewigung den Moment des Angriffs. Nicht etwa, wie Michelangelo, die ‚Ruhe vor dem Sturm’, oder, wie Donatello mehr als 200 Jahre zuvor, die ‚Ruhe nach dem Sturm’ – nein. Bernini wagte es, den Moment absoluter Anspannung, die alles entscheidende Bewegung zu modellieren und einzufrieren. Unglaubliche 7 Monate nur benoetigte er fuer die Fertigstellung seines Helden; fast scheint es, als haette er befuerchtet, den ihm so wichtigen Moment aus den Augen zu verlieren..<o:p></o:p>

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Ein wahres Meisterwerk und nur eines von Dutzenden, die Gianlorenzo Bernini in den ueber 50 Jahren seines aktiven Schaffens kreierte.<o:p></o:p>
 

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