Der etwas andere Benjamin Franklin - Rassist und Deutschhasser

SRuehlow

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Wir alle kennen Franklin als einen großen Staatsmann und Vordenker im Zeitalter der Aufklärung. Politisches Genie, selbstloses und gemeinnütziges Engagment und wissenschaftliche Billanz, all das und noch viel mehr verbinden wir mit diesem Amerikaner und Engländer, wie er sich selbst gerne sah.

Franklin hatte jedoch auch andere Seiten: Nicht nur als strikter Vertreter gegen die Sklaverei machte er sich einen Namen, sondern auch als Rassist, dessen Schähungen sich ganz besonders gegen die neuen deutschen Kolonisten in Pennsylvania richtete. 1754 lies er Flugblätter gegen die deutschen Siedler drucken (Er war ja Innhaber einer Druckerei in Philadelphia), die widerrum nach 1760 in den politischen Wahlkämpfen gegen ihn benutzt wurden.
Hintergrund ist, dass in den 1730er bis 1760er Jahren zehntausende Deutsche nach Pennsylvania kamen, um dort im Hinterland zu siedeln und das Land zu "kultivieren". Sie wurden zu Hunderten in den Häfen von Rotterdam angeworben, mit Versprechungen wie der freien Religionsausübung in Pennsylvania und dass man sie dort nicht behelligen würde. Dort wäre Gottes Reich auf Erden und man hätte dort die "unbegrenzten Möglichkeiten". Also kamen Tausende und der kleine Bevölkerungsanteil der Engländer ging drastisch zurück. Philadelphia schwoll zu einer Megacity an, auch wenn die meisten Menschen eigentlich hier nur auf der Durchreise waren.
Franklin waren die Deutschen ein Dorn im Auge und er ergriff jede Möglichkeit, sie irgendwie zu beleidigen oder ihnen, auch wenn es nur ein geringer war, Schaden zuzufügen. Seine Worte und seine Meinung über die Neuankömmlinge in der Neuen Welt war einfach nur verletzend. Er war der Meinung, dass die Deutschen Pennsylvania "germanisieren" würden, wenn man keine Wege und Mittel fand, die Deutschen von ihrem Deutschtum abzubringen. Man versuchte, die Deutschen in kleine Orte zusammenzufassen und sie zu anglikanisieren, also ihnen ihre Sitten und ihre Sprache zu nehmen. Doch die Bevölkerung deutscher Herrkunft hiel dadurch noch stärker an ihren Traditionen und vor allem an ihrer Sprache fest. Franklin war der Meinung, als man in der Regierung vorschlug, man solle die Deutschen durch Mischehen "ausrotten", dass kein Engländer Geschmack an den hässlichen deutschen Frauen finden könne und man keiner englischen Frau einen germanischen Mann zumuten könne. Außerdem könne man den Deutschen auch nicht ihre "dunkle Hautfarbe" nehmen, die sie von den Engländern in Amerika unterscheidet. Die Sachsen nahm er in Schutz, in allen Beleidgungen, die er gegen die Deutschen aussprach, denn von ihnen stammten ja die Engländer ab - also unterschied er die deutsche Bevölkerung in Pennsylvania zwischen Sachsen und allen anderen.
Franklin wollte sein Pennsylvania enthnozentrisch halten, also rein anglikanisch. 1747 hatten die Pennsylvaniadeutschen es mehrheitlich abgelehnt sich in der Bürgerwehr und in den Schutzmilitzen zu organisieren. Dies war noch um so alamierender für Franklin, als er 1751 von dem Gerücht hörte, dass die Franzosen in Illinois eine deutsche Kolonie errichten wollten, was sich aber nur als heiße Luft herausstellte.

Quelle: Morgan, Edmund S.: Benjamin Franklin, Eine Biographie, Beck-Verlag, München 2006, S. 79f.
 
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hallo,

ein ziemlich interessanter bericht! vor allen dingen kommt man doch ins grübeln, wenn man sich wirken und ruf franklins vor augen hält. denn da wären ja nun nicht nur der gründervaterstatus und der allseits bekannte blitzableiter zu nennen, sondern ebenfalls tiefgründige gedanken zu tugendethik und moral. mir trat der herr mit seinen weisen worten
"ein wahrhaft großer Mann wird weder einen Wurm zertreten noch vor dem Kaiser kriechen" in den sinn. um so kritischer lässt sich sein intolerantes politisches treiben betrachten. aber wenn man ehrlich ist kann uns diese
"vom mantel der freiheit & gerechtigkeit bedeckte politik" doch keinesfalls
fremd sein, denn sie zieht sich wie ein roter faden durch die geschichte des angloamerikanischen kontinents, auf dem die sogenannten mächtigen seit jahrhunderten bemüht sind die schranken der ungleichheit
aufrechtzuerhalten...
 
aber wenn man ehrlich ist kann uns diese
"vom mantel der freiheit & gerechtigkeit bedeckte politik" doch keinesfalls
fremd sein, denn sie zieht sich wie ein roter faden durch die geschichte des angloamerikanischen kontinents, auf dem die sogenannten mächtigen seit jahrhunderten bemüht sind die schranken der ungleichheit
aufrechtzuerhalten...

Bei dieser Gelegenheit darf ich darauf hinweisen, daß wir uns hier nicht in einem Politikforum befinden und auf platte anti-angloamerikanische Slogans keinen Wert legen.
 
denn da wären ja nun nicht nur der gründervaterstatus und der allseits bekannte blitzableiter zu nennen, sondern ebenfalls tiefgründige gedanken zu tugendethik und moral.

Er war nicht nur der Erfinder des Blitzableiters, sondern machte sich auch einen ruhmhaften Namen als Naturforscher - er widmete einige seiner Schriften der Erforschung der Stürme und der Meeresströme. Ebenso sollte man erwähnen, dass Franklin in seinen frühen Jahren einen wirklich rauchfreien Kamin erfand oder zumindest das Problem löste, dass ein Ofen weder ins Zimmer qualmt, noch irgendwie zieht. Verschiedene englische Lords traten bei ihm die Türe ein [als er in London weilte], um sich von ihm erklären zu lassen, wie man effektiv die "Hütte" heizt. Seine Studien über die Tagelage von Schiffen ist mit den Schriften daVincis über die Flugbewegungen von Vögeln gleichzusetzen.
Was die Moral angeht, möchte ich hier keine platten Bemerkungen über Amerikaner machen - Hyokkose hat recht, das gehört hier nicht her. Trotzdem steht fest, dass Franklin sich erst sehr spät gegen die Sklaverei einsetzte und zwar zwei Wochen vor seinem Tod. Franklin besass selbst einen Leibsklaven namens Peter [Franklin erwähnt in 1760 erstmals in einem Brief an seine Frau Deborah, nachdem diese sicher nach Peter und King, dem Sklaven von Franklins Sohn Wiliam, erkundigt hatte]. Erst 1790 kommt Franklin zu dem Schluss, dass Sklaverei unmoralisch sei und man diese verbieten sollte - man hatte ihn zum Vorsitzenden einer Gesellschaft zur Bekämpfung der Sklaverei ernannt, ohne dass er sich für diese Position berufen gefühlt, geschweige denn, beworben hätte. Dies war ein "natürlicher" Vorgang, denn er wurde überall in die verschiedensten Kommisionen, Komitees oder Gesellschaften gewählt, nur weil er, wie es die Franzosen ausdrückten, Seneca, Solon und Platon in einer Person sei oder besser gesagt, der erste Mann im Universum.
 
Was waren das denn für 'Deutsche', die im 18.Jhdt. nach Pennsylvanien kamen?

Gab es denn Hintergründe zu seiner Deutschfeindlichkeit?
 
Pennsyvania-Deutsche

Ich war neulich wieder in dem schönen Freilichtmuseum Kommern (als Darsteller). Hier geht es in einer ganzen Ausstellung, um speziell die Deutschen, die im 18.Jh. nach Amerika ausgewandert sind. http://www.migration.lvr.de/reload.asp?U=http://www.migration.lvr.de/
In Pennsylvania wird meines Wissens diese Seite der Geschichte auch in Freilichtmuseen dargestellt und somit bleibt das Bewusstsein um die deutschen Wurzeln noch präsent, neben den vielen deutschen Bräuchen wie Ostereierbemalen usw..:winke:
 
Was waren das denn für 'Deutsche', die im 18.Jhdt. nach Pennsylvanien kamen?

Gab es denn Hintergründe zu seiner Deutschfeindlichkeit?

Die deutschen Aussiedler kamen aufgrund der Zusicherungen des Gründer und Besitzers von Pennsylvania [Penn - steht für W. Penn; sylvania - lat. Wälder], William Penn (1644-1718). Er sicherte den Quäkern die freie Religionsausübung zu, wie allen anderen christlichen Konfessionen. Vor allem deutsche Mennoniten liesen sich im Hinterland von Pennsylvania nieder und gründeten Farmen oder Farmgemeinschaften, die zwangsläufig in deutsche Gemeinden mündeten. Hier bewarte sich die Sprache und Kultur der Aussiedler und Neuankömmlinge, die meistens aus dem Saarland oder der Pfalz auswanderten. Franklin hatte in den 1750er Jahren aus Spaß eine Statistik über den kommenden Bevölkerungswachstum in den anglo-amerikanischen Kolonien erstellt und war überzeugt, dass binnen kurzer Zeit die englischen Amerikaner eine höhere Bevölkerungsdichte erreichten, als im Mutterland England. Jedoch Pennsylvania hatte, wegen der Religionsfreiheit, zahlreiche Deutsche angezogen, die bald eindeutig in der Mehrheit waren, was nur ungefähr 30-40 Jahre anhielt, denn Iro-Schotten wanderten zunehmend ein. Er war Engländer, so sah er sich zumindest, und wollte nicht, dass das britische Empire und dazu zählte Pennsylvania germanisiert wurde und die Engländer an Einfluss verloren. Ebenso betrachtete er die Errungenschaften des Empire vor allen anderen Staaten...
 
Einem aufgeklärten Menschen des 18.Jhds. waren diese Religionsfanatiker sicherlich unbehaglich. Ich unterstelle mal: er wollte das neue Land mit modernen Werten füllen. Und nicht mit mittelalterlichen Vorstellungen, wie sie die Deutschen mitbrachten ...
 
Einem aufgeklärten Menschen des 18.Jhds. waren diese Religionsfanatiker sicherlich unbehaglich. Ich unterstelle mal: er wollte das neue Land mit modernen Werten füllen. Und nicht mit mittelalterlichen Vorstellungen, wie sie die Deutschen mitbrachten ...
Wieso sollten die Deutschen mittelalterliche Vorstellungen mitgebracht haben?
Gerade die auswanderndernden Religionsgemeinschaften, hatten neue Ideen, die sich erst im 18.Jh. entwickelten bzw. wandelten. Gerade weil sie nicht mit den alt hergebrachten kirchlichen Systemen in Einklang kamen und dadurch bisweilen Repressalien ausgesetzt waren, wanderten sie ja aus. Ich denke, dass die Deutschen viel zu den heutigen amerikanischen Werten beigetragen haben. Wie ich in Kommern erfuhr, bemühten sich die englischen Handelspartner auch den deutschen Bedürfnissen bis hin zu den Öfen und Betten zu entsprechen, während die Deutschen in Pennsylvania als Zeichen, sich integrieren zu wollen, die Teezeit übernahmen. Das änderte zwar lange nichts an einer existierenden Parallelgeselschaft, die noch Carl Schurz am Ende des 19.Jh. antraf, als er amerikanischer Politiker wurde, aber auf beiden Seiten war man sich um die Vorzüge einer guten Partnerschaft durchaus bewusst.
Es mag sein, dass Franklin diese Parallelgesellschaft, die nicht allein durch die Sprachbarriere vielleicht für die Anglophilen abschreckend wirkte, ein wenig fürchtete.
 
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Wieso sollten die Deutschen mittelalterliche Vorstellungen mitgebracht haben?

Bezogen auf die Mennoniten und Amischen, die wohl zu den konservativsten Gruppen zählen, welche die westliche Welt in den letzten 500 Jahren hervorgebracht hat?
 
Hier ein kleiner Text den ich noch zu der Systematik Deutsche in Amerika gefunden habe: http://pom.bbaw.de/JDG/browse?id=JRE0973&year=1933-34 oder auch http://home.arcor.de/maramut/02arc/auswan6.htm .
Recht interessant finde ich, die Nennung in dem Text auch von katholischen deutschen Auswanderern, ich hätte die Herkunft bis jetzt doch eher im protestantischen Raum angesiedelt. Neben der calvinistischen Pfalz war auch das Rheinland eines der wichtigsten Auswanderungsgebiete. Von Mecklenburg-Strelitz habe ich auch schon davon gelesen, wobei ich mir die Flucht zwar anhand der Ursache bei der dortigen Leibeigenschaft noch recht regider Couleur recht gut vorstellen kann, vermag ich mir allerdings auch die Hemmnisse durch diese Leigeigenschaft überhaupt in Ostelbien ausmalen.
@ Pope
Es bliebe zu klären wie hoch der Anteil der Mennoniten und Amischen an den Auswanderern des 18.Jh. waren und wieviele zum Zeitpunkt von Franklins Vorgehen bereits angesiedelt waren. Selbst wenn der Anteil nicht eben groß war, genügt ein kleiner Teil, um als symbolträchtig und verallgemeinernt hergenommen zu werden. Die englischen Auwanderer waren ja auch bei weitem nicht alles nur Pilgrims.
Vereinfacht kann man natürlich auch schlichtweg von einem Konkurrenzdenken ausgehen, das zwischen den Siedlern geherscht haben wird. Wenn eindeutig identifizierbare und sich gegeneinander abschirmende Gruppen obendrein existieren, dann ist die Reaktion Franklins vielleicht etwas rationaler zu verstehen.
 
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Wiki schrieb:
Der Großteil der Amischen wanderte im 18. Jahrhundert nach Pennsylvania in die USA aus, weil sie dort nicht verfolgt wurden. William Penn, der Namensgeber des Staates Pennsylvania, wollte in Amerika ein „holy experiment“ starten und lud alle Glaubensverfolgten ein, nach Amerika zu kommen. Dies war für viele Gruppen die einzige Möglichkeit, in Ruhe und Frieden zu leben, so dass ab 1683 auch die deutsche Einwanderung in Amerika offiziell begann, mit 13 Krefelder Mennonitenfamilien nach dem später genannten Germantown, Pa. In deutschen Landen waren damals Flugblätter im Umlauf und Werber unterwegs, die dazu aufriefen, das Land zu verlassen. Viele Kleinstaatenfürsten ließen ihre Bevölkerung gerne gehen, nahmen ihnen aber auch vieles vorher ab. Die ersten bedeutenden Gruppen erreichten Lancaster County zwischen 1720 bis 1730. Noch heute findet man in Lancaster County eine große Siedlungsdichte an Amischen (ca. 25.000). Von diesem Landkreis aus begann die Besiedlung anderer Gebiete Amerikas, so z. B. auch die nur wenig später entstandenen Siedlungen in Ohio (Holmes County, Wayne County, Tuscarawas County, Stark County und die nächstgroße Siedlung in Geauga County, Ohio) sowie LaGrange County, Indiana. Mittlerweile sind Amische in über zwanzig US-Staaten und Ontario, Kanada zu finden. Außerhalb Nordamerikas gab es Versuche in Mittelamerika und in Paraguay Siedlungen zu bilden, diese waren aber zumeist nicht von langer Dauer.

http://de.wikipedia.org/wiki/Amish_People
 
Einem aufgeklärten Menschen des 18.Jhds. waren diese Religionsfanatiker sicherlich unbehaglich. Ich unterstelle mal: er wollte das neue Land mit modernen Werten füllen. Und nicht mit mittelalterlichen Vorstellungen, wie sie die Deutschen mitbrachten ...

Es wäre aber eine Verallgemeinerung zu sagen, Deutsche = mittelalterliche Vorstellungen. Die aus England stammenden Pilgerväter waren auch nicht gerade die Vorreiter des Fortschritts.

Dagegen war der zeitgleich nach Amerika gegangene deutsche Offizier Steuben maßgeblich an den Siegen Washingtons beteiligt.

Weitere Namen erfolgreicher Deutscher des 18. Jh. wären Mühlenberg und Astor.
 
Ich möchte mich der Meinung anschließen, dass Deutschtum nicht gleich Mittelalterdenken und altertümliche Traditionen sind. Nehmen wir das Beispiel, das ich hier angeführt habe - die Mennoniten und Amisher-People: Diese Gruppierungen geniesen heute den Ruf, eine konservativ, religiös-geprägte Gemeinschaften zu sein. Zur Zeit Franklins waren sie dies keineswegs. Eine Kommune, die gemeinschaftliche Erzeugnisse produziert, das haben die Siedler anglo-amerikanischen Pennsylvanias zur damaligen Zeit vermutlich noch nicht gekannt.

Weiterhin hier mal ein Gedanke zur Isolation der Deutschen in kleinen Gruppen: Franklin war der Auffassung, dass sich die deutschen Siedler abkapselten und nicht mit Engländern, Schotten, Ureinwohnern und anderen Gruppierungen abtun wollten. Er unternahm, wie ich bereits beschieben habe, verschiedenste Versuche, die Deutschen zu anglo-amerikanisieren, was aber mit heftigem Widerstand seitens der deutschen Neuankömmlinge verbunden war und somit nicht verwunderlich ist, wenn es Versuche von Ego-Isolation gab. Aber sehen wir das mal von der anderen Seite: Engländer, die wie Franklinwaren, die Vorurteile hatten und germanophob waren, werden bestimmt nicht auf ein BBQ zu ihren deutschen Nachbarn gekommen sein, sondern werden sie eher gemieden haben. So kann auch eine Isolation entsanden sein...
 
Einmal abgesehen von den Verallgemeinerungen, auf die bereits von mehreren Seiten berechtigt hingewiesen wurde, würden mich noch folgende Dinge interessieren...

... er wollte das neue Land mit modernen Werten füllen. Und nicht mit mittelalterlichen Vorstellungen, wie sie die Deutschen mitbrachten ...

Bezogen auf die Mennoniten und Amischen, die wohl zu den konservativsten Gruppen zählen, welche die westliche Welt in den letzten 500 Jahren hervorgebracht hat?

Mir ist nicht ganz klar, was die Lehren der angesprochenen Gemeinschaften mit dem Mittelalter zu tun haben... :grübel:
Ich dachte immer, daß Mennoniten und Amischen ihre Lehre auf die Lehre der Täufer des 16. Jh. zurückführen - und die gehört ins Zeitalter der Reformation (Abspaltung von den Zwinglianern), ergo in die Frühe Neuzeit... :grübel:

Das ist zwar jetzt etwas Off Topic, aber interessieren würde mich der Hintergrund dieser Assoziation schon... :grübel:
 
Das ist zwar jetzt etwas Off Topic, aber interessieren würde mich der Hintergrund dieser Assoziation schon... :grübel:

Das ist meines Erachtens überhaupt nicht off topic, weil eben die Besonderheiten der deutschen Auswanderer ja Benjamin Franklin dazu veranlasst haben, seine Meinung über diese zu entwickeln.
Ich glaube auch einmal eine deutschsprachige Zeitung aus Philadelphia gesehen zu haben. Da es also auch in den großen Städten Deutsche gab, sollte doch wiederum eher dafür sprechen, dass eben doch ein großer Teil der deutschen Einwanderer keine Amische war, die ja eher in kleinen Gemeinden als in großen Städten leben und lebten. Hier in der großen Stadt sollte es allerdings auch zu Anknüpfungspunkten zwischen Deutschen und Engländern gekommen sein.

Höchst spannend finde ich, da ich gerade anfange mich damit zu beschäftigen, dass die deutschen Einwanderer schon so früh (spätes 17./frühes 18. Jh.) nach Nordamerika kamen, also etwa zeitgleich mit der größeren und nachhaltigen Besiedlungswelle der Engländer. Somit gehören eben auch diese deutschen Einwanderer zu denjenigen, welche den Grundbaustein für die 13 Kolonien gelegt haben. Interessant ist auch die Besiedlung von Louisiana noch zur französischen Kolonialzeit (bis 1803) ebenfalls durch einige Deutsche.

Die Handwerkstechniken etc. welche die Deutschen mitbrachten, trugen ja auch zur bald aufblühenden Wirtschaft bei. Hierzu ein kleiner Verweis nochmal auf meinen Beitrag von Gestern 15:04.

Zum ersten Beitrag von SRuehlow möchte ich noch anmerken, dass diese Ablehnung der Deutschen von 1747 sich in den Schutzmilizen etc. zu organisieren 1. von eben dem Anteil an Amischen usw. herrühren könnte und 2. völlig konform mit einigen Praktiken in den 13 Kolonien des 18.Jh. geht. Ich erinnere mich an Aufforderungen Steubens an den Gouverneur Jefferson während des AUK, Mittel und Gelder für die Armee zur Verfügung zu stellen, dass Steuben wie es sein Auftrag war, eine Streitmacht für den Staat Virginia aufstellen sollte, um diese daraufhin gegen Cornwallis zu werfen. Allerdings beharrte Jefferson auf einige unnütze Floskeln und unterließ alle Hilfen für Steubens Unterfangen, obwohl er sich in Schrift und Spruch stets für den Krieg und die Unabhängigkeit aussprach.
 
Ich interpretiere Franklins Worte so, dass er sich in erster Linie als Engländer sah und Amerika - trotz der politischen Unabhängigkeit - als Interessensgebiet der englischen Kultur.

Dabei betrachtete er jeden Nicht-Engländer als Konkurrenten; nur zufällig waren die Deutschen am zahlreichsten und deshalb die Hauptgegener.
 
Franklin hatte jedoch auch andere Seiten: Nicht nur als strikter Vertreter gegen die Sklaverei machte er sich einen Namen, sondern auch als Rassist, dessen Schähungen sich ganz besonders gegen die neuen deutschen Kolonisten in Pennsylvania richtete.
Benjamin Franklin ein „Deutschhasser“? Vielleicht hilft der O-Ton weiter:
1747 Benjamin Franklin in „Plain Truth“ schrieb:
„Auch sind unter uns Tausende jener kriegerischen Nation, deren Söhne seit Caesars Zeiten jenen Charakter bewahrt haben, den dieser ihren Vätern zuschrieb, jene Verbindung von Wagemut und allen anderen militärischen Tugenden Ich meine die tapferen und aufrechten Deutschen. Viele von ihnen haben in der Tat schon Waffen getragen im Dienste ihrer jeweiligen Fürsten. Wenn sie schon gut für ihre Tyrannen und Unterdrücker kämpften, würden sie sich dann verweigern mit uns gemeinsam ihre neuerlich erlangte und hochgeschätzte Freiheit sowie ihren Besitz zu verteidigen?“ (Quelle: Papers of Benjamin Franklin, Bd. 3, S. 203 – zitiert nach Andreas Brinck, Die deutsche Auswanderungswelle in die britischen Kolonien Nordamerikas um die Mitte des 18. Jahrhunderts, 1993, S. 9).
Vor dem Hintergrund des österreichischen Erbfolgekrieges (1740-48) versuchte Franklin die deutschstämmigen Bewohner Pennsylvanias für die geplante Miliz zu gewinnen. In einer solchen Werbeschrift schreibt man freilich nett über die Zielgruppe. Gleichwohl wird deutlich, dass Franklin den deutschstämmigen Bewohnern 1747 nicht ablehnend gegenüber stand.

Zwischen 1727 und 1747 kamen im Schnitt pro Jahr 5,5 Schiffe mit deutschen Einwanderern in Philadelphia an (vgl. Brinck, a.a.O, S. 14).
1750 Brief von Benjamin Franklin an James Parker schrieb:
Die Beobachtung betreffs der in zu großer Zahl nach Pennsylvania einwandernden Deutschen ist, wie ich glaube, sehr richtig. Dies wird in wenigen Jahren eine deutsche. Kolonie werden. Anstatt daß die Deutschen unsere Sprache lernen, müssen wir die ihre lernen oder wie in einem fremden Lande leben. Schon jetzt beginnen einige Engländer bestimmte Wohngegenden zu verlassen, die von Deutschen eingekreist sind, weil sie sich dort aufgrund der abstoßenden, ungehobelten Manieren der Deutschen nicht mehr wohlfühlen. In Zukunft werden wohlmöglich ganze Scharen die Provinz aus demselben
Grunde verlassen“ (Papers of BF – zitiert nach Brinck, a.a.O., S. 12).
Hier schrieb Franklin vor dem Hintergrund einer 1749 massiv einsetzenden Einwanderungswelle und den damit verbundenen Eindrücken, „Problemen“, etc. für die „Einheimischen“. Die Schiffszahlen zum Vergleich: 1748 7 Schiffe, 1749 25 Schiffe, 1750 15 Schiffe (im Schnitt 15,7 Schiffe pro Jahr; gegenüber 5,5 Schiffen über einen Zeitraum von 21 Jahren!).
1753 schrieb:
„Jene [Deutschen], die hierherkommen, gehören für gewöhnlich zu den ungebildetesten und dümmsten ihrer eigenen Nation. Weil aber Unbildung oft mit Gutgläubigkeit einhergeht, wenn Unehrenhaftigkeit verleiten will und Verdächtigung die Folge ist, wenn die Ehrlichkeit die Sache ins rechte Licht zu rücken gedenkt, weil nur wenige Engländer die deutsche Sprache verstehen und sich somit weder durch die Presse noch die Kanzel an die Deutschen wenden können, ist es fast unmöglich, ihnen Vorurteile auszutreiben, denen sie einmal anhängen Ihr eigener Klerus hat wenig Einfluß auf die Leute, die eine ungewöhnliche Freude daran zu haben scheinen, ihre Geistlichen zu mißbrauchen und aus jedem nichtigen Anlaß zu entlassen. Nicht an die Freiheit gewöhnt, wissen sie nicht, von ihr bescheidenen Gebrauch zu machen“ (Papers of BF, Bd. 4, S. 483-484 – zitiert nach Brinck, a.a.O., S. 10).
„auf Deutsch und auf Englisch gedruckt; die Schilder in unseren Straßen tragen Inschriften in beiden Sprachen und sind an manchen Orten sogar nur auf Deutsch geschrieben: Seit einiger Zeit fassen [die Deutschen] alle ihre Verträge und auch andere juristische Schriftstücke in ihrer eigenen Sprache ab, die sogar (was meiner Meinung nach nicht statthaft ist) von unseren Gerichten anerkannt werden, wo die Deutschen in einer Zahl vorstellig werden, die; eine ständige Anwesenheit von Dolmetschern erforderlich macht; und so vermute ich, daß in wenigen Jahren auch in der Assembly Übersetzer gebraucht werden, damit der einen Hälfte der Gesetzgeber gesagt
werden kann, was die andere Hälfte will“ Damit dieses Szenario nicht eintrete, müsse man die Deutschen hauptsächlich zum Besuch guter »englischer Schulen« wie der Akademie in Philadelphia anhalten, in welchen sie neben der englischen Sprache auch die Bedeutung: der britischen Freiheiten erlernen konnten. »Ich bin also nicht grundsätzlich gegen die Einwanderung der Deutschend schloß Franklin seinen Brief an Collinson, »denn sie haben eine hervorragende Haushaltung und tragen in großartiger Weise zur Verbesserung eines Landes bei«. Nur bete er eben vor allem darum, daß Gott in Pennsylvania wie in Großbritannien »die englischen Gesetze, Sitten und Freiheiten« bewahren möge. (zitiert nach Jürgen Overhoff, Benjamin Franklin, S. 175).
Und die Einwanderungswelle ging weiter! 1751 16 Schiffe, 1752 19 Schiffe und 1753 19 Schiffe. Das waren in diesen drei Jahren im Schnitt 18 Schiffe pro Jahr!


Folgende Gesichtspunkte werden vor allem deutlich:
  1. Auch der aufgeklärte Geist Benjamin Franklins war nicht frei von Migrationsängsten.
  2. Franklins Urteil über die deutschen Einwanderer fiel teils negativ, teils positiv aus. Auch wenn er ihren Integrationswillen bemängelte, war er kein "Deutschhasser".
  3. Gut 25 Jahre vor der „Amerikanischen Revolution“ fürchtete Franklin vor allem um die politischen Auswirkungen der Einwanderung aus Deutschland für die „englischen Freiheiten“, die die aufstrebenden Whigs in Nordamerika zu ihren Gunsten ausbauen wollten.
 
Nun ,das Problem war sicherlich auch ein weltanschauliches.
Im Verhältnis zu Deutschland in der damaligen Zeit war England relativ liberal und es gab zumindest in gewissem Maße bürgerliche Grundrechte,wie sie seit der magna charta gepflegt wurden.
Franklin war liberaler Freidenker und hatte ein bestimmtes Bild davon,wohin sich die koloniale Gesellschaft entwickeln sollte.
Wer nun aus Deutschland in dieser Zeit herüber kam war allerdings gerade kein Liberaler wie später im 19.Jahrhundert sondern das waren religiöse aus der Täuferbewegung hervorgegangene Sektierer mit sehr konservativer Einstellung (heute würde man sagen religiöse Fundamentalisten), die, so geht es aus den Zitaten hervor ,offenbar nicht bereit waren,sich zu integrieren . In so weit hatte Franklin natürlich und m.E. zu Recht , die Befürchtung,daß bei weiterem Zuzug quasi eine "feindliche Übernahme " der Gesellschaft erfolgen würde und die Entwicklung in eine Richtung gehen würde,die er nicht wollte- erzkonservativ und religös-fundamentalistisch nämlich., was aus seiner Sicht einen Rückschritt bedeutet hätte. Und wenn man die weitere Entwicklung verschiedener dieser Sekten betrachtet,hatte er mit der Befürchttung ja nicht ganz unrecht.
 
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