Der nationalkonservative Widerstand und das NS-Regime

Donnersberg

Gesperrt
Seit ungefähr zehn Jahren gibt es eine Diskussion über die Verstrickung von Widerstandskämpfern in die Verbrechen des NS-Regimes (beispielsweise in den Vierteljahresheften für Zeitgeschichte). So soll Henning von Tresckow als Ia der Heeresgruppe Mitte für Kriegsverbrechen an der Ostfront verantwortlich gewesen sein.
Tatsache ist immerhin, dass unter den führenden Köpfen des nationalkonservativen Widerstands nicht wenige 1933 die Machtergreifung der Nationalsozialisten begrüßt hatten. Auch Henning von Tresckow hegte Ende der zwanziger Jahre als Reichswehroffizier Sympathien für den Nationalsozialismus. Oberst i. G. Merz von Quirnheim, der neben Stauffenberg, Olbricht und Haeften den Kugeln eines Standgerichts zum Opfer fiel, spielte 1933 mit dem Gedanken, die Uniform auszuziehen und zur SA überzutreten. Generaloberst Ludwig Beck galt im Frühjahr 1933 als Mann des Regimes.

Kann eine zeitweilige Sympathie oder Unterstützung des NS-Regimes den nationalkonservativen Widerstand entwerten? Wie überhaupt kann man Männer wie Beck, Stauffenberg, Goerdeler oder Tresckow einordnen? Was faszinierte sie in den ersten Jahren der Diktatur am Nationalsozialismus? Wie kamen sie zum Widerstand? War Tresckow für Kriegsverbrechen verantwortlich?

Mir geht es hier in erster Linie um den nationalkonservativen Widerstand. Damit sollen Widerstandsaktivitäten anderer Gruppierungen nicht abgewertet werden. Aber ich finde, wir tun uns nach wie vor schwer mit den Männern des 20. Juli. Zwar wird ihrer gedacht, aber sie passen nicht so ohne weiteres in unseren demokratischen Verfassungskonsens. Sie bekämpften eine grausame Diktatur und waren doch keine Demokraten in unserem Sinne.
Ich habe dieses Unterforum gewählt, weil ich finde, dass wir die Diskussion - die hoffentlich zustande kommt - nicht nur auf den 2. Weltkrieg begrenzen sollten.
 
Kann eine zeitweilige Sympathie oder Unterstützung des NS-Regimes den nationalkonservativen Widerstand entwerten? Wie überhaupt kann man Männer wie Beck, Stauffenberg, Goerdeler oder Tresckow einordnen? Was faszinierte sie in den ersten Jahren der Diktatur am Nationalsozialismus? Wie kamen sie zum Widerstand? War Tresckow für Kriegsverbrechen verantwortlich?

Zuerst sollte man die Männer des nationalkonservativen Widerstandes, nicht mit unseren heutigen Massstäben messen. Wir müssen sie in ihrem Umfeld, Familie usw. betrachten. Von Stauffenbergs Umfeld ist bekannt, dass die Familie den Hitlerstaat kritisch anschaute. Ich zitiere hier aus der neuen Biographie über Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg:

In der Familie war es ein offenes Geheimnis, dass man den Hitlerstaat kritisch sah. man nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es um den angeblichen "geliebten Führer" ging. Die Brüder und auch die Mutter sprachen eine deutliche Sprache. (...). Erste Anzeichen dafür, dass mein Vater in etwas Geheimes verwickelt sein könnte, hatte meine Mutter schon 1939 gespürt. Ohne dass er ein Wort darüber verloren hätte, sagte sie ihm auf den Kopf zu: Spielst du Verschwörerles? Er hat es mir dann bestätigt.

Quelle: Konstanze von Schulthess, Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, Ein Porträt, Pendo Verlag, 2008, S. 72

1939 bestanden ja bereits konkrete Pläne Hitler zu töten. Stauffenberg hatte sich an diesen Plänen beteiligt, die wurden aber wieder fallengelassen. Hitler war in Polen einmarschiert und die Bevölkerung bejubelte den militärischen Erfolg, der Rückhalt in der Bevölkerung fehlte. Das es nicht zu einem Attentat kam, hatte wohl eher damit zu tun, das sie das politische Klima real eingeschätzt hatten.

Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, widerspricht den Biographien über ihren Mann, die ihn erste 1942 oder 1943 in den Kreis der Verschwörer einstuften.

Bei den Männern des nationalkonservativen Widerstandes kommt sicher die Gespaltenheit zwischen Militärischen Eid und ihrer militärischen Erziehung und der, wie bei Stauffenberg, kritischen Haltung gegenüber dem Regime zu Tage.

Über Tresckow habe ich dies mal hier im Forum geschrieben:

http://www.geschichtsforum.de/29248-post1.html

Ob und in wieweit die Widerständler an Kriegsverbrechen beteiligt waren, kann ich nicht beurteilen. Bei Trescokw gehe ich davon aus, das er zumindest davon gewusst hatte.


Mir geht es hier in erster Linie um den nationalkonservativen Widerstand. Damit sollen Widerstandsaktivitäten anderer Gruppierungen nicht abgewertet werden. Aber ich finde, wir tun uns nach wie vor schwer mit den Männern des 20. Juli. Zwar wird ihrer gedacht, aber sie passen nicht so ohne weiteres in unseren demokratischen Verfassungskonsens. Sie bekämpften eine grausame Diktatur und waren doch keine Demokraten in unserem Sinne.
Ich habe dieses Unterforum gewählt, weil ich finde, dass wir die Diskussion - die hoffentlich zustande kommt - nicht nur auf den 2. Weltkrieg begrenzen sollten.

Ich finde es nicht gut, wenn man die Männer mit unseren heutigen Werten misst. Sie konnten noch keine Demokraten sein, wie wir es uns heute Vorstellen.

Nachdem 2. Weltkrieg wurden die Verschwörer von verschiedenen politischen Gruppen instrumentalisiert. Zum ersten konnte man, anhand des Attentates zeigen es gab noch ein anders Deutschland. Das war bei den andern Widerstandsgruppen eher schwer, weil die kein Attentat verübten, sondern mit Flugzetteln oder andern nicht so spektakulären Aktionen Widerstand leisten. Beim nationalkonservativen Widerstand, war das durch den 20. Juli 1944 schon anders.
 
Das ist ja gerade das Problem mit dem 20. Juli. Oft wird der Versuch unternommen, Männer wie Beck oder Goerdeler einzuordnen. Man legt dann einen Maßstab an, der in unsere Zeit passen würde. Die meisten Vertreter des nationalkonservativen Widerstands waren keine Demokraten, und das konnten sie nach ihrem Herkommen auch schwerlich sein, aber sie zeigten Eigenschaften, die auch in einer Demokratie zählen.
Andererseits hat man gerade in den fünfziger Jahren oft versucht, die zeitweilige Nähe mancher Widerständler zum Nationalsozialismus zu leugnen. Mir fällt da immer ein Spielfim über Admiral Canaris ein, der demnächst wieder ausgestrahlt wird. In diesem Film erscheint Canaris als Retter von politisch Verfolgten, als aufrechter Patriot in Opposition zu Hitler. Aber es gab auch den Canaris, der als Marineoffizier 1919 in die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht verwickelt war.
 
Zurück
Oben