Der Palast (ZDF): Betrug Umtausch Ost-West

in der ZDF-Serie "Der Palast" gibt es eine Szene, in der junge Hausbesetzer und Ostrentner sich zusammen tun. Es ist kurz vor der Währungsunion und der Umtauschkurs Westmark:Ostmark liegt bei 1:7.
Rentner sollen auf ihren Konten liegendes Geld bis 6000 Ostmark 1:1 umgetauscht bekommen. Es wird diskutiert, mit Westmark Ostmark zu kaufen und die Konten der Ost-Rentner vor dem Stichtag aufzufüllen. Diese würden so ihr Guthaben aufbessern und die Hausbesetzer würden ihr Geld zurückbekommen und 30 % vom Gewinn (Gewinn entsprechend Umtauschkurs).
Fragen dazu:
- wäre das theoretisch wirklich möglich gewesen?

Es wäre wahrscheinlich möglich aber nicht wirklich lohnend gewesen, weil ja davon ausgegangen werden darf, dass die meisten Personen, darunter auch Rentner über mehr Barvermögen verfügten, als sie zu den vorteilhaften 1:1 Konditionen umtauschen konnten.

Selbst wenn man irgendwo noch Rentner aufgetrieben hätte, die vielleicht nicht ganz so viel Barvermögen hatten und über deren Konten man vielleicht ein paar hundert oder vieleicht tausend Mark vorteilhaft hätte umtauschen können, wäre kaum etwas dabei herausgekommen.

Nimm an, ein Rentner wäre was sein Barvermögen angeht vielleicht 1000 Mark unterhalb des Maximalbetrags für den 1:1 Umtausch gewesen.

Dann hätte das Auffüllen des Kontos vor dem Stichtag ermöglicht 1000 DM im Gegenzug dafür zu bekommen, statt 333 DM bei regulärem Umtausch nach dem Stichtag.
Differez wäre also 666 DM und die wäre dann noch zwischen den Parteien aufzuteilen gewesen.

Da hätte man schon reichlich arme Rentner auftreiben müssen, bis sich das finanziell richtig gelohnt hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur 3 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner der DDR hatten 1990 mehr als 50.000 DDR-Mark gespart. Ein Drittel hatte zwischen 10.000 und 50.000, ein weiteres Drittel zwischen 5.000 und 10.000 DDR-Mark.
Ganz so niedrig war das Geldvermögen wohl nicht:...

Wie kriegt man jetzt beide Aussagen zusammen? Wie in deinem Link erwähnt, war die Vermögensspreizung in der DDR hoch. Die genannten Zahlen zum Geldvermögen beziehen sich allerdings auf den statistischen Durchschnitt.

Auch in der DDR gab es Millionäre. Aus meinem Link:
Reich werden im Maßstab der DDR vor allem Superstars: freie Künstler, Sportler und Handwerker.
 
Hier ein Artikel der BPB zum Thema Wirtschaftskriminalität im Einigungsprozess, auf das Thema Währungsumstellung wird in den Kapiteln II - IV eingegangen
Eine informative Quelle. Da steht etwa, dass die Umtauschkurse erst im Mai 1990 bekannt wurden. Übrigens sind die Detailregelungen, wenn ich es recht sehe, auch im Staatsvertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 18. Mai noch nicht zu finden.
 
Eine informative Quelle. Da steht etwa, dass die Umtauschkurse erst im Mai 1990 bekannt wurden. Übrigens sind die Detailregelungen, wenn ich es recht sehe, auch im Staatsvertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion vom 18. Mai noch nicht zu finden.
Ein ganz wichtiger Hinweis. Seit November 1989 waren die Grenzen zwischen der Bundesrepublik und der DDR offen. Der Westen hatte viele begehrenswerte Sachen, die DDR-Bürger konnten jedoch nur ihr einmaliges Begrüßungsgeld von 100 DM abholen. Dann war es halt schnell vorbei mit Levis Jeans oder Adidas-Turnschuhen.

Ab dem 01.01.1990 kam es dann zu einer Neuregelung. Man konnte 100 DDR Mark in der Bundesrepublik gegen 100 DM umtauschen. Weitere 100 DDR Mark konnten gegen 20 DM getauscht werden. Man brachte also 200 DDR Mark zu einer westdeutschen Bank und ging mit 120 DM wieder raus.

Wolltest Du mehr DM auftreiben, musste man sich an inoffizielle Geldwechselstuben wenden. Die tauschten zum Tageskurs.
Zu DDR-Zeiten schwankte hier der Wechselkurs stark. Das konnten Tauschkurse von 1 DM zu 6 DDR Mark oder auch 1 DM gegen 10 DDR Mark sein.
Heimlicher Handel

Vor der Wende konnte ja die DDR-Rentner in den Westen reisen. Und in der DDR weinte denen der Staat keine Tränen hinterher, wenn sie nicht mehr zurück kamen. So auch die Großeltern meiner Frau, die in den 1980er Jahren zu ihrem Sohn in den Westen kamen. Da staunten dann die Wessis. Die DDR-Großeltern bekamen nämlich die Westrenten, als hätten sie in ihrem jeweiligen Beruf lebenslang in die Westrentenkasse einbezahlt. Der Großvater meiner Frau war LPG-Leiter gewesen. Dafür gab es im Westen eine Rente von etwa 2.300 DM. Die Großmutter meiner Frau mütterlicherseits aus dem Westen konnte von so einer Rente nur träumen. Das hatte auch damit zu tun, dass der westliche Familienzweig in Nordrhein-Westfalen lebte. Da gab es durch den Strukturwandel auch einige Jahre Arbeitslosigkeit. Das zog die Westrenten nach unten. Dieses Rententhema brachte in die beiden Familien viel böses Blut. Besonders weil die im Osten verbliebenen Kinder der DDR-Großeltern von diesen aus den Westrenten großzügig mit Geschenkpaketen versorgt wurden.

Aber auch die Rentner die nicht im Westen blieben, konnten über das Begrüßungsgeld hinaus an DM kommen. Die Dresdner Bank hat - zumindest Mitte der 1980er Jahre - eine bestimmte Menge DDR Mark gegen harte DM umgetauscht. Ich war damals Stift und nur höchstens eine Woche am Sortenschalter dabei gestanden. Aber da kamen schon mal ein DDR-Rentner und tauschte 100 DDR Mark. Den Tauschkurs weiß ich heute nicht mehr. Mir wurde damals von der Sortenkassiererin gesagt, dass dies eine firmenpolitische Entscheidung sei. Als Bank mit Namen der Stadt Dresden wollte man hier den Menschen aus der DDR was gutes tun. Mir ist aber nicht klar, wie das genau gesteuert wurde. Man hätte ja als Rentner in jeder Dresdner Bank Filiale zwischen Flensburg und Lörrach Geld eintauschen können. Und unklar ist mir auch, was die Dresdner Bank dann mit der DDR Mark gemacht hat. Auf jeden Fall habe ich in dieser einen Woche zum ersten Mal DDR Geld gesehen.

In der Zeit zwischen Mauerfall und Währungsunion floß wohl einiges Ostgeld an Händler und privaten Verkäufern im Westen. Und die hatten dann mit der Währungsunion ein Problem, weil das Geld für Wessis wertlos wurde.

 
über das Begrüßungsgeld hinaus an DM kommen. Die Dresdner Bank hat - zumindest Mitte der 1980er Jahre - eine bestimmte Menge DDR Mark gegen harte DM umgetauscht.
Nicht nur die Dresdner, der Umtauschkurs Mark zu DM hing bei uns in der örtlichen Volksbank und in der Sparkasse auf der Kurstafel. Unsere Verwandten tauschten regelmäßig bei Besuchen dort um. Ich meine, der Ankaufkurs lag so bei 1:4.

Als ich im Februar 1990 nach Dresden fuhr, gab es keinen "Zwangsumtausch" mehr.
 
Mir ist aber nicht klar, wie das genau gesteuert wurde. Man hätte ja als Rentner in jeder Dresdner Bank Filiale zwischen Flensburg und Lörrach Geld eintauschen können. Und unklar ist mir auch, was die Dresdner Bank dann mit der DDR Mark gemacht hat. Auf jeden Fall habe ich in dieser einen Woche zum ersten Mal DDR Geld gesehen.
Das war wohl ein zu vernachlässigendes Risiko. Wer wollte schon teuer durch Dtld. reisen und Zeit verschwenden, um in mehreren Städten von diesem Geldsegen zu profitieren? Die Gewinnspanne wäre doch recht schnell (Fahrtkosten, Unterkunft) aufgefressen gewesen.
 
Zurück
Oben