Der rote Baron (2008)

Marcia

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Eigentlich wollte ich kein extra Thema dazu aufmachen, da aber im Ordner mit den Filmen über den ersten Weltkrieg keine Internetlinks erwünscht sind und ich gern einen posten möchte, tue ich es nun doch.;)

Ich wäre wahrscheinlich auf diesen Film nicht aufmerksam geworden, hätte ich nicht den Trailer im Kino gesehen. Diesen fand ich sehr bedenklich, geradezu naiv und kriegsverherrlichend, und war deswegen neugierig auf den Film. Denn mein Eindruck war, konkret formuliert: sowas darf doch nicht wahr sein.
Hier der Link, wo man auch den Trailer ansehen kann.

kino-zeit.de - das Portal für Film und Kino - Trailer Der Rote Baron

Natürlich war ich auch neugierig geworden auf ein Stück Geschichte, das mir noch sehr wenig bekannt ist. Ich kenne bisher nur drei Romane über den ersten Weltkrieg, die allerdings recht gut waren. Der Name Richthofen sagte mir bisher noch gar nichts.:rotwerd:

Der Film ist von der Kritik ziemlich verrissen worden. Ich fand ihn dann doch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Der Kriegsheld wandelt sich und wird reifer, und ab und an gibt es dann auch die eine oder andere Kriegsszene, die etwas realistischer wirkt. Die Botschaft, die am Ende vermittelt wird, ist für mich ethisch akzeptabel. Die Luftkämpfe wirken ganz rasant, obwohl ich Schwierigkeiten hatte, die Flieger zuzuordnen bzw. zu verstehen, was da gerade passiert. Tendenziell war es ein bisschen wie Star Wars mit alten Flugzeugen, fand ich.

Es gab, wenn ich richtig gelesen habe, schon mal einen Film gleichen Titels, den ich aber nicht kenne.

Hat schon jemand die neue Verfilmung gesehen? Gibt es Meinungen dazu? Könnt ihr gute weiterführende Literatur zum Thema empfehlen?
 
Luftfahrtgeschichte.com - Anfänge der Luftfahrtgeschichte bis ca. 1930 gibt einen recht guten Überblick über Flugmanöver, Jagdflieger, Flugzeugtypen etc.

Es gibt aber auch Richthofens Buch "Der rote Jagdflieger" online, ich glaube bei Projekt Gutenberg.

Du hast es ziemlich bald gelesen, es ist ganz interessant, auch in psychologischer Hinsicht. Meine Güte, waren das naive Kindsköpfe!

Aber Männer sind so, und wenn das Kind im Manne Fokker und Albatrosse zum spielen bekommt, kenne ich keinen einzigen Typen der darüber nicht im Stillen Eifersucht empfindet.


"Du bist mein größter Sieg!" das ist natürlich melodramatischer Kitsch, als wäre es die höchste Herausforderung eines Jägers und Sammlers, eine Krankenschwester zu vögeln.

Der historische rote Baraon hatte es offenbar weniger mit den Damen, in seinem Buch wird keine einzige Frau, dafür aber ein Wisent erwähnt, wofür Richthofen zur Belohnung einen Abschuß frei bekommt.
 
Vielleicht ist es übersichtlicher, wenn dieser Thread verschoben wird.

Wir haben bereits einen über Filme über den 1. Weltkrieg und eine oder zwei andere über den "roten Baron" und Jagdflieger im 1. Weltkrieg. Einer davon wurde sogar noch von Altforianer Heinz angelegt.

Ich begrüße aber den Thread, denn im Unterforum 1. Weltkrieg war in letzter Zeit nicht viel los.
 
Es gab, wenn ich richtig gelesen habe, schon mal einen Film gleichen Titels, den ich aber nicht kenne.

"Manfred von Richthofen - Der rote Baron" von Roger Corman lief früher oft auf ZDF oder ARTE. Ich fand den recht gut, dass heist dem historischen Original näher, gemacht.

Denn neuen Film werd ich mir nicht im Kino ansehen, mein Geld ist mir da lieber. Nicht nachdem was so alles an Kritiken zu lesen und hören war. Im Sat1-Frühstückfernsehen letzte Woche ist dieser Filmkritiker fast ausgerastet wegen dem Film. Auch spricht nicht gerade die Aussage des Haupdarstellers, Tom Cruise habe den Film toll gefunden, für ihn.
Für mich ist das mal wieder so ein Versuch ein auf Hollywood-Blockbuster-Produktion zu machen. Wow, die sprechen ja alle Englisch, Flugzeuge am Computer gemacht und dann noch Joseph Fiennes der hat mal mit der Patennichte Spielbergs gedreht (vor 12 Jahren oder so). Das muss ja gut sein.
:ironie:
 
Vielleicht ist es übersichtlicher, wenn dieser Thread verschoben wird.

Wir haben bereits einen über Filme über den 1. Weltkrieg und eine oder zwei andere über den "roten Baron" und Jagdflieger im 1. Weltkrieg. Einer davon wurde sogar noch von Altforianer Heinz angelegt.
Ich konkretisier erstmal nur den Namen, das sollte es auch tun.
 
Danke für die promten Antworten. :)

Mir wäre es schon lieb, wenn das Thema hier bei den Filmen stehen bleiben könnte, denn im Neuzeitbereich darf ich nicht schreiben, d.h., ich habe es wegen meiner mangelnden Kenntnisse in diesem Bereich nicht beantragt.
 
Mir ging es ähnlich wie Marcia, ich sah den Trailer im Kino und dachte, was wird das jetzt. Der Trailer weckt zumindest Interesse und ich habe ihn mir im Internet nochmal angesehen und auch, was so zu Richthofen zu finden ist.
Ich werde mir den Film ansehen und mir meine eigene Meinung bilden.


@joinville
ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich der Filmkritiker von SAT 1 fast immer zerreisst, entweder ist der Film grottenschlecht oder supertoll. Ein Dazwischen gibt es nicht bei ihm. Ich finde ihn einfach nur zum Lachen blöde. Seine Kritiken haben mir noch nie geholfen.


Vielleicht wird ja der alte Film mal wieder gezeigt in Anbetracht des Kinoerfolges des Neuen.


@Scorpio, wir wissen doch, dass es manchmal ohne melodramatischen Kitsch nicht geht, siehe auch Titanic. Wenn ansonsten mal Interesse an Themen geweckt wird, die nicht alltäglich im Gespräch sind, fast schon tabu oder immer nur andere Helden haben, finde ich das ok und erlaubt.
Irgendwo habe ich gelesen, dass man offen zugibt, dass die Geschichte mit der Krankenschwester erfunden wurde, um den Faktor Herzschmerz aufnehmen zu können.

Aber absonsten finde ich Deinen Satz
Aber Männer sind so, und wenn das Kind im Manne Fokker und Albatrosse zum spielen bekommt, kenne ich keinen einzigen Typen der darüber nicht im Stillen Eifersucht empfindet.
wirklich zutreffend. =)
 
"Manfred von Richthofen - Der rote Baron" von Roger Corman lief früher oft auf ZDF oder ARTE. Ich fand den recht gut, dass heist dem historischen Original näher, gemacht.
Den hatte ich auch schon oft gesehen. Die PC-Animationen in dem Trailer zeigten mal wieder wie peinlich das ausschauen kann, v.a. wenn man den Film von 1971 im Hinterkopf hat. Also ich fand die Ergebnisse des älteren Films weitaus realistischer wirkend, wenngleich ich bis jetzt nur den Trailer vom neuen Film gesehen habe, aber der schaute mir schon eher wie ein PC-Spiel aus und das ist es wohl, was mir an den PC-Animationen, sei es nun jüngst die Pixel-Armada in "Elizabeth- The golden Age" oder hier ein Lufkampf, gründlich stört. Bald werden die PC-Spiele auf dem gleichen Niveau sein, will man nicht mal zu dem besser ausschauenden Darstellungsweisen zurückkehren?

Naja Till Schweiger ließ mich eigentlich mehr zweifeln als Joseph Fiennes;), letzterer hatte ja schonmal in besseren Produktionen mitgemacht, ersterer ist mir aus keiner einzigen bekannt.
 
@Brissotin: Bald werden die PC-Spiele auf dem gleichen Niveau sein, will man nicht mal zu dem besser ausschauenden Darstellungsweisen zurückkehren?
Ich glaube, dass würden viele Regisseure gern tun. Aber mit "echten Doppeldeckern" Stands zu fliegen oder mal kurzerhand eine fünfstellige Anzahl uniformierte Statisten in Formationen aufzustellen und zu trainieren, ist heutzutage nicht mehr möglich, weil unbezahlbar.
Als Bondartschuk "Waterloo" drehte, steckte man einfach -zigtausende Sowjetarmisten in Kostüme. Diese Leute kosteten damals gar nix.

Außerdem wird heute der Filmemacher gesteinigt, bei dem ein echtes Pferd stürzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, dass würden viele Regisseure gern tun. Aber mit "echten Doppeldeckern" Stands zu fliegen oder mal kurzerhand eine fünfstellige Anzahl uniformierte Statisten in Formationen aufzustellen und zu trainieren, ist heutzutage nicht mehr möglich, weil unbezahlbar.
Als Bondartschuk "Waterloo" drehte, steckte man einfach -zigtausende Sowjetarmisten in Kostüme. Diese Leute kosteten damals gar nix.

Außerdem wird heute der Filmemacher gesteinigt, bei dem ein echtes Pferd stürzt.
Ich habe eher den Eindruck, dass man sich mit den Beschränkungen durch die Kosten und den Umsetzungen durch die Beschränkungen nicht genügend auseinandersetzt. Ich meine Statisten sind im Vergleich zu Millionengagen der "Schauspieler" oftmals doch Peanuts. Und auch kleinere Mengen an Komparsen lassen sich wie in "Barry Lyndon" zu sehen, einfach aber effektvoll visuell umsetzen, aber die Fähigkeit dazu braucht ersteinmal ein Regisseur in Zusammenarbeit mit der Kamera.
Man kann mit 200 Mann Statisten durchaus raffiniert gefilmt Massenszenen suggerieren ohne in einem diesbezüglichen Totalausfall wie "Trenck - zwei Herzen gegen die Krone" (2003) oder "Napoleon" (2002) zu enden.

Das mit den Pferden sehe ich ein. Die sind anfällig weil eben auch unberechenbar, da sie ihren eigenen Kopf haben.
 
Till Schweiger soll übrigens eine manische Flugangst haben.

Bei der Produktion von 1971 merkte man, dass sich Regisseur und Produzent wirklich für das Thema interessierten, wobei die Spannung letztlich auf der sehr unterschiedlichen Kriegseinstellung der Protagonisten basiert, nicht auf Beziehungskisten.

Richthofen, Boelcke, Lanoe Hawker und der Captain der Staffel sind Sportsmänner, Aristokraten, die einen anachronistischen Ehrenkodex pflegen. Dem stehen Techniker und Zyniker gegenüber, die durch den Kanadier Brown und auf deutscher Seite Göring repräsentiert werden.


Die historische Austattung war recht detailgenau, wenn auch Hawker keine Se5 flog. Die Flugmanöver und Stunts waren exzellent, und die Story und der Plot waren nicht schlecht.


Ich denke, der Film verspricht durchaus gutes Popcornkino, wenn man bestimmte Phantasmen einfach bereit ist, hinzunehmen.
 
Hallo!
Ich habe mir den Film im Kino angesehen, hatte mich schon ewig darauf gefreut.
Enttäuscht war ich durch die fehlenden Luftkampfszenen. Beispiel: Richthofen spricht von Hawker als besten englischen Piloten, man erwartet in der nächsten Szene den Luftkampf zwischen beiden und was kommt?
Im nächsten Schnitt sieht man, wie Richthofen sich ein Souvenir aus der Maschine Hawkers schneidet... ebenso fehlten mir einige anderen Zusammenhänge gerade zum Anfang des Films. Achja, in einer Szene ist Januar 1917, Richthofen hat Urlaub und was sieht man? Eine gemütliche Runde in spätsommerlicher Atmosphäre draußen sitzend, naja...
Die Handlung und die schauspielerischen Leistungen gefielen mir ehrlich gesagt schon, besonders der Monolog Kätes am Ende des Films. Historische Maßstäbe will ich hier mal nicht anlegen, dafür ist es halt ein Kinofilm und keine Doku.
Die Ausstattung habe ich bisher auch in keinem anderen Film so genau nachgebildet gesehen, ich kenne mich da ein wenig aus und selbst die Lackierungen der Maschinen stimmten größtenteils. Klasse!

Im Vergleich zu der Verfilmung aus den 1970ern könnte ich mich nicht recht entscheiden. Positiv im alten Film war vor allem, dass die Figur Boelckes als "Übervater" sehr gut dargestellt wurde (auch wenn er kaum älter war als Richthofen und co), wohingegen man bei den damaligen Luftszenen bemerken muss, dass es oft die gleichen waren, nur aus anderen Blickwinkeln gedreht. Ein Crash wurde z. B. gleich mehrmals "recycelt".


PS: Ich musste allerdings schmunzeln, weil der Kaiser im neuen Film dieselbe Stimme hatte wie Mr. Burns aus den Simpsons...
 
Zuletzt bearbeitet:
Du hast es ziemlich bald gelesen, es ist ganz interessant, auch in psychologischer Hinsicht. Meine Güte, waren das naive Kindsköpfe!

Das befürchtete ich schon- dass ich da verklärende Kriegspropaganda in Form von Kleine-Jungen-Phantasien zu lesen bekomme. Aber vermutlich sollte ich es lesen, um mir selbst ein Bild zu machen. Danke für die Tipps!

Aber Männer sind so, und wenn das Kind im Manne Fokker und Albatrosse zum spielen bekommt, kenne ich keinen einzigen Typen der darüber nicht im Stillen Eifersucht empfindet.
Deine Worte! :D


"Du bist mein größter Sieg!" das ist natürlich melodramatischer Kitsch, als wäre es die höchste Herausforderung eines Jägers und Sammlers, eine Krankenschwester zu vögeln.
In diesem Trailer sind besonders kitschige Momente aus ihrem Zusammenhang gerissen worden.
"Du bist mein größer Sieg" bezieht sich nicht auf die unvermeidliche Liebesaffäre mit dem unvermeidlichen Gang ins Bett ;), sondern darauf, dass die Krankenschwester, sozusagen das moralische Gewissen in diesem Film, dem Baron die Augen öffnet und ihn auf die Kriegsgräuel hinweist, was dann letztlich den Sinnesumschwung bei ihm bewirkt. Ich kann zwar nicht anders, als mich zu fragen, ob jemand, der im Krieg ist, wirklich nicht mitbekommt, was da so geschieht, aber an dieser Stelle wird es offensichtlich, dass Filme ihren eigenen Gesetzen folgen. Andererseits wird an anderer Stelle des Films gezeigt, dass die Fähigkeit, zu verdrängen, im Krieg beinahe unerlässlich ist. Als Richthofen nämlich seinen eigenen Satz "Unser Ziel ist es, Flieger abzuschießen, nicht die Piloten" (den ich im Trailer, für sich stehend, unglaublich naiv und geradezu lächerlich finde) vor dem Kaiser relativiert und Bedenken darüber äußert, dass Menschen getötet werden, antwortet ihm dieser (sinngemäß), dass die Soldaten niemals auf Menschen zielen, nur auf den Feind. Wer im Krieg diese Fähigkeit, zu verdrängen, nicht besitzt, bekommt früher oder später ein ernstes Problem, fürchte ich.

Der Trailer kommt sehr poppig daher, und irgendwie habe ich das beunruhigende Gefühl, dass da absichtlich die verklärendsten, naivsten Szenen zum Zweck noch naiverer Assoziationen zusammengeschnitten worden sind, um ein möglichst junges und möglichst zahlreiches Publikum ins Kino zu locken. Und dieses Publikum erlebt dann coole, verwegene Kriegshelden in einem Ballerspiel mit ein paar Brocken Geschichtsunterricht. Das finde ich bedenklich.

Besonders interessiert mich die Frage, ob Richthofen tatsächlich versucht hat, Hindenburg eine Kapitulation vorzuschlagen. Kann daran etwas Wahres sein? Ist irgend etwas bekannt?
 
@Marcia: Du hast den Film nicht gesehen, stimmts? Mit "verwegenen Kriegshelden" ist spätestens nach 20 min Schluss. Von Ballerspiel kann da auch keine Rede mehr sein...

Richthofen selbst hat es nie über den Rittmeister (=Hauptmann) und damit zum Geschwaderkommodore hinausgebracht. Er hatte das Kommando über 4 - 5 Staffeln (von rund 80), aber Hindenburg wird sich wohl kaum mit ihm über größere strategische Operationen unterhalten haben, dafür war er schlichtweg als Militär zu unbedeutend (dafür aber in der Propaganda sehr wichtig).
 
@Marcia: Du hast den Film nicht gesehen, stimmts? Mit "verwegenen Kriegshelden" ist spätestens nach 20 min Schluss. Von Ballerspiel kann da auch keine Rede mehr sein...

Doch, ich habe den Film gesehen, und für mein Empfinden geht es nach 20 Minuten erst richtig los mit dem Heldentum.
Aber wie ich schon schrieb, ich hatte Schlimmeres erwartet. Der Film hat durchaus gute Momente, spannend und mitreißend ist er auch. In einer Kritik wurde bemängelt, dass die letzte Schlacht, in der Richthofen abgeschossen wurde, gar nicht gezeigt wurde - ich fand gerade das gut. Die Großaufnahme von seinem Gesicht, als er im Flugzeug sitzt, die sich dann langsam verdunkelt. Danach hätte gleich der Abspann kommen können, denn die Szene, in der die Krankenschwester noch mal an sein Grab geht und sagt, dass sie ihn geliebt hat, war überflüssig. Fand ich.;)


Richthofen selbst hat es nie über den Rittmeister (=Hauptmann) und damit zum Geschwaderkommodore hinausgebracht. Er hatte das Kommando über 4 - 5 Staffeln (von rund 80), aber Hindenburg wird sich wohl kaum mit ihm über größere strategische Operationen unterhalten haben, dafür war er schlichtweg als Militär zu unbedeutend (dafür aber in der Propaganda sehr wichtig).

Danke, das ist aufschlussreich.
 
@Marcia: Besonders interessiert mich die Frage, ob Richthofen tatsächlich versucht hat, Hindenburg eine Kapitulation vorzuschlagen. Kann daran etwas Wahres sein? Ist irgend etwas bekannt?
Das stimmt ganz sicher nicht. Er galt zwar als Kriegsheld, aber bei der Obersten Heeresleitung hatte er als kleiner Geschwaderkommodore nix zu suchen oder gar sagen.

Richthofen fiel im April 1918, als die deutsche Frühjahrsoffensive in vollem Gang war und die Entente noch einmal schwer in Bedrängnis brachte. Da hat niemand von Kapitulation geredet, sondern vom Siegfrieden. Und vom Leben in den Schützengräben wird er, einquartiert in einem franz. Schloss bei Kognak und Zigarren, nicht viel mitbekommen haben.
 
Naja, ich denke schon, dass er wusste, was unter ihm abgeht. Schließlich war er erst ab 1915 be ider Fliegertruppe und vorher als Leutnant bei den Ulanen gewesen, allerdings hauptsächlich an der Ostfront. Ich habe einmal sein Buch gelesen, darin waren auch einige "brenzlige" Kampfsituationen beschrieben...
 
Andererseits wird an anderer Stelle des Films gezeigt, dass die Fähigkeit, zu verdrängen, im Krieg beinahe unerlässlich ist. Als Richthofen nämlich seinen eigenen Satz "Unser Ziel ist es, Flieger abzuschießen, nicht die Piloten" (den ich im Trailer, für sich stehend, unglaublich naiv und geradezu lächerlich finde) vor dem Kaiser relativiert und Bedenken darüber äußert, dass Menschen getötet werden, antwortet ihm dieser (sinngemäß), dass die Soldaten niemals auf Menschen zielen, nur auf den Feind. Wer im Krieg diese Fähigkeit, zu verdrängen, nicht besitzt, bekommt früher oder später ein ernstes Problem, fürchte ich.


Richthofen schrieb:
Die Engländer hatten sich einen famosen Witz ausgedacht, nämlich mich zu fangen oder abzuschießen. Zu diesem Zwecke hatten sie tatsächlich ein besonderes Geschwader aufgestellt, das in dem Raum flog, in dem wir uns meistens rumtrieben. Wir erkannten es daran, daß es hauptsächlich gegen unsere roten Flugzeuge offensiv wurde. Ich muß bemerken, daß wir unsere ganze Jagdstaffel rot angemalt hatten, da den Brüdern doch allmählich klar geworden war, daß ich in dieser knallroten Kiste säße. So waren wir jetzt alle rot, und die Engländer machten recht große Augen, wie sie statt der einen ein ganzes Dutzend solcher Kisten sahen.[...] Wir flogen an die Front, in der Hoffnung, unsere Gegner zu finden. Nach etwa zwanzig Minuten kamen die ersten an und attackierten uns tatsächlich. Das war uns schon seit langer Zeit nicht mehr passiert. [...] Es waren drei Spad-Einsitzer, die sich infolge ihrer guten Maschinen uns sehr überlegen glaubten. Es flogen zusammen: Wolff, mein Bruder und ich. Drei gegen drei, das paßte also ganz genau. Gleich zu Anfang wurde aus dem Angriff eine Verteidigung. Schon hatten wir überhand. Ich kriegte meinen Gegner vor und konnte noch schnell sehen, wie mein Bruder und Wolff sich jeder einen dieser Burschen vorbanden. Es begann der übliche Tanz, man kreist umeinander. Der gute Wind kam uns zu Hilfe. Er trieb uns Kämpfende von der Front weg, Richtung Deutschland.
Meiner war der erste, der stürzte. Ich hatte ihm wohl den Motor zerschossen. Jedenfalls entschloß er sich, bei uns zu landen. Pardon kenne ich nicht mehr,deshalb attackierte ich ihn noch ein zweites Mal, worauf das Flugzeug in meiner Geschoßgarbe auseinanderklappte. Die Flächen fielen wie ein Blatt Papier, jede einzeln, und der Rumpf sauste wie ein Stein brennend in die Tiefe. Er fiel in einen Sumpf. Man konnte ihn nicht mehr ausgraben. Ich habe nie erfahren, wer es war, mit dem ich gekämpft habe. Er war verschwunden. Bloß noch die letzten Reste des Schwanzes verbrannten und zeigten die Stätte, wo er sich selbst sein Grab gegraben hatte.
The Project Gutenberg eBook of Der Rote Kampfflieger, by Manfred von Richthofen


Das war vor seinem Besuch bei der OHL und beim Kaiser.
Und dass ihm das Wesen des Krieges nicht bewusst gewesen wäre kann man auch nicht gerade sagen:

Richthofen schrieb:
Allmählich wurde selbst dem braven Sportsmann dies doch etwas zu bunt, und er mußte sich schließlich entscheiden, ob er bei uns landen wollte oder zu seinen Linien zurückfliegen. Natürlich versuchte er letzteres, nachdem er durch einige Loopings und solche Witze vergeblich probiert hatte, sich mir zu entziehen. Dabei flogen meine ersten blauen Bohnen ihm um die Ohren, denn bis jetzt war keiner zu Schuß gekommen. In hundert Metern Höhe versuchte er, durch Zickzackflüge, während deren sich von dem Beobachter bekanntlich schlecht schießen läßt, nach der Front zu entkommen. Jetzt war der gegebene Moment für mich. Ich folgte ihm in fünfzig bis dreißig Metern Höhe, unentwegt feuernd. So mußte der Engländer fallen. Beinahe hätte mich eine Ladehemmung noch um meinen Erfolg gebracht. Mit Kopfschuß stürzte der Gegner ab, etwa fünfzig Meter hinter unserer Linie. Sein Maschinengewehr rannte in die Erde und ziert jetzt den Eingang über meiner Haustür.
 
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