Mir fällt dazu noch etwas ein, dass ich bei "Time Life" gelesen habe. Time-Life-Books 1982:
Am 22. Mai traf man sich im Kreml bei Stalin zur Lagebesprechung. Rokossowski, der mit seinen Truppen in Richtung Minsk die schwerbefestigte Stadt Bobruisk einnehmen oder ausschalten sollte, legte seinen Plan vor. Kaum hatte er dabei das Wort „Zangenbewegung“ in den Mund genommen, unterbrach ihn Stalin.
„Die Feindfront muss an einer Stelle durchbrochen werden.“
Rokossowski zögerte nur kurz.
„Wenn wir die Feindfront an zwei Stellen durchbrechen, können wir mehr Kräfte in die Offensive werfen und dem Feind die Möglichkeit nehmen, Verstärkungen von einem in den anderen Abschnitt zu werfen.“
Stalin wurde verächtlich.
„Und das nennen sie Vorzüge? Gehen sie nach nebenan und überdenken sie die Sache gründlich.“
Rokossowski begab sich in ein Nebenzimmer.
Als er zurückkehrte, sah ihn Stalin an.
„Haben sie die Sache durchdacht, General?“
„Jawohl, Genosse Stalin.“
„Nun gut, das heißt, wir führen einen einzigen Angriffsstoß.“
Stalin zeichnete schon die Stoßrichtung in die Karte ein.
Rokossowski blieb fest.
„Ich halte zwei Hauptangriffe für ratsamer, Genosse Stalin.“
Die anderen Militärs schwiegen betreten und wären am liebsten im Boden versunken.
Stalin beugte sich über die Karte, ohne Rokossowski anzusehen.
„Gehen sie nach nebenan. Seien sie nicht starrköpfig.“
Rokossowski ging. Kurz darauf erschienen Molotow und Malenkow im Nebenzimmer, um auf ihn einzureden.
„Sie müssen ihr Einverständnis geben, ihnen bleibt nichts weiter übrig“, fügte Molotow abschließend hinzu.
Rokossowski wurde erneut in den Konferenzraum geholt.
Stalin sah ihn an.
„Nun, was ist besser, zwei schwache Stöße oder ein starker?“
„Zwei starke Stöße sind besser als einer“, lautete die Antwort.
„Welcher soll den ihrer Meinung nach den Vorrang haben?“ fasste Stalin nach.
„Beide!“
Stalin sog an seiner Pfeife und sagte kein Wort. Nach einer Weile ging er auf Rokossowski zu und legte ihm seinen Arm um die Schulter. Dann sagte er zu den anderen gewandt: „Rokossowski hat recht. Und übrigens, ein Befehlshaber, der bei seinem Vorsatz bleibt, gefällt mir.“
Am 24. Juni um 4.00 Uhr eröffnete Rokossowskis Artillerie den Angriff.
Berichterstatter Wassilij Grossmann: „Die Hammerschläge der schweren Artillerie unserer Front , der Geschützdonner unserer Divisionsartillerie, die dröhnenden Einschläge der haubitzen, der scharfe, kurze Knall der feldkanonen verschmolz zu einem Höllenspektakel, der die Erde bis in ihre Grundfesten erschütterte. Durch das Grollen der Artillerie hindurch hörte man einen grellen Pfeifton, als ob eine riesige Lokomotive Dampf abließe. Hunderte von feurigen Sicheln stiegen auf und fielen auf die deutschen Gräben. Die Granatwerfer der Gardetruppen hatten das Feuer eröffnet. Eine Katze lief, den Schwanz durch den Staub ziehend, die verlassene Dorfstrasse hinunter. Sie muss verzweifelt miaut haben, doch konnte niemand sie hören. Die Blätter der bäume zitterten und in den verlassenen Häusern zerbrachen fensterscheiben, Ziegelöfen fielen zusammen und Türen und Fenster schwangen hin und her.“
Am 27. Juni reichten sich Batows und Gorbatows Kräfte westlich von Bobruisk die Hand. Die Zangenstrategie hatte sich nun auch auf russischer Seite bewährt. Fünf Korps, insgesamt 100000 Mann auf deutscher Seite waren eingeschlossen. Verzweifelt versuchten die Deutschen auszubrechen.
Am 29. Juni begann der Sturm auf Bobruisk. Die Stadt wurde am gleichen Tag genommen.
Nach erbitterten Kämpfen konnte General Jordans, 9. Armee, mit 30000 Mann über die Beresina entkommen. 5000 Verwundete mussten zurückbleiben.