Der Zypernkonflikt

Seldschuk

Aktives Mitglied
Ein Thema welches mir schon seit einiger Zeit auf den Nägeln brennt, ist der Zypernkonflikt zwischen Insel-Griechen und Insel-Türken. Als Zankapfel zwischen beiden Bevölkerungsteilen begann der eigentliche Konflikt 1914 als die Insel-Griechen begannen gegen die britischen Besatzer aufzubegehren. Der Bischof auf griechischer Seite soll den Gouverneur der Engländer gebeten haben, den Anschluß an das Königreich Griechenland zu forcieren. Dies wird gemeinhin als erster Schritt der Insel-Griechen zur Enosis (Vereinigung) gewertet, welcher dann Gegenstand der langen Auseinandersetzung der Konfliktparteien werden sollte. Ausschlaggebend für die Vereinigungsbestrebungen mit Griechenland, war der Wunsch der Griechen nach mehr Wirtschaftskraft und Wohlstand, während die Insel-Türken eine Bevormundung seitens der Griechen und Unterdrückung befürchten mussten. So unterstützte die türkische Bevölkerung Zyperns den kolonialen Status und war strikt gegen einen Anschluss an Griechenland.

Nach der "Kleinasiatischen Katastrophe" wurde das Nationalgefühl beider Seiten ausgeprägter und nach der Ausrufung der türkischen Republik 1923 wuchsen die Spannungen.

1931 kam es zu einem Aufstand der Insel-Griechen gegen die britische Kolonialmacht und die Enosis-Bestrebungen der Insel-Griechen wurde von den Briten verboten. Alle Parteien auf der Insel wurden ebenfalls verboten und eine Pressezensur wurde eingeführt.

Am 1. April 1955 erfolgte eine Serie von Bombenanschlägen durch die Nationale Organisation zypriotischer Kämpfer (EOKA). Schon vorher hatte sich Griechenland auf Seiten der griechischen Zyprer und die Türkei auf der anderen Seite, zu angagieren begonnen. Für die weitere Entwicklung ist aber maßgebend, dass der Erzbischof Makarios III und General Grivas für einen bewaffneten Kampf plädierten, der den Anschluß ganz Zyperns an Griechenland zur Folge haben sollte.

Nach den Bombenanschlägen versuchten die Briten mit Ausgangssperren und Massenverhaftungen, der Lage Herr zu werden, was mißlang, woraufhin türkische Zyprer zu einer Anti-Terror-Einheit zusammengezogen wurden. Ab diesem Zeitpunkt sprechen die Insel-Türken von Teilung (Taksim).

Der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte, ist der Bombenanschlag auf das Pressebüro der Türken 1958. Hernach brechen offene Kämpfe aus die Bürgerkriegs-Charakter haben. Eine Intervention seitens Griechenlands und der Türkei wird befürchtet und die USA versucht zwischen beiden NATO-Partnern (beide seit 1952) zu schlichten.

Die Zürcher und Londoner Abkommen (19.02.59) wurden ausgearbeitet, in denen festgeschrieben wurde, dass Zypern ein unabhängiger Staat werden sollte und weder Griechenland noch der Türkei angeschlossen werden durfte. Desweiteren wurde auch eine Teilung kategorisch ausgeschlossen. Hierfür sollten die Garantiemächte, Griechenland, Türkei und Großbritannien, notfalls auch im Alleingang, Sorge tragen.

Bischof Makarios, wurde nun zum Präsidenten Zyperns gewählt, war sich also einer breiten Mehrheit der Insel-Griechen sicher. Am 16.08.60 wurde Zypern unabhängig, doch wehrten sich immer noch einige nationalistische Insel-Griechen gegen den geschlossenen Vertrag, der ihrer Meinung den Türken zu viele Rechte, wie das Veto-Recht, einräumten.

Um klar zu stellen, beide Seiten mussten nach dem Zürcher und Londoner Abkommen Abstriche hinnehmen, wobei die Insel-Griechen mit Sicherheit mehr verloren als die Insel-Türken, die nun auch keine Teilung mehr vollziehen konnten. Aber der Schutz des jeweiligen Mutterlandes war gegeben und auch Großbritannien trat weiterhin als Schutzmacht aller Zyprioten auf.

Die neue Verfassung nach der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich, sah vor, dass der Präsident von den Insel-Griechen und der Vize-Präsident von der türkischen Minorität gestellt werden sollte. Beide hatten ein Veto-Recht und der Ministerrat, sowie der Beamtenapparat wurde im Verhältnis 7:3 zu Gunsten der griechischen Bevölkerung geregelt. Dies war den griechischen Nationalisten ein Dorn im Auge, bemerkten diese doch, dass den türkischen Zyprern zu viele Rechte eingeräumt worden seien.

Fortan blockierten sich Präsident und sein Vize, so dass eine einheitliche Verwaltung nicht zu Stande kam. Hinderlich war ebenfalls die Tatsache, dass sich trotz der Auflösung der EOKA, paramilitärische Verbände auf griechischer Seite bildeten, die ein türkisches Pendant heraufbeschwörten (Türk Mukavemet Teskilati (TMT).

1963 wurde von Makarios ein 13-Punkte-Plan vorgelegt, der u.a. das Veto-Recht abschaffen sollte, wogegen sich die Türken sträubten. In diesen Verhandlungen kam es zu Massakern an der türkischen Zivilbevölkerung, die mit türkischen Massakern beantwortet wurden. Am 24.12.63 kam es zu einem Waffenstillstand und die UNO schickte Truppen auf die Insel, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Nach diesen Massakern ist der grösste Teil der Insel-Türken entweder nach Großbritannien oder in den türkische Teile Zyperns emmigriert. Es bildeten sich Enklaven, die dann von den Griechen abgeschottet wurden und ein Wirtschaftsembargo wurde verhängt, welches aber wieder, auf Druck der Uno, aufgehoben werden musste.

Nach dem Militärputsch in Griechenland 1967 und anti-türkischen Übergriffen durch den griechischen General Grivos, wurde Makarios 1968 wiedergewählt und ein Selbstverwaltungsrecht wurde den Türken eingeräumt. Daraufhin blieb es bis 1974, bis zur Invasion türkischer Truppen im Nordteil ruhig.

Am 15.07.74 kam es zu einem Militärputsch der Nationalisten gegen den Präsidenten Makarios, woraufhin - wie es der Zürcher und Londoner Vertrag vorsah - türkische Truppen den Norden besetzten, um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Dabei wurde eine einheitliche türkische Struktur im Norden der Insel etabliert und viele Insel-Griechen mussten Haus und Hof verlassen.

Trotzdem im Dezember 1974 die alte Ordnung, mit Makarios wieder hergestellt wurde, weigerten sich die türkischen Truppen die Insel zu verlassen.

Noch heute stehen ca. 35.000 türkische Soldaten auf der Insel, um die türkische Minorität gegen die Insel-Griechen zu schützen.
 
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Noch ein Gedankengang:

Musste aufgrund der aggressiven nationalistischen Haltung der Insel-Griechen eine Spaltung zwangsweise herbeigeführt werden? Oder besser gesagt, war eine Abspaltung, trotz des Zürcher und Londoner Abkommens, der Insel-Türken nicht vorhersehbar. Und wenn ja, war diese Abspaltung und danach die Ausrufung der Türkischen Republik Nordzypern nicht rechtens, um die Insel-Türken letzten Endes vor den Nationalisten aus dem Süden zu schützen?

Mir fällt in diesem Zusammenhang ein türkisches Sprichwort ein:
"Rüzgar eken fırtına biçer."
Wer Wind sät, wird Sturm ernten.
 
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schau mal hierein:
Zeitgeschichtliche Hintergründe aktueller Konflikte, Zypern ist u.a. auch dabei:

http://cms.isn.ch/public/docs/doc_828_290_de.pdf
und
Zypernkonflikt seit 1945 - Historisches Institut der RWTH Aachen U - Z

Muss aber erstmal morgen lesen, ob die beiden Seiten was taugen...
Ich hatte die Geschichte Zyperns auch mal in einem Seminar, dort habe ich erstmals von der Aggression der griech. Zyprer gehört, was mir vorher nicht bekannt war, da ich eher die türk. Seite mit dem Einmarsch als Aggressor gesehen habe. Aber wie gesagt, ich wusste gar nicht, was überhaupt dazu geführt hatte, welche Spirale der Gewalt...
 
schau mal hierein:
Zeitgeschichtliche Hintergründe aktueller Konflikte, Zypern ist u.a. auch dabei:

http://cms.isn.ch/public/docs/doc_828_290_de.pdf
und
Zypernkonflikt seit 1945 - Historisches Institut der RWTH Aachen U - Z

Muss aber erstmal morgen lesen, ob die beiden Seiten was taugen...
Ich hatte die Geschichte Zyperns auch mal in einem Seminar, dort habe ich erstmals von der Aggression der griech. Zyprer gehört, was mir vorher nicht bekannt war, da ich eher die türk. Seite mit dem Einmarsch als Aggressor gesehen habe. Aber wie gesagt, ich wusste gar nicht, was überhaupt dazu geführt hatte, welche Spirale der Gewalt...

Die zweite Seite ist mir bereits bekannt, hatte aber noch die Zeit sie mir zu verinnerlichen.

Der Zypernkonflikt ist eigentlich ein Konflikt zwischen drei Parteien. Einmal ein griechisch-britischer und zum zweiten ein griechisch-türkischer Konflikt. Die erste Phase, die in meinen Ausführungen um 1914 begannen spiegelt den Konflikt zwischen den Griechen und dem Empire wieder. Die zweite Phase beginnt dann erst nach dem zweiten Weltkrieg, nachdem die Insel unabhängig wird.
 
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Ihr wollt wirklich so ein Thema, dass immer noch politisch hochaktuell ist und wo hier anscheinend türkische Positionen vertreten werden, wirklich diskutieren ? Sicher ? :grübel:
 
Als Zankapfel zwischen beiden Bevölkerungsteilen begann der eigentliche Konflikt 1914 als die Insel-Griechen begannen gegen die britischen Besatzer aufzubegehren.


Die Wurzeln dieses Konflikts reichen viel tiefer hinab. Sie gehen auf das Jahr 1570/71 zurück, als die Türken die Insel Zypern eroberten, die bis dahin über Jahrtausende hinweg rein griechisch besiedelt war. Die wenigen Franzosen und Venezianer, die im Zuge der Kreuzfahrerdynastie Lusignan und der kurzfristigen venezianischen Oberherrschaft nach Zypern gelangten, fallen nicht ins Gewicht.

Unter türkischer Herrschaft wurden die Kirchen der vertriebenen "Lateiner" in Moscheen umgewandelt, die der Griechen geduldet. Türkische Soldaten, später auch Türken aus Kleinasien, wurden in Zypern angesiedelt und bildeten gegenüber der altansässigen griechischen Mehrheit ein geschlossenes Bevölkerungselement.

Es ist also nicht verwunderlich, wenn es zu anhaltenden Spannungen zwischen den orthodoxen griechischen Zyprioten und dem gewaltsam auf die Insel verpflanzten muslimischen türkischen Bevölkerungsteil kam, der zudem die bedingungslose Unterstützung des Osmanischen Reiches genoss.

Hinzu kam, dass die griechisch besiedelten Gebiete nach 1945 einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten, woran besonders die Landwirtschaft und der Tourismus beteiligt waren Ich habe das selbst bei mehrfachen Besuchen der Insel in den 70er Jahren und später erlebt: Während die griechischen Vorstädte (Varosha) boomten und ganze Hotelketten aus dem Boden schossen, lebten die Türken in nahezu mittelalterlichen Verhältnissen auf dem Land oder im Altstadtkern von Städten wie Famagusta.

Das war darauf zurückzuführen, dass der türkische Bevölkerungsteil erheblich konservativer und der Moderne gegenüber wenig aufgeschlossen war und somit den Anschluss an die "neue Zeit" verloren hatte. - Somit kam zu der religiösen und ethnischen Kluft auch noch ein gewaltiger Unterschied im Lebensstandard beider Bevölkerungsteile hinzu.

Neueste politische Entwicklungen will ich hier nicht weiter erörtern, da wir bekanntlich ein historisches und kein politisches Forum sind.
 
Ihr wollt wirklich so ein Thema, dass immer noch politisch hochaktuell ist und wo hier anscheinend türkische Positionen vertreten werden, wirklich diskutieren ? Sicher ? :grübel:
Ich finde, man kann durchaus mal historische Fakten sammeln, unterschiedliche Bewertungen ausarbeiten, und dabei keine Partei vertreten, weder türkische, noch griechische, sondern einfach möglichst ausgewogene neutrale Positionen.
Und wenn man bei den Fakten bleibt, dann wird es nicht politisch.
Das dabei vielleicht der Augenmerk auf griechische "Untaten" mal gelenkt werden, finde ich nicht tragisch, da diese im öffentlichen Bewußtsein weit weniger bekannt sind, als z.B. die türk. Invasion ...
 
Ihr wollt wirklich so ein Thema, dass immer noch politisch hochaktuell ist und wo hier anscheinend türkische Positionen vertreten werden, wirklich diskutieren ? Sicher ? :grübel:

Weil ich wusste, dass Du dagegen intervenieren würdest - ich war mir zu 99% sicher - habe ich den Konflikt bewusst im Jahre 1974 abgebrochen. Ich bin mir schon bewusst, dass das Bild des "bösen Türken", der alle anderen Völker und Kulturen unterjochte, hier offensichtlich nicht auf diesen Konflikt übertragbar ist. Wurmt dich das ein bisschen? Ich habe bewusst in meinem ersten Posting herausgestellt, dass beide Parteien Abstriche machen mussten und dementsprechend ihre Forderungen nicht durchsetzen konnten. Das dabei die Insel-Griechen aggressiver und brutaler vorgingen ist nunmal Tatsache und hat nichts damit zu tun, dass ich Partei für die Insel-Türken übernehme, auch wenn sie in diesem Konflikt mir persönlich symphatischer erscheinen.

Ich bin gerne bereit in PNs mit dir auch über die weitere Frage zu diskutieren, was die Zukunft der Insel betrifft. Denn ich bin der Meinung das gerade hier, wie lynxxx es schon beschrieben hatte, die Öffenlichkeit ein falsches Bild von diesem Konflikt hat und die Türken einseitig verurteilt, als Aggressoren aufgeführt werden, welches eben einfach nicht den Tatsachen entspricht.

Türken genauso wie Griechen und auch alle anderen vom OR eroberten Staaten müssen ihre Geschichte mit Sicherheit neu aufarbeiten. Vielleicht wird dann das Türenbild zur Zeit des OR revidiert werden müssen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das dann der Fall sein wird.

Grüsse Seldschuk

P.S.: Oder bist du etwa Insulaner und direkt in diesen Konflikt involviert?:friends:
 
Das dabei die Insel-Griechen aggressiver und brutaler vorgingen ist nunmal Tatsache und hat nichts damit zu tun, dass ich Partei für die Insel-Türken übernehme, auch wenn sie in diesem Konflikt mir persönlich symphatischer erscheinen ... Denn ich bin der Meinung das gerade hier, wie lynxxx es schon beschrieben hatte, die Öffenlichkeit ein falsches Bild von diesem Konflikt hat und die Türken einseitig verurteilt, als Aggressoren aufgeführt werden, welches eben einfach nicht den Tatsachen entspricht.

Ich denke, beide Bevölkerungsteile nehmen sich hinsichtlich beiderseits verübter Gräueltaten wenig. Während die Zyperngriechen 1955 ihre Terrororganisation EOKA gründeten, welche die "Enosis" (= Vereinigung mit Griechenland) anstrebte, rekrutiertenn die Zyperntürken mit Unterstützung Ankaras ebenfalls eine bewaffnete Organisation, welche die "Taksim" (= Teilung Zyperns) herbeiführen sollte.

Den Zyperngriechen ist anzulasten, dass sie die mühsam ausgehandelte Verfassung, die nach Zyperns Unabhängigkeit 1960 in Kraft trat, ständig torpedierten. Im Ministerrat gab es eine Verteilung von 7 : 3, ebenfalls im Beamtenapparat; das Amt des Präsidenten war stets einem griechischen, das des Vizepräsidenten einem türkischen Zyprioten vorbehalten; ferner gab es ein Vetorecht und einen Garantievertrag mit der Türkei für die Inseltürken.

Diese Verfassung hätte bei gutem Willen seitens der Inselgriechen durchaus funktionieren können, doch wurde sie von ihnen als überproportionale Repräsentanz der Inseltürken und daher als unangemessen eingestuft.

Unzweifelhaft zu leiden hatten die türkischen Zyprioten, als es im Dezember 1963 zu einem Streit um das Vetorecht und zu einem Massaker von Extremisten an der türkischen Bevölkerung kam. Die Türken rächten sich mit brutalen Anschlägen ihrer Untergrundorganisation TMT. Bei den ausbrechenden Kämpfen starben 1000 türkische und über 200 griechische Zyprioten. Damals flüchteten 100 000 Inseltürken nach Großbritannien und es kam zu einer weitgehenden Separation der beiden Volksgruppen.

Als weiteren schweren Fehler der Inselgriechen muss man den Militärputsch gegen Präsident Makarios am 15. Juli 1974 bezeichnen, mit dem nationalistische Extremisten den Anschluss an Griechenland erzwingen wollten. Das provozierte ein militärisches Eingreifen der Türkei, und zwar völlig zu Recht, wie leicht übersehen wird. Die Türkei war verfassungsmäßige Garantiemacht der Zyperntürken und hatte das Recht zur Intervention, falls der Status quo einseitig verändert würde.

Nunmehr wurden etwa 200 000 griechische Zyprioten aus dem türkisch besetzten Nordteil der Insel vertrieben, während etwa 40 000 türkische Zyprioten aus dem Süden in den türkischen Norden flüchteten. Beides war wiederum von Massakern und Übergriffen begleitet.

Die heutige Situation ist in diesem historischen Forum nicht zu erörtern. Immerhin muss man feststellen, dass sich die griechische Bevölkerungsgruppe bislang allen fairen Kompromissen verweigert hat. Sie will den türkischen Zyprioten nur ganz geringfügige politische Konzessionen machen und ist nicht bereit, ihnen ausreichende Minderheitenrechte zu gewähren. Freilich kann man lange darüber diskutieren, was unter "ausreichend" zu verstehen ist, und die Meinungen darüber gehen zwischen der griechischen und türkischen Bevölkerung weit auseinander.

Unter diesen Umständen ist es möglicherweise das Beste, wenn Bevölkerungsteile, die nicht miteinander leben wollen, auch geografisch und politisch getrennt bleiben. Man kann höchstens hoffen, dass sich im Lauf der Jahrzehnte und im Zeichen eines zusammenwachsenden Europas neuerliche Chancen für einen zypriotischen Bundesstaat auftun.
 
Als weiteren schweren Fehler der Inselgriechen muss man den Militärputsch gegen Präsident Makarios am 15. Juli 1974 bezeichnen, mit dem nationalistische Extremisten den Anschluss an Griechenland erzwingen wollten. Das provozierte ein militärisches Eingreifen der Türkei, und zwar völlig zu Recht, wie leicht übersehen wird. Die Türkei war verfassungsmäßige Garantiemacht der Zyperntürken und hatte das Recht zur Intervention, falls der Status quo einseitig verändert würde.

Genau darum geht es mir! Dieser 15.07.1974 stellte den "Casus Belli". Allerdings wird die Invasion im Nordteil der iNsel immer wieder als Aggression herausgestellt, trotz der Zürcher und Londoner Verträge.

Dieter schrieb:
Nunmehr wurden etwa 200 000 griechische Zyprioten aus dem türkisch besetzten Nordteil der Insel vertrieben, während etwa 40 000 türkische Zyprioten aus dem Süden in den türkischen Norden flüchteten. Beides war wiederum von Massakern und Übergriffen begleitet.

Ein Umstand den auch viele Insel-Türken bedauern, wollten sie doch eine Einigung erzielen und an dem Aufschwung (z.B. im Tourismus) partizipieren.

Dieter schrieb:
Sie (Die Insel-Griechen; Anm. d. Verf.) will den türkischen Zyprioten nur ganz geringfügige politische Konzessionen machen und ist nicht bereit, ihnen ausreichende Minderheitenrechte zu gewähren.

Richtig! Und nach den Erfahrungen, die die türkische Bevölkerung auf Zypern machen musste, musste zwangsweise die Teilung seitens der Türken in Angriff genommen werden. Das die einseitige Ausrufung der Türkischen Republik Nordzypen (Kuzey Kibris Türk Cumhuriyeti) daraus eine nicht unerwartete Folge war ist nicht verwunderlich, auch wenn dies in den Zürcher und Londoner Abkommen strikt untersagt war, denn die Griechen versuchten ja - und das jahrelang - genau diese Verträge zu torpedieren. Da hätte die Staatengemeinschaft durchaus positiv reagieren müssen und diesen neuen Staat auf Zypern anerkennen, um ein Zeichen zu setzen. Dies hätte zweifellos einen Fortschritt bedeutet, um die Insel-Griechen mit ihren überzogenen Forderungen in die Schranken zu verweisen.

Stattdessen wurde diese neue türkische Staatsgründung lediglich von der Republik Türkei und Bangladesh anerkannt.

Dieter schrieb:
Unter diesen Umständen ist es möglicherweise das Beste, wenn Bevölkerungsteile, die nicht miteinander leben wollen, auch geografisch und politisch getrennt bleiben.

Die jüngste Geschichte hat uns allerdings gezeigt, dass zumindest ein Bevölkerungsteil die hohen Barrieren überspringen wollte, währenddessen der andere an der harten Haltung ihrerseits festhielt.
 
Dieter:
Du sagst, das des Problem schon von anfang an als die Osmanan einfielen begann. Wo gab es solche probleme nicht wenn man länder eroberte??
Du sagtest das damals dort alles mit gewalt vorging. Ich weiß nicht ob du es weißt, aber das osmanische Reich war zu der Zeit einmalig was Religion betraf. Natürlich wurden einige Kirchen in Moscheen umgebaut, denn es war für sie verboten Kirchen zu zerstören. (Kreuzüge waren ja anders, sie zerstörten moscheen).. und noch heute weiß man dass im Osmanischen Reich (auch Zypern) Moscheen und Kirchen nebeneinader waren.. das war damals einmalig

Außerdem wollen die türkischen zyprioten mit der Moderne gehen, allerdiings wird der türkische teil der Insel boykotiert..

Man wollte dann einst eine Einigung und alles vereinigen... also ein Zypern.. die Umfrage zeigte das der türkische Teil es wollte, aber der griechische Teil nicht.

Nun heißt es sogar das die Türkei nur in die EU darf, wenn sie die Häfen für den griechischen Teil öffnet.
Türkei sagte, sie würden es öffnen, wenn der griechische Teil dafür seine Häfen öffnet. Machen sie aber nicht... und darf deshalb die Türkei nicht in die EU? irgendiwe , für mich zumindestens, unlogisch^^
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun heißt es sogar das die Türkei nur in die EU darf, wenn sie die Häfen für den griechischen Teil öffnet.
Türkei sagte, sie würden es öffnen, wenn der griechische Teil dafür seine Häfen öffnet. Machen sie aber nicht... und darf deshalb die Türkei nicht in die EU? irgendiwe , für mich zumindestens, unlogisch^^


"Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz."

http://www.geschichtsforum.de/regeln.php
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Einmal abgesehen vom Schwenk ins Tagespolitische und auch davon, daß folgender Nebensatz nichts mehr direkt mit dem Thema zu tun hat, erlaube ich mir eine kurze Off Topic Anmerkung...

... Kreuzüge waren ja anders, sie zerstörten moscheen...

Bitte nicht so pauschal...
Ein Teil der Kreuzfahrer plünderte während der Eroberung Jerusalems 1099 - ergo im Zuge des Ersten Kreuzzugs - die Häuser der Stadt, u.a. auch Moscheen. Der gewaltigste Exzess während jener Eroberung war das Abschlachten eines großen Teils der Bevölkerung (was sicher aus der Retrospektive betrachtet schlimm genug ist), nicht aber die Zerstörung von Gebäuden.
Aber vielleicht habe ich ja gerade die Fälle von wirklichen Zerstörungen von Moscheen während der Orientkreuzzüge (1099/1291) nicht parat, so daß Du sicher konkrete Beispiele dafür nennen kannst...
Anm.: Gemeint sind Beispiele für tatsächliche Zerstörungen, nicht für Plünderungen :fs:
 
Es ist in der Tat in diesem Thread Off Topic - was ich ja auch bereits anmerkte -, aber so plakativ kann es dennoch nicht stehen bleiben...
Anm.: Vielleicht kann man den Teil ja aus diesem Thread ausgliedern.

Eine grundsätzliche Vorbemerkung zu den Links: kein einziger Text ist hinreichend durch entsprechende Fachliteraturverweise abgesichert, was mich jedoch auch, wie ich gleich ausführen werde, dann stark verwundern würde.

Wenn man etwas weiter runterscrollt, ist da schon ein Text. Aber da brennt gerade mal eine Moschee. :grübel:

Angeblich basiert dieser Text auf dem entsprechenden Wikipedia Artikel; nur findet sich in jenem - übrigens sehr guten - Artikel die genannte Passage nicht: Vierter Kreuzzug - Wikipedia
Auch in meinen Büchern zur Thematik habe ich keinerlei Aussagen gefunden, welche den auf Vierter Kreuzzug Beschreibung in Library - Definition und Buch-Tipp. geschilderten Vorgang bestätigen.
Es wäre übrigens auch mE etwas verwunderlich, wenn sich in Konstantinopel um 1204 (damals eine christliche Stadt; das war ja auch die Ungeheuerlichkeit jenes Kreuzzuges) eine Moschee befunden hätte...

Zu den anderen beiden Texten...


Da steht u.a.
Die Al Aksa Moschee wurde zerstört, wo sich viele Araber aufhielten,
die aus der Moschee eine Festung gebaut hatten.

Diesen Sachverhalt kann ich in der Fachliteratur nicht wiederfinden, was auch einigermaßen verwunderlich wäre, da die Könige während der ersten Jahrzehnte des Königreichs Jerusalem in ebenjener Al Aksa Moschee residierten.
Vgl. dazu bspw. Reinhard Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge" - Piper, München 1999


Da steht aber dazu
Sie stießen zur Al-Aksa-Moschee vor. Die Araber hatten zuvor versucht, aus ihr eine Festung zu machen. Tankred besetzte sofort die Al-Aksa-Moschee, sie war damals ein wichtiger Ort muslimischer Gottesverehrung. Und hier begann dann das schreckliche Gemetzel, das sich durch die ganze Stadt zog.
und dann
Die meisten Juden hatten sich in die Synagogen geflüchtet, doch diese wurden von den Kreuzfahrern angezündet. Brennende Dachbalken stürzten auf die Betenden herunter und erschlugen viele.

Ähnliche Aussagen findet man übrigens auch in der Literatur wieder, wenngleich der Sachverhalt um Tankred einer detaillierteren Darstellung bedarf und die Zerstörung der Synagogen sich auf eine, nämlich die Hauptsynagoge Jerusalems, bezog.
Vgl. auch dazu bspw. Reinhard Barth "Taschenlexikon Kreuzzüge" - Piper, München 1999

Ich wiederhole meine Aussage von oben: bitte nicht so pauschal... :fs:
 
Dieter:
Du sagst, das des Problem schon von anfang an als die Osmanan einfielen begann. Wo gab es solche probleme nicht wenn man länder eroberte??
Du sagtest das damals dort alles mit gewalt vorging.

Die Eroberung Zyperns durch die Türken 1570/71 erfolgte natürlich gewaltsam. Man muss aber gerechterweise hinzufügen, dass die griechische Inselbevölkerung unter der Kreuzfahrerdynastie der Lusignan und der Herrschaft Venedigs (seit 1489) zahlreichen Repressionen ausgesetzt war. Insbesondere die religiöse Intoleranz der katholischen Fremdherrscher gegenüber der griechisch-orthodoxen Bevölkerung trug nicht zu einem friedlichen Ausgleich bei, sodass die siegreichen muslimischen Türken von vielen Zyprioten sogar als Befreier begrüßt wurden.

Sie zeigten sich auch später toleranter als ihre katholischen Vorgänger und garantierten die ungestörte Ausübung des orthodoxen Ritus. So wurden die Kirchen der vertriebenen "Lateiner" in Moscheen umgewandelt, die der Griechen geduldet. Das religiöse Oberhaupt, der Erzbischof von Zypern in Nicosia, wurde als Sprecher (Ethnarch) der griechisch-zypriotischen Bevölkerung anerkannt, aber auch für ihr Wohlverhalten - etwa beim Übergreifen von Freiheitsbewegungen aus Griechenland 1821 - verantwortlich gemacht.

Damals wurden türkische Soldaten und Türken aus Kleinasien in Zypern angesiedelt und bildeten gegenüber der griechischen Mehrheit ein geschlossenes Bevölkerungselement. Dies war der Ursprung für den späteren lang andauernden Zypernkonflikt.
 
Ich weiß das des was ich nun sage auch nicht dazu gehört, aber ich muss es einfach unbedingt wissen^^.
Mein nachbar ist Grieche und der sagte, dass die Orthodoxen nichts mit den Kreuzzügen zu tun haben (oder besser gesagt die weströmer oder byzanten).
Ich weiß das die Orthodoxen nicht wirklich was damit zu tun haben, aber haben die echt nichts dazu geleistet??
ich kenn mich nämlich in diesem Thema nicht wirklich aus
danke^^
 
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