@ Bdaian
Vielen vielen Dank für die Infos. Danke.
Sind echt super Informationen.
Aber was war der Grund für die Auswanderungswelle nach Südamerika? Schlechte Zustände in Deutschland damals?
Da wir über eine Zeitspanne von mehr als 100 Jahren sprechen, gab es in dieser Zeit vielfache Gründe: Politische (nach 1848, nach 1933 und nach 1945) wirtschaftliche (Argentinien war lange Zeit ein reiches und dynamisches Land mit guten Aufstiegschancen) familiäre (Nachzügler von schon Vorab ausgewanderten) und schlichtweg Abenteuerlust.
Die Wolgadeutschen suchten etwas, was ihrer russischen Heimat ähnelte, die Menonniten suchten religiöse Freiheit und Befreiung vom Militärdienst.
Kann man in Argentinien heute mit der Deutschen Sprache durchkommen?
In Buenos Aires habe ich gehört, kommt man in der Regel mit der Deutschen Sprache durch.
Das ist sehr übertrieben. Unter ca. 12 Millionen Einwohnern in Buenos Aires, machen auch einige zehntausende oder gar hundertausend Deutschsprachige eine verschwindend geringe Menge aus, auf die man erst einmal treffen muss. Es gibt in Buenos Aires kein geschlossenes Viertel in dem die Deutschen leben. Die Mehrheit der Argentinier kann nur Spanisch, wenige Englisch.
In den Siedlungsgebieten im Norden oder in Bariloche kann man schon recht häufig Deutsch sprechen, als Verkehrssprache kommt man damit aber trotzdem nicht weit. Die Ansässigen Deutschen dort sind zudem recht verschlossen.
Es gibt aber überhaupt viele deutsche Firmen, Schulen, Vereine und man kann sehr wohl ohne Spanischkenntnisse einreisen und es erst dort lernen. Es gibt zahlreiche Sprachschulen die sich auf Sprachtouristen spezialisiert haben.
Interessiere mich generell warum so viele nach Südamerika ausgewandert sind. Die oben genanten Personen sind wahrscheinlich nach Argentinien geflüchtet, weil eben dort viele Deutsche leben bzw. weil Argentinien mit Deutschland kooperiert hat und es immer Sympathien gab.
Geflüchtet sind einige, sowohl nach 1933 wie nach 1945. Die bereits schon vorher recht große Deutsche Bevölkerung, ermöglichte es dort leicht unterzutauchen. Man hat aber auch heute noch Vertreter aller aus Mitteleuropa emmigrierten deutschsprachigen Gruppen und deren Nachkommen.
Die Beziehungen zwischen Argentinien und Deutschland waren aber nicht immer gut. Nach der Kriegserklärung 1945 wurden sämtlicher Deutscher Besitz eingezogen, auch der von Privatfirmen und Vereinen, sogar von einigen Privatpersonen (Industrielle wie die Bembergs und Großgrundbesitzer).
Privateigentum wurde später größtenteils zurück erstattet (Jahre später) die Argentinische Luftwaffe und die Marine benutzen jedoch noch heute als Casino die Gebäude des ehemals deutschen Rudervereins und des früheren Deutschen Clubs (der neue hat zwei Etagen im Penthouse eines prachtvollen Hochhauses auf der Avenida Corrientes).
In der Argentinischen öffentlichen Meinung gab es während des Krieges Strömungen sowohl für Deutschland wie für die Allierten. Letztere nahmen zum Ende hin Überhand (dank zum Teil des dämlichen Verhaltens der deutschen Regierung und vieler Ansässiger, die mit ihrer Arroganz die vorhandenen Sympathien verspielten).
Beim Argentinischen Militär gab es aber gute Kontakte aus den langen Jahren der Kooperation (Peron selbst war kurzzeitig in Deutschland) und es bestand große Interesse militärischen Know-How und technologie günstig zu ergattern. So kamen neben Kriegsverbrechern die dafür zahlten, oder die von der Kirche protegiert wurden (z.B. der Kroate Ante Palevic) viele "Experten" wie Ernst Udet oder Ullrich Rudel als Ausbilder zur Argentinischen Luftwaffe. Kurt Tank entwarf Düsenflugzeuge in Cordoba und es gab sogar einen Hochstapler der Peron ein komplettes "Atomprogramm" unterjubelte, dass nie zu brauchbaren Ergebnissen führte aber Millionen verschlang (Stichwort "Isla Huemul").
Von den flüchtigen Nazis sind jedoch nur einige in Argentinien geblieben und nach der Entführung Eichmanns untergetaucht oder weitergezogen. Mengele soll über Paraguay schließlich nach Brasilien gegangen sein. Klaus Barbie ist nach Bolivien. Skorzeny lebte bis zu seinem Tod in Spanien. Nicht wenige sind nach wenigen Jahren wieder zurück nach Deutschland und lebten hier lange weitgehend unbehelligt.