Deutsche im Sezessionskrieg

balticbirdy

Ehemaliges Mitglied
Ich habe kürzlich dies gelesen:
Die Carl Schurz Story: Vom deutschen Revolutionär zum amerikanischen Patrioten: Marianne Draeger, Otto Draeger: Amazon.de: Bücher

Der Mann, ein 1848-Revolutionär, kämpfte (ohne besondere Glanzleistung) im US-Bürgerkrieg und brachte es in hohe politische Positionen.
Carl Schurz ? Wikipedia

Es gab zumindest auf der Unions-Seite (Nordstaaten) rein deutsche Truppenverbände, viele wurden direkt von den Auswandererschiffen herunter verpflichtet.

In diesem Zusammenhang bin ich auch auf diesen Herren gestoßen:
Franz Sigel ? Wikipedia
Friedrich Engels, der ihn von 1849 in Baden her persönlich kannte, kommentierte seine Fähigkeiten als General in Amerika in einem Brief an Marx als "höchst mittelmäßig".

Jetzt drängen sich mir 2 Fragen auf:
1) Welche weiteren deutschen Revolutionsflüchtlinge machten in Übersee Karriere?
Mal über http://de.wikipedia.org/wiki/Forty-Eighters hinausgehend?
(Ja @Repo, an http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Hecker habe ich auch gedacht.)
2) Gibt es Informationen über Deutsche oder gar deutsche Truppeneinheiten auf der Seite der Konföderierten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Herrmann Haupt und Gottfried Weitzel wären noch hervor zu heben.

Im Süden gab es mindestens eine Artillerieabteilung (Batterie oder Kompanie) die aus Deutschen bestand. Große Einheiten wie im Norden m.W. jedoch nicht.
 
Der Schurz, ein echter Kerl.
Aus Rastatt durch einen Abwasserkanal geflüchtet.
Hast Du gelesen wie er seinen Prof. Kinkel aus dem Knast in Spandau befreit hat?

Die 48er Demokraten, von Deutschlands Despoten nach "samtschuldnerischer Haftung" für die Kosten der Niederschlagung der Revolution (=kpl. Vermögensentzug) zur Auswanderung gezwungen, standen so gut wie alle auf Seiten der Nordstaaten. Und beeinflussten mit dieser Haltung natürlich die übrigen Deutsch-Amerikaner.

Ich kenne aus der Lokalhistorie ein paar Fälle, auch einen UrUrGroßonkel der in Nordstaatenuniform in eine Kamera grinst. Aber alles natürlich überregional uninteressant.
Aber mal schauen, ich glaube ich weiß noch was.

(Endlich wird hier mal wieder ein vernünftiges Thema angerissen:winke:)
 
Muss ich bei mir mal suchen, hab genau zu dem Thema Zulassungsarbeit für das erste Staatsexamen geschrieben ... aber wo ich die jetzt habe?
 
@Repo: Ich kenne aus der Lokalhistorie ein paar Fälle, auch einen UrUrGroßonkel der in Nordstaatenuniform in eine Kamera grinst. Aber alles natürlich überregional uninteressant.

Dann stelle das Foto doch rein. Wenn es nicht ein getürktes Bild wie von mir selbst samt Tochter ist, aufgenommen in der Westerncity vom Heidepark Soltau.
 
Dann stelle das Foto doch rein. Wenn es nicht ein getürktes Bild wie von mir selbst samt Tochter ist, aufgenommen in der Westerncity vom Heidepark Soltau.

neee, getürkt ist da nichts.
suchen muss ich es.:motz:und ob ich das mach?:winke:
Die Leichenpredigt (auf Deutsch!) von 1911 ist auch noch erhalten.
 
Ich weiß eigentlich tuen Spielfilme nichts zur Sache, aber neulich habe ich den Western "Wer mit dem Teufel reitet"/"Ride with Devil" von 1999 gesehen. Darin wurden das Thema Deutsche im Bürgerkrieg thematisiert.
Die Hauptrolle spielt ein Deutschter, genannt "Dutchie", der sich der konföderierten Guerilla-Truppe Bushwrackers in Missouri anschließt. Dass ein Deutscher sich für die Partei der Südstaaten entschließt gilt allen als äußerst ungewöhnlich. Bei den Bushwrackers macht sich bald antideutsche Stimmung breit, die in quasi rassistischen Greueltaten ausgelebt wird.
Dass eine Identifikation von Deutschen und Unionisten auch außerhalb des Kino stattfand, bestätigt zumindest Wikipedia:
The identification of Germans with the Unionist-Abolitionist persisted into the 1870s in the so-called "Mason County War" in Texas. "Germans" were identified as Unionists while "Americans" were predominantly pro-Confederate. The conflict claimed some dozen lives before petering out. Now it is known chiefly because of the famous outlaw Johnny Ringo's participation on the anti-German side.
 
Dass eine Identifikation von Deutschen und Unionisten auch außerhalb des Kino stattfand, bestätigt zumindest Wikipedia:

Und Repos Link:scheinheilig:
Die deutschen Emigranten im Bürgerkrieg
Deutsche hatten auch im amerikanischen Bürgerkrieg
zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten
1861–1865 (Sezessionskrieg) einen maßgeblichen Anteil
am Kriegsgeschehen. Schätzungen zufolge kämpften an
die 200 000 Deutsche im Bürgerkrieg mit, davon etwa
176 000 allein auf Seiten der Nordstaaten,
der »Union«.
Es gab sogar rein deutsche Regimenter, die Bezeichnungen
trugen wie »German Rifles«, »Steuben Regiment«,
die »Neuner von Ohio« oder »Heckers Jäger«.6 Franz Sigel,
der im badischen Aufstand anfangs die aufständischen
Truppen kommandiert hatte, wurde mit etwa 40
anderen Ehemaligen im Laufe des Krieges in den Generalsrang
erhoben. Auch Carl Schurz, der spätere Innenminister
der USA, machte als Generalmajor militärische Karriere.

 
Deutsche auf Seiten der Südstaaten

Hallo,

der Kommandant des berüchtigten Südstaaten-Gefangenenlagers Anderssonville war ein Schweizer, Heinrich Hartmann Wirz oder auch Henry Wirz. Er wurde nach dem Bürgerkrieg als Kriegsverbrecher hingerichtet.

Auch einer der Mitverschwörer beim Lincoln-Attentat Geoge Atzerod war deutschstämmig, ich glaube aus BaWü. Auch er wurde hingerichtet.

Also zwei nicht so ruhmreiche Vertreter unseres Kulturkreises :(
 
Hallo,

der Kommandant des berüchtigten Südstaaten-Gefangenenlagers Anderssonville war ein Schweizer, Heinrich Hartmann Wirz oder auch Henry Wirz. Er wurde nach dem Bürgerkrieg als Kriegsverbrecher hingerichtet.

Auch einer der Mitverschwörer beim Lincoln-Attentat Geoge Atzerod war deutschstämmig, ich glaube aus BaWü. Auch er wurde hingerichtet.

Also zwei nicht so ruhmreiche Vertreter unseres Kulturkreises :(
Meines Wissens war der Schweizer Henry Wirz der einzige Ausländer, der im Rahmen des American Civil War wegen angeblicher Kriegsverbrechen hingerichtet wurde.
Nach Kriegsende begann am 23. August 1865 der Prozess gegen den aus Zürich stammenden Lagerkommandanten Heinrich Hartmann Wirz bzw. Henry Wirz (November 1822 – 10. November 1865). Er wurde für schuldig befunden und am 10. November gehängt.
Seine Schuld an der fatalen Unterernährung der Gefangenen ist umstritten. Sein Vorgesetzter General John Winder, der Oberkommandierende aller Gefangenenlager östlich des Mississippi, hatte unter der Hand für das Lager bestimmte Lebensmittel verkauft, war aber am 7. Februar 1865 bei einem Abendessen in Wirz' Haus verstorben und konnte nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden. Schuldig machte sich Wirz jedoch dahingehend, dass er den Gefangenen das Errichten von Behausungen untersagte.
Er war also nur der willkommene Sündenbock, bzw. das "Bauernopfer" dieser Kriegsverbrechen, was ein bezeichnendes Licht auf die US-Justiz wirft.
 
Nicht nur das, Wirz war der einzige wegen Kriegsverbrechen hingerichtete CS-Offizier des Bürgerkrieges.
Und als Ausländer eine ziemliche Seltenheit in den höheren Rängen der CSA.
Für die Union kämpften ca. 180.000 deutschstämmige Soldaten, und mit Männern wie Franz Sigel, Peter Osterhaus und dem immer wieder gerne erwähnten Carl Schurz auch in obersten militärischen Rängen.

@R.A. -- Lustig, das ebenfalls auf der Site zu findende Lied "Bumm! Bumm! Bumm!" haben mein Bruder und ich 1997 auf einer Forschungsreise in Missouri ausgegraben -- oh multiplikatorische Macht des Internets ...
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Zusammenhang bin ich auch auf diesen Herren gestoßen:
Franz Sigel ? Wikipedia
Friedrich Engels, der ihn von 1849 in Baden her persönlich kannte, kommentierte seine Fähigkeiten als General in Amerika in einem Brief an Marx als "höchst mittelmäßig".
Sigel war für die gescheiterten deutschen Revolutionäre (1848/49), die in die USA auswanderten, wegen seiner Fast- und Rückzugserfolge in der badischen Revolution eine Gallionsfigur. In der Anfangsphase des amerikanischen Bürgerkriegs hatte er mit seinen "deutschen" Freiwilligenverbänden massgeblichen Anteil daran, dass Missouri und damit der Westen für die Union gesichert werden konnte, nicht zuletzt durch den Sieg bei Pea Ridge (1862). Er wirkte "typisch deutsch": grübelnder Eigenbrödler ohne menschliche Regungen. Die "Deutschen" in den USA konnten damit umgehen. Für sie war er ihr großes Vorbild (Freiheitskämpfer, Unionsgeneral, etc.).

Für die amerikanischen Offiziere aus Westpoint hingegen war Sigel ein Rivale, mit einer militärischen Ausbildung zweifelhaften Wertes (jedenfalls nicht Westpoint) und fehlender menschlicher Ausstrahlung (da Eisklotz). Seine Fast-Erfolge, Rückzugs-Erfolge und seine katastrophale Niederlage bei Wilsons Creek (1861) verstärkten die Zweifel an seinen militärischen Fähigkeiten, sein Sieg bei Pea Ridge zählte für die Westpointer nicht, da dort Curtis (Westpoint) kommandierte.

Sigels "deutsche" 48er-Freunde versuchten ihn zum "deutschen" Vorzeigegeneral aufzubauen. Lincoln benötigte deutschstämige Rekruten und beförderte Sigel. Die Werbewirkung stelte sich ein (»I fights mit Sigel«). Sigel selbst scheiterte jedoch an den Intrigen der Westpointer, aber auch an seinen eigenen Fehlern und Unzulänglichkeiten, insbesondere an seiner mangelnden Fähigkeit, Freundschaften (z.B. mit Westpointer) schliessen zu können. Die Deutsch-Amerikaner aber haben ihn gegen alle Vorwürfe verteidigt und Denkmäler gesetzt.

Ich selbst finde Sigels Biografie eigentlich gerade wegen seiner vielen Erfolge, Fasterfolge, Misserfolge so interessant. Auch zeigt sich am Besispiel von Sigel und den anderen 48er, welche Probleme die USA bei der Integration von Einwanderern hatten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und als Ausländer eine ziemliche Seltenheit in den höheren Rängen der CSA.
Nun ja, aber ein paar gab es schon. JEB Stuarts Stabschef z,B, war der preußische Major Heros v.Borke
August Büchel aus Hessen war Brigadegeneral der 1.Texas-Kavallerie

In Charlestonn gab es ein ganzes Deutsches Husarencorps und eine Artilleriebrigade,die größtenteils aus Deutschen bestand

Auf Unionsseite ist noch Brigadegeneral Ludwig Blenker aus Worms hervorzuheben, der die 8.New Yorker Infanterie kommandierte sowie der Berliner Militärjurist Franz Lieber,der die kriegsrechtliechen Artikel der Unionsarmee verfasste .

hier ist einiges zum Thema zu finden: http://www.bigcountry.de

Graf Zeppelin nahm übrigens ebenfalls am Bürgerkrieg teil und zwar als Militärbeobachter auf Seiten der Unionsarmee in Virginia
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte hier noch auf Christoph(er) Memminger hinweisen, der noch in Deutschland geboren wurde; sein Vater fiel als badischer (?) Offizier, wenn ich recht erinnere, in den napoleonischen Kriegen. Seine Mutter wanderte mit ihrem Sohn (damals Kleinkind) in die USA aus, starb und hinterließ ihn als Waisen. Er hatte aber das Glück, von einem wohlhabenden Amerikaner aufgenommen zu werden, so dass er eine entsprechende Ausbildung erhielt. Mit Gründung der C.S.A. am 08. (?) 02. 1861 (150 Jahre!!) wurde Christopher Memminger Finanzminister der Konföderation. Ihm ist gelungen, deren "Finanzierung" mit allen möglichen "Tricks" "sicherzustellen".
Dann wäre noch auf Unionsseite zu nennen: Maj. Gen. August Valentin Kautz (bereits in den USA geboren); er war Beisitzer beim Prozess gegen die Lincoln-Seward-Attentäter.
Zu den Texas-Deutschen gibt es im Übrigen noch einiges zu sagen, da sie den zunächst gegen die Sezession auftretenden Sam Houston unterstützten und sich dem Kriegsdienst in den CSA-Truppen zumindest teilweise verweigerten und dann nach Mexiko ausweichen mussten....

Nur mal am Rande bemerkt von
Wolf-Manuel
 
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