Deutsche in japanischer Kriegsgefangenschaft (1. Weltkrieg)

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Hallo,

ich hoffe, mir kann aus diesem Forum jemand bei der Beantwortung einer sehr speziellen Frage helfen. In der Lagerdruckerei des japanischen Kriegsgefangenenlagers Bando ist von WILLY MUTTELSEE und KARL BÄHR die Kladde mit dem Titel "4 ½ Jahre hinter’m Stacheldraht" erschienen, in welcher auf eindrucksvolle Art und Weise das lockere und menschenfreundliche Lagerleben ("Club Med") dargestellt wird. Für einen Artikel hierüber benötigen wir unbedingt die Lebensdaten der beiden Personen und sind auch für alle weiteren Details aus deren Leben dankbar. Leider konnten und die bundesdeutschen Militärarchive nicht weiterhelfen.

Für alle, die sich für dieses Thema interessieren, sei Ulrike Kleins Doktorarbeit "Deutsche Kriegsgefangene im japanischen Gewahrsam. 1914-1920. Ein Sonderfall" von 1994 empfohlen.

Herzliche Grüße

Hannes Kalden
 
Ich wüßte nicht, daß Deutsche im Ersten Weltkrieg in japanischer Kriegsgefangenschaft waren. Japan war doch nicht Mitglied der Entente. :confused:
 
Kiffing schrieb:
Ich wüßte nicht, daß Deutsche im Ersten Weltkrieg in japanischer Kriegsgefangenschaft waren. Japan war doch nicht Mitglied der Entente. :confused:

Nicht direkt, aber auf Grund eines Bündnisabkommens mit Großbritannien erklärte Japan Deutschland den Krieg und eroberte die dt. Niederlassung Tsingtau und die Karolinen-, Marianen- und Marshallinseln.
 
Papa_Leo schrieb:
Nicht direkt, aber auf Grund eines Bündnisabkommens mit Großbritannien erklärte Japan Deutschland den Krieg und eroberte die dt. Niederlassung Tsingtau und die Karolinen-, Marianen- und Marshallinseln.

Na wenn dem so ist, dann muß Japan in den nächsten Jahren eine ziemliche Kehrtwende in seiner Außenpolitik unternommen haben. :D
 
Papa_Leo schrieb:
Nicht direkt, aber auf Grund eines Bündnisabkommens mit Großbritannien erklärte Japan Deutschland den Krieg und eroberte die dt. Niederlassung Tsingtau und die Karolinen-, Marianen- und Marshallinseln.

Das ist richtig. Diese Gebiete blieben auch nach dem Krieg in japanischem Besitz. Japan wurden nach dem Krieg Mandatsmacht über die Marianen (außer Guam), Karolinen, Palau- und Marshallinseln.

Link zum deutschen Kiautschou-Gebiet in China (u.a. Foto mit deutschen Kriegsgefangenen): http://www.deutsche-schutzgebiete.de/kiautschou.htm
 
Valao schrieb:
Das ist richtig. Diese Gebiete blieben auch nach dem Krieg in japanischem Besitz. Japan wurden nach dem Krieg Mandatsmacht über die Marianen (außer Guam), Karolinen, Palau- und Marshallinseln.

Link zum deutschen Kiautschou-Gebiet in China (u.a. Foto mit deutschen Kriegsgefangenen): http://www.deutsche-schutzgebiete.de/kiautschou.htm

Aber auf die Eroberungen in China mussten die Japsen nach dem Krieg auf US-Intervention verzichten, fortan fühlten sie sich betrogen. Ähnlich wie die Italiener, denen hatten die Engländer+Franzosen Dalmatien versprochen, und den Serben auch.

Andererseits führten beide reine Eroberungskriege, im Zivilleben würde man von bewaffnetem Raubüberfall sprechen. (stehen 5 Jahre Knast drauf)

Grüüße Repo
 
Repo schrieb:
Aber auf die Eroberungen in China mussten die Japsen nach dem Krieg auf US-Intervention verzichten, fortan fühlten sie sich betrogen. Ähnlich wie die Italiener, denen hatten die Engländer+Franzosen Dalmatien versprochen, und den Serben auch.

Andererseits führten beide reine Eroberungskriege, im Zivilleben würde man von bewaffnetem Raubüberfall sprechen. (stehen 5 Jahre Knast drauf)

Grüüße Repo

Stimmt Repo. Habs gewußt aber nicht dazugeschrieben (alte Ausrede ich weiß ;) ) ...

Die Japaner mußten 1922 Kiautschou wieder an China zurückgeben. Steht aber wie ich gerade sehe sogar in meinem Link

Gruß Valao
 
Japan und der Erste Weltkrieg

Hallo!

Japans Engagement im Ersten Weltkrieg beruhte auf etwas mehr als dem Militärbündnis mit England von 1902 und man könnte sie schon als Mitglied der Entente bezeichnen. Außerdem ging es irgendwie auch um Rache: Schließlich mußte Japan nach seinem Sieg über Rußland weite Teile der besetzten Gebiete auf Druck von Deutschland, Frankreich und England hin, an China abtreten. Besonders dem Deutschen Reich, das relativ gute Beziehungen zu Japan hatte, wurde dies verübelt. Letztendlich war Japan auch einer der Vertragsstaaten des Versailler Vertrages. Japans Forderungen wurden allerdings nicht nur hinsichtlich der besetzten Regionen Chinas enttäuscht, sondern auch in bezug auf die Gleichstellung verschiedener Kulturen. Japans Anliegen war es, im Versailler Vertrag die Gleichstellung aller Völker schriftlich zu fixieren, dem sich allerdings alle anderen Verstragsstaaten sperrten. Ein weiterer Punkt auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg...

Übrigens kam es zu dem Bündnis mit dem Deutschen Reich weniger aus historischen Gründen (Preußen und andere deutsche Staaten haben maßgeblich das japanische Militär, aber auch das Zivilgesetz und wissenschaftliche Bereiche geprägt), sondern eher, weil nachdem England den Bündnisvertrag nicht mehr verlängerte, kein anderer potentieller Bündnispartner zu haben war. Rußland schied aus, da es und Japan ähnliche Ambitionen in Asien hatten (man erinnere sich nur an den Russisch-Japanischen-Krieg 1904/1905 und den Zwischenfall von Nomonhan 1939), und die USA, da sie seit den 1920er Jahren eine rigide Anti-Japan-Politik fuhr (Einwanderunsgverbot, Flottenpolitik, Embargo, inoffizielle Unterstützung Ckang Kai-sheks mit Militär(beratern)...). So blieben eben nur das faschistische Italien und das totalitäre Deutschland als Partner des militaristischen Japans.

grüße

Hannes


P.S. Die Frage hinsichtlich deutscher Soldaten in japanischer Kriegsgefangenenschaft stammte von mir. Wie mir scheint, kann Sie mir wohl niemand beantworten. Schade.

P.P.S. Es befanden sich übrigens auch die Matrosen eines östereichischen Kriegsschiffes in japanischer Kriegsgefangenschaft, da die deutsche Garnison sie kurzerhand zum Mitkämpfen verpflichtet hat...
 
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