Deutschland und Japan Zusammenarbeit

T 34

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Ich stelle mir gerade die Frage, warum Japan und Deutschland nicht so zusammenarbeiteten wie die Alliierten. Wurde das von beiden Seiten überhaupt mal ernsthaft in Erwägung gezogen? Gab es überhaupt operative Möglichkeiten für gemeinsam koordinierte Militäraktionen? Ließen sich die Kriegsziele der beiden überhaupt vereinbaren? Schließlich reden wir über 2 unterschiedliche Kriegsschauplätze (Pazifik, Europa)
 
Es ergeben sich zwei zentrale Gemeinsamkeiten. Die Fronstellung zu den USA und vor allem die - temporär - vorhandene Gemeinsamkeit des Wunsches nach einer Kriegsführung gegen die UdSSR. Basierend auf dem Interesse von Japan an der Ausweitung seiner Besitzungen in der Mandschurei.

Young, Louise (1999): Japan's total empire. Manchuria and the culture of wartime imperialism. Berkeley, Calif.: University of California Press

Aus unterschiedlichen Gründen "kühlte" sich die Begeisterung - u.a. durch "Nomonhan" - ab und die japanische Armee verfolgte diese Zielsetzung nicht mehr aktiv.

Battles of Khalkhin Gol - Wikipedia

Ansonsten ein komplexes Thema, das bereits in einzelnen Threads besprochen wurde.

Japanische Kriegsziele beim Angriff

Literatur zum Pazifikkrieg - eine Positionsbestimmung

japanische Landung in Pearl Harbor 1941?

Deutsch-japanisches Bündnis im 2. Weltkrieg

Als Literatur zu empfehlen wären.
Martin, Bernd (1967): Die "Militärische Vereinbarung zwischen Deutschland, Italien und Japan" vom 18.Januar 1942. In: A. Hillgruber (Hg.): Probleme des Zweiten Weltkrieges. Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch, S. 134–144.
Martin, Bernd (1997): Das deutsch-japanische Bündnis im Zweiten Weltkrieg. In: Wolfgang Michalka (Hg.): Der Zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz : im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Weyarn: Seehamer, S. 120–137.
Wegner, Bernd (1992): Die Koalition der Dreimächtepakt-Staaten. In: Horst Boog, Werner Rahn, Reinhard Stumpf und Bernd Wegner (Hg.): Die Welt im Krieg 1941 - 1943. Von Pearl Harbor zum Bombenkrieg in Europa. 2 Bände. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl. (1), S. 131–218.
 
Danke für die interessanten Literatur Tipps. Am naheliegendsten wäre es doch für beide gewesen, wenn Japan 41 vom Osten her in die UdSSR einmarschiert wäre. Dann hätte man der Sowjetunion eine zweite Front aufgezwungen und das Öl das Japan so dringend brauchte wäre vermutlich auch in Sibirien zu holen gewesen. Allerdings hatte sich Japan 39 im Grenzkonflikt von den Sowjets eine blutige Nase geholt. War das japanische Landheer schlicht nicht in der Lage für einen solchen Feldzug? Und befasste man sich überhaupt mit dieser Möglichkeit? Eine weitere Option zur Zusammenarbeit hätte auch 42 bestanden, wenn die Japaner ihre Offensive auf die Bewegungsachse der Wehrmacht konzentriert hätte und Richtung Indien marschiert wäre. Verband Hitler eig seine Kriegserklärung 41 an die USA mit der Hoffnung, daß nun auch Japan der Sowjetunion den Krieg erklärt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Trotz des Antikominternpaktes zwischen Deutschland und Japan 1936, dem Italien 1937 beitrat, überraschte das NS-Regime Tokyo und Rom mit dem Molotow-Ribbentrop-Abkommen vom August 1939. Im September 39 schloss Japan ein Waffenstillstandsabkommen mit der UdSSR, das den seit 1932 währenden Grenzkonflikt beendete. Im April 1941 unterzeichneten dann beide Mächte das japanisch-sowjetische Neutralitätsabkommen. Im Juni 1941 folgte der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Japan hielt sich an das Neutralitätsabkommen. Dessen konnte sich aber die UdSSR anfangs nicht sicher sein. Richard Sorge übermittelte Moskau aber im September 1941, dass Japan sich an das Abkommen halten werde und sich zukünftig auf Kämpfe mit den Westalliierten in Südostasien und dem Pazifik vorbereite.

Insofern bestanden zwischen Berlin und Tokyo Gemeinsamkeiten beim Kampf gegen die Westalliierten. Bei der UdSSR vertrat man aber trotz Antikominternpakt ab 1939 unterschiedliche Ziele.
 
Danke für die interessanten Literatur Tipps. Am naheliegendsten wäre es doch für beide gewesen, wenn Japan 41 vom Osten her in die UdSSR einmarschiert wäre. [...]

Für eine japanische Offensive gegen die Sowjetunion fehlte es schlicht an Truppen, nachdem die fast alle im Krieg mit China gebunden waren.
Die waren weder 1941 noch 1942 in dieser Form verfügbar.

Davon ab war eine Koordination mit Deutschland insgesamt nicht einfach, über welche Kanäle hätte die denn laufen sollen?

Direkte Kabelverbindungen zwischen beiden Ländern gab es nicht und selbst wenn es sie gegeben hätte, wären sie durch Zonen verlaufen, die von den potentiellen Kriegsgegnern kontrolliert wurden, die wären sofort gekappt worden.

Funktechnologie gab es zwar, aber ohne Relaisstationen, mit dem gleichen Problem bei einer Kommunikation, die potentiell um den halben Erdball gehen musste, ebenfalls unbrauchbar.

Öl als Motiv für Japan ist auch eher abwegig.
So besonders ausgebaut war die sibirische Ölförderung noch nicht, der Schwerpunkt der sowjetischen Ölförderung lag noch im Kaukasus.
Davon abgesehen, gab es in Sibirien überhaupt keine hinreichend große Transportinfrastruktur nach Japan.
Was soll man mit Ölvorkommen anfangen, deren Förderung man weder vernünftig raffinieren und weiterverarbeiten, geschweigedenn vernünftig im großen Stil transportieren kann?

Die Besetzung der indonesischen Ölvorkommen (damals Niederländisch-Ostindien) war wesentlich naheliegender.
Da war deutlich weniger Widerstand zu erwarten und die Transportmöglichkeiten waren viel besser.
 
Öl als Motiv für Japan ist auch eher abwegig.
So besonders ausgebaut war die sibirische Ölförderung noch nicht, der Schwerpunkt der sowjetischen Ölförderung lag noch im Kaukasus.

Und auch heute liegen die meisten sibirischen Ölfelder, die ausgebeutet werden, im Westen Sibiriens. Mit Ausnahme der Ölfelder bei Sachalin und dort wird erst seit 2001 Offshore gefördert. Japan wäre niemals in der Lage gewesen, die westsibirischen Felder zu erobern, schon gar nicht so nebenbei, während sie noch in China kämpfen; das sind ja riesige Entfernungen.

Datei:RUS oilmap.gif – Wikipedia
 
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