Deutschland vor 1848

dann würde ich nicht kleinlich sein und als einen ganz wesentlichen beitrag deutschlands die reformation nennen, auch wenn sie ein paar jährchen früher begann.

Eben. Die Reformation markiert für mich nun mal den Beginn dieser "Depression". Während andere Länder mit einem Handstreich des Monarchen entweder die Priester oder die Reformatoren vertrieb, kam es in "Deutschland" zur konfessionellen Spaltung.

Ich frage mal andersherum: seht ihr "Deutschland" bzw. die deutschen Staaten des HRRDN die ganzen 1000 Jahre stets auf Augenhöhe mit seinen Nachbarn stehen? Die Hanse ging flöten, die Bauern rebellierten, Fremdmächte plünderten querbeet, jahrzehntelange Pogrome gegen "Andersgläubige", die Pest wütete, die Türken vor den Toren, ...

Und auch der spätere Aufstieg der hier angesprochenen Großmächte hat ein gewisses Makel: die preussischen Vordenker waren Franzosen, die österreichischen Italiener, und beide hatten mehr slawische (bzw. ungarische), als deutsche Einwohner.
 
Eben. Die Reformation markiert für mich nun mal den Beginn dieser "Depression". Während andere Länder mit einem Handstreich des Monarchen entweder die Priester oder die Reformatoren vertrieb, kam es in "Deutschland" zur konfessionellen Spaltung.

Ich frage mal andersherum: seht ihr "Deutschland" bzw. die deutschen Staaten des HRRDN die ganzen 1000 Jahre stets auf Augenhöhe mit seinen Nachbarn stehen? Die Hanse ging flöten, die Bauern rebellierten, Fremdmächte plünderten querbeet, jahrzehntelange Pogrome gegen "Andersgläubige", die Pest wütete, die Türken vor den Toren, ...

Und auch der spätere Aufstieg der hier angesprochenen Großmächte hat ein gewisses Makel: die preussischen Vordenker waren Franzosen, die österreichischen Italiener, und beide hatten mehr slawische (bzw. ungarische), als deutsche Einwohner.

ich will jetzt keinen konfessionellen streit aufkommen lassen, aber wäre ohne die reformation z.b. der aufstieg der niederlande , englands oder später der usa denkbar gewesen? oder z.b. die "modernisierung" der katholischen danach? hier geht es doch nicht, ob die reformation ein segen war oder ein fluch, sondern um die "aussenwirkung" und die kann man martin luther nun mal nicht absprechen.

"auf augenhöhe" mit wem denn? welche nation, sofern man davon überhaupt sprechen kann, hat den in den 1000 jahren, die du jetzt anführst, immer an erster stelle gestanden? doch wohl keine, jedes land durchlitt eine phase der stagnation oder sogar des niedergangs. es ist doch gerade kennzeichnend für die europäische geschichte, dass sich kein land auf dauer "oben" halten konnte oder gar eine dauerhafte vorherrschaft errichten konnte.

man kann doch nicht abstreiten, dass deutschland ebenso wie frankreich, england oder italien nicht derart abseits von der kulturellen, technologischen und wirtschaftlichen entwicklung stand wie beispielsweise russland bis zur herrschaft peter des grossen.
 
Ich würde gerade das 17.Jahrhundert in Deutschland als verschenktes Jahrhundert bezeichnen. Was gab es von 1600 bis 1700 aus deutschen Landen Neues zu verkünden?

Kultur fand statt. Aber Innovation?

Wissenschaftliche Innovation auf deutschen Boden im 17. Jahrhundert ? Da fällt mir doch sofort eine höchst bedeutende Persönlichkeit ein: Otto von Guericke, Entdecker des Vakuum und Erfinder der Luftpumpe.

http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Guericke

Aber prinzipell möchte ich mal was zu dieser Art von Fragestellung sagen. Die ist grundsätzlich abzulehnen. Europäische Länder oder Regionen vollkommen für sich selbst zu beurteilen und dann vorzurechnen der eine hatte was, was der andere nicht hatte ist eine geradezu unsägliche Herangehensweise. In Europa muss man Kultur und Technik stets im Gesamtzusammenhang beurteilen, andernfalls ergibt sich ein ziemlich verzehrtes Bild. Das Grundproblem ist, das sich in Europa zu allen Zeiten technische Innovationen, als auch kulturelle Eigenheiten sehr schnell über den ganzen Kontinent verteilt haben. So hat sich Europa in seiner langen Geschichte immer auf sehr positive Weise "selbst befruchtet", was auch eine der großen Stärken unserer Geschichte war und ist: Ständige Übernahme und Anpassung von "besseren Dingen", wenn man sie noch nicht selbst gemacht hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich will jetzt keinen konfessionellen streit aufkommen lassen, aber wäre ohne die reformation z.b. der aufstieg der niederlande , englands oder später der usa denkbar gewesen? oder z.b. die "modernisierung" der katholischen danach? hier geht es doch nicht, ob die reformation ein segen war oder ein fluch, sondern um die "aussenwirkung" und die kann man martin luther nun mal nicht absprechen.

Hus, Calvin, Zwingli, Münzer, Luther - die Liste ist lange und natürlich hat die Reformation einen epochalen Umbrüch eingeleitet (ja, die Neuzeit wäre ohne sie in dieser Form nicht denkbar). Aber die Grundideen waren ja bis 1550 schon geformt, danach ging es eigentlich nur noch darum, welche Konfession sich wo durchsetzen sollte. Die Reformation als Neuerung würde ich vor 1550 ansetzen.

collo schrieb:
"auf augenhöhe" mit wem denn? welche nation, sofern man davon überhaupt sprechen kann, hat den in den 1000 jahren, die du jetzt anführst, immer an erster stelle gestanden? doch wohl keine, jedes land durchlitt eine phase der stagnation oder sogar des niedergangs. es ist doch gerade kennzeichnend für die europäische geschichte, dass sich kein land auf dauer "oben" halten konnte oder gar eine dauerhafte vorherrschaft errichten konnte.

Eben! Deshalb behaupte ich ja, dass "Deutschland" im 17.Jhdt. seinen gesellschaftlichen Tiefpunkt erreicht hatte (im Vergleich mit seinen Nachbarn).

collo schrieb:
man kann doch nicht abstreiten, dass deutschland ebenso wie frankreich, england oder italien nicht derart abseits von der kulturellen, technologischen und wirtschaftlichen entwicklung stand wie beispielsweise russland bis zur herrschaft peter des grossen.

Wir haben ja jetzt einige Beispiele angeführt bekommen, die belegen, dass in Deutschland von 1550 bis 1850 auch Innovation stattfand. "Nichts" ist also falsch. "Wenig" wäre angebrachter.

Louis schrieb:
Aber prinzipell möchte ich mal was zu dieser Art von Fragestellung sagen. Die ist grundsätzlich abzulehnen.

Oui oui, monsieur! Dass die Frage nicht wirklich akademisch ist, bestreitet keiner. Interessant fand ich sie trotzdem ... :D

Louis schrieb:
Europäische Länder oder Regionen vollkommen für sich selbst zu beurteilen und dann vorzurechnen der eine hatte was, was der andere nicht hatte ist eine geradezu unsägliche Herangehensweise. In Europa muss man Kultur und Technik stets im Gesamtzusammenhang beurteilen, andernfalls ergibt sich ein ziemlich verzehrtes Bild. Das Grundproblem ist, das sich in Europa zu allen Zeiten technische Innovationen, als auch kulturelle Eigenheiten sehr schnell über den ganzen Kontinent verteilt haben. So hat sich Europa in seiner langen Geschichte immer auf sehr positive Weise "selbst befruchtet", was auch eine der großen Stärken unserer Geschichte war und ist: Ständige Übernahme und Anpassung von "besseren Dingen", wenn man sie noch nicht selbst gemacht hat.

Jaja, ABER:

Es gibt Innovationszentren und -peripherien. War "Deutschland" Ausgangspunkt von (technologischer, wirtschaftlicher, geistiger, kultureller, sozialer, ...) Innovation, oder lag es peripher? Heute fragen wir uns doch auch, wie die USA den Sprung zur Weltmacht geschaft haben - und ein Punkt ist nunmal die Innovationskraft der Gesellschaft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jaja, ABER:

Es gibt Innovationszentren und -peripherien. War "Deutschland" Ausgangspunkt von (technologischer, wirtschaftlicher, geistiger, kultureller, sozialer, ...) Innovation, oder lag es peripher? Heute fragen wir uns doch auch, wie die USA den Sprung zur Weltmacht geschaft haben - und ein Punkt ist nunmal die Innovationskraft der Gesellschaft.

Was dann natürlich eine legitime Fragestellung wäre, solange man nicht die Relation - also den Gesamtzusammenhang - außer Acht lässt. ;)
 
1848! War es nicht so, dass die Reichsversammlung das Volk gar nicht vertreten hat?
Ist deshalb 1848 gescheitert?
Waren die "Revolutionen" 1848 in Europa vom selben Geist?
Oder hatte es in jedem Land andere Motive gegeben.
In Deutschland -wie gesagt - ist meine Überlegung/Frage, ob es nicht die mangelnde Bereitschaft der Reichsversammlung war, Uhland und Co. - also gewissermaßen die Dichter und Denker - zu unterstützen?
 
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