Drogen:
Drogen im Alten Ägypten waren sicher nicht nur ein beliebter Zeitvertreib, sondern hatten vielleicht wie bei anderen alten Völkern auch eine religiöse Bedeutung.
Als "ausländisches" Beispiel kann z.B. der Tempelgarten in einem bronzezeitlichen Heiligtum auf Zypern (Enkomi ???) gelten. Hier fand sich direkt benachbart zu dem allerheiligsten Bereich ein kleiner "Schlafmohngarten" - also ein regelrechter Opiumanbau innerhalb des Tempelbezirks. In diesem "rauschreligiösen" Zusammenhang sei auch auf das Orakel von Delphi hingewiesen, bei dem sich die Prophetin evtl. über berauschenden Erdgasen in Stimmung brachte...
Auch den alten Germanen wird nachgesagt, sie hätten in ihren "Schwitzhütten" Hanfsamen auf die heißen Steine geworfen und wären dann "lustig" wieder herausgekommen. So haben sie aber wohl eher die gesamten Blütenstände der Cannabis Planze (also das heutige Marihuana) auf den heißen Steinen verdampft und das ganze dann in dem abgeschlossenen Raum der Schwitzhütte inhaliert. Das Cannabis ist übrigens eine sehr alte, weitverbreite Kulturpflanze, die ihren Ursprung wohl am Schwarzen Meer hatte. Neben dem Hanf hatten unsere "Germaicaner" zur allgemeinen Belustigung wohl aber vor allem den Met (Honigwein)...
Die Ägypter selbst hatten auch Rauschtränke - sie gelten schließlich nicht von ungefähr als Erfinder des Bieres. Dieses scheint jedoch im Allgemeinen recht schwach - also mit geringem Alkoholgehalt - gewesen zu sein. Sollte der syrische Söldner auf dem folgenden Bild sich seinen "Trunk" deswegen mittels Strohhalm reinziehen ???
http://i28.tinypic.com/2q1s901.jpg
Sieht man die Darstellung im Original (Museum in Berlin) fallen einem auch die etwas verschleierten Augen auf - das ist aber natürlich Interpretationssache. Aber ob der Herr da auch wirklich ein Bier trinkt? Meines Erachtens steht das nämlich nicht explizit dabei und könnte deswegen auch etwas anderes, z.B. Wein sein. Vielleicht sogar eine Lotusblüten-Wein-Mischung, die offenbar auch einen starken Rauschzustand hervorrufen kann. Und für Lotusblüten hatten die Ägypter bekanntlich ein Faible...
Der Wein war in den gehobenen Kreisen Ägyptens sehr populär und es kam damit wohl auch zu Exzessen, wie eine damalige Verhaltensregel nahelegt: Du sollst nicht trinken, so daß Du auf der Straße liegst, hilflos wie ein Kind....
Aber zurück zum Thema: Interessant ist nun, daß man an der Mumie Ramses II. (LHG!) tatsächlich Spuren von Kokain und Nikotin, also von Stoffen, die vermeintlich nur von Pflanzen der "Neuen Welt" produziert werden, gefunden hat. Unbekannt ist mir aber leider wie, wo und wieviel man davon nachgewiesen hat.
Mittlerweile wurde aber festgestellt, daß es "Nikotin" offenbar auch in anderen Pflanzen gibt, also nicht nur im Tabak Südamerikas, und diese Pflanzen wuchsen im diesseitigen "Einzugsbereich" Ägyptens. Dieser "Beweis" für eine Überseeverbindung nach Amerika ist also hinfällig.
Komplizierter ist das aber mit dem nachgewiesenen Kokain, meines Erachtens hat man da noch keine entsprechende Pflanze gefunden, die diesen Wirkstoff auf "unserer" Seite des Meeres produziert. Man weiß allerdings, daß zu der Zeit, als man den großen Pharaoh in einer Cachette wiedergefunden hat, Kokain ein beliebtes Aufputschmittel war - möglicherweise haben sich da die Forscher bei der anstrengenden Arbeit selbst etwas "erfrischt". Ich erinnere in diesem Zusammenhang auch an den Nachweis von Kokainspuren an US Dollars oder im "Trinkwasser" von Mannheim. Ähnliche Theorien für eine Sekundärverschmutzung gibt es übrigens auch für das Nikotin, ich habe da irgendwie im Hinterkopf, daß die Mumie bei der Bergung/Lagerung mit neuzeitlichen Tabakblättern in Kontakt kam...
Im Bezug auf Drogen im Alten Ägypten ist vielleicht auch erwähnenswert, daß man in den Haaren einiger Mumien sehr hohe THC Konzentrationen gefunden hat (THC - Tetrahydrocannabiol - Psychoaktiver Wirkstoff des Cannabis...).
Allerdings sind mir da auch nicht die Untersuchungsmethoden bekannt. Die Frage ist nämlich: Steckt das THC (Cannabis) in den Haaren oder nur auf Ihnen? Aus Hanf (Cannabis) läßt sich bekanntlich auch ein tolles Öl produzieren und die Ägypter liebten (Salb-)Öl - warum also nicht Hanföl auf die Haare der Lebenden oder während des Mumifizierungsprozesses auf die der Verstorbenen? Damals gab es schließlich nicht unseren heutigen Nutzhanf ohne das psychoaktive THC, der für heutige "Hanfshampoos" genutzt wird.
Und selbst wenn das THC zu Lebzeiten "angereichert" wurde - geschah das dann auch "bewußt"?
Vielleicht stammt das THC nämlich auch nicht direkt aus dem Cannabis. Die Ägypter hatten schließlich einen recht ordentlichen Weihrauchverbrauch (Weihrauch stammte aus "Punt", wschl. dem heutigen Oman). Dieser beinhaltet wohl auch THC - das beim Räuchern freigesetzt und über die Lungen aufgenommen werden kann. Vielleicht funktionierte das im Prinzip also ähnlich wie bei unseren germanischen Vorfahren, nur sicher nicht in einer Schwitzhütte, sondern eben vor dem Altar im Tempel.
Deshalb denkt dran, liebe Katholiken, in der kommenden Christmette auch recht tief einzuatmen, damit das "Frohe Fest" auch garantiert ist !
Hier übrigens ein Literaturhinweis:
U. Seiberling, Drogen im Alten Ägypten, München 1993
Weitere Literatur zu diesem Thema sicher auch unter:
AIGYPTOS - Eine Datenbank zur Literaturrecherche im Fachgebiet gyptologie
Transatlantische Beziehungen:
Die Idee von regelmäßigen Handelsreisen nach Amerika unter einem Ramses halte ich persönlich für sehr sehr sehr unwahrscheinlich.
Die Ägypter waren nämlich Küstenschiffer, die (aus Angst?) meistens in Sichtweite der Küste blieben, an der sie nachts auch ankerten.
Vor allem aber wäre ein regelmäßiger Warenaustausch/Handel/Kontakt sicher in Textzeugnissen erhalten geblieben und derartiges ist bislang nicht bekannt. (Also kein nervöser Ramses auf Entzug, der seiner Marine befiehlt, mit allen Schiffen aufzubrechen und mehr Koks ranzuschaffen...)
Nichtsdestotrotz könnte ja aber mal ein einzelnes ägyptisches Schiff von der Küste abgetrieben worden und dann nach Amerika gelangt sein. Sowas ist natürlich immer möglich - wenn auch unwahrscheinlich - denn soviel Proviant und vor allem Wasser, hatte man für derartige Notfälle sicher nicht an Bord dabei. Und zurückfahren - ohne Kompaß - hätten die Seefahrer ja auch noch müssen...
Für die unverbesserlichen transatlantischen Kulturaustauschler empfehle ich aber für neue "Spinnereien" mal das altägyptische Märchen "Geschichte des Schiffbrüchigen" zu lesen (hats auch in ner Kurzform bei Wiki).
Könnte die große goldene Schlange nicht auch der
Quetzalcoatl der Azteken sein? :nono: