Dion

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Habe am Samstag spätabends „Die Asche meiner Mutter“ gesehen. Der Film, der nach der gleichnamigen Autobiografie des Frank McCourt entstand, schildert die Kindheits- und Jugendjahre des Protagonisten und seiner Familie in Irland der 1930-40er Jahre. Obwohl ich das Buch schon gelesen hatte und daher ungefähr wusste, was mich erwartete, so war die im Film dargestellte bittere Armut und der mitleidlose Katholizismus Irlands dennoch wie ein Schlag in die Magengrube.

Dazu ein Zitat aus dem Buch und Film: „Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.“

Für Geschichtsinteressierte: Heute, d.h. in der Nacht auf Dienstag um 1:05 Uhr wird der Film noch einmal auf ONE gezeigt. Auf ONE findet man dazu auch diese Angaben:

Die Familie McCourt ist kinderreich und bitterarm. Es ist das Jahr 1935, knapp 15 Jahre nach der Teilunabhängigkeit Irlands, und das Leben in Limerick ist ein hartes Los. Wie so viele träumt auch die Familie McCourt von einer besseren Zukunft in Amerika, doch diese Hoffnung schwindet nach und nach. Armut, Arbeitslosigkeit und Verzweiflung wachsen mit jedem Tag. Familienoberhaupt Malachy McCourt ist ein ambivalenter Mann und Vater. Er liebt seine Kinder, doch wenn er mal Arbeit hat, versäuft er umgehend seinen Lohn. Eines Tages verschwindet er, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.

Halt der Familie ist die energische Mutter Angela. Zum Betteln geht sie immer wieder zur Kirche, begleitet von ihrem Sohn Frank. Der permanente Regen lässt Limerick besonders elend aussehen: Die Wohnung der Familie liegt direkt an einer Gosse, die als öffentlichen Toilette genutzt wird. Kinder sterben an Kälte oder Unterernährung. Bildung ist Mangelware, die Schule vermittelt nur eiserne Disziplin.

Im Kino erlebt der heranwachsende Frank eine andere, neue und magische Welt: Amerika erscheint ihm als Land der Träume. Doch muss er zunächst bei einem Kohlehändler arbeiten, bevor eine Krankheit und der darauf folgende Aufenthalt im Hospital ihm neue Möglichkeiten eröffnen. Er widmet sich begierig und voller Eifer dem Lesen und Lernen und scheint so der Verwirklichung seines amerikanischen Traums immer näher zu kommen.

45 Jahre arbeitete Frank McCourt als Englischlehrer in den USA, bevor er mit "Die Asche meiner Mutter" seine Autobiografie und die Geschichte seiner Familie schrieb, ein Weltbestseller. Der britische Regisseur Alan Parker machte daraus einen bewegenden und überzeugenden Film, visuell um Rekonstruktion des Elends bemüht, ohne es allzu sehr ausgestellt wirken zu lassen. Nicht zuletzt tragen die Darsteller zur stimmigen Atmosphäre des Films bei, wie Emily Watson, für die als Mutter Angela mehr Elend kaum vorstellbar ist, sie aber dennoch ihren Lebensmut bewahrt und für das Überleben ihrer Kinder sorgt.

Alan Parker gehört zu den erfolgreichsten europäischen Regisseuren in Hollywood. Mit Filmen wie "Fame", "Birdy", "Angel Heart", "Mississippi Burning", "The Comittments", "Evita" oder "The Life of David Gale" greift er zudem immer wieder populäre und brennende gesellschaftliche Themen auf und bringt sie einem breiten Publikum nahe.

Emily Watson ist eine der herausragenden britischen Schauspielerinnen der 90er Jahre. Ihre bekanntesten Filme sind "Breaking the Waves", "The Boxer" und "Hilary and Jackie", mit denen sie schon früh Weltruhm erlangte.
Ihren unglücklichen Ehemann spielt der Schotte Robert Carlyle, der durch Filme wie "Trainspotting", "Ganz oder gar nicht" oder auch "James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug" international bekannt wurde.
 
Der Film klingt interessant. Wie du selber schon sagst zeigt sich da wohl das Christentum von seiner schlechtesten Seite, was mich wieder wundern lässt wie es im Vergleich mit anderen Religionen wegkommt? Naja, ihr Fett weg bekommt es ja, dieses Jahr waren selbst bei Weihnachten die Kirchen leer.
 
In Irland herrschte praktisch die Kirche, denn die Regierungen taten nur, was diese erlaubte. Es gab das volle katholische Programm – z.B.: Empfängnisverhüttung (es gab keine Kontrazeptiva zu kaufen, nicht einmal Kondome) war ebenso verboten wie Abtreibung, bei der es keine Ausnahmen gab. Die Folgen dieser Maßnahmen waren viele Kinder, egal ob es für sie genug zu essen gab oder nicht.

Wurde eine Mädchen vergewaltigt, war das fast automatisch die Schuld der Frau, die danach zur „Besserung“ in die von Nonnen geführten Magdalen Laundries für unbestimmte Zeit festgehalten wurde.

Skandale wurden in der Regel vertuscht, aber irgendwann war es zu viel, die Kirche verlor die Unterstützung der Bevölkerung und heute hat Irland eine, auch dank der EU, vorbildliche Gesetzgebung – die rote Laterne hat wohl Polen übernommen.
 
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