Die Askese und die Erlösung durch den Fastentod im Jainismus

SRuehlow

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Ebenso wie die Hindus und die Buddhisten gehört der Jainismus zu den Religionen in Indien. Seine Anhänger haben in der Geschichte eine ähnliche Erlösungstheorie entwickelt, die sich aber Grundlegend von denen der anderen Wiedergeburtsreligionen unterscheidet. Hier soll kurz beschrieben sein, wie man Karma vernichtet, um moksa, Erlösung zu erlangen. :confused:


Formen zur Vernichtung des Karmas <?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
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Um aus dem Daseinskreislauf ausscheiden zu können, muss sich der Mensch von allem vorhandenen, aus früheren Leben angesammelte, und sich neu anhäufende Karma reinigen. Dieses stellt ein schwieriges, für den Laien, fast unüberwindbares Problem dar. Die Jainas, hier sollen zwischen den Mönchen und Laien unterschieden sein, haben in ihrer Lehre ein System zur Vernichtung des Karma entwickelt, wobei der freiwillige Fastentod die höchste Stufe der Selbstaufgabe und segenreichen Kasteiung darstellt. Durch die Askese gelangt der Mönch zur Erlösung, dem moķsa. <o:p></o:p>
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Unterscheidungen der Askese <o:p></o:p>
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Durch die innere und äußere Askese und Meditation erlangt der Mensch das nötige Instrument, um das Karma zu vernichten. Die Äußere Askese gilt nur für die Mönche, hingegen die Innere Askese auch von den Laien ausgeübt werden sollte. Die völlige Aufgebe von Nahrung und Flüssigkeit kann alleine erwogen werden oder besser unter Anleitung eines erfahrenen Meisters. <o:p></o:p>
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Die Innere Askese (Abhyantara-tapas) beinhaltet:<o:p></o:p>
  • Die Beichte beim Guru oder beim religiösen Meister (Prayashcitta)<o:p></o:p>
  • Die Ehrfurcht gegenüber den Dienern der Religion (Vinaya)<o:p></o:p>
  • Die Gewissenhaftigkeit bei Verrichtungen, die man für die Mönche, Kranken oder die Gemeinde tätigen darf (Vaiyavrittya)<o:p></o:p>
  • Studium der heiligen Schriften, Sich selbst vervollkommnen (Svadhyaya)<o:p></o:p>
  • Gleichgültigkeit gegenüber dem Körper und seinen Leidenschaften (Utsarga)<o:p></o:p>
  • Meditation (Dhyana), welche keinesfalls 48 Minuten übersteigen sollte, da dies der maximalste Zeitraum ist, der geleistet werden kann. <o:p></o:p>
Die Äußere Askese (Bahya-tapas) gliedert sich wie folgt:<o:p></o:p>
  • Fasten (Anashana)<o:p></o:p>
  • Verringerung der Kost (Avamaudarya), wie zum Beispiel die Üppigkeit der Mahlzeit<o:p></o:p>
  • Verringerung der Anzahl der Mahlzeiten und die Orte, an denen man sein Essen üblicherweise bezieht, ebenso der Zeitpunkt, an dem man sie zu sich nimmt (Vritti-sankshepa)<o:p></o:p>
  • Verzicht auf leckere Kostform, wie Milchspeisen und Zucker (Rasa-parityaga)<o:p></o:p>
  • Vermeidung von allem, was den Ausübenden in Versuchung führen könnte, wie z.B. das Lager mit dem anderen Geschlecht teilen (Samlinata)<o:p></o:p>
  • Abtötung des Fleisches durch Meditation in Hitze und Kälte, das freiwillige Aufnehmen von körperlichen Schmerzen oder Unannehmlichkeiten, den Verzicht auf Körperpflege oder dem Nachgehen aller körperlicher Leidenschaften, bis hin zum völligen Verzicht auf Nahrungsaufnahme (Kaya-klesha)<o:p></o:p>
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Die Falsche Askese (Bala-tapas) hat keinen Sinn und zeigt keinerlei Auswirkung auf die Vernichtung des Karmas. Unter falscher Askese wird Ausübung ohne sinnvolle Anleitung und Motivation verstanden, zum Beispiel die Verachtung des Lebens, das man auf eine törichte Art beendet, wie zum Beispiel Freitod durch Brückensturz. Diese Art würde keine Vernichtung des Karmas nach sich ziehen, wohl aber eine bessere Wiedergeburt mit einem verbesserten Ausgangspunkt. <o:p></o:p>
Die Jainas lehnen Methoden der Selbstkasteiung, wie es bei den Brahmanen üblich ist ab. <o:p></o:p>
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Die Erlösung <o:p></o:p>
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Die Digamberas glauben daran, dass alleine Männer erlöst werden können. Frauen müssen das jetzige Dasein beenden und in ihrem nächsten Leben als Mann wiedergeboren werden, um die Erlösung zu erhalten. <o:p></o:p>
Wenn der Mensch alles Karma vernichtet hat, steigt der Erlöste in einem Samaya zum Gipfel der Welt empor und von dort aus zur Spitze des Universums und verweilt dort an dessen heiliger Region Ishatpragbhara. Dadurch, dass die Seele nicht mehr an Stoffen gehindert wird, die sie am gradlinigem Aufstieg hindern oder sie seitwärts ziehen, kann sie sich jetzt erst vollends entfalten. Der Erlöste steigt so zur Spitze des Weltalls. Hier verweilt er in alle Ewigkeit, weil ihm die Fähigkeit zur Bewegung (Dharma) fehlt, da diese ja wieder Karma hervorrufen würde. Er besitzt unendliches Wissen, unendliches Schauen, unendliche Wonne und unendliche Kraft. Die Gestallt ist gesichtslos, körperlos und um 1/3 geschrumpft, besitzt also nur noch 2/3 seiner ursprünglichen Größe. Es gibt keine individuellen Ausprägungen mehr, keine Charakterzüge oder persönlichen Eigenarten. <o:p></o:p>
Die Siddhas, die Erlösten, unterscheiden sich in 15 Gruppen, die man grob in die Vor-Jaina-Siddhas und die Siddhas der Jainakirche einteilen kann. <o:p></o:p>
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Im Uttarradhyayana-Sutra werden diese Siddhas aufgezählt: <o:p></o:p>
  • Tirthankara-siddhas – Siddhas, die schon vor ihrer Erlösung Tirthankaras waren<o:p></o:p>
  • Atirthankara-siddhas – Siddhas, die nicht Tirthankaras waren<o:p></o:p>
  • Tirtha-siddhas – erfuhren zum Zeitpunkt der Errichtung der Jainakirche ihre Erlösung<o:p></o:p>
  • Atirtha-siddhas – erfuhren die Erlösung vor der Jainakirche <o:p></o:p>
  • Griha-linga-siddhas – Haushalter, die nie Asketen waren<o:p></o:p>
  • Anya-linga-siddhas – fanden die Erlösung, ohne das sie Jainas waren<o:p></o:p>
  • Sva-linga-siddhas – Fanden als Jainaasketen ihre Erlösung<o:p></o:p>
  • Purusha-linga-siddhas – waren Männer<o:p></o:p>
  • Stri-linga-siddhas – waren Frauen<o:p></o:p>
  • Napumsaka-linga-siddhas – Hermaphroditen <o:p></o:p>
  • Buddha-bodhita-siddhas – wurden durch ihre Meister zur Erlösung geführt<o:p></o:p>
  • Pratyeka-buddha-siddhas – Erlösung durch ein bestimmtes Ereignis<o:p></o:p>
  • Svayam-buddha-siddhas – fanden die Erlösung ohne Hilfe<o:p></o:p>
  • Eka-siddhas – gehen alleine in die Erlösung ein<o:p></o:p>
  • Aneka-siddhas – gehen mit zahlreichen anderen Erlösten in die Erlösung ein<o:p></o:p>
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10 Hermaphroditen, 20 Frauen und 108 Männer, 4 Haushalter, 10 Heteodoxen, 108 Jaina-Mönche, 2 Personen von größter und 4 von kleinster, sowie 108 Personen mittlerer Körpergröße; weitere 145 Personen finden in der Luft, im Wasser und auf der Erde die Erlösung.

Weiterfürhernde Literatur zum Thema:
Abbé Dubois, Jean Antoine: Leben und Riten der Inder, Kastenwesen und Hinduglaube inSüdindien um 1800; Reise Know-How Verlag, Bielefeld, 2002<o:p></o:p>
Bätz, Franz: Heilige Berge, Tempelstädte und Asketen, Der Jainismus – eine lebendige Kultur Indiens; Weishaupt Verlag, 1997<o:p></o:p>
Bertholet, Alfred: Wörterbuch der Religionen; Körner-Verlag, Stuttgart, 1962<o:p></o:p>
Settar, Shadakshari: Inviting death, Indian Attitude towards the Ritual Death; Brill, 1986<o:p></o:p>
Settar, Shadakshari: Pursuing death; Brill, 1990<o:p></o:p>
Schubring, Walter: Die Lehre der Jainas; Walter de Gruyter & Co, Berlin und Leipzig, 1935<o:p></o:p>
Schubring, Walter: Worte Mahaviras, Kritische Übersetzung aus dem Kanon der Jaina, Vanderhoeck und Ruprecht, Göttingen, 1926<o:p></o:p>
von Glassenapp, Helmuth: Der Jainismus, Eine indische Erlösungsreligion, Erster Band; Alf Hager Verlag, Berlin, 1925<o:p></o:p>
 
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