Die Deutschen im Urteil der Besatzer

Repo

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Die französischen "Kreisdelegationen" erstellten am Ende ihrer Tätigkeit 1949 Abschlussberichte, die heute in Colmar im "Archives de l`occupation francaise en Allemagne et en Autriche" lagern.

Die Berichte für das Gebiet des heutigen Zollernalbkreis hat das Landratsamt bearbeitet von Dr. Andreas Zekorn herausgegeben.

Oberst Gonnet: (von 1946 bis 1949 Leiter der Delegation)
".....Es wird außerdem deutlich, dass die Schwaben vor allem partikularistische Interessen haben. Obwohl sie Deutsche sind, zeigen sie keine besondere Sympathie für die anderen Deutschen, und sie hassen die Preussen.( :winke:;):D:pfeif:) Die Zukunft der Deutschen interessiert sie erst an zweiter Stelle. .... Sie schauen nicht über den kommunalen Horizont hinaus, und wenn sie eine Zeitung kaufen, dann nur um den Lokalteil zu lesen...."
Hervorhebung von mir

Ob da nicht der Wunsch der Vater des Gedankens war?:autsch:


Ich denke ähnliche Berichte wird es auch aus anderen Besatzungszonen geben.
Vielleicht hat das eine oder andere Mitglied Zugriff, und kann was schreiben.
 
Ja, ist das denn nicht so? :devil:


Den Kasernenhof, (womit man ja die Preussen verbindet:devil:) den hasst ein anständiger Schwabe auf den Tod, aber sonst geht´s eigentlich.
:grübel:

OT: Es soll sogar eheliche Verbindungen zwischen Preussen und Schwaben geben, Repo weiß von einer, die sogar verhältnismässig gut geht,
nur ob die Nachkommen bei der Gen-Verschiedenheit nicht steril sind???????:rofl:
Beweis steht noch aus.:devil:
 
Wieder zum Thema.
AaO Seite 188 Jean Gonnet zum Thema Jugend:
"Welchen Platz nahm die Jugend in der öffentlichen Meinung ein? Keinen um die Wahrheit zu sagen, denn wenn sich das Verhalten der Masse unter dem einfluss der Ereignisse verändert hat und sich ohne Schwierigkeiten verfolgen ließ, so war es unmöglich, irgenein Gefühl bei den Jugendlichen festzustellen, es sei denn, eine verbitterte Ablehnung allen Versuchen gegenüber, sie am Leben der Gemeinschaft zu beteiligen. .... Von Anfang an nahm sie sich davor in acht, auch nur die kleinste politische Tendenz zu zeigen, ja selbst irgendein Interesse für das Schicksal ihres Landes zu zeigen...."

Das war dann die Generation die Anno 67-72 so überhaupt daneben standen, ohne im geringsten zu begreifen, dass es durchaus erstrebenswerte Dinge gab, die außerhalb ihres Wohlstandsdenken lagen.

Dann schreibt Gonnet weiter:

".....Was aber auf der anderen Seite erstaunte, war unbestrittenermaßen die Reaktion dieser Jugend am Jahresende 1949 auf Gerüchte über die mögliche Remilitarisierung Deutschlands. Man war völlig überrascht angesichts der Feindseligkeit, mit der diese Neuigkeit in allen Schichten der Jugend aufgenommen wurde, und das bei einer Jugend, die das Naziregime in einem Kult des Militarismus erzogen ...."

Und damit hat Gonnet zweifellos recht. Das einzige Protestpotential das diese Generation aufbrachte. Konsequente Ablehnung des Militärs.
Ohne Uns! War die Devise.
 
@Repo

Das ist nicht mein Thema, aber ich finde die Fragestellung sehr interessant. Ich habe mal kurz im Archiv der CIA recherchiert und habe folgendes Dokument gefunden, von dem ausgehend, Du vielleicht weiter recherchieren kannst:

https://www.cia.gov/library/center-...nce/kent-csi/vol10no2/html/v10i2a01p_0001.htm

Infrage kämen natürlich auch die Archive des State Departments, des britischen Außenministeriums sowie der alliierten Verwaltungen.

"Und damit hat Gonnet zweifellos recht. Das einzige Protestpotential das diese Generation aufbrachte. Konsequente Ablehnung des Militärs.
Ohne Uns! War die Devise."

Da hst Du wohl recht.

M.
 
Samstag, 26. Januar 1946.
Lichtspieltheater Tailfingen/Württ. vollbesetzt.
Im Vorspann läuft ein Film über die franz. Eroberung dieser Gegend, unzweifelhaft festzuhalten, an den im Film gezeigten Ortsschildern, schwere Waffen werden eingesetzt, das Sigmaringer Schloß brennt lichterloh, (der letzte Regierungssitz Petains) die deutsche Wehrmacht wehrt sich nachhaltig, erliegt aber überall französischem Angriffsgeist. Das ruhmreiche französische Heer zeigt sich seiner Vergangenheit würdig.

Während der Vorstellung wird es im Zuschauerraum unruhig, Gelächter. Lachsalven, schließlich zittert das Gebäude unter donnerndem Gelächter.

Es war nichts geschönt, es war keine Propaganda,
es war kein Wort wahr.
Überhaupt nichts. Keinerlei Ereignisse in allen gefilmten Orten die auch nur Scharmützel hätten genannt werden können.
Was den Kino-Besuchern natürlich bekannt war.

Die Reaktion der Besatzungsmacht blieb nicht aus.
"Verächtlichmachung der Besatzungsmacht"
Strafe: 1 Monat Kinoverbot für Tailfingen
Sperrstunde ab 20.00 Uhr statt 22.00 Uhr für einen Monat
Ein Monat Verbot aller Sportveranstaltungen.

Von diesem franz. "Wochenschau-Film" habe ich von Zeitzeugen schon vor Jahrzehnten gehört.
Und am Sonntag habe ich zufällig den Nachweis dazu gefunden.
Was meine These stützt, dass immer die "tollsten" Geschichten aus diesen Monaten sich als wahr erweisen.
 
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