Die "Dritte Welt" im 2. Weltkrieg

Danke :)
Die Debatte um die Ausstellung ist ja lächerlich.
Das man sich hierzulande noch nicht so sehr mit der deutschen Kolonialgeschichte auseinandergesetzt hat stimmt aber. In den letzten Jahren gab es zwar einige wenige Büchere dazu, aber das wars auch schon. Aber das ist eh vor dem 2. Weltkrieg und damit offtopic :D
Wie die Bewohner des Pazifiks und Nordafrika den 2. Weltkrieg erlebt haben ist es was mich interessiert und wer wo Soldaten gestellt hat.
Dass in der SS sogar Inder waren klingt fast unglaublich.
 
Dass in der SS sogar Inder waren klingt fast unglaublich.
Die haben aber keinen Schuß abgegeben. Wurden im besetzten Frankreich ausgebildet. Zerschlug sich alles im Laufe des Krieges. Danach verliefen die sich irgendwie. Die meisten kehrten nach Hause zurück, ohne dass es Folgen für sie gab.
Mich würde interessieren, welcher Kaste sie angehörten. Darüber weiß ich leider nichts.
 
Die haben aber keinen Schuß abgegeben. Wurden im besetzten Frankreich ausgebildet. Zerschlug sich alles im Laufe des Krieges. Danach verliefen die sich irgendwie. Die meisten kehrten nach Hause zurück, ohne dass es Folgen für sie gab.
Mich würde interessieren, welcher Kaste sie angehörten. Darüber weiß ich leider nichts.

Das ist nicht ganz so:

Zwei Monate nach der alliierten Invasion in der Normandie schickte man die Indische Legion zurück nach Deutschland und am 15. August 1944 schließlich nach Poitiers in Frankreich, wo sie erste Verwundete durch französische Résistance-Verbände hinnehmen musste. Im September 1944 hatte die Legion ihren ersten Toten, Leutnant Ali Khan, zu beklagen, der durch Gefechte mit regulären französischen Truppen im Kampfe fiel. Der Offizier wurde mit militärischen Ehren in Sancoins beigesetzt.

Auf Rückzugsgefechten nach Osten musste die Indische Legion weitere Verluste beklagen, bis sie Ende des Jahres 1944 erst in Oberhofen nahe Hagenau, und schließlich in einem leerstehenden Militärgelände auf der Schwäbischen Alb (Lager Heuberg) eintraf. Dort blieb sie bis zum März 1945, als die Truppenverbände versuchten, längs des Bodensees bis in die neutrale Schweiz zu gelangen. Bei diesem Versuch wurden sie jedoch von alliierten amerikanischen und französischen Truppen gefangengenommen. Schließlich bewacht von britischen und britischtreuen indischen Einheiten wurden die Soldaten der Indischen Legion zurück nach Indien gebracht und dort im Gefängnis des Roten Forts in Delhi bis zu ihrer Verurteilung als Hochverräter gefangengehalten. Alle Angehörigen der Indischen Legion wurden jedoch bereits im Jahre 1946 wieder freigelassen, da auf Grund von Protesten der indischen Bevölkerung eine Verurteilung durch britische Gerichte unmöglich schien.

Indische Legion – Wikipedia

Der Protest, der zur Freilassung der Gefangenen im Roten Fort führte, war einer der größten in der letzten Phase der britischen Präsenz in Indien. Die Briten waren nicht froh darüber, mussten die Gefangenen aber gehen lassen.

Es waren auch nicht nur ein paar Hundert, sondern 3500 Mann. In Japanischen Diensten gab es auch ein großes Kontingent von angeblich 40.000 Mann.

http://de.wikipedia.org/wiki/Azad_Hind

Was übrigens für mich ein Rätsel ist: Angeblich durften in der Wehrmacht nur deutsche Staatsbürger dienen, Ausländer wurden in der Waffen SS eingegliedert, sogar Volksdeutsche (Maria Theresia). Die Inder waren jedoch anscheinend in der Wehrmacht integriert und nicht eine Waffen SS-Einheit wie z.B. die Handschar oder andere. Deutsche Hoheitszeichen (Adler) trugen sie aber nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die "Multikulti"-Front überhaupt im Zweiten Weltkrieg war die italienische. Es ist kurios, aus wie vielen Nationalitäten die dort eingesetzten alliierten Truppen bestanden. Es gab Engländer, Amerikaner, Franzosen, Polen, Brasilianer, Marokkaner (bei den französischen Truppen) etc....
 
Wie die Bewohner des Pazifiks und Nordafrika den 2. Weltkrieg erlebt haben ist es was mich interessiert und wer wo Soldaten gestellt hat.

Gerade für die Südsee ist das ein sehr interessantes Thema. Der Krieg sorgte auf den bis dahin ja doch weitgehend entlegenen pazifischen Inseln für ungeheure Veränderungen. Kaum jemals wurden Gesellschaften in so rascher Zeit so stark transformiert.
Eines der Symptome:
Cargo-Kult – Wikipedia
 
In Japanischen Diensten gab es auch ein großes Kontingent von angeblich 40.000 Mann.

Indian National Army – Wikipedia

Die "erste" INA wurde aus den Kriegsgefangenen-Lagern von Singapur gebildet (15.2.1942, -> Captain Mohan Singh), wo sich ca. 55.000 Inder befanden.
First Indian National Army - Wikipedia, the free encyclopedia

Die 1943 gebildete zweite INA nahm 1943 ua. im Rahmen der 15. japanischen Armee mit 3 Divisionen an dem Angriff auf Imphal teil, später an den Irrawaddy-Schlachten. Die Armee (in Stärke eines Korps) wurde aufgelöst, als Burma verloren ging und geräumt werden mußte. Der Anführer Chandra Bose floh von Rangoon aus am 24.4.1945 provisorisch nach Saigon, später dann nach Tokio und starb bei einem Flugzeugabsturz auf Formosa. (Hayashi/Coox: KOGUN - The Japanese Army in the Pacific War).
Zu weiteren Aktionen, auch Raids hinter den Frontlinien etc.: Allen, Burma-The longest War 1941-45.

Die Errichtung der INA geht auf die Initiative eines Oberst aus dem Stab von Terauchis "Süd-Armee" zurück (Major Fujiwara Iwaichi), der die indischen Divisionen als Voraussetzung für einen Vormarsch nach Indien ansah (die japanischen Kräfte waren zahlenmäßig 1942/43 viel zu schwach). Ausgangspunkt der Mitwirkung vieler indischer Offiziere in der INA war der beklagte britische Rassismus in Indien und Malaya (Allen, S. 606).

Es gab auf eine Burmesische Nationalarmee (zuvor BIA: Burma Independence Army), der aber im wesentlichen (zB während der Imphal-Kampagne) die Sicherheit hinter den Linien überstellt war.
Burma National Army - Wikipedia, the free encyclopedia
sowie viele Hinweis bei Allen.
 
Gerade für die Südsee ist das ein sehr interessantes Thema. Der Krieg sorgte auf den bis dahin ja doch weitgehend entlegenen pazifischen Inseln für ungeheure Veränderungen.


Soweit ersichtlich, wurde die einheimische Bevölkerung in dem japanischen Machtbereich des Zentralpazifiks, der ab 1938/39 sehr stark militärisch ausgebaut wurde, vertrieben (als zB im Bereich des Kwajalein-Atolls, Truk, etc.), als die zT festungsartig ausgebaut wurden. Dennoch befanden sich wohl auf einigen Inseln, die später von den USA gestürmt wurden, auch Wohnbevölkerung, wahrscheinlich Arbeitskräfte der Japaner.
 
Wie die Bewohner des Pazifiks und Nordafrika den 2. Weltkrieg erlebt haben ist es was mich interessiert und wer wo Soldaten gestellt hat.

Die Libyer und eigentlich überhaupt die meisten Araber sind seitdem ziemlich germanophil, was makabererweise m.E. aber mehr auf ihr schlechtes Verhältnis zu Israel zurückzuführen ist. Südafrikaner, Australier und Neuseeländer kämpften im Verbund des Commonwealth am Mittelmeer und in Asien. Südseeinsulaner würden meist von den kämpfenden Partein ignoriert oder umgesiedelt. Dunkelhäutige Melanesier und Papuas waren nach japanischen Begriffen gar keine richtigen Menschen, Rassismus ist in Japan auch heute noch allgemein. Es gab noch jahrzehntelang versprengte Japaner im Dschungel auf manchen Inseln, die die Ureinwohner mit Hühnerdiebstählen u.a. heimsuchten.
Back from the dead after 60 years? - Times Online
Holdout – Wikipedia
 
Soweit ersichtlich, wurde die einheimische Bevölkerung in dem japanischen Machtbereich des Zentralpazifiks, der ab 1938/39 sehr stark militärisch ausgebaut wurde, vertrieben (als zB im Bereich des Kwajalein-Atolls, Truk, etc.), als die zT festungsartig ausgebaut wurden. Dennoch befanden sich wohl auf einigen Inseln, die später von den USA gestürmt wurden, auch Wohnbevölkerung, wahrscheinlich Arbeitskräfte der Japaner.

Ganz sicher war das so auf den Salomonen, wo sich auch einheimische Scouts den Amerikanern anschlossen.
 
Ganz sicher war das so auf den Salomonen, wo sich auch einheimische Scouts den Amerikanern anschlossen.

Man muss dazu sagen, dass sich in dem Gewirr der kleinen Salomonen-Inseln viele Plätze jeder Beobachtungsmöglichkeit entzogen. Gerade auf den Salomonen gab es allierte "Küstenwächter", die Schiffs- und Flugbewegungen der Japaner meldeten. Größere Inseln hatten undurchdringliche Urwälder, auf kleinere Inseln setzten nie Soldaten ihren Fuß. Es dürften auch einige Schiffbrüchige gestandet sein, bei den vielen Versenkungen.
 
Ca. zwei Drittel der Indischen Legion waren Muslime. (Immerhin waren das heutige Pakistan und Bangladesch noch Teil Britisch-Indiens.) Es gab in Legion auch viele Sikhs, leicht erkennbar an den typischen Turbanen, und verhältnismäßig wenige Hindus. Für die Mehrheit der Soldaten dürfte das hinduistische Kastenwesen einfach keine Rolle gespielt haben!

Das französische Vichy-Regime hielt anfangs die Kontrolle über einige Kolonien wie Libanon und Madagaskar. Diese standen nun (für kurze Zeit) auf deutscher Seite. So kam der Weltkrieg auch in diese entlegenen Regionen. Damit standen für kurze Zeit diese Gebiete dem deutschen Größenwahn zur Verfügung, z.B. die kurzzeitige Idee, genannt Madagaskar-Plan, die europäischen Juden im fernen Madagaskar anzusiedeln und der Plan vom Libanon aus Einfluß auf den Irak und Persien auszuüben, woraufhin 1941 britische und sowjetische Truppen in Persien einmarschierten, um ein Bündnis zwischen dem Schah und Hitler im Keim zu ersticken oder besser die gefährliche Neutralität Persiens gegenüber dem deutschen Reich zu beenden. (Diese Invasion ist auch der Grund später in Teheran ein Treffen der großen 3 stattfand. Da Persien britisch und sowjetisch besetzt, ging die Grenze zwischen britischem und sowjetischen Einflußgebiet quer durch Persien und war die damals einzige gemeinsame Grenze zwischen den beiden Imperien.)
Der Großteil der französischen Kolonien stand jedoch auf Seiten de Gaulles und des Freien Frankreichs und die dortige Kolonial-Armee mit ihren Einheimischen Hilfstruppen bildete quasi die Armee des Freien Frankreich. Das Mutterland wurde quasi von den afrikanischen Kolonien aus zurückerobert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ca. zwei Drittel der Indischen Legion waren Muslime. (Immerhin waren das heutige Pakistan und Bangladesch noch Teil Britisch-Indiens.) .

Bei der INA ergab sich die Zusammensetzung - eher zufällig - durch das Reservoir der in Malaya durch die Japaner erreichten Gefangennahmen.

Neben den Stammkörpern der 9. und 11. Indischen Division, und zwei weiteren "Unabhängigen Brigaden" waren es Teile der 17. und 18. indischen Division (neben Australiern), die noch vor der Invasion nach Malaya gelangten.

Die Gefangenen stellten daher überwiegend eine Abbildung aus diesen Punjab-, Bengalen-, Sikh- und Gurkha-Regimentern der genannten Divisionen dar.
 
Kann es sein, dass Muslime eher bereit waren, die Seite zu wechseln?
Das Dritte Reich hatte einflussreiche Befürworter unter diesen.
Mohammed Amin al-Husseini – Wikipedia

Hall bb,

ich glaube nicht, dass man eine solche Aussage aus dem Infanterieregiment 950 ("Indische Legion") für Inder auf Seiten der Achsenmächte insgesamt ziehen sollte.
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Infanterieregimenter/IR950.htm

Mit Faktor 20-30 (genau weiss man das wohl nicht, neben zählbaren Regimenter gab es zahlreiche Hilfstruppen, Flugplatzbewachungen, Partisanen-Bataillone etc.) größer ist die INA anzusetzen. Genau darauf zielte mein Hinweis, da sich die Erst-Rekrutierung zufällig aus den massenhaften Gefangennahmen in Malaya ergab.
 
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