Die Entstehung von Märkten

M

Misantroph

Gast
Hallo,

laut David Graeber Argumentation in seinem neusten Werk "Bürokratie" sei Münzprägung erfunden worden, um Soldaten zu bezahlen und Märkte usw. entstanden in erster Linie im Rahmen von Truppenbewegungen usw.
Andererseits habe ich gehört, das Märkte im Mittelalter enstanden, damit die Landbevölkerung Waren umschlagen konnte.
 
Hallo,

laut David Graeber Argumentation in seinem neusten Werk "Bürokratie" sei Münzprägung erfunden worden, um Soldaten zu bezahlen und Märkte usw. entstanden in erster Linie im Rahmen von Truppenbewegungen usw.
Andererseits habe ich gehört, das Märkte im Mittelalter enstanden, damit die Landbevölkerung Waren umschlagen konnte.


Ich kenne das Buch von David Graeber nicht, im Internet finde ich einige Rezensionen zu dem Buch (David Graeber ?Bürokratie?: Geregelte Herrschaft | Literatur- Frankfurter Rundschau Neues Buch von David Graeber - Was Bürokratie und Gewalt verbindet "Bürokratie": Nur lästig |*ZEIT ONLINE).

Ich werde das Buch von Graeber nicht lesen, aber möchte kurz den Begriff des Marktes erläutern:

Markt ist das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage. In frühen Gesellschaften kann das ein Tauschgeschäft sein: so mag z. B. in sehr frühen Jäger- und Sammlerkulturen jemand sich auf das Fertigen von Feuersteinen, Klingen, Waffen spezialisiert haben und hat sie gegen Wildfleisch eingetauscht. Das ist bereits ein Markt, der ohne Geld funktioniert. Das Problem ist, dass Käufer und Verkäufer eine Art Austauschrelation bestimmen mußten und zudem noch beide etwas anzubieten hatten, was der jeweils andere benötigte. Irgendwann wurde ein bestimmtes Gut zu einem allgemeinen Tauschmittel, ein sog. Numéraire, das als allgemeines Transaktionsmittel funktionierte, das erste "Geld". Das konnte ein Block Salz sein, Edelmetalle, Perlen etc.

Größere Märkte dürften mit der Spezialisierung der Bevölkerung einher gegangen sein als es die ersten Berufsgruppen gab, wie Weber, Schmiede, Töpfer, Landwirte, die den Markt als Ort des Warenaustausches benutzten. Ich gehe davon aus, dass man da bei den ersten Hochkulturen im Zweistromland, Hindustal, alten China und Mesoamerika bereits Märkte mit einem "allgemeinen Tauschmittel" vorfinden dürfte.
 
Münzen und Handel

Ich kenne das Buch ebenfalls nicht. Ohne einen besseren Abriss seiner Thesen ist es unmöglich zu substanziell diskutieren zu wollen.
Ohne mich mit Auftreten und Verbreitung/Durchsetzen von "gemünztem Geld" jemals beschäftigt zu haben ist mir schon mehrfach beim Lesen beiläufig ein Zusammenhang untergekommen. In seinem Aufsatz "Karthagische Münzen" von H.R. Baldus (Im Sammelband Hannibal ad Protas) tauchen die Begriffe Münzgeld und Handel prägnant auf:

Baldus schrieb:
Die ersten karthagischen Eigenprägungen sind... ziemlich spät und zunächst nur auf der und für die westsizilische "Eparchie"... entstanden: Im letzten Jahrzehnt vor dem Jahr 400 v. Chr. wurden hier die ersten Silbermünzen geprägt. [...] Auf der Rückseite (Palme) wird mit machanat (= Heerlager) die karthagische Militärverwaltung auf Sizilien als Emittent und der primäre Abnehmerkreis, eben die Söldner in karthagischen Diensten auf der Insel, angesprochen. Für den Umlauf in Nordafrika waren diese Münzen nicht konzipiert. [...]
Ihren Empfängern gemäß werden solche Stücke [gemeint sind Münzen] vornehmlich in Schatzfunden auf Sizilien entdeckt. Mit dem Verlust dieses Territoriums am Ende des Ersten Punischen Krieges gegen rom (241 v. Chr.) enden im Prinzip Prägung und Umlauf karthagischer Münzen auf der Insel."
[FONT=&quot]Kurz vorher schreibt er: "Bei ihren [karthagischen] Handelskontakten im westlichen Mittelmeerraum und in ihrer heimischen, nordafrikanischen Wirtschaft hingegen blieben die Karthager - für uns ein wenig erstaunlich - beim traditionellen Warentausch, den freilich auch andere hoch entwickelte Staaten des Mittelmeerraumes, wie etwa Ägypten, weiter praktizierten.[/FONT]
 
Zu Frühem "Produktivkapital", Tauschmitteln und Tauschfunktionen aus der globalen Sicht ist Glyn Davies, A History of Money, als Überblick sehr zu empfehlen.
 
Zurück
Oben