Die ersten Fußballspieler

Festus621

Mitglied
Um 2000 v. Chr.

Wenn die Chinesen Huang Ti, dem „gelben Kaiser“, unter so ziemlich allen bedeutenden Erfindungen auch das Fußballspiel zuschreiben, zeugt das vom hohen Alter und von der Wichtigkeit dieses Spiels. Jedenfalls gibt es einen Bericht des Gelehrten Liu-Hsiang, wonach im Heer des „gelben Kaisers“ Fußball gespielt wurde.

Allerdings hängt das chinesische Fußballspiel nach allem, was man darüber weiß, nicht mit einem Kult zusammen, wie es bei fast allen sehr alten Ballspielen der Fall ist. Der Kaiser hat das Spiel geschaffen, um seinen Soldaten Disziplin, Gewandtheit und Gemeinschaftssinn beizubringen. So kann es auch nicht weiter verwundern, dass in späterer Zeit das erste Fußball-Regelbuch von einem General verfasst wird.

Das Spiel heißt „ts’uh-küh“, zusammengesetzt aus „ts’uh“ (mit dem Fuß stoßen) und „küh“ (Ball). Manchmal werden als Lehrmeister des Spiels die „nördlichen Barbaren“ genannt. Gemeint sind wohl die Hunnen. Tatsächlich findet das Spiel im Norden Chinas stärkeren Widerhall als im Süden. Der Ball, den man verwendet, ist aus acht Lederstücken zusammengenäht und mit Federn und Tierhaaren ausgestopft. Für das Spiel wird ein Spielfeld eingerichtet.

Regeln des Fußballspiels

Als Fußball um 200 v. Chr. In China Volkssport wird, finden auch Frauen Gefallen daran. Zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) gibt es ein Handbuch des Fußballspiels mit 25 Kapiteln. Die Mannschaften zählen mindestens zehn Spieler, meistens mehr. Es werden ein Spielführer genannt und ein Torwächter. Offenbar muss der Spielführer in bestimmten Situationen von anderen Mitspielern angespielt werden.
Das Handbuch zählt über 70 typische Spielzüge auf. Elf Regelverstöße werden erwähnt, die als „Foul“ geahndet werden. Unfaire Spieler verweist man des Feldes und beschimpft sie als „siao jen“ (gemeiner Kerl). Zehn Fälle werden genannt, in denen das Spiel unterbrochen werden muss. Es gibt ein Trainingsprogramm mit neuen Vorbereitungsstufen. Anfangs wird nur auf ein Tor – ein Loch in einer Bretterwand – gespielt. Später errichtet man an den Schmalseiten des rechteckigen Spielplatzes Tore aus 5m hohen Bambusstangen und Querlatten. Der Raum zwischen den beiden Torpfosten wird mit einem Netzt verspannt. Das Fangen oder Werden des Balls oder das Schlagen mit der flachen Hand bleiben strikt verboten. Seit Beginn der T’ang-Dynastie (618 n. Chr.) spielt man mit einem luftgefüllten Ball. „Zuerst erhitzt man das Leder“, heißt es in einem Gedicht jener Zeit, „und kühlt es danach im Wasser. Wenn dann die Luft im Innern des Balls bleibt, stößt man ihn im Spiel ohne Unterlass mit Fuß und Faust.“ Dieser neue Spielzug, das Stoßen mit der Faust, kommt erst hinzu, als der luftgefüllte Ball erfunden ist.
 
Kemari - Fußballspiel auf japanische Art

Um 2000 v. Chr.
Das Fußballspiel ist in China verbreitet. Die Japaner nennen das Spiel, das ihnen die Fußballgeister der Legende nach in späteren Zeiten aus China bringen „Kemari“. Es wird nur innerhalb eines Tempelbezirks gespielt und hat kultische Bedeutung. Man spielt Kemari zur Frühjahrszeit. Als Spielfeld dient ein 14x14 Meter großer Sandplatz. An seine vier Ecken pflanzt man je einen besonderen Baum: Eine Kiefer in die Nordwestecke, eine Weide in die Südostecke, einen Kirschbaum in die Nordostecke und einen Ahorn in die Südwestecke. Als das Spiel sich ausbreitet und immer neue Spielplätze angelegt werden, nimmt man Bambusstangen.
Zunächst blieb das Spiel dem Hochadel vorbehalten. Später durften auch Minister daran teilnehmen. Neben der Poesie zählt die Beherrschung des Kemari zur höheren Bildung. Zum Spielbeginn wird der Platz in einer feierlichen Aktion sorgfältig gefegt und gerecht. Dann segnet ein Priester den an einem Ahornzweig befestigen Ball und bittet die Götter um eine gute Ernte und um Frieden für das Land.
Die Spieler, vier bis sechs, treten in prächtigen Kimonos an und stellen sich im Kreis auf. Den Ball, eine Lederkugel, die nur halb aufgepumpt wird, legt der Priester in die Mitte. Hierauf hocken sich die Spieler zu einer Konzentrationsübung nieder. Danach tritt der älteste Spieler vor und schlägt die Kugel in die Luft. Von nun an gilt es, den Ball möglichst lange in der Luft zu halten. Sobald der Ball den Körper eines Spielers berührt oder zu Boden fällt, ist ein Spielzug zu Ende. Normalerweise geschieht das nach 300 bis 400 Fußstößen.
 
Bei einer positiven Bewertung der Beiträge wurde nach der Quelle gefragt. Sorry, habe ich vergessen zu nennen. Wird hiermit nachgeholt:

"Die Chronik des Sports, Ausgabe 1990"
"Fußball A - Z von H.-J. Jendral (1983)"
"Der Brockhaus, Weltbildverlag, Ausgabe 2000"
 
Nachtrag

Die Jahresangabe "Um 2000 v. Chr." hat keinen historischen Boden.
 
hyokkose schrieb:
Die Jahresangabe "Um 2000 v. Chr." hat keinen historischen Boden.
Zugegeben, die Jahresangabe ist ziemlich ungenau.
Meine Quelle, die "Chronik des Sports", gibt leider nichts genaueres her.
Andere Bücher berichten, "Huang Ti", "der gelbe Kaiser", hätte ca. 2700 v. Chr. gelebt.
Demnäch lägen die Ursprünge des Fußball noch früher als von mir angegeben.
Danke für den Hinweis.
 
Festus621 schrieb:
Andere Bücher berichten, "Huang Ti", "der gelbe Kaiser", hätte ca. 2700 v. Chr. gelebt.
Der "gelbe Kaiser" ist eine mythische Figur. Die "Lebensdaten" sind eine ziemlich späte Erfindung, zu Konfuzius' Zeiten wußte noch niemand etwas davon.
 
hyokkose schrieb:
Der "gelbe Kaiser" ist eine mythische Figur. Die "Lebensdaten" sind eine ziemlich späte Erfindung, zu Konfuzius' Zeiten wußte noch niemand etwas davon.
Ich habe gerade mal gegoogelt. Wie du schon schreibst, gilt der "gelbe Kaiser" als mytische Figur. Auf der anderen Seite werden ihm viele unterschiedliche Erfindungen zugeschrieben. Zum Beispiel die Akupunktur oder die Kalligraphie.

Nun meine Frage als Laie:
Kann es sein, dass es in China üblich ist, Dinge, deren Ursprung man nicht kennt, "Sagengestalten" wie dem "gelben Kaiser" zuzuordnen und die übrige Welt dies ungeprüft und ein wenig zu leichtfertig übernimmt?

Hier noch ein Link zum Ursprungsthema:
http://www.psv-hagen.de/abt/fba/fussball-magazin/yesterday/f_streifzug.htm
 
Festus621 schrieb:
Kann es sein, dass es in China üblich ist, Dinge, deren Ursprung man nicht kennt, "Sagengestalten" wie dem "gelben Kaiser" zuzuordnen und die übrige Welt dies ungeprüft und ein wenig zu leichtfertig übernimmt?
Ich würde sagen: üblich war. Das ist nichts Ungewöhnliches; in Europa hat man lange Zeit den Ursprung aller möglichen Dinge in der Bibel gesucht...


Oder auch sonstigen nicht überprüfbaren Figuren zugeschrieben, wie z. B. die (aus China stammende) Erfindung des Schwarzpulvers einem gewissen "Berthold Schwarz".
 
Ist es nicht etwas gewagt von den Urspruengen des Fussballspiels zu reden? Ich sehe da nicht mehr gemeinsam, als dass ein Ball bzw. sowas aehnliches, auf irgendeine Weise mit den Fuessen getreten wird. Aber was soll man mit einem Ball auch sonst machen? Entweder man benutzt die Haend, die Fuesse oder ein Werkzeug, wie etwa einen Schlaeger.

Es gibt doch sicher keinerlei direkte Verbindung von diesen altchinesischen Ballspielen zum modernen Fussball. VOn daher finde ich diese Verbindung mehr als konstruiert und unsinnig.
 
Abgesehn davon kannten schon die antiken Europäer Ballspiele (auch mit den Füßen). Heißt das, sie hatten schon so regen Austausch mit China? Eher nicht.
Heißt das, in diesen Spielen liegt die Grundlage fürs moderene "Fußball"? Möglich, aber genauso unwahrscheinlich.

Ich würde deine Sportchronik nicht als seriöses Geschichtsbuch bezeichnen, eher einen journalistischen Überblick.
 
@ Manganite
Ich finde es gibt in dem Bericht sehr wohl eine Verbindung zum modernen Fußball. Auf jeden Fall ist „keinerlei Verbindung“ etwas übertrieben. Wenn man auf zwei Tore spielt, die mit einem Netz verspannt sind und man das Spielgerät nicht in die Hand nehmen darf, hat das was mit Fußball zu tun. Weiterhin heißt es zur Entwicklung des Balles, dass dieser später schon mit Luft gefüllt wurde (618 n. Chr.).
Die ersten Paddelboote hatten auch nichts gemeinsam mit heutigen Luxuslinern, ebenso wenig wie alte Kriegskeulen mit der Atombombe zu vergleichen sind (alle Experten mögen mir ob dieses hinkenden Beispieles verzeihen.).
Wir sind früher als Schüler auf dem Pausenhof mit 10 Leuten hinter einer Cola-Büchse hergelaufen und haben dies „Fußball“ genannt *g (bitte nicht ernstnehmen).
Ebenso bezweifeln heutige Experten, ob das, was der BVB zur Zeit spielt, etwas mit modernem Fußball zu tun hat *g (ebenfalls nicht ernst gemeint, oder doch?).

@Tib. Gabinius
Wenn es im antiken Europa bereits Ballspiele (mit Füßen) gegeben hat, muss vorher kein Austausch mit China stattgefunden haben. Es gibt doch Parallelentwicklungen. Da alle Menschen als Urinstinkt den Spieltrieb besitzen, ist es doch normal, dass an mehreren Orten der Erde unabhängig voneinander die selben Ideen entstehen. Ebenso, wie sehr viele Völker Musik lieben und Musikinstrumente gebaut haben oder Werkzeuge herstellten und Waffen für Kriege und zur Jagd entwickelt haben. Alles ohne vorherigen „Gedankenaustausch“, nur ihren Instinkten folgend.
Höhlenmalerei fällt mir gerade noch ein.
Erst kürzlich hatten wir doch eine Diskussion im Forum, in der das Rittertum mit den Samurai verglichen wurde. Auch Parallelentwicklungen.

Gut, die „Chronik des Sports“ ist sicherlich kein Geschichtsbuch. Und ganz aus der Luft gegriffen sind die Berichte über die Ursprünge (auch anderer Sportarten) doch wohl auch nicht.(?)
Falls jemand andere (bessere) Quellen hat, bitte melden.

Bitte schlagt in euren Antworten nicht zu sehr auf mich ein. Ich habe gerade lediglich meinen Gedanken freien Lauf gelassen.

Viele Grüße Uwe
 
Zurück
Oben