Die Erziehung am Hofe von Versailles?

Hallo Bourbone,

Jedoch war Ludwig XVI. kein Thronfolger.

Na ja - immerhin war Louis XVI auch erst 11 Jahre alt, als er zum Thronfolger (Dauphin) wurde (1765). Der von excideuil und mir exemplarisch angeführte Charles-Maurice de Talleyrand war 8 Jahre alt, als man ihn ins Internat schickte - so groß ist der Altersunterschied da ja nicht. Sehr viel früher hätte man Kinder wohl ohnehin nicht in Internate gesteckt (auch Talleyrand hatte vorher Privatunterricht, im Schloss seiner Urgroßmutter) - und nachdem Louis XVI zum Dauphin wurde, wäre die Frage wohl sowieso obsolet gewesen, wenn sie jemals gestellt worden wäre.

Viele Grüße,
Gnlwth
 
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Ja,du scheinst recht zu haben.
Zusamenfassung:Kinder der Adligen waren bis zu ihren 8 Lebensjahr bei ihren Eltern oder bei Verwandten.
Dort bekamen sie privaten Untericht,und bekammen die Grundausbildung an Edikete.
Nach 8 Jahren wurden sie in Collegen in der Nähe des elterlichen Anwesen untergebracht,dort wurden sie unterichtet und erzogen.
Jedoch traf das nur auf "normal Adlige" zu die Kinder und Enkel des Königs und des Hochadels haben ihre Kindheit in Versailles verbacht (Louis XVI.).
Man muss jedoch beachten,dass die Zusamenfassung auf die Söhne bezogen ist.
Mädchen wuchsen bei Verwandten auf wo sie die Fähigkeiten erlernten die eine Mutter und Adlige haben musste.

Ich hoffe die Fassung ist vollständig,wen nicht bitte darauf Hinweisen.
 
Zusamenfassung:Kinder der Adligen waren bis zu ihren 8 Lebensjahr bei ihren Eltern oder bei Verwandten.
Dort bekamen sie privaten Untericht,und bekammen die Grundausbildung an Edikete.
Nach 8 Jahren wurden sie in Collegen in der Nähe des elterlichen Anwesen untergebracht,dort wurden sie unterichtet und erzogen.

Das mit dem Alter würde ich mal nicht so strikt sehen - es gab ja keine allgemeine Schulpflicht wie heute, so dass man gesagt hätte, mit 8 Jahren wird ein Kind eingeschult. Es gab Privatunterricht und Internate, und je nach Gutdünken wurden die Kinder so oder so unterrichtet (und wenn es ganz dumm lief auch gar nicht). Es gab Familien, die ihre Kinder zu Verwandten schickten, es gab Familien, die sie in Internaten unterbrachten, es gab Familien, die Privatlehrer anheuerten - wie es eben kam.

Man muss jedoch beachten,dass die Zusamenfassung auf die Söhne bezogen ist.
Mädchen wuchsen bei Verwandten auf wo sie die Fähigkeiten erlernten die eine Mutter und Adlige haben musste.

Im Prinzip hast Du Recht, Mädchen hatten erheblich weniger Zugang zu Bildung als Jungs, und die Bildung, die sie bekamen, bestand tatsächlich in Fertigkeiten wie (bestenfalls) Lesen/Schreiben, Klavierspielen/Singen, Malen, Sticken - keine Sprachen, keine Politik/Geschichte, keine Mathematik, keine Naturwissenschaften etc.) Und ja, klar: Die von Dir erwähnte Etikette, die lernten Jungen und Mädchen. Aber es gab auch Mädchenpensionate, die Ausbildung fand also nicht zwangsläufig im familiären Umfeld statt, und es gab auch immer wieder Frauen, die daraus ausbrachen und dafür kämpften, Dinge zu lernen, die zu lernen ihnen eigentlich verwehrt waren, und es gab auch Männer, die Frauen den Zugang zu Bildung erleichtern wollten... aber das alles wäre wohl mal ein ganz eigener Thread.


Zum Thema Schulbildung zur Zeit der Aufklärung (insbesondere für Tronfolger) gibt es hier aber sicher auch noch was zu sagen - ein durchaus spannendes Thema!



Viele Grüße,
Gnlwth
 
Zuletzt bearbeitet:
Du hast recht ein sehr interessantes Thema,jedoch konnte ich im Internet nichts eindeutiges dazu finden, und meine Bücher habe ich auch schon durchsucht leider ohne Erfolg.
Hast du ürgendwelche Quellen?
PS: Würde gerne eine Einschätzung zu den Heft ,,Geo Epoche die Habsburger von dir per PN geschickt bekommen.

Danke!
 
Jedoch war Ludwig XVI. kein Thronfolger.
Er war nicht als solch einer vorgesehen,nur durch Krankheit seiner Verwandten konnter er überhaubt den Thron besetzen.
Er war zwar nicht als Thronfolger vorgesehen, sollte aber seinem Bruder, dem Herzog von Burgund, welcher dem Dauphin (also dem Vater von Louis Auguste) nachfolgen sollte, als dieser schon recht krank war Gesellschaft leisten. Insgesamt soll Louis XVI darunter sehr gelitten haben. Wahrscheinlich sollte dem Herzog von Burgund (1751-1761) mit seinem Bruder Louis Auguste ein Spielgefährte oder wenigstens Altersgenosse beigegeben werden. Sowas führte ich ja schon an anderer Stelle an. Bei Louis Auguste war es obendrein so, dass sich seine Eltern persönlich scheinbar sehr um die Erziehung bemühten und z.B. überprüften, was ihre Sprösslinge gelernt hatten.

Alles zu finden bei:
Bernard Fay: "Ludwig XVI. – Der Sturz der französischen Monarchie" Heyne, 1989
 
Ich habe noch etwas zur Erziehung von Ludwig XV. gefunden:
Er wurde als "schweigsam und ungebärdig" beschrieben, zudem "galt er als zart, so dass Erzieher und Lehrer sich um die Wette bemühten, alles aus seinem Wege zu räumen, was ihn etwa nicht freute. Sein Erzieher war der 73 Jahre alte Herzog von Villeroy, das Musterbild eines Höflings, der nur die Eitelkeit und den Stolz des Knaben zu nähren wusste. Er führte ihn an die Fenster der Tuilerien und zeigte ihm das Volk, das dem kleinen König zujubelte. "Sehen Sie die Leute," sagte er, "alle gehören Ihnen, Sie sind der Herr." Dem türkischen Gesandten stellte er dem König vor und rühmte seine Schönheit, seine Gestalt, sein Haar, als sei er eine Puppe, die für die Lobsprüche, die ihr gespendet würden, unempfänglich sei.
Sein Lehrer, der Bischof, spätere Kardinal Fleury, soll ihm anstatt des Unterrichts Kartenkunststücke gezeigt haben, die den Knaben mehr unterhielten, als die lateinischen Klassiker. Wenigstens will Argenson gesehen haben, dass das aufgeschlagene Buch wochenlang die gleiche Seite zeigte. Wenn keiner der um das königliche Kind beschäftigten Männer Wert darauf legte, ihm Geschmack an ernsthaften Dingen beizubringen oder danach trachtete, wertvolle Eigenschaften des Charakters auszubilden oder zu entwickeln, wie Energie und Gewissenhaftigkeit, so verstand Fleury es jedenfalls, sich die Liebe des Knaben zu erwerben. Er hat sich in das Herz desselben geschmeichelt und sich ihm unentbehrlich gemacht. Man glaubte zu wissen, er sei der einzige Mensch gewesen, dem Ludwig XV. jemals wirklich zugetan war." [1]

Mag die Schilderung auch ein wenig bertrieben klingen, deutlich wird wohl, dass es bei der Erziehung des König eher um persönliches Weiterkommen, denn um pädagogische Erfolge ging.


Grüße
excideuil

[1] Boehn, Max von: „Rokoko – Frankreich im XVIII. Jahrhundert“, Askanischer Verlag, Berlin, 1919, Seiten 44-45
 
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