Die europäische Bündnispolitik vor dem Ersten Weltkrieg

W

Walli

Gast
Hallo zusammen,

im Titel steht ja bereits das Thema. Da es ja allerdings sehr umfassend ist und ich schon zig Artikel und Bücher gelesen hab fällt es mir schwer eine kurze Zusammenfassung mit dem wichtigsten Punkten zu schreiben. Vielleicht kann mir einer von euch Tipps geben,was auf jeden Fall rein sollte,oder wie eine Zusammenfassung aussehen sollte.

Ich danke euch schonmal im Voraus!
 
...,was auf jeden Fall rein sollte,oder wie eine Zusammenfassung aussehen sollte...


Ich unterstelle, es geht um die deutsche Perspektive!

1. Teil: Das Bündnissystem Bismarcks (zur Isolation Frankreichs),

2. Teil: Der "neue Kurs" Kaiser Wilhelms II, d. h. die Auflösung des Systems Bismarcks und die deutsche Selbstisolation
sowie die Überwindung der britisch-französischen (Kolonial-)Differenzen hin zur Entente Cordiale und die Einbeziehung Russlands zur Triple Entente.
Dazu gehörten dann auch noch die gescheiterten deutsch-britischen Flottenverhandlungen.
 
Hallo zusammen,

im Titel steht ja bereits das Thema. Da es ja allerdings sehr umfassend ist und ich schon zig Artikel und Bücher gelesen hab fällt es mir schwer eine kurze Zusammenfassung mit dem wichtigsten Punkten zu schreiben. Vielleicht kann mir einer von euch Tipps geben,was auf jeden Fall rein sollte,oder wie eine Zusammenfassung aussehen sollte.

Ich danke euch schonmal im Voraus!


Wenn du schon zig Bücher und Artikel gelesen hast, bin ich doch einigermaßen irritiert, das du keine Vorstellung davon hast, was in deiner kurzen Zusammenfassung hinein gehört; es sei denn, du willst uns hier auf die Schippe nehmen und wir sollen deine Hausaufgabe mehr oder weniger erledigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grüß dich,

wenn du soviel darüber gelesen hast, müsste dir eine Zusammenfassung eigentlich relativ leichter fallen als mir, trotzdem wage ich hier den Versuch. Ich bitte meine Kollegen hier im Forum um Berichtigungen meiner Fehler und ergänzungen meiner Ausführung, speziell von jenen, die mit dem Thema besser vertraut sind. Danke.

Die Zeit vor dem 1. Weltkrieg ist ein verworrenes Konstrukt, mit wechselnden Einflüssen, Interessen und vielen Konflikten.

Ich möchte hierbei am Anfang des 19. Jahrhunderts beginnen, weil ich glaube, dass sich die Fäden von dort aus am besten nachverfolgen lassen. Wir haben also das besiegte Frankreich, mit der Batavianischen Republik und die große Koalition von Großbritannien, Russland, Österreich-Ungarn, Preußen und dem übergelaufenen Rheinbundstaaten, sowie Spanien.

Am 26.04.1828 erklärt Russland dem Osmanischen Reich den Krieg. Der Auftakt des sechsten russisch-türkischen Krieges. Russland möchte seine Stellung auf dem Balkan ausbauen. Die aktuelle schwäche des Osmanischen Reiches ist die Triebfeder loszuschlagen.
Am 14.09.1829 beendet der Friede von Adrianopel (Edirne) diesen Krieg. Russland erringt fast die gesamte Donaumündung und weite Teile Armeniens. Die Fürstentümer Moldau und Walachei bleiben unter russischer Militärverwaltung.

Am 05.07.1830 intervenieren französische Truppen in Algerien um der Piraterie einhalt zu gebieten.

Am 20.01.1831 garantieren die Großmächte England, Frankreich und Russland die Unabhängigkeit Belgiens von der Batavianischen Republik. Ein herber Gebietsverlust für die Niederlande, nach der Belgischen Revolution von 1830.
Am 19.04.1939 garantieren die Mächte Preußen, Österreich, Russland, Frankreich, die Niederlande und Belgien im Londoner Protokoll, die Unabhängigkeit und Neutralität Belgiens.

1832 wählt die grichische Nationalversammlung Otto, Sohn des bayerischen Königs, Ludwig I, zum König der Hellenen. Ganz im interesse der grichischen Schutzmächte, England, Frankreich und Russland, welche den grichischen Freihheitskampf gegen das Osmanische Reich unterstützten.
Am 24.10.1862 putscht das grichische Militär gegen den wittelsbacher Otto I, der seine Königskrone niederlegen und ausser Landes flüchten muss.

Um 1839 intervenieren britische Truppen in Afghanistan, welches aufgrund seiner Lage nördlich von Britisch-Indien von großer strategischer Bedeutung ist. Die Osmanen werden sich sicherlich von dieser einkesselung bedroht gefühlt haben. (Der letzte Satz ist lediglich eine Mutmaßung meinerseits).
1842 kapituliert Großbritannien in Afghanistan.

Am 13.04.1841 bewahren die Großmächte der Londoner Viererallianz das Osmanische Reich von seiner Vernichtung. Der ägyptische Statthalter Mohammed Ali willigt in die von der Viererallianz gestellten Friedensbedingungen ein, und beendet damit die zweite Orientkrise. Frankreich und Russland sehen sich gezwungen ihren Kolonialen Ambitionen zurückzustecken. Das Osmanische Reich verliert weitere Gebiete, da Ägypten seine Unabhängigkeit erhält.

1843 kommt es zur ersten Annährung Frankreichs und Englands seit 1530. König Louis Philippe von Frankreich empfängt Königin Viktoria von England.

1853 besetzen russische Truppen die Donaufürstentümer Moldau und Walachei, um die Grenzen zum Osmanischen Reich zu verschieben. Das Osmanische Reich erklärt daraufhin Russland den Krieg. Das Osmanische Reich erhält die Unterstützung von England und Frankreich, welche an einer weiteren Ausdehnung Russlands kein Interesse haben. Erst als auch Österreich droht an der Seite von Frankreich und England in den Krieg einzutreten gibt Russland bei und unterzeichnet den Pariser Friedensvertrag.

Um 1856 nutzen nahezu alle europäischen Großmächte, die durch den Lorchakrieg (2. Opiumkrieg), entstandene Schwäche Chinas aus, um dort Kolonial Fuß zu fassen.

1857 übernimmt Großbritannien die direkte Macht in Indien infolge der Unruhen zum Sepoy-Aufstand.

Am 08.02.1863 vereinbaren Russland und Preußen militärische Zusammenarbeit zur niederschlagung des ponischen Aufstands (auch Januaraufstand genannt) in der Alvenslebenschen Konvention. Bismarck erhofft sich Rückendeckung vor seine Bestrebungen einer Führungsrolle Preußens.

Am 10.01.1864 wird Erzherzog Maximilian, Bruder von Franz Joseph I von Österreich, auf französisches bestreben hin Kaiser von Mexiko.

Am 04.10.1865 erklärt Frankreich informell seine Bereitschaft, im Falle eines Kriegsausbruchs zwischen Preußen und Österreich, Neutral zu bleiben.

Am 23.02.1865 wird Fürst Alexander Ioan I. Cuza durch einen Militärputsch vom rumänischen Thron vertrieben. Sein Nachfolger wird am 20. April Karl I. von Hohenzollern.

Am 14.06.1866 bricht der preußisch-österreichsche Krieg aus.

18.08.1866 gründet sich der Norddeutsche Bund, der Vorläufer des 1871 gegründeten Kaiserreichs, aus Preußen und den mit ihm gegen Österreich verbündeten Staaten.

Am 04.07.1870 beschließt die Spanische Regierung den hohenzoller Leopold als Anwärter für den vakanten spanischen Thron, dem Parlament vorzuschlagen. Frankreich legt dagegen Widerspruch ein. Leopold verzichtet daraufhin auf den spanischen Thron.

Durch eine gewagte Täusung, Emser Depesche, zwingt Bismarck Frankreich dazu, Preußen den Krieg zu erklären. Nach der Niederlage Frankreichs wird Wilhelm I. von Preußen zum deutschen Kaiser ausgerufen.

Das Osmanische Reich nutzt im Oktober 1871 die militärische Schwäche Frankreichs um Tunesien zurückzuerobern, welches faktisch unter französischer Kontrolle stand.

Am24.04.1877 erklrät Russland dem Osmanischen Reich den Krieg, um möglicherweise den Pariser Frieden zu revidieren. Der Seinerzeit den 1. Krimkrieg beendet hat.

1882 besetzen Frankreich und England faktisch Ägypten, nachdem sich die Ägypter gegen den wachsenden Einfluss der Briten und Franzosen gewehrt hatten.

Am 21.08. 1886 überfallen russische Agenten den rumänischen Fürsten Alexander I und verschleppen ihn auf russisches Gebiet. Nach seiner Freilassung flüchtet er nach Darmstadt. Die Aktion löst eine internationale Krise aus.

1888 Wilhelm II übernimmt den Thron von seinem am 15.06. verstorbenem Vater Friedrich III, im Alter von 29 Jahren.

1890 Bismarck tritt als Reichskanzler zurück.

Am 17.08.1892 kommen Frankreich und Russland in einer geheimen Militärischen Konvention darüber ein, im Falle eines deutschen Angriffs einander beizustehen. Diese Konvention gipfelt 1893/94 in einem russisch-französischen Bündnis. Mit diesem Bund hebt sich die europäische Sicherheitspolitik Bismarcks auf. Dem russisch-französischen Bündnis steht Deutschland, Österreich und Italien als Dreibund gegenüber. Europa ist in zwei Lager gespalten.

1904 schließen Frankreich und England das Bündnis "Entente Cordiale" welches Deutschland politisch weiter Isoliert.

19.05.1906 der Reichstag genehmigt die "Flottennovelle".

31.08.1907 Im petersburger Vertrag entsteht die Tripelentente aus Großbritannien, Frankreich und Russland.

01.07.1911 Der "Panthersprung nach Agadir" löst fast einen Weltkrieg aus.

29.09.1911 Das Königreich Italien erklärt dem Osmanischen Reich den Krieg und nimmt Lybien ein.

08.10.1912 Das Königreich Montenegro, gefolgt von Bulgarien, Griechenland und Serbien, erklärt dem Osmanischen Reich den Krieg. Der 1. Balkankrieg bricht aus.

29.06.1913 Nach Ende des 1. Balkankrieges im Londoner Präliminärfrieden bricht der 2. Balkankrieg aus, als Bulgarien Serbien angreift um die Gebietsverteilung nach dem Londoner Präliminärfriedens nach seinen Gunsten zu korrigieren.

Nach dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 und dem verstrichenen Ultimatum, erklärt Österreich-Ungarn am 28.07.1914 Serbien den Krieg, und zieht seinen Bündnispartner Deutschland mit hinein. Als das europäische Bündnissystem zu greifen beginnt, reiht sich eine Kriegserklärung an die andere. Den Mittelmächten steht die Entente gegenüber.

(Quelle dieser vorläufigen Zeittafel: Das Jahrtausendbuch Band 2 1001-2000; ADAC-Verlag GmbH München. Auflage 2001)

Es zeigt sich, das zum Ausklang des 19. Jahrhunderts, die von den europäischen Großmächten angestrebte Weltordnung, mit keiner zu starken Partei/Nation aufgrund der verworrenen Bündnispolitik nicht greifen konnte, und dieses Ungleichgewicht zu diesem Krieg führen musste.

Daraus entwickelte sich zunächst ein Lokalkrieg zwischen Österreich-Ungarn und dem Königreich Serbien. Durch die gegenseitigen Bündnisverpflichtungen und die deutschen militärischen Planungen (Schlieffen-Plan) eskalierte der Lokalkrieg innerhalb weniger Tage zum Kontinentalkrieg unter Beteiligung von Frankreich und Russland. Die politischen Konsequenzen des Schlieffen-Plans führten zudem zum Kriegseintritt von Großbritannien und seiner Dominions, somit zum Weltkrieg zwischen den Mittelmächten und der Entente.
(Quelle: Erster Weltkrieg ? Wikipedia)

Wir haben also Österriech, verletzt in Ehre und Stolz, welches sich an Serbien rächen möchte. Österreich kann bei seinem Ultimatum auf Deutschlands Unterstützung gegen eine eventuelle Intervention Russlands bauen. Serbien steht unter dem Schutz von Russland. Russland und Frankreich sind seit 1894 verbündet. Folglich macht Frankreich mobil, als Russland mobil macht. Deutschland macht mobil als Russland mobil macht um gegen Österreich zu kämpfen.
Wir haben das Osmanische Reich, welches seine Chance sieht seine Alten Gebiete von Russland zurückzugewinnen und sich somit den Mittelmächten anschließt. Wir haben die Ägypter etc, die sich den Entente anschließen um nicht erneut vom Osmanischen Reich dominiert zu werden. Durch die Bündnisverpflichtungen von Russland und Frankreich war Deutschland auch im Kriegszustand mit Frankreich, welches die schmach von 1871 nicht vergessen hatte, und sich an Deutschland rächen wollte. Der Schlieffen-Plan sah die schnelle niederwerfung Frankreichs vor. Unglücklicherweise erforderte dieser Plan den Durchmarsch durch die neutralen Benelux-Staaten. Diesen Neutralitätsbruch nutzte England als Begründung um den Schutzverpflichtungen der Triple Entente gerecht zu werden, und gegen die deutsche Flottenpolitik, die England schon lange ein Dorn im Auge und als Bedrohung der Seemacht angesehen wird, aktiv zu werden. Mit England folgte das britische Commonwealth, sowie die zig Kolonien der einzelnen Staaten.
Ein Stecknadelgroßer Konflikt wucherte innerhalb von Tagen zu einem Weltenbrand aus.

Während des Ersten Weltkriegs blieben die Vereinigten Staaten bis 1917 formal neutral, unterstützten aber die Entente vor allem durch Nachschublieferungen. Am 1. Februar 1917 erklärte Deutschland als Gegenmaßnahme den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, woraufhin die USA am 6. April Deutschland den Krieg erklärten und am 5. Juni die Wehrpflicht einführten. Das Deutsche Reich sandte nach seinem Sieg über Russland die freigewordenen Truppen an die Westfront und trat im Frühjahr 1918 ein letztes Mal zu einer vergeblichen Offensive an. Die in Frankreich eintreffenden amerikanischen Truppen verschoben die Kräfteverhältnisse endgültig zugunsten der Alliierten.
(Quelle: Vereinigte Staaten ? Wikipedia)

Die zahnräder von Konflikten und Bündnissen eines Jahrhunderts leifen um die Jahrhundertwende herum an, und triben die Welt nahezu Chancenlos in diesen Krieg hinein.

Soweit hier und heute von mir.

Grüße
WW
 
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