Dann will ich mal meine persönlichen Favoriten benennen:
- Karl V. (1519-1556/58)
Das "Phänomen Karl V." hat bereits die Zeitgenossen beschäftigt. Auch wenn er letztlich gescheitert ist (an seinen eigenen, sehr hohen Ansprüchen), so muß man ihm doch bescheinigen, daß er aufgrund seiner gewaltigen Hausmacht der bereits vergangen gewähnten "Kaiserherrlichkeit" noch eine letzte Spätblüte beschert hat. Die Tragik seiner Person ist für mich faszinierend. Seine Entscheidung, abzudanken, zeugt in meinen Augen von wahrer Größe. Er war konsequent bis zuletzt.
- Karl IV. (1346/47-1378)
"Nie ist das Reich von einer Pest betroffen worden, die verderblicher als Karl IV. gewesen wäre." (Maximilian I.) – Das ist erstmal starker Tobak und hat das Bild dieses Kaisers als "Böhmens Erzvater", aber "des Reiches Erzstiefvater" lange Zeit geprägt. Fraglos war die Zeit Karls IV. der Höhepunkt der Zentralgewalt im spätmittelalterlichen Reich. Seine Goldene Bulle blieb "Reichsgrundgesetz" bis 1806. Seit Jahrhunderten hatte das Reich mit Prag wieder ein Zentrum. Seine Regierungszeit ist umrandet von den beiden schlimmsten Katastrophen des 14. Jahrhunderts, dem Ausbruch der Pest 1347 und dem Beginn des Großen Abendländischen Schismas 1378. Ein letzter Ruhepol in hektischen Zeiten.
- Friedrich II. (1212/15-1250)
Im 19. Jahrhundert ob ihrer Italienpolitik als "undeutsch" gebrandmarkt, erfreuen sich die Staufer heute größter Beliebtheit. Der spannendste Stauferkaiser war für mich immer Friedrich II., der zwar wohl kaum "der erste moderne Mensch auf dem Thron", aber trotzdem für die moderne Staatlichkeit wegweisend war (Königreich Sizilien). Seine Offenheit für fremde Kulturen, sogar den Islam, macht ihn m. E. noch interessanter. Sein Tod war ein Epochenereignis und gilt bis heute als Schlußpunkt des hohen Mittelalters im Reich.
- Friedrich III. (1440-1493)
Wieso grad "des Reiches Erzschlafmütze" hier vorkommt, will erklärt sein. Wie hat man ihn nicht beschimpft, besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Dabei hat er mit kleinsten Mitteln und eiserner Sparsamkeit trotz mickriger Hausmacht das Fundament für Habsburgs Weltgeltung geschaffen. In den entscheidenen Momenten bewies er Standhaftigkeit (z. B. Treffen mit Karl dem Kühnen) und erlebte ganz am Ende noch die Früchte seines Jahrzehnte langen Ringens. Nach 53 Regierungsjahren war Habsburg 1493 eine Großmacht geworden, die sich einen Großteil des burgundischen Erbes sichern konnte. Nur ein Vierteljahrhundert später wurde auf dieser Grundlage eine Weltmacht daraus.
- Maximilian I. (1493-1519)
Als "letzter Ritter" ging er in die Geschichte ein, aber dabei war er viel mehr. Er war vielleicht der erste frühneuzeitliche Kaiser (trotz fraglos sehr mittelalterlich-traditioneller Züge). Trotz aller Widrigkeiten ließ er sich nicht unterkriegen und konnte den Weg seines Vaters fortsetzen, indem er 1515 definitiv das böhmisch-ungarische Erbe für das Haus Habsburg sicherte. Den gerade einmal elf Jahre später eingetretenen Erbfall hat er zwar nicht mehr erlebt, doch darf Maximilian I. sicherlich als einer der wesentlichen Schöpfer der späteren Donaumonarchie gelten. 1511 wollte er sogar Papst werden, und über Luther meinte er 1518 gegenüber dem kursächischen Gesandten: "Was macht euer Mönch? Seine Thesen sind gewiss nicht zu verachten." Wer weiß, wie die Reformation mit einem Kaiser Maximilian I. weitergegangen wäre.