Die Gründung der Partei die Grünen, eine Folge der 68er Bewegung?

Chiko91

Neues Mitglied
Wie der Titel schon sagt, würde ich gerne Ihre Meinungen zu der oben gestellten Frage hören, da ich über dieses Thema in Geschichte referieren muss.

Freue mich auf Ihre Antworten!
 
Wie wäre es wenn Du uns Deine Meinung mitteilst und wir das dann diskutieren? Du wirst Dir ja sicherlich schon Gedanken gemacht haben.

Rein vorsorglich ergeht gleich dieser Hinweis:
Für Diskussionen über aktuelle politische Themen ist das Geschichtsforum nicht der richtige Platz. Ebensowenig ist das Forum eine Plattform für politische, religiöse und sonstige weltanschauliche Glaubensbekenntnisse.
 
Ich würde zurückblickend die Grünen eher auf die Anti-Atomkraft/ Flower-Power/Friedensbewegung (Ostermärsche) zurück führen als auf die APO ( Ausser parlamentarische Opposition)
Zwar haben damals die APO (SDS, andere)Leute versucht, diese Bewegungen zu infiltrieren/ okkupieren, es ist ihnen aber nicht gelungen.

Mit den Friedensbewegten, den Wertkonservativen der AntiAKW und den NewAge Leuten konnten die 68er nicht diskutieren. Basisdemokratie und Religion sind nichts für Marxisten, Maoisten etc.

Während die 68 den Muff von Tausend Jahren in den Talaren bekämpft haben und einen Aufbruch in eine gerechtere Gesellschaft wollten, fehlte den Gründern der Grünen ein gesellschaftspolitischer Ansatz in Gänze.

Einige der 68er wolten später die Gesellschaft von aussen ändern, Baader-Meinhof, andere versuchten es über den Marsch durch die Instanzen , Gerhard Baum, FDP.

Die Grünen haben sich erst teilweise verweigert, nach der Gründung als Partei wollten sie "nur" die Umwelt vor Schaden bewahren. Andere Themen waren bis zur Wiedervereinigung eigentlich überhaupt kein Thema.

Man kann also sagen, Grüne und 68er, zwei Welten gehen fast Berührungslos aneinander vorbei.
 
Man kann also sagen, Grüne und 68er, zwei Welten gehen fast Berührungslos aneinander vorbei.

Das ist schon kaum aufgrund einiger personeller Identitäten bei Gründung der Grünen denkbar, aber auch nicht aufgrund der zeitlichen Nähe der Bewegungen. Ist mir auch anders in Erinnerung, aber zeitgenössische Wahrnehmungen können ja differieren :winke:

Siehe zur thematischen Spreizung der 68er zB ganz kurz:
Neue Soziale Bewegungen ? Wikipedia
 
Man hat in der DDR sehr genau die Grünen wahrgenommen. Sympathisanten, es gab damals in meiner Branche nicht gerade wenige, waren fast schon Staatsfeinde. Ich habe meine Stasi-Akte gelesen: Neben zum Teil erfundenen Weibergeschichten und angeblichen Hang zum Alkohol war das der Hauptvorwurf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Wilfried!
Eine ähnliche Sichtweise hatte ich auch, deshalb kann ich mit ruhigem Gewissen behaupten, dass ich mich ausreichend informiert habe, um über dieses Thema zu referieren, da ich mal stark davon ausgehe, dass Ihr hier wisst wovon ihr redet.


Schönen Abend noch :)
 
Ich schrieb "fast", denn einige, wie Fischer sind wohl den eigentlichen 68ern zu zu ordnen. Die haben ja damals fast jede Demo versucht, in ihrem Sinne "umzuwerten".
Vorne standen die "Themendemonstranten" , hinten gingen die "Roten Fahnen/ Spruchbänder "hoch. Schön, wenn man so als "nützlicher Idiot" gebraucht wurde.
 
Ich würde zurückblickend die Grünen eher auf die Anti-Atomkraft/ Flower-Power/Friedensbewegung (Ostermärsche) zurück führen als auf die APO ( Ausser parlamentarische Opposition)
Zwar haben damals die APO (SDS, andere)Leute versucht, diese Bewegungen zu infiltrieren/ okkupieren, es ist ihnen aber nicht gelungen.

Mit den Friedensbewegten, den Wertkonservativen der AntiAKW und den NewAge Leuten konnten die 68er nicht diskutieren. Basisdemokratie und Religion sind nichts für Marxisten, Maoisten etc.

Während die 68 den Muff von Tausend Jahren in den Talaren bekämpft haben und einen Aufbruch in eine gerechtere Gesellschaft wollten, fehlte den Gründern der Grünen ein gesellschaftspolitischer Ansatz in Gänze.

Einige der 68er wolten später die Gesellschaft von aussen ändern, Baader-Meinhof, andere versuchten es über den Marsch durch die Instanzen , Gerhard Baum, FDP.

Die Grünen haben sich erst teilweise verweigert, nach der Gründung als Partei wollten sie "nur" die Umwelt vor Schaden bewahren. Andere Themen waren bis zur Wiedervereinigung eigentlich überhaupt kein Thema.

Man kann also sagen, Grüne und 68er, zwei Welten gehen fast Berührungslos aneinander vorbei.


Sorry, aber da widerspreche ich jedem Wort.

Natürlich haben die Grünen mehrere Wurzeln, wen wunderts?
Aber die 68er sind eine sehr wichtige.
 
Ich kann Repo nur sehr deutlich zustimmen in Bezug auf den Widerspruch zu den Aussagen von Wilfried!

In vielerlei Hinsicht kann man die Gründung "der Grünen" als eine Folge der politischen Mobilisierung der Apo ansehen, aber nicht ausschließlich und nicht überall. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, dass alleine aufgrund der Auswirkungen der Apo es zu keiner Parteigründung gekommen wäre. Also eine wichtige, aber nicht alleinige Bedingung!

Zu Recht weist Silesia in diesem Kontext auf das relevante, extrem heterogene Umfeld der Neuen Sozialen Bewegungen / NSB hin, das das Reservoir für die Parteien bildete. Sofen wir von der !!! relevanten Voraussetzung für die Grünen sprechen wollen, dann ist sie sicherlich auf den NSB basiert!

Im Prinzip waren es fast zwei parallele Handlungsstränge, die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede aufwiesen, wie man schon unschwer an der Namensgebung erkennen konnte und noch deutlicher an den heftigen politische Dikussionen.

Zum einen folgten die Gründung der "alternativen Listen" einem erweiterten Anspruch an das zu bearbeitende Politikfeld. Der emanzipatorische Anspruch ging über den Bereich der AKW- oder Umweltschutzbewegung hinaus und umfaßte in deutlich stärkerem Maße auch bürgerliche Rechte.

Typische Repräsentanten dieses Typs sind die Gründungen in Hamburg und in West-Berlin. Zumindest in diesem Umfeld spielten "linke" Repräsentanten eine gewisse Rolle, wie beispielsweise das "Sozialistische Büro" (z.B. Flechtheim oder Narr etc.)

Hervorragend beschrieben, quasi der Klassiker, ist diese Phase durch L. Klotzsch im Parteienhandbuch von R. Stöss.

Grün-Alternative-Liste Hamburg ? Wikipedia

Bündnis 90/Die Grünen Berlin ? Wikipedia

Der zweite Handlungsstrang ist stärker im Süder der Republik angesiedelt und stärker durch eine eher konservative Haltung in Bezug auf den Umweltschutz geprägt gewesen.

Bündnis 90/Die Grünen ? Wikipedia


Mit einer Vielzahl von Abstufungen im politischen Spektrum zwischen "Realos" und "Fundis"

Fundi ? Wikipedia

Die "68er" waren für die Gründung der Grünen sicherlich relevant. Zum einen, da sie über das organisatorische Verständnis verfügten und die Kompetenz derNutzung von "unkonventionellen" Formen der politischen Partizipation (Demos etc.) (vgl. dazu komparativ, Barnes&Kaase et. al.: Political Action. Mass Participation in Five Democracies)

Andererseits hatten sie gewisse intellektuelle Netzwerke, die für die entsprechenden kritischen Reflektionen sorgten und einen gewissen Diskurs über die politischen Zielsetzungen ermöglichten.

Unabhängig davon wird von den Klassikern der Parteientheorie, wie Michels (Political Parties), auch in Anlehnung an das Parsonsche AGIL-Schema, das Politikversagen der etablierten Parteien zum automatischen Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Parteien gemacht.

In diesem Sinne kann der Erfolg der Günen als ein ausgesprochen erfolgreicher Vorgang analysiert werden, den Markt alternativer politischer Angebote zu ergänzen, da die etablierten Parteien offensichtlich mit ihren "Ladenhütern" für die Wähler der Grünen nicht "sexy" waren.

Und so wurde Deutschland, auch im Sinne der Theorie von Lipset (vgl. dazu Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, 1949-1990, S.247) zum demokratischen Musterschüler.

Und das ist auch gut so!:respekt:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich erinnere mich noch gut an einen Auftritt des feisten Fakten-Fakten-Fakten-Heinis, als er am Tag der Bundestagswahl 1998 im Fernsehen dazu aufrief, doch bitte noch schnell wählen zu gehen, um zu verhindern, dass die Grünen, eine Partei die doch zu einem erheblichen Teil aus den K-Gruppen erstanden sei, an die Regierung kämen.
 
Es war doch schon um 70rum ein Thema in der damaligen APO. Soll man, soll man nicht.
Manche haben dann die "Grünen" gegründet, den einen oder anderen sah man später an der FU mit ner Professur andere sind zu den Neos und die Dritten hocken im Dschungelcamp und fressen Spinnen.
Geschmäcker und Lebenswege sind verschieden.
 
Die 68er und die Studenten-Bewegten dieser Zeit haben ein spezielles Alter. Jene grünen Gründungsmitglieder, die keine 68er waren, sind meist entsprechend Jahre älter oder jünger.
 
Es war doch schon um 70rum ein Thema in der damaligen APO. Soll man, soll man nicht.

So sehe ich das auch, es ging um das "A". Dabei blieben eben einige auf der Strecke, für die das nicht vorstellbar war. Jüngere kamen später dazu, über die schon zitierten Bewegungen.

Dutschke hat das eigentlich vorgegeben, betrifft stringent auch den Marsch durch die Institutionen.
K-Gruppe ? Wikipedia
 
Die 68er und die Studenten-Bewegten dieser Zeit haben ein spezielles Alter. Jene grünen Gründungsmitglieder, die keine 68er waren, sind meist entsprechend Jahre älter oder jünger.


Wen meinst Du jetzt? Bastian?
Die Grünen werden nmM nach wie vor sehr deutlich von dieser Altersgruppe dominiert.
Anfangs war der Schwund und die Reibungsverluste enorm, inzwischen sitzt da aber auch ein "Establishment" sehr gut im Sattel:devil:
 
Und nicht zu vergessen, das damals eine stark politisierte Stimmung in Deutschland war. Auch innerhalb der bestehenden Parteien wurde stark debattiert. Nur hat sich eben nicht jeder in den damaligen Parteien wiedergefunden, deshalb war es wohl logisch eine neue Partei zu Gründen. Wobei bei den Grünen sogar mit Bastian ein Panzergeneral aD in der ersten Bundestagsfraktion war. Die Grünen waren damals ein wild zusammengesetzter Haufen mit stark Basisdemokratischen Grundsätzen.

Apvar
 
Ich erinnere mich noch gut an einen Auftritt des feisten Fakten-Fakten-Fakten-Heinis, als er am Tag der Bundestagswahl 1998 im Fernsehen dazu aufrief, doch bitte noch schnell wählen zu gehen, um zu verhindern, dass die Grünen, eine Partei die doch zu einem erheblichen Teil aus den K-Gruppen erstanden sei, an die Regierung kämen.

War das noch 98. Nicht zu fassen.

Interessant ist immer wieder aufs neue, wie sich die etablierten Parteien jedesmal echauffieren, wenn sich eine neue Gruppierung versucht zu bilden (meist wird ja dann nichts draus) Die Wählbarkeit wird eh bestritten, bezweifelt wird dass die "ABC-Gruppe" so ganz "auf dem Boden des Grundgesetzes" steht. Nix wie Schläge unter der Gürtellinie.
Dies gilt, vielleicht noch viel mehr, runter bis in die Gemeindeparlamente.

Wer wird auch da an etwas anderes als "Pöstchen" und Parteikassen denken.
 
Dann schreit alles los und die Kommunistenfresser sind von der Leine.
Interessant, dass die Grünen zunächst als bräunlich diffamiert worden sind, weil offenbar Naturschutz dieses Image hat. Später dann, als die Naturschützer von den Alt-68ern verdrängt wurden (die mit Naturschutz nichts am Hut haben ), änderte sich auch die Gegenpropaganda dahin, sie als kommunistisch darzustellen.

(Quelle : Aus eigenem Erleben)
 
Bitte nicht Bündnis 90 und die Grünen sowie die 68er zu früh zusammen bringen. Das später 68er dazu gekommen sind , okay.
Aber die Anti AKW bewegung hat kaum was mit 68ern zu tun, Whyl, Gorleben.
Auch altersmässig passen die nicht alle.
Ohne die Bündnis 90 Mitglieder hätten die Grünen allein kaum die 5% geschafft.
 
@Wilfried: Zur Bundestagswahl 87, also vor der Vereinigung, also als Bündnis 90 noch keine Rolle bei Wahlen in Westdeutschland gespielt haben, verfügten die Grünen über einen Stimmenanteil von 8.x Prozent im BT. Ich bin ein wenig verwirrt!

Also, bevor Du hier weiterhin schwer nachvollziehbare Wahlarithmetik betreibst, wären ein paar sachdienliche Hinweise, welcher Parteienforscher Deine "interessanten Einsichten" teilt, sicherlich hilfreich und angemessen.

Bundestagswahl 1987 ? Wikipedia

Deiner Bewertung der Anti-AKW-Bewegung und ihren organisatorischen Voraussetzungen und ideologischen Einflußgrößen möchte ich weiterhin sehr deutlich widersprechen!

Der ansonsten eher mittelmäßge Artikel bei Wiki zum Thema Anti-AKW-Bewegung enthält folgenden Hinweis:
"Anti-Atomkraft-Gruppen sind oftmals auch anderweitig politisch organisiert. Teilweise überschneidet sich die ökologische Diskussion mit einer grundsätzlichen linken, basisdemokratischen oder anarchistischen Haltung."

In ähnlicher Weise stellt Roth auf den engen Bezug zwischen der Anti-AKW-Bewegung und dem linken Spektrum ab, um auch einen seriöse Quelle zu diesem Thema zu zitieren. http://books.google.de/books?id=HR9-bBaFwvQC&pg=PA465&dq=anti+akw+bewegung&hl=de&ei=bTg4TejJCJHqOeqjwO4K&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=9&ved=0CF0Q6AEwCA#v=onepage&q=anti%20akw%20bewegung&f=false

Nebenbei bin ich mir sicher, dass die entsprechenden Verfassungsschutzberichte die Bedeutung des "linken Spektrums" in der Anti-AKW-Bewegung deutlich thematisiert haben.
 
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