Die Herkunft der Serben?

Dieses Thema im Forum "Sonstiges im Mittelalter" wurde erstellt von Stipan, 26. Juni 2004.

Schlagworte:
  1. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

  2. maricka

    maricka Neues Mitglied

    ich möchte doch feststellen das Serbokroatisch in den 60-igern Jahren des letzten Jahrhunderts erfunden wurde und dann anfangs der neunziger wieder abgeschaffen wurde. Serbisch und Kroatisch als eigenständige Sprachen gibt es schon seit Jahrhunderten aber Serbokroatisch konnte keine 30 Jahre überleben.

     
  3. Dieter

    Dieter Premiummitglied

    Es existieren weder "proto-indoeuropäische Mythen" noch überhaupt Überlieferungen, die sich nachweislich in diese Zeit eines hypothetischen "indoeuropäischen Urvolks" vor etwa 5000 Jahren (!) zurückverfolgen lassen. Das einzige, was sich aus der ebenfalls hypothetisch erschlossenen indoeuropäischen "Grundsprache" ableiten lässt, sind gesellschaftliche und soziale Zustände, religiöse Vorstellungen sowie Hinweise zur Fauna und Flora.

    Über "Iraner" berichten "frühe Germanen" überhaupt nichts!

    Die Thraker zählen keineswegs zu den Iranern, sondern sind ein eigenständiges indoeuropäisches Volk. Es sind auch keine thrakischen Wanderungen aus Vorderasien bekannt.

    Wer die bei Strabo genannten "Sigyner" waren, die am Kaspischen Meer saßen, ist ebenfalls unbekannt.

    Es besteht auch die Möglichkeit, dass sie nach China oder Afrika gezogen sind.

    Das ist eher unwahrscheinlich. Der Raum der slawischen Ethnogenese und das Gebiet iranischer Reitervölker lagen weit auseinander und berührten sich höchstens partiell - sofern man das überhaupt annehmen will. Es ist viel wahrscheinlicher, dass z.B. Balten und Finno-Ugrier die Ethnogenese der Slawen beeinflussten. Falls es iranische Einflüsse gab, so können diese nur minimal gewesen sein.

    Dieses "Glatteis" hat dich einbrechen lassen!

    Wie oben schon ausgeführt, gibt es in der germanischen Mythologie und Heldensage keinerlei Bezüge zur iranischen Völkerwelt. Das wäre auch höchst verwunderlich, da beide Kulturkreise keinerlei Berührung hatten und räumlich völlig getrennt waren.

    Übereinstimmungen auf religiösem oder gesellschaftlichem Gebiet sind allein der Tatsache geschuldet, dass alle indoeuropäischen Völker auf diesen Gebieten Gemeinsamkeiten aufweisen, wofür z.B. die Bezeichnung "Gott" ein gern genanntes Beispiel ist: Deus/Jupiter (lat.), Zeus (griech.), dyaus pitar (indoarisch), Ziu (germ.), die alle aus dem indoeuropäische Himmelsgott "deiwos" abgeleitet sind.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2008
  4. Artabanos

    Artabanos Neues Mitglied

    @Dieter

    Du solltest es vermeiden zu sagen dass es etwas was ich sage einfach nicht gibt. Frag mich meine behauptungen näher auszuführen und bilde dir danach deine Meinung, das verbessert die diskussions- Atmosphäre stark

    Ich werde dir aber trotzdem noch heute antworten.
     
  5. Dr. Iotchev

    Dr. Iotchev Neues Mitglied

    Ähm, Brushian, die Bulgaren haben Vatersnamen, ich heiße Ivaylo Borislavov Iotchev, zweiterer ist der Vatersname
    Slawisiert wurden die Bulgaren von den Slowenen die im inneren des Donau-bulgarischen Reiches lebten und vielleicht noch zusätzlich von außen durch serbo-kroatische Einflüsse.

    Nicht-slawische Elemente gibt es bei uns auch viele und sie sind nicht alle mit den Protobulgaren zu erklären. Die Serben und die restlichen Südslawen sind übrigens ebenso reich an nicht-slawischen Übernehmsel und Einflüssen. Die Besonderheiten in der serbischen Sprache werden aber meist dem illyrischen abgeleitet.
     
  6. Artabanos

    Artabanos Neues Mitglied

    @Dieter

    Nun die Germanen haben die Edda usw., die Inder die Veda usw. und die Iranier die Avesta und das Shahnameh. In all diesen werken gibt es Mythen und Geschichten aus verschiedensten Zeiten und teilweise sind Fragmente vorhanden die alle drei verbinden und so auf eine Proto-Indo-Germanische hindeuten.

    In diesem fall geht es um eine Überlieferung aus den ältesten teilen all der drei Kulturen. Es geht um den ersten Riesen Ymir (Edda), und den körperlich großen und wohl ersten Arischen König Yama/Yima (Veda, Avesta). Es ist natürlich nicht die namens Ähnlichkeit die, diese Verbindung herstellt.

    - Genauso wie Ymir lebte Yima in einer kalten und nördlichen Region.

    - Ymir im Germanischen und Yama im Indischen wird mit Zwillingen in Verbindung gebracht

    Das wichtigste aber: Im Shahnameh gibt es eine legende in dem es um einen nachfahren Yima's geht, der seinen Tötung recht und mit Yima selbst der größte (auch körperlich) König der Iranier in den frühsten teilen der Iranische Mythologie ist. Genauso wie der Germanische Yimir hatte dieser König (der direkte Nachfolger Yima's) am Anfang eine Kuh (Persisch Gaw, Englisch Cow) die ihm ernährte und großzog, diese Kuh spielt eine wichtige rolle für Yima und hat sogar einen eigenen Namen und außergewöhnliche Eigenschaften. Genauso nimmt bei dem Riesen Ymir seine Kuh eine elementare rolle ein. Für mich sind diese Parallelen selbst als beweis ausreichend aber daneben gibt es andere Legenden im Shahnameh die in anderen Germanischen Werken auftauchen und zweifellos auf dieselbe Geschichte basieren. Ob diese Elemente auch auf eine Proto-Indo-Germanischen Ursprung zurückgehen oder später entstanden kann nicht zweifellsfrei bestimmt werden. Ein Beispiel für solch einen fall ist das Helbradenlied und die Iranische Version in der form der Legende von Rostam und Sohrab.

    Wenn also Ymir ein Riese ist, den man durchaus einen Nicht-Germanen nennen könnte und Yima der größte Iranische König.., wenn Yimr ein Hirte war und Yima und die Iranier auch.., wenn die Germanen einen sehr gut mit Proteinen versorgten und aus ethnischen gründen großen Menschen als Riesen bezeichnen und die Iranier ihre Helden und sich selbst als groß gewachsen bezeichneten.., kann sehr wohl davon ausgegangen werden das durch Ymir von den Indo-Ariern berichtet wurde.

    Hier redet keiner von Vorderasien, und auch nicht davon das die Thraker Iranier waren. Es geht um den Kulturellen Einfluss den die "Europäischen" Skythen auf die Thraker und wohl auch auf die Kelten hatten. Diese Völker waren zu dieser zeit direkte Nachbarn, Indo-Europäer und Ethnisch verwandt.

    Es geht um die Sigynner Herodots die nördlich des Balkans lebten. Strabo berichtet wahrscheinlich von einem Teilstamm der Sigynner.


    Andere verwandte Gruppen wie die Tocharier sind nach "China" gezogen und die Skythen wollten zwar gen Afrika wandern wurden aber durch die Ägypter gestoppt...


    Es geht hier um etwas was höchstwahrscheinlich maximal vor ~2000 Jahren geschehen ist, vielleicht auch zur zeit der Völkerwanderung, dass die Slawen teilweise stark von den Finno-Ugriern und wohl auch Ural-Altaischen beeinflusst wurden ist mir klar. Daneben gibt es aber auch noch die Indo-Europäische Verbindung, nicht nur linguistisch sondern auch Kulturell.

    Das meinst du aber einiges spricht dagegen. Selbst wenn wir von einer Indo-Arischen Urheimat nördlich des Kaspischen Meeres ausgehen gibt es eine fließende Verbindung zu Kulturen wie der Streitaxt Kultur in ost europa und anderen Indo-Europäischen Kulturen inklusive den Proto-Germanen. Selbst in viel späterer zeit sind Völker wie die Skythen in einigen Feldzügen bis hier nach Deutschland vorgedrungen und deren Kulturelle Elemente waren zur gleichen zeit in der heutigen Mongolei präsent. Es gab Berührung, sehr viel sogar.

    Richtig und gerade das sollte dir ein Ansporn sein näheres zwischen diesen "unendlich weit entfernten" Völkern heraus zu finden anstatt zu sagen, gibt’s nicht, kann gar nicht sein.
     
  7. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Ähnliche Mythen über Helden, Riesen, Kulturbringer existieren eigentlich parallel weltweit. Daraus auf eine gemeinsame Herkunft zu schließen ist nicht zwingend notwendig. Ähnlich ist es mit Flutsagen.
     
  8. Tekker

    Tekker Gast

    Dieser Umstand paralleler Mythen ist trotzdem höchst bemerkenswert. Gibt es dazu eine plausible Erklärung bzw. irgendwelche Theorien? :confused:
     
  9. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Harald Weinrich spricht von Mythemen, ein Wort das er aus der Morphologie entlehnt hat (vgl. Morphem, Lexem, Semem etc.). Demnach gibt es immer wieder ähnliche Geschichten, nicht weil die Völker ihre Geschichten von einander übernommen haben, sondern weil sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Nehmen wir den Besitz einer Kuh: das gehört zum Geschäft von Hirtenvölkern, dass eine solche Information ein Versatzstück eines Mythos wird, ist also nicht weiter verwunderlich. Oder nehmen wir die angesprochene Kälte im Norden. Dies ist sowohl aus skandinavischer Sicht (nach Norden geht's zum Nordpol) als auch aus indischer Sicht (nach Norden geht's zum Himalaja, dem höchsten Gebirge der Welt!). Riesen: Das kann entweder auf konkrete Erfahrungen zurückgehen, Menschen die nur 1,50 m groß sind und nur 1,50 m große Menschen kennen, treffen auf Menschen die 1,90 m groß sind, man nimmt sich gegenseitig als besonders groß bzw. besonders klein wahr. :rechts: Riesen und Zwerge. Oder in der Überlieferungskette wollte irgendjemand mal klarstellen, wie wichtig diese Person eigentlich war und macht aus ihr einen Riesen - analog zur Bedeutungsperspektive, die wir von pharaonischen Reliefs kontinuierlich bis hin zur frühneuzeitlichen Malerei finden.
     
  10. Artabanos

    Artabanos Neues Mitglied

    Bei diesen Geschichten stimmen zu viele punkte überein und so eine mehrfach Übereinstimmung kann nicht Zufall sein, in diesem fall sind sogar die Namen übereinstimmend.
    Also bitte klar differenzieren, denn mir ist klar das es durchaus zufällige Übereinstimmungen in völlig fremden Mythen geben kann.


    @El Quijote

    Nun glücklicher weise wissen wir das nicht der Himalaja gemeint war sondern das nördliche Eurasien, den diese Legende wird auch von den Iraniern berichtet und dort wird auch gesagt das die Tage kurz waren und die Winter lang.
     
  11. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    @Artabanos:

    Das es auf der Nordhalbkugel im Norden kalt ist, ist eine simple Weisheit, worüber auch die Indianer Nordamerikas und die Chinesen Bescheid wissen.

    Fast alle Völker der Welt haben ähnliche Urmythen:
    1) Ableitung von einer Urmutter, die in Verbindung mit einem Tier (Totem) stand.
    2) Deren Nachkommen als Heroen und Stammeltern des betreffenden Volkes. Oft vernichten sie ein Untier, das die Welt bedroht.
    3) Götter oder Himmelsboten als Kulturbringer.
    4) Ein fernes, oft untergegangenes Land als Urheimat. Oft in Zusammenhang mit einer Flutlegende und einem überlebenden Paar.

    Das findet sich in Australien, Amerika, Eurasien oder sonstwo in abgewandelter Form. Daraus einen direkten gemeinsamen Ursprung von Germanen, Iranern und Indoariern zu konstruieren halte ich für falsch. Ähnliche Mythen hat garantiert auch die Vorbevölkerung Europas gehabt.
    Möglicherweise gibt es eine gemeinsame Wurzel dieser Welterzählungen, aber die ist dann garantiert viel älter und führt womöglich bis in die Altsteinzeit oder gar Frühzeit des Sapiens. Ähnliche Lebensweisen produzieren ähnliche Geschichten.
     
  12. Dr. Iotchev

    Dr. Iotchev Neues Mitglied

    Die Idee von gemeisamen Indoeuropäischen Mythen ist nicht ad absolutum undenkbar. Der ethnogenetische Prozess, ob es nun auf ein Urvolk oder nicht zurückzuführen ist, der den Indogermanen ihre sprachlischen Gemeinsamkeiten beschert hat, könnte als Nebeneffekt auch für mythologische Gemeinsamkeiten gesorgt haben.

    Ich merke dass bei Threads, die sich um die Herkunft eines Balkanvolkes drehen, man oft in phantastische Nebenrichtungen ausweicht, weil einfach so wenig bekannt ist. Und es scheinbar immer reizend ist über das zu sprechen, wo Spekulationen möglich sind. Dennoch möchte ich mit Verlaub ein veranschaulichendes Modell vorschlagen und vorstellen, dass wenn schon nicht die Herkunft der Serben bis ins letzte Detail durchleuchten wird zumindest die bekannte Information so ordnet dass ein Muster entsteht in dem sich die Serben historisch und kulturell einordnen und identifizieren lassen. Es geht um ein Modell zur allgemeinen Ethnogenese der Südslawischen Kulturen, dass somit auch die Möglichkeit gibt die Serben in Relation zu ihren nächsten Verwandten zu sehen. Das Modell beinhaltet zwar keine phantastische Aussagen, gibt aber zweifellos einen Überblick im Wirrwar der balkanischen Völkerwanderungen.

    So, dann tu ich es vorstellen. Mein Modell besteht aus zwei Ebenen mit jeweils zwei bis drei Etappen.

    Ebene 1: Ebene 1 beschäftigt sich mit der Genese der völkischen Kultur. Damit bezeichne ich kulturelle Bereiche wie Sprache, Volksmythologie, Volksmusik, Volkstrachten und ähnliche Formen des kulturellen Ausdrucks die im ganzen Volk verbreitet sind.

    Ebene 2: Ebene 2 beschäftigt sich mit der Genese der geistig-materiellen Kultur. Damit sind in erster Linie die Religion und die Architektur gemeint, sowie alle anderen globaleren Bereiche, die meistens Volksübergreifend sind (also von mehreren Völkern geteilt werden).

    Etappen Ebene 1

    Etape 1: Die erste indogermanische Welle

    Sie erfolgt um etwa 3000 v. Chr. Nach Kontakt mit den unbekannten Voreinwohnern formen die Indogermanen die ältesten, namentlich bekannten Kulturen des Balkan: die altgriechische, die thrakische und die illyrische.

    Etape 2: Die zweite indogermanische Welle

    Sie erfolgt im Laufe der Völkerwanderung zunächst durch den Einfall germanischer und sarmatischer, später auch slawischer Stämme. Das Ergebnis ist die fast komplette slawisierung des Balkans.

    Etape 3: Die turk-mongolische Welle

    Sie beginnt mit dem Mittelalter und endet mit diesem. Die militärischen und politischen Aktionen der neueingewanderten Turkvölker und Mongolen führen zur Staatenbildung. Die politische Terminologie der Turko-Mongolen wird von den Slawen stückweise übernommen, ebenso Elemente des Kriegshandwerks.

    Etappen Ebene 2

    Etape 1: Byzanz

    Das Imperium Ostrom hat einen ähnlich nachhaltigen Einfluss auf die Slawen, wie Westrom auf die Germanen. Architektur und kirchlische Organisation tragen unverkennbar byzantinische Züge. Byzanz selbst ist das Ergebnis zwei vorangegangener Etappen, die ich hier nicht explicit genannt habe: Der Hellenisierung und Romanisierung des Balkans.

    Etape 2: Das osmanische Reich

    Hinterlässt seine Spuren vorallem im religiös-geistigen Leben => Islamisierung Bosniens und fast vollständige Islamisierung Albaniens um die offensichtlichsten Einflüsse aufzuzeigen.


    Dieses Modell birgt wie gesagt keine Überraschungen, vielleicht auch nichts neues, aber es ist gedacht um Übersichtlichkeit zu schaffen. Und um eine holistische Perspektive des Themas aufzuzeigen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17. Februar 2008
  13. Dieter

    Dieter Premiummitglied

    Die Edda ist eine germanische Helden- und Götterdichtung, die ins 8. Jh. n. Chr. zurückreicht. Mit "indoeuropäischen Mythen" hat das nichts zu tun und etwaige Vermutungen sind reine Spekulation.

    Der Götterhimmel aller indoeuropäischen Völker zeigt gemeinsame Spuren, so z.B. den Himmelsgott "deiwos", der in ähnlicher Form vielfach wiederkehrt. Vermutlich zählt auch der urzeitliche Riese Ymir zu einer derart alten Götterschicht, denn er taucht im Baltischen, Indo-arischen, Germanischen, Slawischen und vermutlich noch anderen indoeuropäischen Sprachen auf.

    Aus solchen bei indoeuropäischen Völkern verbreiteten Gottheiten bzw. Urwesen lässt sich keinerlei besondere "Verwandtschaft" zwischen zwei Völkern konstruieren, denn die Götter waren gemein-indoeuropäisch!

    Ich wüsste nicht, was der unbestreitbare Einfluss der Skythen auf die Kelten mit den "Slawen" zu schaffen hat. Der kulturelle skythische Einfluss zeigt sich ganz offensichtlich bei keltischen Waffen, Schmuck und Kesseln, die den wunderschönen eurasischen "Tierstil" von den Skythen übernommen haben. Ich wüsste nicht, dass ähnliches bei den Slawen gefunden wurde.

    Das ist mir durchaus klar. Allerdings ist die ethnische Zuordnung unbekannt, abgesehen von unbewiesenen Hypothesen.

    Die (Pseudo)-Tocharer sind in der Tat bis an Chinas Grenzen vorgerückt. Handschriftenreste aus dem 6.-8. Jh. n. Chr. mit buddhistischen Texten fand man im Tarim-Becken bei den Oasen Kutscha und Turfan, die zum Erstaunen der Sprachwissenschaftler eine westindoeuropäische Kentum-Sprache zeigten. Welcher Ethnie diese Tocharer angehörten, ist bis heute nicht bekannt.

    Aber was hat das mit den "Serben" zu tun?

    Sie wurden vermutlich von den Völkern beeinflusst, die zur Zeit der slawischen Ethnogenese und auch später ihren Ursitzen benachbart waren. Dazu fallen mir vor allem Finno-Ugrier, Balten und Germanen ein. Iranische Stämme hingegen weniger. Zumindest war ihr Einfluss wohl marginal!

    Zur Zeit der indoeuropäischen Wanderung, die man im 3. Jahrtausend v. Chr. ansetzt, gab es noch keines der erst später bezeugten historischen indoeuropäischen Völker. Die bildeten sich erst nach ihrer Einwanderung in ihre späteren Sitze und der Vermischung mit der altansässigern vorindoeuropäischen Bevölkerung.

    Ich weiß noch immer nicht, was das mit den Slawen zu tun hat?
     
  14. Dr. Iotchev

    Dr. Iotchev Neues Mitglied

    Dieter hast du grade gesagt der Einfluss der Iraner auf die Slawen wäre gering gewesen? So habe ich es jetzt gelesen und so könnte es fälscher nicht sein.

    Die Gebiete in denen man die slawische Urheimat vermutet sind abwechselnd unter germanischer und skytho-sarmatischer Herrschaft gewesen. Viele Begriffe, vorallem spiritueller Natur sind iranischer Herkunft und dass die Slawen eine Satem-Sprache sprechen muss auch auf iranische Einflüsse zurückgeführt werden, weil das Slawische in seinem Kern sonst eher dem Germanischen ähnelt.

    Sehr wahrscheinlich ist die slawische Ethnie ein Nebenprodukt der gotisch-skythischen Coexistenz, denn wenn man die Gemeinsamkeiten zu den Goten und zu den Skythen abzieht, bleibt nicht mehr viel übrig dass man slawisch nennen könnte (das alles bezieht sich auf die ersten slawischen Stämme, die heutigen slawischen Kulturen tragen natürlich die Einflüsse vielerlei anderer Völker).

    Über den Einfluss der Finno-Ugrier bin ich mir nicht im klaren. Intuitiv gehe ich davon aus, dass er auch bedeutend sein müsste. Schließlich bevölkern sie Sibirien und Osteuropa von noch vor der Ankunft der ersten Indogermanen. Außer aber dass im Russischen und Bulgarischen zahlreiche finnische Worte sein sollen (siehe Irechek, 1876) sind mir keine Einflüsse bekannt. Um solche selbstständig zu erkennen, bräuchte ich mehr Kenntnis über die finno-ugrische Sprache und Kultur.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17. Februar 2008
  15. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Skytho-Sarmaten waren in erster Linie berittene Reitervölker der Steppe. Das kann man von den frühen Slawen wirklich nicht sagen. Eine relativ enge Verflechtung mit Finno-Ugriern passt eher, es gibt viele slawische Lehnwörter in den entsprechenden Sprachen.
    Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit
    Trachten und Bräuche der Slawen (auch auf dem Balkan) passen eher nach Finnland und ins Baltikum als in die Steppe.

    Die typische slawische Folklore hat nichts mit Kosaken etc. zu tun, wie man vielleicht im Westen allgemein glaubt.

    Außerdem klafft zwischen Iranern (Skythen/Sarmaten) und frühen Slawen ein mehrhundertjähriges Loch.
     
    Zuletzt bearbeitet: 17. Februar 2008
  16. Dr. Iotchev

    Dr. Iotchev Neues Mitglied

    iteressant... ein Reitervolk sind die Slawen wahrlich nicht gewesen, aber wie sollen sie dem sarmatischen Einfluss entwichen sein? Das ist geographisch unmöglich!!

    ahh nochwas: Kann mir jemand eine Liste finnisch-ugrischer Worte im Slawischen finden? Ich interessiere mich echt für sowas und hatte mir früher ein ungarisches und finnisches Wörterbuch geliehen um Analogien zu suchen... Das einzige Wort dass ich fand, dass es im slawischen auch so gibt ist sinö/sinjo = blau
     
    Zuletzt bearbeitet: 17. Februar 2008
  17. Artabanos

    Artabanos Neues Mitglied

    @balticbirdy

    Danke, ich weiß wie schon gesagt das solche zufällige Übereinstimmungen entstehen können, deshalb sagte ich das hier nur eine mehrfache Übereinstimmung, besonders eine namentliche für absolute Sicherheit sorgen kann (die mmN. in meinem fall gegeben ist).

    @Dr. Iotchev

    Ja es kann sehr nützlich sein auch Mythologische Elemente zu berücksichtigen und dies war der Grund für meinen post.

    Davon gehe ich grundlegend auch aus.

    @Dieter

    Mit den Serben hat das ganze wenig zutun ich hab dir nur geantwortet. Wenn du wissen willst worum es mir geht kannst du ja meinen ersten post hier in diesem thread lesen.

    Iranier und Germanen entfernten sich mit der zeit, wenn also Übereinstimmungen in der Mythologie bestehen muss man darüber nachdenken wann sie entstanden sind. Je später desto weiter waren sie geographisch entfernt, wenn es also kein Hinweis für eine spätere Übermittlung gibt ist ein Proto-Indo-Germanischer Ursprung am wahrscheinlichsten. Bei Ymir und Yima kann, dank der Veda, durchaus davon ausgegangen werden das es diese Geschichte schon mindestens 1500 BC gab.

    Ich habe ja nicht versucht eine Iranier-Germanen Verbindung ohne andere Indo-Europäer zu beweisen. Es ist ganz einfach: Bei den Iraniern gibt es einen nicht Iranischen (aber Arischen) "Gott" im Norden namens Tur/Tor und bei den Germanen gibt es einen nicht Germanischen "Gott" namens Ymir/Yima. Dazu kommen dann noch die Details. Offensichtlich haben sich Indo-Germanen gekannt und durch "Götter" identifiziert.
    Wenn ich also sage dass die Germanen berichteten dass, die Iranier Hirten waren und du mir sagst das es so was nicht gibt dann meine ich solche "Mythologische berichte".

    Das hab ich auch nicht behauptet. Es soll nur aufzeigen das die Geographische Distanz der "Perser/Iraner" nicht überbewertet werden sollte da Iranier auch in Ost Europa präsent waren, die Thraker sollten die maximale Ausdehnung des Einflusses unterstreichen. Das gleiche bei den Kelten, es sollte den gebiet des Einflusses nochmals unterstreichen.

    Eben nicht Strabo und Herodoteus berichten klar davon das sie Iranier waren und sich sogar als "Meder" bezeichneten (wahrscheinlich eher Arier). Dieser Indo-Iranischer stamm hatte ein Einflussgebiet das bis zur Adria hinreichte und das schon 500 BC, gerade deswegen sollten sie in dieser Diskussion erwähnt werden.

    Das sollte nur deine sarkastische Bemerkung bezüglich der Wanderungen der Indo-Arier behandeln. Wie Darius schon sagte, die speerspitze der Arier hat schon ferne orte erreicht ;)

    Vielleicht waren die Tocharier verwandt mit den Kelten, sie zogen sich nach der Expansion der Ural-Altaischen Gruppen ins Iranische gebiet zurück. Es wurden ja Mumien von ihnen gefunden mit denen man zumindest ihre Ethnie sicherlich herausfinden kann.

    Es gab Kulturen die Indo-Europäisch waren, besonders durch die Gräber und Gegenstände/Kunst kann man differenzieren. Selbst durch Skelette und Genetische Übereinstimmungen kann man sich ein bild von der Verwandtschaft dieser Kulturen machen. Bei den Indo-Ariern geht man zum Beispiel davon aus das sie sich im zweiten Jahrtausend BC im Gebiet nördlich des Kaspischen Meeres ansiedelten (entweder vom westen oder nord westen kommend). Erst nach diesem Haltepunkt werden sie als Inder und Perser später historisch fassbar.
     
  18. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Doch ist es. Sarmaten in der Steppe auf Pferden, die Proto-Slawen im Wald. Keiner hat da Lust, in das "Biotop" des anderen einzudringen, weil das bei Feindschaft Selbstmord ist.
     
  19. Dr. Iotchev

    Dr. Iotchev Neues Mitglied

    Ja diese Erklärung klingt plausibel, aber wie erklären wir dennoch die vorhandenen iranischen und gotischen Einflüsse? Die Slawen sind scheinbar nicht erst aus dem Wald gekrochen, als Goten und Sarmaten sich verzogen haben. Auch wenn es erklären würde, warum sie militärisch noch auf dem Stand von vor der Völkerwanderung waren und zu Fuß und ohne Panzerung gekämpft haben.

    Die Indogermanen + Finnen + Waldisolation = Slawen Theorie klärt somit einige Fragen, aber wirft andere auf: Wieso stehen die Slawen in der Klassifikation der indoeuropäischen Sprachen genau in der Mitte zwischen dem indo-iranischen und dem alt-europäischen Zweig? Eine Mischung aus Indogermanischen Völkern beider Sprachzweige oder zumindest gleichstarke Beeinflüssung von solchen von außen ist die naheliegendste Antwort. Und zufällig liegt der slawische Raum auch geografisch genau zwischen dem germanischen/alteuropäischen und iranischen...

    Und eine Frage hätte ich speziel an Balticbirdy, es scheint mir nämlich du kennst dich aus: Wie stark schätzt du den finischen Einfluss auf die Slawen ein? Man sagt die einzelnen Indogermanischen Völker verdanken ihre eigenständige Sprachentwicklung der Vermischung mit jeweils anderen, nichtindogermanischen Ethnien, so z.B. hat das altgriechische prägende Elemente der vorindogermanischen Sprache im selben Raum übernommen, Elemente die zu seiner eigenständigen Entwicklung als griechische Sprache innerhalb der indogermanischen Familie beigetragen haben. Könnten die Finnen jenen Impuls gegeben haben, der zur Abspaltung des ur-slawischen vom ur-indogermanischen geführt hat? Ist der finnische Einfluß auf die Slawen überhaupt stärker als auf die Germanen und Iranier? Über die Verbindung zwischen Finnen und Slawen ist überhaupt so wenig bekannt... leider.
     
  20. balticbirdy

    balticbirdy Ehemaliges Mitglied

    Dein Urteil ehrt mich zwar, aber "auskennen" ist des Guten zuviel. Über dieses Thema gab es auch schon Beiträge hier im Forum, dazu haben wir die Suchfunktion im schwarzen Balken oben.

    Wir müssen unterscheiden, welcher Art dieser Einfluss war. Ich habe vor Wochen im Internet mal eine pdf-Datei einer deutschen Universität entdeckt, wo es um sprachliche Beeinflussung ging, finde sie aber nicht wieder. Inhaltlich wurde ausgeführt, dass es nur einige wenige Lehnwörter aus dem Finno-Ugrischen in den slawischen Sprachen gibt, umgekehrt aber viele slawische Entlehnungen bei den Finno-Ugriern.

    Den genetischen Anteil der Finno-Ugrier an der Entstehung der Slawen halte ich dennoch für sehr hoch, immerhin waren sie Nachbarn.
    Wir müssen auch bedenken, dass die Goten, Sarmaten, Thraker etc. nicht einfach verschwunden sind. Es blieben bei allen Völkerverschiebungen immer Leute zurück, mit denen sich die Neuankömmlinge austauschten und vermischten. So erklärt sich vieles.
     

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