Die Konkurrenten des frühen Christentums?

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Papst

Gast
Stimmt es, das in Rom zu seiner Spätzeit eine Vielzahl von Kulten aufkam?

Ich habe gehört, dass, bevor sich das Christentum durch Staatsdruck immer mehr durchsetzte (aber auch verwässert wurde), es viele Kulte gab, die Grundmotive des Christentums vorweg nahmen. So sollen bis zu 10% der Bürger des Römischen Reiches zum Judentum konvertiert gewesen sein. Es gab einen Stierkult, der auch Messen feierte.
Auch sollen die Kyniker in großen, sektenartigen Gruppen gelebt haben und so die Grundlage für die späteren Klöster gelegt haben.

Stimmt es also, dass das Frühe Christentum vieles auch durch Konkurrenz übernommen hat?
 
Stimmt es, das in Rom zu seiner Spätzeit eine Vielzahl von Kulten aufkam?
Ja.

So sollen bis zu 10% der Bürger des Römischen Reiches zum Judentum konvertiert gewesen sein.
Sicher nicht. Wo hast Du das denn her? Vielleicht liegt hier eine Verwechslung mit dem Christentum vor. Es gibt Schätzungen, wonach zu Beginn der Christenverfolgung unter Diokletian etwa 10% der Reichsbevölkerung Christen waren.

Es gab einen Stierkult, der auch Messen feierte.
Gemeint ist vermutlich der Mithras-Kult: Mithraismus ? Wikipedia

Auch sollen die Kyniker in großen, sektenartigen Gruppen gelebt haben und so die Grundlage für die späteren Klöster gelegt haben.
Es gab in verschiedenen Kulten und philosophischen Strömungen Erscheinungsformen, die sich mit dem Mönchtum vergleichen lassen, in erster Linie aber mit dem Eremitentum. Bei den Kynikern war vor allem Askese verbreitet, die auch in den Anfängen des morgenländischen christlichen Mönchtums eine Rolle spielte.

Stimmt es also, dass das Frühe Christentum vieles auch durch Konkurrenz übernommen hat?
Ich würde eher sagen: Es gab im Orient verschiedene Formen der Religionsausübung und der einem Kult gewidmeten Lebensgestaltung, die einfach in verschiedenen Religionen/Kulten immer wieder auftauchten. Wer da was von wem übernommen hat, ist schwer zu sagen.
 
Sicher nicht. Wo hast Du das denn her? Vielleicht liegt hier eine Verwechslung mit dem Christentum vor. Es gibt Schätzungen, wonach zu Beginn der Christenverfolgung unter Diokletian etwa 10% der Reichsbevölkerung Christen waren.

Was kommt Dir daran denn fehlerhaft vor? Dass es in Rom Juden gab, dass sie zuvor erst konvertiert waren oder nur die Zahl?

Sicher ist doch, dass es auf jeden Fall zu Beginn der Zeitrechnung einige jüdische Bewohner in Rom gegeben hat. Im Zusammenhang mit der Geschichte von Pilatus in Judäa habe ich davon gelesen.
Allerdings gab es keine Angabe, wie groß der Anteil an der Bevölkerung war.
 
Ich weiß nicht, ob der Begriff Konkurrenten den Sachverhalt trifft. Kontrahenten scheint mir passender.

Solange Christen als jüdische Sekte verstanden wurden, schienen sie Rom relativ ungefährlich. Erst durch den bewusst werdenden missionarischen Charakter des Christentums wurden sie bedrohlich für Kult und Status Roms und gehörten damit nicht mehr zur geduldeten jüdischen Minderheit.
Juden forderten von ihrer Umgebung nicht die Übernahme ihres "Kultes".
Das Christentum implizierte die Abschaffung der Götter und Anbetung des einen Gottes und wurde somit zur akuten Gefahr.
 
Was kommt Dir daran denn fehlerhaft vor? Dass es in Rom Juden gab, dass sie zuvor erst konvertiert waren oder nur die Zahl?
Die Zahl. 10% der Reichsbevölkerung, das hätte einige Millionen Konvertiten bedeutet. Es gab zwar vor allem im hellenistischen Osten Übertritte zum Judentum, aber wohl kaum in diesem Ausmaß, was auch nicht verwunderlich ist, da das Judentum erstens nicht missionierend war, zweitens oft einen eher schlechten Ruf hatte und drittens die Beschneidung dem hellenistischen Körper- und Schönheitsideal widersprach. Hätte es tatsächlich so massive Übertritte gegeben, hätte das doch im antiken Schrifttum seinen Niederschlag finden müssen.

Sicher ist doch, dass es auf jeden Fall zu Beginn der Zeitrechnung einige jüdische Bewohner in Rom gegeben hat. Im Zusammenhang mit der Geschichte von Pilatus in Judäa habe ich davon gelesen.
Allerdings gab es keine Angabe, wie groß der Anteil an der Bevölkerung war.
Es stimmt, dass es schon vor der Zerstörung Jerusalems eine starke jüdische Diaspora gab, vor allem in Alexandria, aber auch in Kyrene, Elephantine und zahlreichen anderen Städten der östlichen Reichshälfte, aber auch in Rom. Horaz erwähnt beispielsweise Juden in Rom, und unter Claudius kam es zu einer zumindest teilweisen Ausweisung.

Solange Christen als jüdische Sekte verstanden wurden, schienen sie Rom relativ ungefährlich. Erst durch den bewusst werdenden missionarischen Charakter des Christentums wurden sie bedrohlich für Kult und Status Roms und gehörten damit nicht mehr zur geduldeten jüdischen Minderheit.
Juden forderten von ihrer Umgebung nicht die Übernahme ihres "Kultes".
Das Christentum implizierte die Abschaffung der Götter und Anbetung des einen Gottes und wurde somit zur akuten Gefahr.
Ich würde den Übergang zur Wahrnehmung als "Gefahr" noch später ansetzen. Anfangs war das Christentum doch noch relativ unbedeutend, ich bezweifle, dass man es in diesem Sinne als "Gefahr" gesehen hat. Den außerchristlichen Quellen zu frühen Christenverfolgungen (Tacitus, Plinius) nach zu urteilen, waren die Christen eher unbeliebte Außenseiter, die der Mehrheitsbevölkerung irgendwie suspekt waren und im Verdacht fragwürdiger Aktivitäten standen, aber als echte Bedrohung wurden sie wohl nicht wahrgenommen. Dieser Aspekt spielte wohl erst ab dem 3. Jhdt. eine Rolle.
 
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