Die Kulturgeschichte des Obstbaus und des Mosts

ning

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Der Mensch und der Baum, der Äpfel, Birnen, Trauben... und Erkenntnis trägt.
Seit 8.000 Jahren nützt und entwickelt die Menschheit die Kultur der fruchtbringenden Bäume. Wir haben für Sie die Geschichte des Obstbaus und der gärenden Säfte aus Äpfeln, Birnen - und Weintrauben - zusammengetragen. Denn dass diese drei zusammengehören, lehrt die Geschichte ebenso, wie den entscheidenenden Einfluss der klimatischen Verhältnisse auf die Entwicklungen. Was unser Land ob der Enns historisch hervorhebt ...


Liebe Leute, verehrte Kollegen, hoher Senat! ;)
Obige Einleitung ist der Hinweis, dass das, was ich mir erlaubt habe unten als großen historischen Bogen anzufügen, in ein Buch fließen soll.(!) Das Büchlein selbst ist der (oberösterreichischen) Kultur des Mosts gewidmet, den die Hessen als "Äppelwoi", Mosel- und Saarländer als "Viz" bezeichnen (übrigens von lat. vice = der Zweite nach dem Wein) und die Bewohner der Bretagne und Normandie "Cidre" nennen. "Hauptvernichter" (im gesunden Nahrungskreislaufsinne) des Obstweins sind übrigens die Iren (dicht gefolgt, man möchte es nicht glauben, von den kaum "Obstbaum-hütenden" Finnen!), also erwähne ich der sprachlichen Vielfalt und Vollständigkeit halber gerne noch den "Cider" der britischen Inseln, das Apfelgegorene im Norden Spaniens - den "Sidra" Asturias - und zu guter letzt den "Jablocnik" Sloweniens, dort, wo einst die alten Illyrer hausten.

Ich wollte die philosophisch-künstlerisch angelegte Kulturgeschichte nicht stören, obwohl ich gerade den Obstbau und was schon die guten vorgeschichtlichen Bewohner der bekannten Welt daraus zu machen wussten auf jeden Fall zu unserer alten und hohen Kulturgeschichte zähle. Jetzt aber bitte ich euch langen Atem zu bewahren und ersuche euch, die ihr mir weiterhelfen wollt und könnt, mir Fehler aufzuzeigen, mich auf Interessantes, mir nicht Bekanntes, hinzuweisen - besonders hoch erfreuen würde mich, wenn uns gelingen könnte, den Obstwein in seiner heutigen Form auf eine deffintiv keltische Eigenart und Innovation zurückführen zu können.
Falls ihr geschichtliche Bildnachweise dazu wisst, bitte gerne! Quellendiskussionen bitte ich hintanzuhalten, ich habe mich treu und redlich an schriftliche bzw. bildliche Dokumente/Nachweise gehalten. Die illustrierenden Bilder erlaube ich mir auszusparen.

Dem Geschichtsforum soll Lob und Dank (und selbstverständlich im Buch Erwähnung) sein! ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
v. Chr. (Zeitangaben bis 152 "um das angegebene Jahr")

6000
Vor rund 10.000 Jahren zieht sich die letzte Eiszeit zurück und wahrscheinlich wandern ab 6.000. v. Chr. wilde Holzäpfel (Malus sylvestris) und Holzbirnen (Pyrus communis) in die mitteleuropäischen Eichenmischwälder ein.

Jungsteinzeit
4000 Im Bodensatz historischer Pfahlbauten am Ufer des Bodensees (Unruhldin-gen) fand man Nahrungsreste der wilden Holzäpfel und -birnen, aber auch von größeren Früchten: der „Pfahlbauapfel” war kultiviert worden.

Mesopotamien, Ägypten
2000 Assyrer „erobern” bei Kriegszügen auch Samen aus Apfel- und Birnenwäldern des Nordkaukasus und kultivieren in Kleinasien den Obstbau.
1500 Ägypten importiert die Früchte aus Mesopotamien und liefert uns die erste bekannte Darstellung von Äpfeln und Birnen in einem Königsgarten (siehe nächste Seite).

1000Ägäische Bronzezeit
Die frühen Griechen eignen sich das Wissen Kleinasiens um den Obstbau an und bringen den Obst- und Weinbau mit in ihre Kolonien, z. B. Unteritalien.
830 Der Dichter Homer liefert die ersten Schriften über den Obstbaus und be-schreibt verschiedene Sorten - in der „Odysee”: Da wachsen große Bäume, kräftig sprossend: Birnen und Granaten und Apfelbäume mit glänzenden Früchten (...)”
Homer prägt auch den berühmten Satz: „Die Birne ist eine Gabe der Götter.” Die Griechen der ägäischen Bronzezeit züchten aus der Wildbirne (Pyrus pyraster), die ihnen heilig war (magenreinigend und stuhlfördernd), erste weiche Speisebirnen, die „Phlocische und Apische Birne”. Sie verbreiten diese und bringen auch die Apfelkultur zu einer ersten Blüte. Der Apfel als höchster Lohn geht in die früheste Literatur ein, schön rot im Urteil des Paris in Homers Ilias und golden bei den Hesperiden. (Die Goldenen holte sich Herakles/Herkules.)

Hallstattzeit
800 Zahlreiche Reste von Kulturäpfeln werden für das Salzkammergut von 1100 bis 500 v. Chr. nachgewiesen. Unsere Seen werden heute noch von alten bodenständigen Apfelbaumsorten umrahmt, man nimmt daher an, dass der „Brünnerling” und seine Formenkreise Oberösterreichs bodenständige, ureigenste Kultursorte aus Eisen- und Bronzezeit darstellt.

Frühes Rom
800 Pomona, der römischen Göttin der Früchte, wird die Erfindung des Okulierens (Veredeln mittels eines Triebauges unter der Rinde des Wildlings) zugeschrieben.

Babylon / Persisches Reich
600 Nebukadnezars II. „hängende Gärten der Semiramis" enthalten auch viele Obst-bäume. In der trockenen Ebene des Zweistromlandes gelegen, waren die prachtvollen Gärten Babylons ein unglaubliche Tat,- ein klass. Weltwunder.
540 Die Perser unterwerfen Babylon, führen dessen Obstkultur weiter. Der Apfel wird in Keilschrift gefasst (Persepolis). Die Ernährungslage sichernd, pflanzt Kyros II. Obstbäume an Heerstraßen und in den Städten. Seine Königsgärten bezeichnen griech. Historiker (Xenophon) als Parádeisoi - das Paradies war somit gefunden und zwar dort, wo just auch das Christentum den Garten Eden lokalisiert: im östl. Kleinasien am Fuße des Kaukasus, der Wiege des Obstbaus.

Klassisches Griechenland
500 Pythagoras, Philosoph und Mathematiker, lehrt den Vegitarismus (und fördert damit bis heute den Obstabsatz). Die Griechen erweitern die Obstbau-kunst: die Vermehrung der Sorten durch Pfropfung. Das Geheimnis dieser Technik der vegetativen Vermehrung über Edelreiser wussten sie 1000 Jahre zu wahren! Ihre süßen Birnen wurden zum mediterranen Exportschlager. Boden und Klima waren so günstig, dass man die Peloponnes symbolisch „Apia”, Birnenland nannte.
455 Konsul Appius Claudius bringt von „Apia” die Apfelsorte „Api” nach Italien.
400 Demokrit verfasst die erste Schrift über Landbau (überliefert von Columella im „Liber Georgicon“ s.u.) 360 Hippokrates beschreibt die Theorie des richtigen Okulierens. 320 Mit Theophrast aus Lesbos betritt der erste Pomologe die „Obst-weltbühne”. Er hält alle Künste des Veredelns fest und zählt in „Historia-” und „Causae plantarum” auch 6 kultivierte Apfel- und 4 Birnensorten auf.

Römisches Reich
Rom wird zur mächtigen „Brücke zwischen Asien und Europa” und zum „Schöpfer des modernen Gartenbaus“. 152 Cato schreibt mit „De Agricultura" das erste latein. Werk über Feldbau.
100 Roms Legionäre bringen veredelte Obstsorten nach Gallien und Germanien. Aber: die „Transit-Amphore” findet seinen Meister: Keltischen Stämmen im Badischen ist die Erfindung des Holzfasses für die Lagerung von Flüssigem nachzuweisen. Wir dürfen darin auch den ersten Hinweis auf Most sehen.
nach Christus
Die Obstbauförderung führt zu einem Sortenboom im römischen Reich. Anbautechnik, Pomologie beschäftigen große Geister der Zeit wie Virgil, Varro, Columella, letzterer als eigentlicher Vater der Pomologie. Seine „12 Bücher de re rustica” geben ein vollständiges Bild vom Wissen über die Landwirtschaft. 60 Rom beliefert nun seinerseits Griechenland mit Edelreisern.
77 Plinius Secundus (d. Ä.) beschreibt in seiner Natur-Enzyklopädie insgesamt 1000 Pflanzen, darunter 39 Sorten Birnen, 23 Sorten Äpfel. An erster Stelle stand die Weinrebe mit 71 Sorten.
Den germanischen Völkern jenseits des Limes dürfte der Obstbau in dieser Form nicht geläufig gewesen sein, der einzige historische Bericht der klassischen Welt über die Germanen von Tacitus beschreibt deren Landschaften „aus Wald und Sumpf - für den Obst- und Weinbau ungeeignet”. 80
185 Galenus, Leibarzt von Kaiser Marc Aurel - welcher die längste Zeit seines Lebens in Carnuntum weilte - lehrt Wein und Essig aus Birnen herzustellen.
Der Ausbreitung Roms sind die heute kultivierten Apfelsorten und die Kunst der Obstbaumveredelung in ganz Europa zu verdanken. Der höchste Sorten-stand (von 32 auf 192!) und das Moselgebiet werden vom Obstbau erreicht: 200

Völkerwanderungszeit
Mit dem Niedergang röm. Kultur geht auch der Obstbau einher: Im 5 Jhdt. ist die einstige Vielfalt auf insgesamt 7 Apfel- und Birnensorten geschrumpft. 480 Der endgültige Zusammenbruch des Römischen Reiches lässt den Obstbau erliegen und den Wein versiegen: Landgüter und Gärten werden von durchziehenden Heervölkern verwüstet. Man hatte es auf die Vernichtung des Weinstocks abgesehen. Dieser rankte sich um die eingestreuten Apfel- und Birnbäume - eine uralte Symbiose-Anbautechnik. „Krieg gegen die Gärten” erklärt auch später (12. Jhdt, 17. Jhdt) immer wieder das Entstehen reiner Streuobstwiesen. Man trinkt „tresterwein”, aber nur dort, wo einst Rom herrschte.
540 Dem Ordensgründer Bendikt von Nursia folgend, beginnen Mönche mühsam den Obst- und Weinbau zu rekultivieren. Schwerste Strafen für Beschä-digung der (wenigen) Obstbäume sprechen die „Bayrischen Gesetze” aus. 600

Fränkisches Reich / Heiliges Römisches Reich
772 Oberösterreich weist von 772 bis 930 n. Chr. 14 Weinbauorte nach, u. a. Rohr-bach/St. Florian, Polsing/Eferding, Aschach/D., Ottensheim, Attersee-Dorf, Aist/Naarn
812 Karl der Große befiehlt in der „Capitulare de Villis” Apfel- und Birnenbaum als Kulturgewächs in die landwirtschaftliche Nutzung aufzunehmen. Die kaiserlichen Pfalzen empfehlen die Apfelsorten „Gomaringer und Geroldinger”.
890 Oberösterreich kann auf die erste deutschsprachige Bezeichnung eines Poumgartins - Baumgartens am Attersee verweisen (Schenkung König Anrulfs)
1050 Der erste Stauferkönig Konrad III. bringt vom 1. Kreuzzug - erneut - die (alte peleponnesische) Apfelsorte „Api” ins Deutsche Reich. Der „Reichsapfel” gehört zu den Reichsinsignien. Hildegard von Bingen rät in ihrer medizinisch-kulinarischen „Physika” vom Genuss roher Äpfel ab, was nicht verwundert, kannte man damals gerade 3, wohl nicht sehr süße, Sorten.

Hoch- und Spätmittelater
1240 Nieder- und Oberösterreich besitzen die ältesten Nachrichten über Most-erzeugung in Mitteleuropa. Nur das westliche Frankreich (also das heutige Gebiet der Cidrekultur) kann noch ältere Belege um 1190 erbringen.
1259 wird die größte Eruption eines Vulkans des Jahrtau-sends nachgewiesen. Ein Jahrzehnt lang wird von dauerhafter Kälte, Missernten, Hochwassern, Viehseuchen, Kriegen und Auswanderungswellen berichtet. Mittelalterlicher Tiefststand beim Obstbau: 1260 Albertus Magnus’ „De vegetabilis” berichtet wenig davon. „Apfelmost- und Essigbereitung” wird erwähnt.
1305Pier’ de Creszenzis „Summa” der mittelalterl. Landwirtschaft löst eine Erneu-erung des Obstbaus in Europa aus. 15 Sorten zählt der Mann aus Bologna.
1312Unter Markgraf Waldemar beginnt für Brandenburg Förderung und Blüte des Obstbaus, die „rechte Lagerung gärender Säfte in Fässern” wird geboten.
1371Das Herzogtum ob der Enns bringt im „Schaumburger Urbar” erstmals eine Baumschule - Pfeltzpewnt in die Geschichtsschreibung, ebenso die erste Kultur- Birne, die Regelspuren - Regelsbirnen (Tuenheim b. Eferding). Der „Haustrunk” Most „wird Landeskultur”, da den Bauern verboten wird, Bier zu brauen.

Renaissance
1424 Poggio Bracciolini entdeckt die Schriften Columellas wieder, ein Anknüpfen an die röm. Sorten war aber nicht möglich. Der Orient lieferte neue Züch-tungen, Europa hatte inzwischen neue Arten hervorgebracht- Für unseren Raum waren dafür die bodenständigen „Wildlinge” segensreich. Bis tief in das 19. Jhdt. holen die Bauern wilde Obstbäume aus dem Laubwald und veredeln sie zu unseren heutigen Mostobstsorten. Kälteperiode ca. 1420-1460
1545 Padua errichtet einen Lehrstuhl für Botanik. Viele Universitätsstädte folgen. Es gibt wieder 21 Obstsorten. Eine Flut von neuen Namensgebungen folgt.
Anhaltende Kälteperiode 1570-1590
1582 Kurfürst August von Sachsen fördert den Obstbau rigoros, gibt ein Obstgar-tenbüchlein” heraus und führt stets Obstsamen zur Aussaat mit sich. Sein „Ehe-standsbaumgesetz” verpflichtet frisch Getraute, zwei Obstbäume zu pflanzen

Barock und Rokoko
1629 In England beschreibt John Parkinson 57 Apfel- und 64 Birnensorten
1648 Der Dreißigjährigen Krieg vernichtet das mitteleuropäische Wirtschaftsleben. Klimaeinbrüche vernichten verbliebene Rebflächen, im süddt. Raum entstehen großflächige Streuobstwiesen. „Dörrobst, Most und getrocknete Trebern” sichern die Ernährungslage im Winter. Die Wiedererrichtung des Obstbaus wird „Chefsache” (Staatsprogramm Brandenburg-Preussen). Windhaag bei Perg (Herrschaft des oö. Statthalters, ein erfolgreicher Rekatholisierer) zählt 1691 im Schloßgarten wieder 26 Sorten Äpfel, 19 Birnen (auch: 11 Kirschen)
1670 La Quintinye, Frankreichs „Vater der Pomologie” beschreibt 164 Birnen- und 57 Apfelsortenorten (siehe Bild rechte Seite). 30 Jahre Später kannte das Reich Ludwigs XIV. bereits 300 Sorten, 1850 sollte man bei 1.000 angelangen.
1723 Kälteeinbruch und folgende Hitzewelle, Hungersnot in Franken/Hessen,
in Oberösterreich beginnt das Sterben des bis dahin blühenden Weinbaus.
1725 Landgraf Karl von Hessen lässt eine staatl. Obstbaumschule errichten. Jedes
junge Ehepaar erhält (gegen einen Symbolgroschen) 2 Bäume zur Auspflanzung.
1791 Schlesien (bis 1742 österr.) zählt den Stand von 1,4 Millionen Obstbäumen
1793 Johann Caspar Schiller, Vater des großen Dichters, gibt ein Standardwerk über die wissenschaftliche Obstbaumzucht heraus. Alle damaligen Fachwer-ke zielen auf eine Agrar-Industrialisierung ab, Rebsorten werden nun in Reihen gepflanzt, die Ur-Anbausymbiose Apfel-Birne-Wein stirbt aus.

Das 19. und 20. Jahrhundert
1815 Der Ausbruch des Vulkans Tambora (Indonesien) verdüstert den Himmel, was die kältesten, jemals in Europa gemessenen Temperaturen nach sich zieht. Die Napoleonischen Kriege finden ein Ende. Die Mostkultur blüht.
1850 Nach deutschen Vorbildern gedeihen in den österr. Erblanden die Baumschulen. Erzherzog Johann gibt großzügig Sämlinge an die Bauern weiter.
1870 Gerade in Aschach/Donau geht eine alte - flächendeckende - oö. Tradition zu Ende: wo anno 777 der Weinbau begann, wird die letzte Rebfläche gerodet.
1880 Dem so genannten Polarwinter 1879/80 fallen im süddt. Raum große Teile des Obstbaumbestandes zum Opfer. Umgehend werden Kreis-Baumschulen und „Pomologenvereine” gegründet. Diese empfehlen Erwerbsobstbauern auch die Vernichtung „unwerter Sorten”, das Ende der Sortenvielfalt wird eingeläutet.
1890 Rebkrankheiten (Mehltau u.a.) werden mit neuen Rebsorten aus den USA eingeführt, Totalausfälle der Weinernte folgen - und: die Innovation der „Haltbarmachung des Bieres”, der größte Trumpf der Brauereien.
1906 Der „Mehltau” führt z.B. Franken in eine „Weinbauernkrise”. Den Bauern blieb nur noch das Streuobst und/oder die Auswanderung (übrigens nach Amerika; die großflächige Weinbaukultur Frankens wurde erst in den 1960er-Jahren erneut begründet!)
1912 Eine K.u.K Mostbirnenschau in Linz stellt 108 österr. Sorten fest. 48% dieser Züchtungen kommen alleine aus Oberösterreich und dem nö. Mostviertel.
1923 Der Landwirtschaft gewährte „Hausbrandkontingente” dienen vornehmlich der Förderung des Streuobstbestands (D und Ö).
1950 „Standard-Obstsorten”, „Abholzungsprämien” und andere Fehleinschätzungen greifen den Streuobstbestand radikal an. Sie führen in der Waldwirtschaft zu Fichtenmonokulturen und dabei zur Ausrottung der letzten Obst-„Wildlinge”. Plantagenobst-Import tut sein übriges: die Sortenvielfalt geht stark zurück.
1957 wird der bakterielle „Feuerbrand” aus den USA nach England eingeschleppt und erreicht den ersten Streuobstbaum Österreichs in Vorarlberg: 1993
1996 Die EU-Verordnung Nr. 2200/96 bestimmt Qualitätsnormen für Obst. Viele „alte Sorten” haben - außer bei Direktvermarktung - keine Handelsschance mehr.
Der Mensch und der Baum..

-

PS:
Für Interessierte: Feuerbrand, Birnenverfall und andere Krankheiten zum einen und ein einigermaßen blindes Beharren auf diesbezüglich zu wenig resistente, sogenannte "Unterlagen-Baumsorten" zum Veredeln (welche übrigens hauptsächlich aus den Baumzucht-Hochburgen Deutschlands stammen) haben auch zu dieser Statistik geführt:

1938 Streuobstbestand Oberösterreich, Zählung:
3,4 Millionen Streuobstbäume
(25% Apfel- und 75% Birnenbäume)
1968 Streuobstbestand Oberösterreich, Zählung:
1,8 Millionen Streuobstbäume
(50% Apfel- und 50% Birnbäume)
1986 Streuobstbestand Oberösterreich, Schätzung:
1,2 Millionen Streuobstbäume
(60% Apfel- und 40% Birnbäume)

Womit der großartigen Kulturgeschichte des Obstbaus leider ein düster-elegischer Schlusspunkt gesetzt ist.

Viele Grüße, Ning
 
Nähert sich das Opus Magnum des Mostes der Vollendung? Kommt dem wohlschmeckenden Geschenk edler Bäume nun endlich die gleiche Hochachtung zu wie seinen Geschwistern Cidre und Cider?
Müssen wir Bewohner des rebüberwucherten Karpatenvorland aufhören den Oberdernennsischen (und niderennsischen-Süddanubischen) ein "Moostschädl" entgegenzuschleudern?

Wird Pomona nun den Thronsitz neben Bacchus einnehmen? Wenig lässt mich daran zweifeln - obwohl aus aktuellem Anlass sich eine Frage aufdängt? Gibts eigentlich einen Most-Sturm und wenn ja, wie schmeckt der?
 
Rovere schrieb:
Nähert sich das Opus Magnum des Mostes der Vollendung? Kommt dem wohlschmeckenden Geschenk edler Bäume nun endlich die gleiche Hochachtung zu wie seinen Geschwistern Cidre und Cider?
Müssen wir Bewohner des rebüberwucherten Karpatenvorland aufhören den Oberdernennsischen (und niderennsischen-Süddanubischen) ein "Moostschädl" entgegenzuschleudern?

Wird Pomona nun den Thronsitz neben Bacchus einnehmen? Wenig lässt mich daran zweifeln - obwohl aus aktuellem Anlass sich eine Frage aufdängt? Gibts eigentlich einen Most-Sturm und wenn ja, wie schmeckt der?

Pomona sollte sich von DJeUs PITER ein paar Blitze ausleihen und auf diese gottlosen Krämer und ihre Verpackungen schleudern, die ihren edlen Namen derart trivialisierten! Manch Kind glaubt bestimmt, Pomona sei bloß ein Produkt globaler Lebensmittelfirmenfusion!

Mein lieber Rovere, jawohl, opus magnum ad finem ... fretta! ;) - an die Grenze auch meiner Hingabe, mein Weinkonsum (um mal weiter die Vorurteile zu schüren) beginnt im Vergleich zum Obstgegorenen wieder die Führungsrolle zu übernehmen... heimlich liege ich aber dem Weißbier zu Füßen... Kompliment aber nach Frankfurt, hab den hoch interessanten und sehr "ehrlichen" Apfelwein vom "Speyerling" letzte Woche kennengelernt, ein saurer, aber liebenswerter Hundling, den im übrigen Karl der Große (als er schon ausgewachsen war) seinen verwirrten Resteuropäern zum Anbau dekretierte...

Zu den Mostschädeln MUSS ich dir das jetzt reinstellen. Ich hab den Roland Girtler für's Vorwort gewinnen dürfen und der hat was sehr lustiges entdeckt:

"(...) Einen zeitlichen Hinweis für das Auftauchen der Bezeichnung „Mostschädel“ fand ich in einem Buch über den Krieg zwischen dem Deutschen Bund und Dänemark im Jahre 1864. Damals kämpften Österreicher – Österreich war die präsidierende Macht des Deutschen Bundes – gemeinsam mit Preussen um Schleswig-Holstein gegen Dänemark. Es gibt einige Denkmäler dort, die an die verwegenen Österreicher erinnern. In dem Buch über diesen Krieg heißt es, dass oberösterreichische Kavalleristen sich gut geschlagen hätten. Dabei bezeichnete man sie als „unsere braven Mostschädeln“.
Also die oberösterreichischen Mostschädeln genossen höchstes Ansehen. (...)"

Lieber Gruß und vergiss die Fahne nicht nach Bärlin mitzunehmen ;-))

PS: Sehr wohl gibts auch den stürmischen Most, da braust der Fruchtzucker "volle Wäsch" und der fährt dir nach einem Vierterl schon so ein, dass du Cicero zu entgegnen verstehst und die Bakchen dich umtanzen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
ning schrieb:
Zu den Mostschädeln MUSS ich dir das jetzt reinstellen. Ich hab den Roland Girtler für's Vorwort gewinnen dürfen und der hat was sehr lustiges entdeckt:
Den Girtler? Unglaublich - der genialste Verrückte von ganz Wien schreibt für dich!!! Bin beeindruckt. Auf die Buchpräsentation möchte ich jedenfalls eingeladen werden :D

ning schrieb:
Also die oberösterreichischen Mostschädeln genossen höchstes Ansehen. (...)"
Und das tun sie immer noch - bin ja selbst dynastisch mit Mostschädeln verbunden ;)

ning schrieb:
Lieber Gruß und vergiss die Fahne nicht nach Bärlin mitzunehmen ;-))

PS: Sehr wohl gibts auch den stürmischen Most, da braust der Fruchtzucker "volle Wäsch" und der fährt dir nach einem Vierterl schon so ein, dass du Cicero zu entgegnen verstehst und die Bakchen dich umtanzen ;)
Ich hoffe ja noch drauf dass du mitkommst und die Ösi-Fraktion an der Spree stärken hilfst.
Falls nicht muss ich mir halt Bakchen zur Unterstützung herbeitrinken.....
 
Rovere schrieb:
Den Girtler? Unglaublich - der genialste Verrückte von ganz Wien schreibt für dich!!! Bin beeindruckt. Auf die Buchpräsentation möchte ich jedenfalls eingeladen werden :D

Dörlei wöllt ich Ihnen schon anbieten!! : 15. November, "Leopoldi" (auf das dein Herzerl am Limes gen Transleithanien hüpfen möge) UND: es gibt ALLERFRISCHESTEN "Leopoldimost", ich hoff, die Pawren sind fleissig...

Vielleicht sogar mit dem Meister Girtler....

Rovere schrieb:
Und das tun sie immer noch - bin ja selbst dynastisch mit Mostschädeln verbunden ;)
Ich hoffe ja noch drauf dass du mitkommst und die Ösi-Fraktion an der Spree stärken hilfst.
Falls nicht muss ich mir halt Bakchen zur Unterstützung herbeitrinken....

Hör mal, ich weiß genau, dass du dir DIE schon "zurechtgelegt hast" ;) ;) :D
Das Mostschädelige hast mir aber verschwiegen!! Im Gegenzug gestehe ich dir (und dir allein!) selbst nur ein Achtel-Mostschädel zu sein (aber die sind anteilig schon recht stark) und ein Sechzehntel niederbayrisch. Alles andere ist Schall und Sprach...

Glück auf, Fahne gegen den Wind, mal schaun, ning
 
ning schrieb:
Dörlei wöllt ich Ihnen schon anbieten!! : 15. November, "Leopoldi" (auf das dein Herzerl am Limes gen Transleithanien hüpfen möge) UND: es gibt ALLERFRISCHESTEN "Leopoldimost", ich hoff, die Pawren sind fleissig...

Vielleicht sogar mit dem Meister Girtler....
Ja passt - wo wirds denn sein? In der Haupt - und Residenzstadt oder im obderennsischen?

ning schrieb:
Hör mal, ich weiß genau, dass du dir DIE schon "zurechtgelegt hast" ;) ;) :D
Das Mostschädelige hast mir aber verschwiegen!! Im Gegenzug gestehe ich dir (und dir allein!) selbst nur ein Achtel-Mostschädel zu sein (aber die sind anteilig schon recht stark) und ein Sechzehntel niederbayrisch. Alles andere ist Schall und Sprach...

Glück auf, Fahne gegen den Wind, mal schaun, ning
Ich hab ja gsagt dynastisch verbunden - meine Schwägerin kommt aus der Gegend von Reichersberg! Ansonsten ist die Familie zu 75% weinviertlerisch, die restlichen 25% etnstammen der schönen Hannakei (nahe der wahren Hauptstadt Mährens, dem prächtigen Olmütz).

Toutes pour la gloire de la familie!
 
Rovere schrieb:
Ja passt - wo wirds denn sein? In der Haupt - und Residenzstadt oder im obderennsischen?

Peter Wehle hat mir den Verdacht vermittelt, Roland Girtler unterstützt mich dabei und hiermit stelle ich fest, dass mit aller Sicherheit die pitterpösen WEANA uns den "Mostschädel" aufg'setzt ham. Deshalb präsentiert sich dasMostland Oberösterreich ebendort: DAHOAM (im Landl)!

;)

:bussi:

Ich nehm dich dann einfach mit!

So, jetzt aber zur dringenden Quellenforschung, ob die Römer "uns" auch in Sachen Obstwein schon wieder etwas beibringen mussten....
 
Ausgezeichnet
 

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ning, du hast ganze Arbeit geleistet :)
aber wer ist denn dieser Girtler? Sollte man den kennen? ;)
ich frage mich nur, wie man auf so ein thema kommt, also darüber ein Buch zu verfassen!
Most eben...
Trinkst du gerne? :D

MfG
Toku
 
ning schrieb:
Dörlei wöllt ich Ihnen schon anbieten!! : 15. November, "Leopoldi" (auf das dein Herzerl am Limes gen Transleithanien hüpfen möge) UND: es gibt ALLERFRISCHESTEN "Leopoldimost", ich hoff, die Pawren sind fleissig...


Wie? Wann? Wo wird in und mit meinem Namen gesoffen? :prost:


@Tokugawa: Roland Girtler
 
Leopold Bloom schrieb:
Wie? Wann? Wo wird in und mit meinem Namen gesoffen? :prost:
In Niederösterreich und Wien am 15. November - das ist der Tag unseres Landespatrons, des hl. Leopold. Und an "Leopoldi" wird natürlich ortsüblich gefeiert.
Besonders beliebt ist an diesem Tag das "Fasslrutschen"
Hauptsach an Wein gibts.... :prost:
 
Rovere schrieb:
In Niederösterreich und Wien am 15. November - das ist der Tag unseres Landespatrons, des hl. Leopold. Und an "Leopoldi" wird natürlich ortsüblich gefeiert.
Besonders beliebt ist an diesem Tag das "Fasslrutschen"
Hauptsach an Wein gibts.... :prost:


Wenns um solche Dinge geht....Ich bin dabei. Gerutscht bin auch schon mehrmals in Austria. Auch ohne Fass...
 
Leopold Bloom schrieb:
Wenns um solche Dinge geht....Ich bin dabei. Gerutscht bin auch schon mehrmals in Austria. Auch ohne Fass...

Und da du (lieber leo) nun schon sicher auf den zwei Bretteln stehst, lade ich dich dann im Winter mal auf ein "Fassdauben-Rennen" ein (Der schlaue östreichische Bauersmann verschwendete keine teuren Fichtenbretter zum Schilauf ;) ) Falls es sowas nicht mehr geben sollte, veranstalten wir's halt (@ rovere) unter "Schilauf für Historiker, foral und forensisch", dazu bedarf es auch nur eines weinhügels.

Liebe Tokugawa, das Buch ist nur zu einem kleinen Teil (trivial-)historisch, ansonsten ist es im allgemeinen Teil Mostkultur, -handwerk, -literatur gewidmet,- jedoch zum viel größeren Teil ist es ein Führer zu den auserlesenen Mostbauern und -schänken des Landes OÖ.
Auftraggeber ist niemand geringerer als die Landesregierung meines Stammbundeslandes, für das ich schon mal einen "ALManach", einen Führer auf die grünen Dächer (=Almen) des Landes fabrizierte.
Darf ich Werbung machen? Ja. ;) -> www.ooe.gv.at/almanach/
Univ.-Prof. Dr. Roland Girtler ist Kulturgeschichtler am, ich glaube, Soziologie-Institut der Univ. Wien und hat -mit schrägem Zugang (nein, unalkoholisiert!)- Bücher über das Wiener Rotlichtmilieu, Wilderer (Wildschützen) des Salzkammerguts u.v.a. verfasst. Ich bin ein bissl nervös, weil ich ihn heute treffen werde und ich mich noch bewappnen muss, zumal er doppelt soviele Worte als ich in eine Gesprächsminute zu packen versteht. Ich nehme Most mit.

Danke für eure Aufmunterung, wobei ich zugebe, dass die Geschichte des Obstbaus nicht so attraktiv ist, wie die Zahl Erschlagener anno 333 v.Chr. oder wann auch immer... Ich war (und bin noch) versucht, den Beitrag rausnehmen zu lassen, weniger aus Beleidigtheit, sondern weil ich nicht möchte, dass dieser thread jemanden anstrengt. Und um weiterhin zuzusehen, wie sich das Bewertungssystem in unreifen, unbeherrschten Händen weiterentwickelt und engherzige Animositäten diesem Forum zunehmend das Freundliche rauben.

Ich nehme gerne Kritik und Kürzungsvorschläge entgegen!!
Schöne Grüße und "Santé!"
 
ning schrieb:
Ich war (und bin noch) versucht, den Beitrag rausnehmen zu lassen, weniger aus Beleidigtheit, sondern weil ich nicht möchte, dass dieser thread jemanden anstrengt.
Den Beitrag rausnehmen lassen? Von wem denn? Da kennst Du den Hohen Senat schlecht.
 
ning schrieb:
Univ.-Prof. Dr. Roland Girtler ist Kulturgeschichtler am, ich glaube, Soziologie-Institut der Univ. Wien und hat -mit schrägem Zugang (nein, unalkoholisiert!)- Bücher über das Wiener Rotlichtmilieu, Wilderer (Wildschützen) des Salzkammerguts u.v.a. verfasst. Ich bin ein bissl nervös, weil ich ihn heute treffen werde und ich mich noch bewappnen muss, zumal er doppelt soviele Worte als ich in eine Gesprächsminute zu packen versteht. Ich nehme Most mit.
Na das glaub ich dir sogar dass du vor einem Girtler-Treffen etwas nervöst bist, ich glaube das wäre jeder. Andererseits ist der Girtler ja ein unglaublich offener Mensch dem dein Buchthema mehr als gefallen wird! Du wirst zwar nicht mit ihm drüber reden können - weil er die ganze Zeit reden wird - und all deine Vorschläge mit einem gegrunzten "äh jo" (das aber sehr wohl was heissen, aber genausogut auch gar nix heissen kann) zur Kenntnis genommen werden.
Halt mich jedenfalls auf dem laufenden! Ein Tatsachenbericht über das Ning-Girtler-sche Treffen ist mehr als spannend! ;)

ning schrieb:
Danke für eure Aufmunterung, wobei ich zugebe, dass die Geschichte des Obstbaus nicht so attraktiv ist, wie die Zahl Erschlagener anno 333 v.Chr. oder wann auch immer...
Die Geschichte des Obstbaus ist ungleich spannender als die Zahl Erschlagener von irgendwann und des Verwanschaftsverhältnis der Bewohner des Neolithikums zusammen!
Ich würde es sogar spannender einstufen als die Biographie-Rekonstruktion von germanischer Häuptlinger mit dünner Quellenlage :D
 
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