Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum

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MariGanja

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Otto Hoffmann


Vorwort

Waren die Makedonen Griechen oder nicht? Diese Frage vor 30 Jahren durch die Arbeiten von Abel und Fick zu Gunsten des Griechentums entschieden zu sein schien, ist seit etwa 10 Jahren von neuem aufgerollt und verschieden beantwortet worden. Als energischer Verfechter des griechischen Volkstums der Makedonen ist Hatzidakis in seiner Schrift „zur Abstammung der alten Makedonier“ (Athen 1897) und in späteren Ausätzen (IF. XI 313ff. KZ. XXXVII 150ff.) in die Schranken getreten. Ihm steht als Hauptgegner Kretschmer gegenüber, der seine schon in seiner Einleitung (1896) 288 vertretene Auffassung gegen Hatzidakis in der Ber. Philol. Wochenschrift 1897, S 1105 verteidigt. Nach ihr waren die Makedonen „ein den Griechen eng verwandtes Volk, welches, wenn es sich nach Süden gewandt hätte, so gut hellenisch geworden wäre wie die Dorier und Thessaler und Böoter“; es war „griechischer als etwa die Thraker“, aber doch eben nicht-griechisch.

In diesem neu entbrannten Streite stehen die Historiker fast alle auf der Seite von Hatzidakis, aus leicht begreiflichem Grunde: waren die Makedonen Griechen, so verstehen wir das Alexanderreich und die hellenistische Kultur als durchdachte großartige Schöpfung des griechischen Geistes. Waren sie aber Barbaren, so bildet die vollendete Art, wie sie als ein freies, unabhängiges, mit den Waffen überlegenes Volk die fremde griechische Kultur und den griechischen Geist in sich aufgenommen haben, geradezu ein psychologisches Rätsel, vgl. Beloch in Sybels Zeitschr. Bd. 79 (1897), S.198. Das Lager der Grammatiker ist gespalten: die einen sind von den sprachlichen Argumenten Kretschmers überzeugt, andere halten mit ihrem Urteile ganz zurück, wenige nur sprechen sich unumwunden für das Griechentum der Makedonen aus.

Schlussfolgerung S.111ff

Wenn wir jetzt, nachdem wir den erhaltenen altmakedonischen Wortschatz an uns haben vorbeiziehen lassen, die entscheidende Frage stellen: Geben die griechischen oder die barbarischen Elemente dem Makedonischen sein Gepräge? So kann die Antwort nicht zweifelhaft sein. Von den 39 Glossen, deren Aussehen G. Meyer „ganz fremdartig“ fand, haben sich bei unserer Untersuchung 10 als prächtige griechische Stücke herausgestellt. Auch von vier anderen ist es sehr wahrscheinlich, dass sie lediglich dialektische Formen gemeingriechischer Worte sind. Auch von vier anderen ist es sehr wahrscheinlich, dass sie lediglich dialektische Formen gemeingriechischer Worte sind…… So bleiben von der Sammlung nur 15 Nummern übrig, bei denen der Verdacht nicht-griechischer Abstimmung begründet oder wenigsten erlaubt scheint. Rechnet man ihnen wirklich noch einige hinzu, die nach ihren Lauten zwar griechisch sein können, aber bis jetzt im Griechischen nicht zu belegen sind, so ist die Zahl gegenüber der Fülle echtgriechischer Worte des Makedonischen immer noch so gering, dass der griechische Gesamtcharakter des makedonischen Sprachschatzes dadurch nicht verwischt werden kann.

Besonders bedeutsam ist es, dass sich die dem Griechischen fremden Benennungen im Makedonischen auf einen ziemlich engen Kreis von Gegenständen und Begriffen beschränken. Als Gruppen treten hervor die Namen von Pflanzen und Tieren, von Speisen und Getränken und Geräten. Auch das eine oder andere Stück der Rüstung und Tracht hat vielleicht einen fremden Namen geführt. Daran schließen sich noch einige ihrer Bedeutung nach allein stehende Nomina……
Kein einziges barbarisches Wort, das sich auf die Verwaltung des Staates, auf das Heerwesen, auf das Recht bezöge! Neben dem Savadios der Kult altgriechischer Gottheiten, die tief in griechischer Anschauung wurzelten und nach deren Festen die makedonischen Monate benannt waren! Aber auch im täglichen Leben, in der Fauna und Flora überwiegend griechische Namen! Verlangen wir da, noch deutlicher zu sehen? In Makedonien sind zwei verschiedene Kulturen auf einander getroffen, von denen die höher organisierte griechische, vertreten durch die Könige und den Adel, Schritt für Schritt das Land eroberte und die Grundlage des makedonischen Staates wurde.

Schlusswort S. 230

Das klare Ergebnis unserer Untersuchung der makedonischen Personennamen lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen:

Die Namen der echten vollbürtigen Makedonen, vor allem die Namen der Fürsten und Adligen, sind ihrer Bildung und ihren Lauten nach rein griechisch.
Sie zeigen dialektische Färbung und erscheinen den thessalischen Namen am nächsten verwandt. Der griechische Gesamtcharakter des makedonischen Namensschatzes wird dadurch nicht im Mindesten zweifelhaft, dass manche Namen aus der griechischen Heldensage entlehnt sein mögen und dass ein ganz geringer Bruchteils sogar aus den Sagen nichtgriechischer, genauer vorgriechischer Völker stammt. Denn diese beiden Quellen haben nicht bloß in Makedonien, sondern ebenso auch in Griechenland selbst dem Namenschatze reiches Material zugeführt.

Der griechische Name ist in seinen Lauten und den Gesetzen seiner Bildung so grundverschieden von dem thrakischen und illyrischen, das der griechisch-makedonische Name als ein „Mittelglied“ zwischen dem griechischen und thrakischen ganz undenkbar ist. Wer also die Makedonen nicht zu den Griechen zählt, der muss konsequenter Weise folgern, dass sie ihre nationale ursprüngliche Namengebung schon im VI, und V. jahrhundert vollständig aufgegeben und dafür zum Zeichen ihrer Bewunderung der griechischen Kultur die griechischen Personennamen eingeführt hatten. Diese Auffassung zu bekämpfen halte ich für müßig. Die sprachgeschichtlichen Hypothesen, die ohne Rücksicht auf das reale Leben der Völker in die Welt gesetzt werden, richten sich selbst.

Beweisen aber die Namen unzweideutig, dass die vollbürtigen Makedonen echte Griechen waren, so ist auch ihr griechischer Wortschatz nicht den Thessalern entlehnt, sondern ein Erbstück ihres Volkstums. Die griechische Kultur und Sprache ist nicht von Thessalien aus lediglich als geistiges Gut zu fremden Völkern in Makedonien gewandert, sondern ein griechischer Volksstamm, waffenfroh und kräftig von klugen Fürsten geführt, hat Makedonien erobert und zu einem griechischen Lande gemacht. Das Makedonische war also ein griechischer Dialekt.




Hab hier einen Thread entdeckt der über die Makedonen handelte, da konnte ich euch diesen natürlich nicht vorenthalten. Viel Spass beim lesen.
 
Der Schinken stammt von 1906, sein Autor:
Otto Hoffmann, Dr. med., Dr. jur. h.c., (1865 – 1940) war Professor für Vergleichende Sprachwissenschaft an der Uni Münster.

Es mag dir Spaß machen, diesen Text in x Foren zu kopieren, bedenke aber:
Das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.
 
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