ok, parago, lass uns weiter diskutieren.
ich bestreite nicht, dass "Triumph des Willens" ein aus künstlerischer und propagandistischer sicht ein meilenstein der filmgeschichte ist und dass viele nachfolgende künstler sich von der ästhetik dieses (und auch der anderen filme, hier vor allem der olympia-filme) haben leiten lassen.
was ich bezweifle, bis zum beweis des gegenteils (und ich suche selbst danach, hab eine anfrage beim filmmuseum laufen), dass die parteitagsfilme ein "publikumsrenner" waren und deshalb auch die masse spürbar beeinflussen konnten. und ich bezweifle daher, dass leni reifenstahl am "erfolg" der "marke hitler" oder der partei wirklich anteil hatte.
womit begründe ich meine these:
1. der erste film ist, wie schon erwähnt, nur ganz kurz gelaufen, weil kurz nach kinostart einer der "hauptdarsteller", röhm, aus den uns bekannten gründen nicht mehr opportun war. leni riefenstahl war darüber erleichtert (dass der film nicht lange lief), weil ihr nämlich die partei zuviel hineingeredet hatte und sie den film deshalb als ihrer nicht würdig ansah. (sie hat sich deshalb auch für den zweiten film eine art blankoscheck ausstellen lassen und mit immensen aufwand den parteitag in szene gesetzt. ich hab jetzt die quelle nicht parat, aber ich meine gelesen zu haben, dass das verhältnis film zu gedrehtem material 1 : 40 betrug (ich kann mich da aber auch täuschen und das war bei der olympiade).)
2. mit 114 minuten war der 2. film zu lange, um im vorprogramm zu laufen. auch wenn es damals durchaus üblich war, länger im kino zu sitzen als heute, so ein kinoprogramm bestand ja aus wochenschau (15-20 min), einem kurzen (20-30 min) vorfilm, und dem eigentlichen hauptfilm (90 min +). mit pausen und werbung wird man knappe 3 stunden im kino gewesen sein.
3. der film hatte das prädikat "staatspoltisch wertvoll", das heisst sicher (wie meine o.a. quelle aus hannover aufzeigt), dass es mindestens eine "galavorstellung" gab, an der die örtlichen bonzen und sicher auch parteimitglieder teilnahmen (teilnehmen mussten?). aber zahlt man für so einen film eintritt, wenn man auch in einen rühmann- oder albers-film gehen kann?
4. die größten publikumserfolge hatten propagandafilme, die verpackt daher kamen, dass wusste auch goebbels. paradebeispiel ist hierfür sicher "Jud Süss". (dass deine quelle ausgerechnet "Kolberg" anführt, spricht nicht für sie: der film wurde von kaum jemanden gesehen, weil er viel zu spät in die wenigen noch geöffneten kinos kam, und im februar/märz 45 die leute wohl wirklich andere sorgen hatten, als ins kino zu gehen.)
5. wir reden vom jahr 1935, und nicht von den kriegsjahren. wesentlich wirkungsvoller als wohl choreographierte parteitagsfilme dürfte der spürbare wirtschaftliche aufschwung gewesen sein, und dass, was darüber in wochenschauen darüber berichtet worden ist.
6. leni riefenstahl hat in der zeit von 1933-45 bei insgesamt 6 filmen regie geführt: sieg des glaubens, triumph des willens, tag der freiheit-unsere wehrmacht (ein 30min kurzfilm), die beiden olympiafilme fest der völker und fest der schönheit, sowie tiefland, der aber erst nach dem krieg fertiggestellt wurde. und es sind halt nur die 2 parteitagsfilme, die explizit propaganda gemacht haben. da sind andere filmschaffende wesentlich häufiger zu werke gegangen (mir fällt da immer heinrich george ein).
und um missverständnisse zu vermeiden: leni riefenstahl hat sicher mehr über die machenschaften im dritten reichgewusst gewusst, als sie später zugegeben hat. und sie war auch kein unschuldslamm, wie der einsatz von kz-häftlingen bei "Tiefland" zeigt. aber ich halte sie für überschätzt, was die wirkung auf das publikum betrifft. ihr "pech" war es, dass sie in dieser zeit filmische meisterwerke geschaffen hat, und man die vielen, künstlerisch wenig wertvollen, propagandafilme heute nicht mehr kennt.