Die Maya: Sternenkriege und Blutopfer

Louis le Grand

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Leider ist der Bereich „Altamerikanische Kulturen“ hier etwas unterrepräsentiert, weswegen ich einfach mal für eines meiner Lieblingsthemen Werbung machen möchte. Ich werde eine Einführung in die faszinierende Geschichte der Maya geben und beschränkte mich dabei auf die Zeit der Klassik (200 bis 900 n. Chr.)


Die Maya: Sternenkriege und Blutopfer

Bis vor einigen Jahrzehnten war die Zivilisation der alten Maya ein eher rätselhafter Bereich der Historie, doch seit dem Durchbruch in der Entzifferung der Mayahieroglyphenschrift sind unsere Kenntnisse mit einem Quantensprung gestiegen. Vor hundert Jahren hatte man die Vorstellung, dass die Maya friedliche Sternegucker waren, die sich hauptsächlich den Wissenschaften und der Kunst hingaben. Wie einseitig und naiv war doch diese Sichtweise. Heute wissen wir, die Maya waren nicht nur geistig sehr anspruchsvoll sondern auch gnadenlose Kriegsherren, die mit Blutrünstigkeit, Machtstreben und politischen Intrigen reichlich gesegnet waren. Sie bauten die höchsten und massivsten Tempelpyramiden und Paläste des alten Amerika, wohnten in Städten mit beeindruckenden Ausmaßen, hatten künstlerisch das höchste Niveau unter den altamerikanischen Kulturen erreicht. (http://www.rositour.it/Estero/MessicoGuatemala/Yaxchilan_Dintel1.jpg) Ihre wissenschaftlichen Kenntnisse waren vorbildlich, beispielsweise in der Mathematik, so waren sie die ersten Menschen die die Zahl Null näher definierten. Die Maya hatten ausgezeichnetes astronomisches Wissen, sie konnten Mond- und Sonnenfinsternisse um wenige Bogensekunden genau berechnen und das im Voraus für Jahrhunderte. Sie kannten die Umlaufbahnen der wichtigsten Planeten und scheinen auch gewusst zu haben, dass sich die Erde um die Sonne drehen muss. Die alten Maya waren Meister im Umgang mit Zahlen wobei ihr mathematisches Denken nicht wie bei uns auf der Zehn beruht, sondern auf der Zwanzig (weil der Mensch zehn Finger und Zehen besitzt).

Die Kultur der Maya umfasst eine etwa 3000jährige Geschichte, was diese zu der mit Abstand langlebigsten Zivilisation Amerikas macht. Ihre Geschichte wird in vier Phasen eingeteilt: 1. Präklassik 1000 v. – 200 n. Chr., 2. Klassik 200 – 900, 3. Postklassik 900 – 1500 und 4. Spanische Zeit 1500 – Heute. Man erkennt sofort, die Maya sind keinesfalls ausgestorben. Noch heute gibt es 8 Mill. Maya und ihre verschiedenen Dialekte in Mittelamerika. Maya heißt übrigens „Maismensch“, die Maya glauben, dass die Götter nach der dritten Schöpfung die Menschen aus dem Grundnahrungsmittel Mais gemacht hätten. Die Götter waren zunächst sehr entzückt über ihre neue Schöpfung, doch stellten schnell fest, dass die Menschen zu perfekt waren und ihrer Göttlichkeit zu ähnlich. Daher vernebelten sie den Geist der Menschen und fortan konnten diese nur noch jenes erkennen was in ihrer Nähe war. Seit dem Tag der dritten Weltenschöpfung ( 28. September 3113 v. Chr. ) suchen die Maya die Perfektion der Götter zurückzuerlangen. Aus diesem Grund sind die Maya so sehr an den Wissenschaften interessiert, sie suchen das verlorene Wissen wiederzuerlangen. Das hatte auch zur folge, dass eines der hochentwickeltsten Schriftsysteme entwickelte wurde, welches den ägyptischen Hieroglyphen und der Keilschrift ähnlich ist.

Während der klassischen Epoche wurden die Maya von Kul’Ahau (Gottkönigen) regiert, welche unumschränkt über ihre Untertanen herrschten. Sie waren die Garanten der Weltordnung und mussten sich um die Belange ihrer Untertanen kümmern. Waren die Menschen mit ihrem König unzufrieden so durften sie sich einfach einem anderen König unterstellen. Die Könige musste regelmäßig ihr Blut den Göttern opfern. Zu den schmerzhaften Ritualen gehörten etwa das durchbohren der Zunge, danach zog man eine lange dornenbesetzte Schnur hindurch. (http://www2.essex.ac.uk/arthistory/images/ah1_images/ah1-2.jpg ) Das verlorene Blut opferten der König oder die Königin danach. Bei allen Ritualen wurden exzessiv Drogen gebraucht um durch Visionen die göttlichen Ahnen zu konsultieren. Auch Menschenopfer waren üblich, wenn auch selten. Geopfert wurden vorzugsweise gefangene Adelige und als ganz besonders galten feindliche Kul’Ahau. Anders als die Azteken köpften die Maya ihre Opfer und aßen die Opfer danach auch nicht. Die Knochen wurden dann als heilige Reliquien aufbewahrt. Gern folterte man die Opfer auch, Schmerz nahm eine dominierende Rolle bei den Ritualen der Maya ein. Gefangene die zur Opferung vorgesehen waren hatten ein schlechtes Los gezogen. Man riss ihnen Nägel und Zähne heraus, brach ihnen Finger und verstümmelte Körperteile. Auch kam es vor dass ihnen Holzscheite auf den Rücken gebunden und dann angezündet wurden. Aber ich schweife sehr vom eigentlichen Thema ab, der Geschichte.

Früher glaubte man an ein geeintes Maya-Reich ähnlich dem der Azteken, doch es stellte sich heraus, dass es tausende von eigenständigen Stadtstaaten mit ihren jeweiligen Königen gab. Doch auch dieses Bild musste nach Entzifferung der Maya-Schrift zunehmend geändert werden. Es stellte sich heraus, dass die einzelnen Stadtstaaten untereinander nicht gleichgestellt waren. Die Mayastaaten waren einer komplexen politischen Hierarchie unterworfen. Auch stellten die Forscher fest, dass man zwischen einfachen Königen (den Ahau) und den Gottkönigen (den Kul’Ahau) unterscheiden musste. Die große Masse an Königen relativierte sich, denn die meisten waren nur dem Namen nach unabhängig. Alle Könige waren mächtigen Gottkönigen unterworfen und ausdrücklich deren Vasallen. Die Überraschung wurde größer als man feststellte, dass selbst Gottkönige wieder anderen Gottkönigen unterstanden. Und letztlich entdeckte man den Titel des Kalomte, eines so mächtigen Gottkönigs, der fast alle anderen Stadtstaaten und deren Könige kontrollierte. Den Kalomte-Titel könnte man unterschiedlich übersetzen mit „Kaiser“, „Beherrscher der Könige“ oder „Oberherr der Welt“.

Das Reich der Maya:
http://www.latinamericanstudies.org/maya/maya-map.gif

Die Könige bekämpften einander ständig, man testete die Macht seines Oberherrn und überfiel einen Nachbarn um seine eigene Macht zu erweitern. Die wirklich mächtigen Könige konkurrierten ebenso heftig miteinander. Die Hierarchie war ständig im Fluss, jeder wollte aufsteigen und möglichst viele Vasallen sammeln oder andere Staaten stürzen. Die Situation erscheint chaotisch, doch es klärt sich. Es mag etwa 1000 bedeutende Stadtstaaten gegeben haben, von diesen sind aber nur etwa 20 wirkliche Globalplayer. Unter diesen zwanzig kristallisieren sich dann drei bis vier echte Großmächte heraus und am wichtigsten die zwei Supermächte. Jene zwei Supermächte bekämpften sich am deutlichsten, denn beide Gottkönige nannten sich Kalomte, die Oberherrn der Maya-Welt. Ein Großteil Mittelamerikas musste sich diesem „Krieg der Giganten“ unterordnen und Position beziehen. Beide Mächte bauten ein komplexes Hegemonialsystem, aus unzähligen Vasallen und Verbündeten auf, doch nur einer konnte die Oberhand haben.


Die Maya-Welt sah wie folgt aus:

Zwei dominante Supermächte:

- Tikal (Das Reich des Jaguars)

- Calakmul (Das Reich der Schlange)


Einige sehr einflussreiche Großmächte, die nicht als Vasallen sondern Hauptverbündete der Supermächte agieren:

- Palenque

- Copan

- Yaxchilan

- Caracol

- Naranjo

Jeder Stadtstaat ist durch eine eigene Emblemglyphe gekennzeichnet:
http://www.smu.edu/smunews/waka/images/map-maya-sites.jpg

Die Supermächte Tikal und Calakmul führten Stellvertreterkriege gegeneinander oder suchten sich durch „Venus-Sternenkriege“ direkt gegenseitig auszulöschen. Der „Venus-Sternenkriege“ ist dabei die ultimativste Form der Vernichtung, also die Eroberung und Verwüstung der feindlichen Hauptstadt, Opferung der feindlichen Elite, Okkupation von dessen Gebieten und schließlich die Eingliederung von dessen Vasallen in das eigene Hegemonialsystem. Dies ist die Grundlinie der klassischen Mayazeit, und vor diesem Hintergrund werde ich die Geschichte der sieben genannten Staaten jeweils kurz vorstellen. Eine wechselvolle und interessante Geschichte, mit großen Helden und mächtigen Königen, großer Macht und oft einen tiefen Fall.

Mehr über das Schrift- und Zahlensystem der alten Maya unter:
http://www.sven-gronemeyer.de/schrift.htm


Ich werde die einzelnen Stadtgeschichten mit zeitlichem Abstand einstellen, so dass man alles ruhig und Schrittweise lesen kann, was auch meinem Zeitkonto entgegen kommt. Zum Schluss gebe ich dann auch noch ein paar vernünftige Buchtipps für den dann hoffentlich geneigten Leser. ;)
 
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Was dagegen seltsam ist, ist dass die Maya obwohl sie sehr fortschritlich waren nur sehr primitive Anbautechniken besassen. Während die Azteken chinampas, ( künstliche Inseln auf denen Mais und andere Pflanzen angebaut und sogar Tiere gezüchtet wurden) und die Inka Terassen hatten, brannten die Maya nur Waldflächen ab, beuteten die Erde aus bis sie nichts mehr hergab und brannten dann eine neue Waldfläche ab.



Die Maya benutzten übrigens Kakaobohnen als Zahlungsmittel, obwohl sie durchaus wertvollere ( zumindest nach europäischen Gesichtspunkten ) Dinge wie z.B. Gold, Jade, Tierfelle und kostbare Federartefakte ( sie stellten sogar Teppiche aus Federn her ) kannten.
 
KFdG schrieb:
Was dagegen seltsam ist, ist dass die Maya obwohl sie sehr fortschritlich waren nur sehr primitive Anbautechniken besassen. Während die Azteken chinampas, ( künstliche Inseln auf denen Mais und andere Pflanzen angebaut und sogar Tiere gezüchtet wurden) und die Inka Terassen hatten, brannten die Maya nur Waldflächen ab, beuteten die Erde aus bis sie nichts mehr hergab und brannten dann eine neue Waldfläche ab.
Warum sollten die Maya Terassen bauen, ihr Gebiet ist eher flach bis hügelig?
Große Seen gab es bei ihnen auch nicht, so dass schwimmende Inseln notwendig würden. Die Zenoten, kleine Karstseen im Dschungel, dienten der Trinkwasserversorgung und waren heilig.

Darüberhinaus waren ihre Anbaumethoden bestimmt nicht so primitiv wie du andeutest. Um die große Anzahl von Städten der Mayaregion zu versorgen musste man schon mehr als Wanderfeldbau betreiben.
Erst als die Bevölkerung zu groß wurde und deswegen der Boden überbeansprucht wurde, brach die Mayagesellschaft um 800 zusammen.
 
KFdG schrieb:
Was dagegen seltsam ist, ist dass die Maya obwohl sie sehr fortschritlich waren nur sehr primitive Anbautechniken besassen. Während die Azteken chinampas, ( künstliche Inseln auf denen Mais und andere Pflanzen angebaut und sogar Tiere gezüchtet wurden) und die Inka Terassen hatten, brannten die Maya nur Waldflächen ab, beuteten die Erde aus bis sie nichts mehr hergab und brannten dann eine neue Waldfläche ab.

Wenn die alten Maya nur eine solche Form der Brandrodung betrieben hätten, dann hätten sie niemals eine Hochkultur hervorbringen können. Auch haben sie die Brandrohdung (milpa) nicht ganz so betrieben wie du meintest. Die Bauern brannten zwar ein Stück Regenwald nieder, zogen dann aber nicht weiter. Das gerodete Feld ergab drei Jahre eine sehr reiche Ernte, bis der Boden ausgelaugt war. Dann ließ man es fünf Jahre ruhen damit es sich erholt. Nach diesen fünf Jahren wurde das Feld erneut gerodet, aber diesmal wurde nach der Rohdung intensive Landwirtschaft betrieben, indem Dünger eingesetzt wurde. Besonders der Abfall aus der Viehzucht wurde als Dünger verwandt. Ein ständiges Weiterziehen war so nicht nötig und die Mayabauern konnten sesshaft werden.

Dennoch bildete das milpa-System nur einen Bruchteil in der Landwirtschaft der Maya, da insbesondere die großen Städte so unmöglich zu versorgen waren. Die Brandrohdung wurde nur von der Landbevölkerung zur Eigenversorgung und Produktion von Steuern benutzt. Ein Großteil der Grundnahrung entstammte staatlich verwalteten Anbausystemen. Terrassierung und hydraulische Vorrichtungen waren hier anzufinden. Der jeweilige König war für die Organisation dieser Plantagen verantwortlich. Die von Kanälen umgebenen Hochäcker waren besonders weit verbreitet. Bis heute finden sich in ganz Yucatan die Überreste dieser ausgedehnten Hochackerlandwirtschaft. Da erhebliche Teile Yucatans aus Sümpfen bestanden war es ideal genau diese für eine gezielte Landwirtschaft zu nutzen. Die „schwimmenden Gärten“ der Azteken sind übrigens nichts anderes als Hochäcker.

Eine dritte Anbaumethoden kennen wir aus Ägypten. In der Regenzeit traten viele Flüsse über die Ufer und schwemmten fruchtbaren Schlamm auf die Uferzonen. Hier wurde ebenfalls intensivst Landwirtschaft betrieben. Allerdings bildete diese Methode nur eine Randerscheinung bei den Maya, da nicht überall solche Flüsse anzutreffen waren.

Erst mit der Kombination dieser vier Produktionsvarianten (milpa, Terrassierung, Hochäcker und Schwemmland) war eine große Überproduktion möglich, die dann in der Lage war eine komplexe Hochkultur zu tragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo großer Ludwig,

im detail möchte ich dir nicht widersprechen. Die milpa ist allerdings nicht die Brandrodung sondern meint den Mais und das Maisfeld. Bei letzterem könnte man natürlich wiederum einen Bezug zur Brandrodung herstellen.

El Quijote
 
Bei mir steht: "Das Wort milpa ist ein aztekisches Lehnwort, das 'Feld' bedeutet und ein für die Aussaat brandgerodetes Stück Land bezeichnet." Daher auch milpa-System. ;)
 
Fortsetzung

Die Supermächte: Tikal und Calakmul


Da es wenig Sinn macht beide getrennt zu behandeln, stelle ich ihre Geschichte parallel vor.

Die wohl berühmteste Stadt der Maya ist Tikal, keine gibt einen besseren Eindruck von der vergangenen Größe der Maya. Bis heute beeindruckt die Stadt mit ihren unzähligen Pyramiden. Im 8. Jahr. erlebt sie ihre höchste Blüte. Dominiert von den blutroten Tempelpyramiden leben zwischen 100.000 bis 200.000 Menschen in der Stadt. Tikal (auf Maya Yax’Mutal = Stadt des Jaguars) war die erste Mayastadt in der man ab 90 n. Chr. eine herrschende Dynastie nachweisen kann. Tikal kann 33 Könige vorweisen über eine Zeitspanne von 800 Jahren. Ihr Dynastiegründer hieß Yax Ehb’ Xook (Jasch Echb Schook). Der Wohlstand stieg stetig an, doch wissen wir wenig über die frühen Herrscher.

Der 14. König tritt als erster auf die Bühne der Geschichte, sein Name Chak Tok Ich’aak I. = Groß Jaguartatze (360-378 n. Chr.). Die bis dahin eher ritualisierten Kriege der Maya ändern sich schlagartig unter ihm. Inspiriert von den Kampftaktiken des mexikanischen Hochlands und der Übernahme des Atlatl, des Wurfspieß, führt Groß Jaguartatze den „Venus-Sternenkrieg“ ein. Totale Eroberung und nicht bloßer Kleinkrieg werden fortan dominierend. Tikal erobert seinen Rivalen Uaxactun und steigt zur ersten Supermacht auf. Unter den Nachfolgern beginnt die Stadt weitere Stadtstaaten zu unterwerfen und ein Vasallensystem aufzubauen. Tikal herrscht recht unbekümmert über die Welt der Maya bis um 500 n. Chr. das Reich von Calakmul auf den Plan tritt.

Calakmul (auf Maya Ka’an = Reich der Schlange) war eines der mächtigsten Königreiche der klassischen Maya-Zeit. Im 7. Jahr. erreichte es seinen Machtzenit, doch leider sind die Monumente der Stadt stark zerstört, weshalb unser Wissen noch viele Lücken aufweist. Die dynastischen Ursprünge Calakmuls liegen bisher im Dunkeln. Doch auch Calakmul war eine Stadt von enormen Ausmaßen und auch hier werden Einwohnerzahlen von mindestens 100.000 Menschen angenommen. Ab 500 n. Chr. beginnt das aufstrebende Calakmul in direkte Konkurrenz mit Tikal zu treten. Ein ständiger Konflikt bricht aus, in dem Calakmul zielstrebig eine Einkreisungspolitik seines Erzfeindes betreibt. Sehr erfolgreich expandiert Calakmuls Hegemonialsystem auf Kosten Tikals.

Im Jahr 562 führt Calakmul gemeinsam mit seinem Verbündeten Caracol einen „Venus-Sternenkrieg“ gegen Tikal. Die Stadt wird erobert und stark zerstört. König Wak Chan Kauil von Tikal wird gefangen und nach Calakmul geführt, um dort den Göttern geopfert zu werden. Letztlich schlug Tikals eigene Erfindung zurück. Der sogenannte „Hiatus“ setzt in Tikal ein. Eine Zeit des Schweigens in der keine Stelen und Monumente erbaut werden. Scheinbar verbietet Calakmul jede Repräsentation der Könige in Tikal und die Stadt versinkt für 100 Jahre im Schlummer. Nun ist Calakmul die beherrschende Macht Mittelamerikas und scheint die Staaten der Maya fest im Griff zu haben. Sicher ist, dass jede Erholung Tikals im Keime erstickt wurde. So überfällt die Supermacht Calakmul andere Staaten die mit Tikal operierten, besonders Palenque wird mehrmals Opfer einer Invasion. Den Höhepunkt der Macht erreicht Calakmul unter Yuknoom Ch'een II. (636-686).

Etwa im Jahr 657 regen sich die Geister in Tikal. Man nimmt an, dass es zum heftigen Streit innerhalb des dortigen Königshauses kam. Wahrscheinlich gab es zwei Fraktionen: die herrschende Fraktion scheint den status quo als Unterworfener Calakmuls beibehalten zu wollen und war wohl durch Calakmul begünstigt. Ein anderer Teil sinnte auf Rache und wollte den alten Status als „Oberherr der Welt“ zurückgewinnen. In der Folge floh ein Teil des Königshauses aus Tikal und es war jener dem Staate Calakmul loyaler Teil. In Tikal selbst besteigt Nuun Ujol Chaak (Schild Schädel) als 25. König seit dem Dynastiegründer den Thron und fährt einen aggressiven Kurs. Der emigrierte Teil der Königssippe von Tikal lässt sich weit im Süden in Dos Pilas nieder und gründet ein neues Reich als ein Vasall Calakmuls. Dos Pilas verwendet weiterhin die Emblemglyphe Tikals. Nun kam es zum Bürgerkrieg zwischen Tikal und Dos Pilas. Calakmul intervenierte und es gelang tatsächlich Tikal erneut zu besetzen, doch Schild Schädel war geflohen; nach Palenque. Dieses Reich war ein traditioneller Verbündeter Tikals und sinnte auf Rache für die katastrophalen Überfälle Calakmuls. Der König im Exil scheint wohl, ungeachtet des Verlustes seiner Hauptstadt, reichlich Diplomatie betrieben zuhaben. Mit Erfolg. Ihm gelingt die Zurückeroberung Tikals und er besetzt danach sofort Dos Pilas. Calakmul beginnt erneut Krieg gegen Tikal, doch erst nach Jahren sollte Dos Pilas genommen werden. König Schild Schädel versucht erneut seine unliebsamen Vettern in Dos Pilas zu besiegen, doch diesmal scheitert er. Der König stirbt 682 und hinterlässt ein gestärktes Tikal mit einer soliden Machtbasis. Sein Sohn soll die Rache vollenden.

Der 26. Gottkönig von Tikal hieß Jasaw Chan K’auil I. (gesprochen als Hassau Schahn Kauil) was „Gott Kauil klärt den Himmel“ bedeutet, er regierte von 682 bis 734 und gilt als einer der bedeutendsten Könige der Maya. Ein Bild: http://www.famsi.org/research/pohl/sites/fig_23.jpg

König Jasaw Chan K’auil begann als erstes ein neues Bauprogramm zu initiieren und alte Zerstörungen auszubessern. Viele der alten Tempel ließ er überbauen und neue Haupttempel errichten. Unter ihm nimmt der innerste Kultbezirk von Tikal sein endgültiges Aussehen an: http://www.famsi.org/research/pohl/sites/fig_21.jpg

Nach Jahren der Vorbereitung greift er Calakmul direkt an und es gelingt ihm 695 König Yich’aak K’ak von Calakmul (Feurige Klaue) gefangen zu nehmen und in Tikal zu opfern. Das Hegemonialsystem Calakmuls beginnt daraufhin deutliche Auflösungserscheinungen zu zeigen. Damit hat Tikal seine führende Rolle zurückerhalten und beginnt sein eigenes Hegemonialsystem stark zu erweitern.

Als Jasaw Chan K’auil 734 stirbt ist er der mächtigste Mann Mittelamerikas. Als sein Grab hat er sich den berühmten Tempel 1 XXX erbauen lassen. Sein reich ausgestattetes Grab wurde dort unversehrt aufgefunden. Unter anderem fand man dort ein in einen Knochen eingeritztes Relief, dass den König auf seiner Reise in die Unterwelt zeigt: http://www.humnet.ucla.edu/humnet/arthist/icono/christenson/ac01.gif

Sein Sohn und Nachfolger steht dem Ruhm des Vaters in Nichts nach. Yik’in Chan K’auil (Gott Kauil verdunkelt den Himmel) regiert von 734 bis etwa 766. Ein Bild von ihm: http://209.208.125.210/uploads/mayavase/hires/2698.jpg

Gleich zu beginn erobert er wahrscheinlich Calakmul und lässt den dortigen König Wamaw Kauil opfern, was dem Reich von Calakmul den Todesstoss versetzt. Die wichtigsten Verbündeten Calakmuls El Peru, Naranjo und Caracol nimmt er ebenso in einem „Venus-Sternenkrieg“ ein. Diese verlieren ihren Großmachtstatus und sinken zu Vasallen herab. Damit hat sich Tikal ein riesiges Reich zusammenerobert und das 8. Jahr. wird die höchste Blüte der Maya-Zivilisation, kulturell wie wirtschaftlich. Unter der Herrschaft Tikals leben nun etwa 25 Millionen Maya auf Yucatan. Der höfische Luxus nimmt nie gesehene Ausmaße an, wie man hier schön sieht: Ein Maya-König vor seinem Hofstaat. Er betrachtet sich in einem Spiegel den ein Hofzwerg hält. Dabei sitzt er auf einem für Adelige typischen Podest und lehnt sich an ein Kissen.

Yik’in Chan K’auil geht nicht nur als Eroberer in die Geschichte ein, sondern auch als einer der größten Erbauer der Maya. Er lässt Tikal mit zahlreichen neuen Tempeln und Palästen schmücken, was ein deutliches Anzeichen für den großen Reichtum der Stadt und seines Herrschers ist. Es würde etwas zu viel Zeit in Anspruch nehmen alle Bauten aufzuzählen. Unter anderem errichtet er die mit 80m höchste Pyramide Amerikas, den Tempel 4: http://www.english.uiuc.edu/maps/poets/a_f/bronk/temple.jpg
(Die kleinen Punkte auf dem Dach sind Menschen)

Und den Tempel der Inschriften: http://mayaruins.com/tikal/b3_047.jpg

Es existiert noch ein sehr schönes Jadeportrait von Yik’in Chan K’auil: http://mason.gmu.edu/~dgomez2/Native%20Americans/The%20Maya/Maya%20Images/Jade%20Maize%20God%20Tikal%20Late%20Classic.jpg

Der letzte bedeutende Herrscher Tikals ist dann Yax Nuun Ayiin II. (768 bis etwa 796): (XXX Der Herr mit der Lanze in der Hand, umgeben von seiner Frau und Bediensteten) Auch er agiert als Bauherr in Tikal. Um 800 muss dann das Gebiet im Zentrum um den Zentralpalast etwa so ausgesehen haben: http://sunflower.com/~rmoore/Tikal%20model.JPG

Nach ihm verdunkelt sich plötzlich die Geschichte Tikals. Die letzten bekannten Könige heißen Juwelen Kauil (849) und Jasaw Chan K’auil II. (869). Der rätselhafte Mayakollaps hatte stattgefunden, aber dazu erläutere ich später sehr viel mehr. Tikal wird scheinbar langsam verlassen, fast geordnet. Nichts wird zerstört, sondern nur der Urwald verschafft sich sein Recht.

Mehr über Calakmul unter:

http://mayaruins.com/calakmul/calakmul_map.html

Mehr über Tikal unter:

http://mayaruins.com/tikal.html

http://www.tikalpark.de/
 
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Louis le Grand schrieb:
Bei mir steht: "Das Wort milpa ist ein aztekisches Lehnwort, das 'Feld' bedeutet und ein für die Aussaat brandgerodetes Stück Land bezeichnet." Daher auch milpa-System. ;)

Hallo Louis,

die Real Academia Española (vergleichbar mit dem Duden, nur wesentlich edler und älter)
gibt zu milpa folgendes an:


milpa.
(Del nahua milli, heredad, y pan, en, sobre).
1. f. Am. Cen. y Méx. Terreno dedicado al cultivo del maíz y a veces de otras semillas.
Ich übersetze:

milpa.
Aus dem Nahua (aztekisch) milli, Erbe, und pan, in, an, auf, über
1. feminin, Zentralamerika und Mexiko. Gelände, welches dem Anbau von Mais und manchmal auch anderen Getreiden gewidmet ist.

Im Endeffekt ist deine 'Quelle' nicht falsch, aber ungenau.

El Quijote

Edit: Die Real Academia ist über http://www.rae.es zu erreichen.
 
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Wie sieht denn das eigentlich mit den Namen der Mayaherrscher aus? Gibt es da in der Wissenschaft keine einheitliche Regelung?

Beispielsweise finde ich Jasaw Chan K’auil I. in "Die unbekannte Welt der Maya" von Schele/Freidel als Ah-Cacaw.
Und Yich’aak K’ak von Calakmul (Feurige Klaue) als Jaguartatze.

Die Namen sind für mich das komplizierteste bei den Maya, um da den Überblick zu behalten (ein Otto ist irgendwie eingängiger :rofl: ). Wenn die dann aber auch noch in jedem Buch anders genannt werden wird es für mich als Laien noch schwieriger. :(
 
@El Quijote
Das ist genauer, da hast du recht.

@Andronikos
Schele/Freidel ist ein älteres Buch. Als man die Namen noch nicht so gut lesen konnte nahm man einfach das Bild der Glyphe und benannte dann die Person danach.

Beispiel: Jasaw Chan K’auil I.

Sein Name besteht aus drei Zeichen. Dies ist das erste: http://www.suite101.com/userfiles/20317/hasawthumb.jpeg

Es besteht aus zwei sichtbaren Silben "has" und "auh". Dabei steht die rechte Kakaoschote für '"auh", kann aber auch "ka'k'auh" also Kakao gelesen werden. Das ist typisch für Maya, dass man Silber aus einem ganzen Wort entlehnt.

Als Schele/Freidel ihr Buch schrieben konnten sie den Namen noch nicht ganz lesen und interpretierten diesen einfach nach dem ersten Bild als Ah-Kakao (Ah-Cacaw). Da die Glyphe "ka'k'auh" schon bekannt war, erschien ihnen das als die beste Variante. Mittlerweile gibt es aber kaum noch größere Probleme beim lesen von Mayanamen.

Das gleiche ist übrigens mit Yich’aak K’ak von Calakmul (Feurige Klaue) passiert. Sein Name wurde zunächst ebenso nach Bild gelesen.
 
Danke für die Aufklärung. 1990 ist also schon zu alt :grübel: , ich sehe schon die Mayaforschung schreitet schnell voran.

Louis le Grand schrieb:
Etwa im Jahr 657 regen sich die Geister in Tikal. Man nimmt an, dass es zum heftigen Streit innerhalb des dortigen Königshauses kam. Wahrscheinlich gab es zwei Fraktionen: die herrschende Fraktion scheint den status quo als Unterworfener Calakmuls beibehalten zu wollen und war wohl durch Calakmul begünstigt. Ein anderer Teil sinnte auf Rache und wollte den alten Status als „Oberherr der Welt“ zurückgewinnen. In der Folge floh ein Teil des Königshauses aus Tikal und es war jener dem Staate Calakmul loyaler Teil. In Tikal selbst besteigt Nuun Ujol Chaak (Schild Schädel) als 25. König seit dem Dynastiegründer den Thron und fährt einen aggressiven Kurs. Der emigrierte Teil der Königssippe von Tikal lässt sich weit im Süden in Dos Pilas nieder und gründet ein neues Reich als ein Vasall Calakmuls.

Das die Herrschersippe von Don Pilas aus Tikal stammt ist glaube ich unstrittig. Das sie aber Vasallen von Calakmul waren kann ich nicht feststellen.
645 kommt in Dos Pilas Feuerstein-Himmel-Gott-K (Schele/Freidel) auf den Thron, er betreibt intensive Heiratspolitik mit den Nachbarstädten, außerdem eine Menge Feldzüge, mit denen er sich auch in die Politik des Petén einmischt.
Die bedeutenste Leistung des Herrschers von Dos Pilas war aber, dass er mithilfe seiner Tochter Frau Wac-Chanil-Ahau das Königtum von Naranjo restituiert und damit einem ehemaligen Vasallen Calakmuls wieder zur Unabhängigkeit verhilft.
Es ist also gerade Dos Pilas, das in der entscheidenden Phase die Hegemonalbestrebungen von Calakmul beendet.
 
@Andronikos :winke:

Nun, bei "Feuerstein-Himmel-Gott-K" wissen wir heute dass er B'alaj Chan K'auil heißt und ohne jeden Zweifel ein Vasall Calakmuls war. Die Hieroglyphentreppe von Dos Pilas sagt dir ja bestimmt was. Dort nennt er sich selbst ausdrücklich "Vasall des Gottkönigs von Calakmul" mit dem Datum 684. Auch wird dort beschrieben wie er als Diener nach Calakmul reist um sich dort dem neuen König Yich’aak K’ak (der später Tikal in die Hände fällt) bei seiner Inthronisation zu unterwerfen. Auch gibt es mehrere Bilder von Audienzen die der König von Dos Pilas für Gesandte Calakmuls abhält. Auch hier nennt er sich "Vasall". Die Aktionen von Dos Pilas muss man als Teil des Hegemonialkriegs zwischen den Supermächten begreifen.

Frau Wac-Chanil-Ahau wird 682 in Naranjo instaliert. Einem Staat der am Boden lag. Es war wohl Calakmuls Plan Naranjo als Großmacht wieder herzustellen, um so Tikal in Schach zu halten. Auch ihr Sohn wird 693 als Vasall Calakmuls gekrönt. Schließlich war es dann auch diese Frau die 695 einen Abgesandten Tikals töten läßt. Tikal reagiert nicht mit einem Angriff auf Naranjo, sondern attackiert Calakmul, welches daraufhin untergeht. Woraufhin auch Naranjo massiv an Bedeutung einbüßt.

Erst nach dem Niedergang der Macht Calakmul beginnen die Könige in Dos Pilas eigenständig zu agieren und können tatsächlich eine Regionalmacht behaupten. Dass sie bereits als Vasallen Calakmuls ihre eigenen Interessen nicht zu kurz kommen ließen ist dabei klar.
 
Hui...Respekt, in diesem Thread hat sich ja enormes Fachwissen versammelt. Ich will mich nur kurz dazwischendrängeln und auch nicht weiter stören ;) und das auch nur, weil Louis von Buchempfehlungen gesprochen hat. Ich hoffe ich greife dir nicht vor.:D

Bei einer Yucatan-Rundreise kaufte ich mir ein sehr schönes Buch mit Zeichnungen von Frederick Catherwood, der während der "Entdeckungsphase" um 1839 viele der phantastischen Ruinen im Dschungel gemalt hat. Es handelt sich vermutlich um einen Reprint vom alten Original "Views of Ancient Monuments in Central America Chiapas and Yucatan".
In Deutsch gibt es folgendes:
"Frederick Catherwood und die Wiederentdeckung der verschollenen Maya-Kultur"
Autor: Schmitz, M G; Verlag: Schmitz, Manfred G, 2004, ISBN: 3938098023, Preis €: 48,00
 

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Fortsetzung

Palenque


Der Stadtstaat Palenque war einst die beherrschende Großmacht im Westen des Mayagebiets. Ihre Namen lauteten B’aakal und Lakamha (Großes Wasser). Sie ist berühmt für ihren außergewöhnlichen Skulpturenschmuck aus Stuck und die langen Glyphentexte, welche die Geschichte der Dynastie wiedergeben. Ihr Gründer war ein König namens K’uk B’alam I. (431 bis 435). Palenque scheint sich schon früh der neuen aufstrebenden Supermacht Tikal angeschlossen zu haben, was in erster Linie wirtschaftliche Gründe hatte. Tikal lag im Zentrum eines weitgespannten, ganz Mittelamerika umfassenden Handelsnetzes. Dabei kontrollierte Palenque die Handelswege nach Zentralmexiko und in die mexikanische Metropole Teotihuacan. Ein ungehinderter Austausch von Waren und Produkten konnten also so sichergestellt werden.

Mit der Niederlage Tikals durch den „Venus-Sternenkrieg“ Calakmuls 562 wurde auch Palenques Situation bedrohlich. Calakmul suchte das gesamte Herrschaftssystems Tikals zu zerschlagen, was ebenso die Schwächung von dessen Verbündeten mit einschloss. Auch darf man vermuten, dass Calakmul die profitablen Handelswege seinen eigenen Vasallen zuschlagen wollte. Palenque wurde zweimal Opfer eines Angriff von Calakmul. Einmal 599 und ein zweites mal 611. Die Stadt wurde eingenommen und verwüstet. 611 wurde die feindliche Armee vom Gottkönig Calakmuls höchst selbst geführt. Er nahm König Aj Ne’ Ohl Mat von Palenque gefangen und verschleppte ihn zur Opferung. Dadurch wurde die dynastische Blutlinie unterbrochen und eine Tochter des getöteten Königs namens Sak K’uk’ bemächtigte sich des Throns von Palenque als „Gottkönig“ Muwaan Mat (612-615). Sie muss eine außergewöhnliche Frau gewesen sein, wenn sie es schaffte sich in solch einer Lage des Königsreichs zu bemächtigen. Doch schon ihre Großmutter Frau Yohl Ik’nal herrschte von 583 bis 604 als weiblicher König über die Stadt. Die neue Königin behauptete sich und erfreute sich wohl auch der Gunst in Adel und Volk. Das wichtigste Projekt sollte ihr Sohn werden, zu dessen Gunsten sie 615 abdankte. Durch ihren Gemahl K’an Mo’ Hix hatte der Kindkönig eine ausreichende Hausmacht innerhalb des Kriegeradels.

Der 12jährige Junge K’inich Janaab’ Pakal sollte als "Pakal der Große" in die Geschichte der Maya eingehen (615-683). Doch erst 640, mit dem Tod seiner Mutter, wird Pakal allein regieren. Zuvor war seine Mutter stets an den polit. Entscheidungen beteiligt. Es war Pakal der sich wieder Tikal zuwandte und dem geflüchteten König im Exil Zuflucht gewährte und Tikals Herrscher wird hier als „Begleiter des Königs“ bezeichnet. Mit der Hilfe des mächtigen Palenque gelang es Tikals Macht wieder herzustellen und Calakmuls Vormacht zu erschüttern, indem sich Palenque wieder als schlagkräftiger Verbündeter Tikals etablieren konnte. Unter der Führung Pakals und dessen Mutter gelang es Palenque, sich als Großmacht neu zu positionieren und die wirtschaftliche Bedeutung zurückzugewinnen. Palenques Wohlstand nahm schlagartig zu, was an den zahlreichen neuen Tempeln zu erkennen ist. Der Palast von Palenque wurde ebenso neu erbaut und gehört zu den schönsten und berühmtesten Residenzen der Mayakönige.

Pakal wurde unglaubliche 80 Jahre alt und herrschte 68 Jahre als Gottkönig von B’aakal, allein das macht ihn zu einem der bedeutendsten Mayaherrscher. Dennoch rührt seine Berühmtheit vor allem von seinem Grabmonument und seiner Gruft her. Er ließ sich den Tempel der Inschriften erbauen und darin die schönste Grabanlage in der Geschichte Altamerikas anlegen. Von dem Tempel auf der Spitze führt eine versteckte Treppe tief in die Pyramide hinunter. Hinter einer versiegelten Steintür offenbarte sich ein gewaltiger mit Texten und Skulpturen geschmückter Sarkophag, in einer mit Stuckreliefs verzierten Gruft. In dem Sarkophag befand sich der reich mit Jade ausgestattete Körper des einstigen Gottkönigs. Große Bewunderung verursachte die Jademaske des Toten. Das Grab war seit 1300 Jahren unberührt und völlig intakt. Das wahrscheinlich berühmteste Kunstwerk der alten Maya ist der Sarkophagdeckel Pakals. Er zeigt den Aufstieg des toten Herrschers von der Unterwelt in den Himmeln über den Weltenbaum, also die Gottwerdung Pakals: http://www.mexicoart.it/IMAGES/pacallap1.jpg

Eine Auswahl von Bildern aus der Gruft und des Jadeschmucks:

http://www.traveladdicts.connectfree.co.uk/Mexico/Palenque_pyramid.jpg
http://www.mesoweb.com/palenque/structures/TI/media/fig08_300w.jpg
http://mayaruins.com/palenque/jp_pacal2.jpg
http://www.civilization.ca/civil/maya/images/mmtomb9b.gif
http://www.civilization.ca/civil/maya/images/mmtomb4b.gif
http://archive.peacebike.org/Mayaart/photos/sarcophagus.jpg
http://images.forbes.com/images/2001/02/28/heist_pacal_235x365.jpg
http://www.ddbstock.com/jpegndx/palenque/palenque020.jpg

Pakal folgte sein ebenso berühmter Sohn Kan Balam II. auf den Thron (684-702). Unter diesem großen Baumeister erreichte Palenque den künstlerischen Höhepunkt. Er bekräftigte das Bündnis mit Tikal und unterstütze die Zerschlagung Calakmuls 695. Er hinterließ keinen Erben und sein Bruder K'an Joy Chitam II. folgte ihm nach. Unter ihm blühte Palenque weiter, doch wurde er 711 in einem Krieg gegen Tonina gefangen und geopfert. Die Macht Palenques wurde dadurch aber nicht bedroht, sondern Ahkal Mo' Naab' III. , ein Enkel Pakals, bestieg den Thron und setzte die Politik seiner Vorgänger erfolgreich fort. Palenques Goldenes Zeitalter erstreckt sich über 150 Jahre, doch endet es abrupt im Jahr 814, ohne ein Anzeichen weshalb. Auch Palenque wird im 9. Jahr. langsam verlassen und verfällt mit seinen wunderschönen Tempeln, Palästen und Aquädukten.

Mehr über Palenque:

http://mayaruins.com/palenque.html

http://www.latinamericanstudies.org/palenquephotos.htm
 
Fortsetzung

Copan


Die Stadt Copan liegt im äußersten Osten der Mayawelt und war dort die dominierende Großmacht. Sie ist bekannt für die hohe Qualität ihrer Kunstwerke, denn die dreidimensionalen Reliefstelen sind unübertroffen in Altamerika. Copan liegt in einem fruchtbaren Tal durch das der Fluss Copan fließt. Im Zentrum der Stadt liegt eine riesige Tempelterrasse welche, von Menschenhand geschaffen, über die Jahrhunderte immer größer wurde, indem man vorherige Tempel einfach immer wieder überbaute. Dies bildet die sogenannte Akropolis von Copan.

Der Dynastiegründer von Copan ist einer der prominentesten Mayakönige, sein Name war Yax Kuk Mo (426-437). Dieser Yax Kuk Mo war ein Einwanderer aus Tikal. Wir wissen dass er ein Adeliger war und mit großen Gefolge in das Gebiet von Copan eindrang. Es ist durchaus plausibel, dass dieser Adelige aus Tikal eng mit der Dynastie von Tikal verwandt gewesen ist, also die Könige von Copan eine Seitenlinie Tikals darstellen. Genau kann man das aber noch nicht sagen. Wie auch immer, Yax Kuk Mo vereinte einige kleine Reiche und gründete den Stadtstaat Copan, wobei eine politische Ausrichtung nach Tikal sehr wahrscheinlich ist. Die Stadt wuchs schnell und auch der Einfluss Copans im Osten war enorm. Die Stadt kontrollierte die Jademinen im westlichen Honduras und konnte so großen Reichtum erwerben. Keine andere Mayadynastie machte einen solch aufwendigen Wirbel um seinen ersten Gottkönig und Dynastiegründer. Heute wissen wir, dass der Ursprung der Akropolis ein Palast Yax Kuk Mos war. Um genauer zu sein, sein im Zentrum dieses Palastes befindliche Grab, welches 1998 unversehrt aufgefunden wurde. Hier ein Bildausschnitt von dem Schrein, in dem sich die Gruft von Yax Kuk Mo befindet: http://research.famsi.org/uploads/kerrfolio/1651/image/5243.jpg

Sein Nachfolger Popol Hol (um 437) baute dann den ersten Ahnentempel über dem Grab seines Vaters. Der zehnte Herrscher Mond Jaguar (553-578) erbaute den Rosalila-Tempel , welcher als das schönste und besterhaltene Bauwerk der Frühklassik gilt.

Als Verbündeter Tikals blieb Copan dennoch völlig unberührt von Calakmul nach dem Sturz Tikals im Jahr 562.

Der dreizehnte Gottkönig von Copan ist der berühmteste Herrscher dieser Stadt. Es war Waxaklajuun Ub’aah K’auil (18 Erscheinungen des Gottes Kauil, auch 18 Kaninchen genannt), er regierte recht lange von 695 bis 738 und gilt als der größte Bauherr in der Geschichte Copans. Seine Kunstwerke gehören zum feinsten was altamerikanische Kunst je hervorgebracht hat. Zwei Bilder von ihm:

http://www.pervan.de/u3/p24172.JPG
http://209.208.125.210/uploads/kerrfolio/hires/6682a.jpg

Unter vielem anderen baute er die Hieroglyphentreppe, eine Tempeltreppe welche die gesamte Dynastiegeschichte aufzeichnet. Er überbaute Rosalila und schuf einen neuen Ahnentempel. Dabei ließ er Rosalila nicht abreisen sonder rituell „bestatten“, wodurch der Tempel unversehrt und perfekt erhalten geblieben ist. Man muss sich das so vorstellen: http://www.ultimatejourney.com/HU.Copan.RenderingRoalila.JPG

Dabei gab er erneut Grabbeigaben in den Tempel, darunter geschnitzte Feuersteinfigurinen, die die neun Herren der Nacht symbolisieren und große Bewunderung in der Forschung und bei Kunstexperten finden: http://www.gilanet.com/amerabo/FlintsofCopan.htm

Politisch führte er Copan wohl wieder an die Seite der wiederaufblühenden Supermacht Tikal. Das sollte aber nicht sein tragisches Ende verhindern. 738 unternahm er einen Straffeldzug gegen seinen Vasallen in Quirigua. Es ging jedoch schief, er wurde gefangen und den Göttern geopfert, was eine große Demütigung für die Großmacht Copan bedeutete. 17 Jahre lang verstummten die Monumente der Stadt. Erst allmählich erholte man sich, um an vergangene Größe anzuschließen. Der letzte bedeutende König war Yax Pasach (763-810), er kam als Kind auf den Thron und war der 16. Herrscher in der Blutlinie des Gründers. Seine lange Herrschaft bedeutete eine letzte Blüte der Dynastie von Copan. Auch er erweiterte die Tempelterrasse noch mehrmals und war auch sonst sehr Schaffungswillig. Sehr bekannt ist der Altar Q der anlässlich der Einweihung des neuen Ahnentempels gesetzt wurde und alle Könige Copans zeigt.

Der letzte König hieß Ukit Took’ und wird nur 822 erwähnt, welches das letzte Datum Copans darstellt. Seine Reliefs bleiben mitten in der Arbeit unvollendet. Copan wird im Laufe des 9. Jahr. vollständig aufgegeben.


Mehr über Copan:

http://mayaruins.com/copan.html
 
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Fortsetzung

Yaxchilan


Die Großmacht Yaxchilan - am Fluss Usumacinta gelegen - ist bekannt für ihre prägnanten Türstürze. Diese weisen einzigartige Reliefszenen auf, welche kultische Handlungen und Geschichten der Königsdynastie aufzeichnen: http://209.208.125.210/uploads/kerrfolio/hires/2910.jpg .

Der erste König und Gründer der Dynastie war Yoaat B'alam I. (um 359). Yaxchilan war in seiner frühen Geschichte wahrscheinlich einst ein Vasall von Piedras Negras, konnte sich aber befreien und schließlich sogar seinen ehemaligen Herrn überflügeln, wobei ein ständiger Wechsel von Freund zu Feind zu bemerken ist. Die Gottkönige von Yaxchilan betrieben solange ihr Reich existierte, eine ständige Pendelpolitik zwischen den Supermächten. Sie verbündeten sich jeweils mit derjenigen von den zwei Mächten, die ihnen selbst am dienlichsten erschien. So findet man Yaxchilan ständig zwischen den Lagern Tikal und Calakmul hin und her wechseln. Diesen bedeutenden Stadtstaat auf seiner Seite zu haben, scheint sich also für die beiden Giganten der Mayawelt gelohnt zu haben.

Zu den strahlendsten Persönlichkeiten der Maya gehört König Itzamna B'alam II. = Schild Jaguar II. von Yaxchilan (681-742). Er sollte über 60 Jahre herrschen und an die 100 Jahre alt werden. Von diesem sehr streitsüchtigen Herrn kennen wir so viele Nebenfrauen, wie von keinem zweiten Mayakönig. Schild Jaguar war ein Alliierter Calakmuls und heiratete neben vielen anderen Frau Ik’ Schädel von Calakmul, deren Sohn er auch zum Erben erklärte.

Als der greise König 742 verstarb tat sich ein Problem auf. Die königliche Sippe und Teile des Adels waren nicht einverstanden, dass Frau Ik’ Schädels Sohn Vogel Jaguar IV. (752-768) den Thron erbte. Dieser hatte zahlreiche ältere Brüder und nachdem Calakmuls Macht untergegangen war, sah man keinen Nutzen in der Thronbesteigung eines Calakmul nahen Königs. Scheinbar stritt man sich 10 Jahre, bis Vogel Jaguar IV. dann doch 752 den Thron für sich einnehmen konnte. Denn obwohl er nur Sohn einer Nebenfrau war, hatte der Vater doch ihn als Kronprinzen eingesetzt. Diese Erbfolge sollte nicht zum Schaden Yaxchilans sein. Auch wenn sich Calakmul entgegen der Erwartung nie wieder erholte, blühte das Königreich weiter auf. Yaxchilan nährte sich einfach immer mehr Tikal an und verband sich schließlich in einem losen Bündnis mit ihr. Auch wenn sich Yaxchilan nie so recht mit Tikals Erzverbündeten Palenque anfreunden mochte, da diese Konkurrenten in der Westregion waren. König Vogel Jaguar expandierte erfolgreich nach Süden und schmückte seine terrassenartige Hauptstadt prächtig aus.

Seinen Nachfolgern gelang es schließlich sogar 808 Piedras Negras zu erobern, doch bricht damit - wieder einmal plötzlich - die Geschichte Yaxchilans ab. Archäologische Befunde zeigen, dass die Stadt zu Beginn des 9. Jahr. zerstört wurde und im Chaos versank.

Mehr über Yaxchilan:

http://mayaruins.com/yaxchilan.html


Auf eine andere Stätte sei noch hinzuweisen: Bonampak. Das Königreich Bonampak lag südlich von Yaxchilan und gehörte zu dessen Vasallen. Die dort aufgefundenen Wandmalereien sind die besterhaltenen aller Mayafundplätze. Früher waren alle Palastwände der Könige mit solchen Gemälden geschmückt, doch nur in Bonampak haben sie sich so schön erhalten. Sie zeigen König Chan Muwaan von Bonampak im Kampf. Daneben sind noch Abbildungen von rituellen Tänzen und Zeremonien des Hofstaates zu sehen. Besonders das Schlachtgetümmel ist in aller Grausamkeit dargestellt. Etwa die Gefangenen denen man die Fingernägel herausreißt und ihre schmerzverzerrten Gesichter. Man hat viel über die Maya gelernt, indem man nur diese farbenprächtigen Bilder bestaunte.

Ein paar gute Seiten über Bonampak:

http://www.ancientmexico.com/content/map/bonampak-mural.html
http://studentweb.tulane.edu/~dhixson/bonampak/bonampak.html
http://mayaruins.com/bonampak.html
 
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Uxmal - "neue Maya-Stadt" wird ausgegraben

Maya: Tempel von Uxul von deutsche Archäologen ausgegraben - SPIEGEL ONLINE
Die Tempel von Uxul: Unter Schlangengewalt

Lange war das Maya-Königreich Uxul verschollen, nun wird es von Archäologen freigelegt. Ein Deutscher leitet die Ausgrabung und berichtet von überraschenden Funden: den deutlichen Spuren einer hundertjährigen Fremdherrschaft.

Dienstag, 01.04.2014 – 00:00 Uhr
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Die Geschichte Uxuls lüften die Forscher von der Universität Bonn nun gemeinsam mit der mexikanischen Altertumsbehörde Inah, Spaten für Spaten, manchmal sogar Löffel für Löffel. 120 Kilometer entfernt vom letzten bewohnten Dorf liegt Uxul, an der Grenze zu Guatemala, etwa in der Mitte der Halbinsel Yucatán.

35 Kilometer nordöstlich erheben sich die Pyramiden von Calakmul. Die Maya-Metropole war einst mit mindestens 50.000 Einwohnern, Kolossalbauten und Hunderten Denkmälern die Supermacht des Tieflands. Ihr Emblem war der Kopf einer Schlange, Wappentier der Könige der "Kaan (Schlangen)"-Dynastie.


Erforschung der feindlichen Übernahme

Calakmuls Aufstieg begann im 6. Jahrhundert mit einem Krieg gegen den großen Tieflandkonkurrenten Tikal. Die ersten Siege konnten die Schlangenkrieger für sich verbuchen. Gestärkt eroberten sie lokale Königtümer und pressten ihnen Tribut ab. Zu den unterworfenen Stadtstaaten gehörte Uxul.

Die Erforschung der feindlichen Übernahme steht im Mittelpunkt der Grabungen: Wurde die Stadt nach der Eroberung umgebaut? Wuchs oder schrumpfte sie? Kamen Herrscher aus Calakmul auf den Thron - oder wurden Uxuls Könige zu Vasallen der Kaan?

Auf all diese Fragen gibt es jetzt vorläufige Antworten. Und es sind unverhoffte Funde aufgetaucht: das Vermächtnis eines Prinzen und ein Massengrab mit 24 Gewaltopfern. Außerdem zwei Wasserspeicher, die zeigen, welche Ingenieursleistung nötig war, um hier zu überleben.
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Über die Eingliederung von Uxul ins Reich von Calakmul geben auch Inschriften Auskunft. Insgesamt 18 Stelen, sieben Altäre und sechs Tafeln fanden die Forscher vor. Die meisten waren allerdings stark verwittert. Minutiös hat Grube alle Details mit Bleistift abgemalt. Ein mexikanischer Kollege ließ nachts, ohne das störende Streulicht der Sonne, die Monumente ausleuchten und schoss Fotos aus allen Perspektiven - zur späteren 3D-Ansicht am Computer.

Ergebnis der Detektivarbeit: Die Stelen mit den Bildern von Königen und deren Regierungsdaten stammen fast alle aus der Calakmul-Zeit, die ziemlich genau hundert Jahre andauerte. Eine der wenigen Inschriften aus älterer Zeit ist bezeichnenderweise von den neuen Herrschern übermeißelt wurden. Auf einem Denkmal ist auch eine Frau abgebildet, Fürstin Ajaw Ka'ahk. Sie war möglicherweise eine Prinzessin aus Calakmul.

Nur einen Herrschernamen konnte Grube entziffern: Muyal Chaak - "Wolkenregengott". Am 11. April 660 kam er auf den Thron. Seine Brust schmückt die für das Haus Kaan typische Muschel, auf dem Kopf prunkt ein mit Tabakblättern verzierter Jaguar. Zwei Stelen zeigen ihn beim rituellen Blutvergießen. Als hoher Gast beim Opferfest ist der große Yukno'm Ch'een vermerkt, der mächtigste aller Calakmul-Herrscher. "Muyal Chaak war also entweder ein willfähriger lokaler Herrscher, ein Marionettenkönig", sagt Grube, "oder selber Kaan-Abkömmling."

Der lokale Adel wurde aus Uxuls Zentrum verdrängt. Die örtlichen Könige hießen nicht mehr wie einst "kujul Ajaw", "göttlicher Herrscher", sondern nur noch "Ajaw". Das Attribut "göttlich" war alleiniges Privileg der Schlangenchefs in Calakmul.
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Eines der Spiele ist am 9. Februar 695 vermerkt. Die in eine Treppe eingelassene Tafel zeigt das letzte Porträt des Kaan-Königs Yukno'm Yich'aak K'ahk. Sechs Monate später verlor sein Heer vernichtend gegen Tikal. Es war die Niederlage, die den Abstieg von Calakmul, und damit auch von Uxul, einleitete.

War Prinz Yotoot Tihl ein letztes Mitglied der Kaan-Dynastie?

Im vierten Jahr der Grabungen, 2012, entdeckten die Archäologen bei der Freilegung des riesigen Palastgebäudes das Prinzengrab. Im Boden sahen sie Brüche in der Stuckschicht, Anzeichen dafür, dass er nachträglich aufgestemmt und wieder versiegelt worden war.

Beim weiteren Graben fanden sie eine Gruft mit dem Skelett eines 1,65 Meter großen Mannes, 20 bis 25 Jahre alt. Die Grabbeigaben enthüllten seine Identität: Der junge Mann war Prinz Yotoot Tihl: "Haus des Tapir". War er ein letztes Mitglied der Kaan-Dynastie? Bestattet wurde er irgendwann zwischen 711 und 730. Dass er nicht in direkter Thronfolge stand, erkennen die Forscher am Titel und an der Abwesenheit von Jadeketten als Schmuck.

Insgesamt waren dem Prinzen neun Keramiken mitgegeben worden. Neben einem Tabakgefäß waren vier davon Eliteware erster Güte, bemalt, beschriftet und modelliert. Einer der Becher zeigt, wie ein Adeliger mit dem Pinsel auf eine Hundenase zielt, auf einem anderen erscheint dem jungen Mann eine Visionsschlange. Der dritte Becher zeigt den Schöpfergott Itzamanaaj, aus dessen Stirn eine Art Tausendfüßler guckt.

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Der Niedergang des Königreichs kam kurz nach dem Tod von Prinz Yotoot Tihl, dem letzten der Kaan. Im Innenhof des Palastes wurden Projektile von Schleudern gefunden sowie Speerspitzen aus Feuerstein - Spuren eines Endkampfs? "Wir tippen auf einen Aufstand der lokalen Bevölkerung gegen die schwach gewordene Fremdherrschaft", erklärt Grube.

Die Leute von Uxul jedenfalls müssen die Besatzer aus Calakmul gehasst haben. So sind einige der Tafeln mit den ballspielenden Schlangenkönigen falsch herum in den Palasttreppen gefunden worden. Sie wurden im Nachhinein um 90 Grad gedreht.

Etwa um 800 hatte Uxul rund 95 Prozent seiner Bevölkerung verloren. "Nur 0,5 Prozent der gefundenen Keramik datiert nach diesem Jahr", sagt Grube.
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Zum präklassischen (AD 150/300) und klassischen Kollaps der Maya-Zivilisation:

Archaeologists shed new light on collapse of Mayan civilization
Zm Artikel:
High-precision radiocarbon dating of political collapse and dynastic origins at the Maya site of Ceibal, Guatemala

Abstrakt:
"The lowland Maya site of Ceibal, Guatemala, had a long history of occupation, spanning from the Middle Preclassic period through the Terminal Classic (1000 BC to AD 950). The Ceibal-Petexbatun Archaeological Project has been conducting archaeological investigations at this site since 2005 and has obtained 154 radiocarbon dates, which represent the largest collection of radiocarbon assays from a single Maya site. The Bayesian analysis of these dates, combined with a detailed study of ceramics, allowed us to develop a high-precision chronology for Ceibal. Through this chronology, we traced the trajectories of the Preclassic collapse around AD 150–300 and the Classic collapse around AD 800–950, revealing similar patterns in the two cases. Social instability started with the intensification of warfare around 75 BC and AD 735, respectively, followed by the fall of multiple centers across the Maya lowlands around AD 150 and 810. The population of Ceibal persisted for some time in both cases, but the center eventually experienced major decline around AD 300 and 900. Despite these similarities in their diachronic trajectories, the outcomes of these collapses were different, with the former associated with the development of dynasties centered on divine rulership and the latter leading to their downfalls. The Ceibal dynasty emerged during the period of low population after the Preclassic collapse, suggesting that this dynasty was placed under the influence from, or by the direct intervention of, an external power."
 
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