Die Okkupation Bosniens und der Herzegovina 1878

saracalex

Neues Mitglied
Hallo, habe mich lange Zeit nicht gemeldet, habe mich aber sehr oft auf dem Forum ueber viele sachen informiert.
Heute habe ich eine konkrete frage, und sie handelt ueber die Oestereich-Ungariche occupation von Bosnien und der Herzegovina im Jahre 1878. Ich habe schon sehr viel daruber gelesen und bin nicht interesiert an den Milliterischen operationen die dabei statgefunden haben. Mich interesiert die oefentliche Meinung der Ostereicher und der Ungarn zur dieser Zeit.
Die Occupation war auf der einer seite ein kostspieleges unternehmen fur die Doppelmonarchie und auf der anderen seite hat sei vieleicht das Anfang vom Ende der Monarche bedeutet. Was haben die einfachsten kreise in Wien und Pest zur zeit des Berliner Kongresses und danach ueber die neue situazion gedacht? Wollten sie daas Bosnien ein teil ihres Landes wird und wolten sie das Zwei milionen Bosniaken, Serben und Kroaten eines tages ihre landesgenosen werden?

Ich glaube das diese fragen fuhr den anfang reichen und freue mich schon auf die eventuele diskusion. Danke und grues aus Sarajevo.
 
Was haben die einfachsten kreise in Wien und Pest zur zeit des Berliner Kongresses und danach ueber die neue situazion gedacht? Wollten sie daas Bosnien ein teil ihres Landes wird und wolten sie das Zwei milionen Bosniaken, Serben und Kroaten eines tages ihre landesgenosen werden?.

Die innere Sichtweise in Öterrreich-Ungarn ist vermutlich weniger bedeutend als die machtpolitischen Ziele auf dem Balkan gewesen, die mit dem langsamen Verlust der Peripherie des Osmanischen Reiches auf dem Balkan einherging. Mit den Auflösungserscheinungen war die Machtfrage auf dem Balkan zwischen Ö-U und Rußland gestellt.

Wenn man auf die Bevölkerung schaut, sollte man bei den "Interessenten" die kroatische Nationalbewegung nicht übersehen:

Schödl, Günter: Kroatische Nationalpolitik und Jugoslavenstvo, 1990, Südosteuropäische Arbeiten 89

Die pankroatische Bewegung des 19. Jahrhunderts betrachtete nahezu die gesamte Bevölkerung des Balkans, mit Ausnahme Bulgariens und Griechenlands, als "integrierbar". Wenn man auf diesen Aspekt hin erweitert, dann ist nicht nur die öffentliche Meinung in Wien oder Ungarn bzgl. der Eingliederung dieser Gebiete in Nachfolge des Osmanischen Reiches interessant. Dabei darf auch nicht übersehen werden, dass die reine Kopfzahl Bedeutung für die Vertretung der Nationalitäten in Wien gewann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kaiser Franz Josef wollte sein Reich vergrößern. Nachdem er ja außenpolitisch nicht gerade sehr erfolgreich gewesen war,(innenpolitisch genau so wenig) bot sich hier eine Möglichkeit seine Erbländer zu erweitern.
Gerade bei den deutschnationalen Kreisen stieß die Aktion aber auf wenig Zustimmung. Noch mehr Slawen in der Monarchie hieß es da und bei den Ungarn hat man sicher ähnlich gedacht. Allgemein wurde auf die Slawen eher herabgeschaut. Grosse Freude hat die Deutsche und Ungarische Bevölkerung mit der Occupation also sicher nicht gehabt.
 
Bei den Vorgängen auf dem Balkan darf man nicht den Richtungswechsel Serbiens, der mit der Inthronisierung Petar I.Karadordevic, einsetzte. Serbien begann zu jener Zeit Anschluß an das Zarenreich und Frankreich zu suchen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Österreich-Ungarn eigentlich nicht das Bedürfnis gehabt, Bosnien und die Herzegowina formal zu annektieren.

1870 wollte man Serbien Bosnien üerlassen, und dafür entsprechend auf dem Sultan einwirken, damit es auf Seiten Österreichs in einem Krieg gegen Russland eintreten würde.

Das Problem aus Sicht Österreich-Ungarns in Sachen Annexion war, das es galt den serbischen Ambitionen entgegenzutreten und die Vorgänge in der Türkei.
 
Bei den Vorgängen auf dem Balkan darf man nicht den Richtungswechsel Serbiens, der mit der Inthronisierung Petar I.Karadordevic, einsetzte. Serbien begann zu jener Zeit Anschluß an das Zarenreich und Frankreich zu suchen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Österreich-Ungarn eigentlich nicht das Bedürfnis gehabt, Bosnien und die Herzegowina formal zu annektieren.

1870 wollte man Serbien Bosnien üerlassen, und dafür entsprechend auf dem Sultan einwirken, damit es auf Seiten Österreichs in einem Krieg gegen Russland eintreten würde.

Das Problem aus Sicht Österreich-Ungarns in Sachen Annexion war, das es galt den serbischen Ambitionen entgegenzutreten und die Vorgänge in der Türkei.

Hätte Österreich wirklich Bosnien Serbien überlassen wollen hätten sie 3 Jahrzehnte dazu Zeit gehabt.

Insgesammt wird der Machtwechsel etwas übertrieben der Mann hinter den Kriegen war wohl eher Pasic oder Geheimdienstchef Dragutinovic. Petar Karadjordjevic eher weniger.

Die russisch-serbischen Beziehungen reichen auch bis zum 1 serbischen Aufstand und es ist vorallem Russland zu verdanken das der 2 serbische Aufstand ein Erfog wurde.
 
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Hallo, habe mich lange Zeit nicht gemeldet, habe mich aber sehr oft auf dem Forum ueber viele sachen informiert.
Heute habe ich eine konkrete frage, und sie handelt ueber die Oestereich-Ungariche occupation von Bosnien und der Herzegovina im Jahre 1878. Ich habe schon sehr viel daruber gelesen und bin nicht interesiert an den Milliterischen operationen die dabei statgefunden haben. Mich interesiert die oefentliche Meinung der Ostereicher und der Ungarn zur dieser Zeit.
Die Occupation war auf der einer seite ein kostspieleges unternehmen fur die Doppelmonarchie und auf der anderen seite hat sei vieleicht das Anfang vom Ende der Monarche bedeutet. Was haben die einfachsten kreise in Wien und Pest zur zeit des Berliner Kongresses und danach ueber die neue situazion gedacht? Wollten sie daas Bosnien ein teil ihres Landes wird und wolten sie das Zwei milionen Bosniaken, Serben und Kroaten eines tages ihre landesgenosen werden?

Ich glaube das diese fragen fuhr den anfang reichen und freue mich schon auf die eventuele diskusion. Danke und grues aus Sarajevo.

Zu dieser Zeit ist der Begriff Bosniake noch nicht im gebrauch und wäre auch irreführend gewesen. Neben bosnischen Muslimen lebten auch eine große Zahl von Flüchtlingen aus dem Belgrader und Niser Sandzak im Land, die nach eigenen Selbstverständniss auch keine Bosnier waren. Eine bosnische Identität ist erst in Jugoslawien überhaupt feststellbar.

Bestes Beispiel die Familie Izetbegovic.

Serben und Kroaten gab es im Reich mehr als genug in teilweise kroatischen, serbischen oder gemischten Gebieten. Also das sehe ich als kleineres Problem an auch die bosnischen Kroaten und Serben zu integrieren.
 
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Zoki55 schrieb:
Hätte Österreich wirklich Bosnien Serbien überlassen wollen hätten sie 3 Jahrzehnte dazu Zeit gehabt.

Das Angebot ist im Kontext des heraufziehenden bzw. beginnenden deutsch-französischen Krieges zu sehen. Andrássy wollte die Situation nutzen und einen Krieg gegen das Zarenreich hebeiführen und hat in diesem Sinne entsprechende Sondierungen vornehmen lassen.

Spätestens ab 1878 sah das ganz anders aus.
 
Das Angebot ist im Kontext des heraufziehenden bzw. beginnenden deutsch-französischen Krieges zu sehen. Andrássy wollte die Situation nutzen und einen Krieg gegen das Zarenreich hebeiführen und hat in diesem Sinne entsprechende Sondierungen vornehmen lassen.

Spätestens ab 1878 sah das ganz anders aus.


Werd mich noch umfassender darüber informieren.

Was man noch sagen muss in Bosnien konnte Österreich nur falsch machen. Die interessen der muslimischen ehmaligen Oberschicht die sich nationale und religiöse Gefühle der restlichen muslimischen Bevölkerung zu nutzen wusste und die Interessen der christlichen Mehrheit standen in direkter Disposition zueinander. Unter den Muslimen Bosniens war das abfakeln Sarajewos durch Truppen Prinz Eugens noch präsent.

Die wichtigste Frage war natürlich die einer Landreform, die muslimischen Gutsherren konnten ihre Glaubensbrüder aufstacheln und man hätte Probleme gehabt. Wenn man es nicht macht (was man auch am Ende getan hat, eine Landreform kam erst im Königreich Jugoslawien zustande).

Die Schaffung einer Bosniakischen Identität ging auch in die Hose. Die Organisation dieses Unterfangens war schon anfänglich chaotisch was man darin sieht das der bosnische Gouverneur ein Buch geschrieben hat wo er von einer rein serbischen Herkunft der Bosnier ausgeht. Der musste später dann sogar sein eigenes Buch verbieten.:rofl:
 
Was man noch sagen muss in Bosnien konnte Österreich nur falsch machen. Die interessen der muslimischen ehmaligen Oberschicht die sich nationale und religiöse Gefühle der restlichen muslimischen Bevölkerung zu nutzen wusste und die Interessen der christlichen Mehrheit standen in direkter Disposition zueinander. Unter den Muslimen Bosniens war das abfakeln Sarajewos durch Truppen Prinz Eugens noch präsent.



Man korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber soweit ich weiss, sind die Truppen der Habsburger niemals bis nach Sarajevo vorgerückt. Markierte nicht Belgrad den weitesten Punkt der habsburgischen Ausdehnung auf dem Balkan? Und das auch nur von 1717 bis etwa 1739.
 
Sarajewo wurde 1697 von Prinz Eugen erfolgreich angegriffen, wobei die Stadt von seinen Männern arg in Mitleidenschaft gezogen wurde und ein großer Teil der Stadt niederbrannte. Unter habsburgische Herrschaft kam die Stadt aber weder durch den Frieden von Karlowitz noch durch den Frieden von Passarowitz.
 
Man korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber soweit ich weiss, sind die Truppen der Habsburger niemals bis nach Sarajevo vorgerückt. Markierte nicht Belgrad den weitesten Punkt der habsburgischen Ausdehnung auf dem Balkan? Und das auch nur von 1717 bis etwa 1739.

Ausläufer der österreichischen Armee (christliche Freischärler) sind fast bis nach Skopje gekommen wurden aber von einer Seuche die in Skopje damals grasierte vertrieben.
 
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Eines der Gründe warum sich die Situation so aufwiegelte. War schon damals die Unmöglichkeit alle religiösen Gruppen unter einem Hut zu bringen.

Das erste was sämtliche neuen Staaten in Südosteuropa machten, war die muslimischen Großgrundbesitzer zu enteignen (meistens nicht unbedingt friedlich), welchen es gelang Lehn des Sultans zu Privateigentum zu machen. Man kann sich vorstellen das es für die damalige mehrheitlich serbische Bevölkerung ein Unding war das dieses System von den Österreich Ungarn beibehalten wurde.
 
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