Die Perser während der Araberherrschaft

D

Dareios

Gast
hi, ich würde mal gerne wissen, wie sich die Perser verhalten haben nachdem die araber sie erobert haben. Also ich weiss dass das sassanidenReich unterging und die Araber ein wichtiges Land einnahmen. Aber wie ging es dann weiter? Ich selber bin Perser :D und so weit ich weiss wurde mein Volk nicht so gut von den Arabern behandelt. Ein Iranischer Geschichtsprofessor erzählte sogar dass die Araber das Wort Bellen als "pars" bezeichneten. naja zurück zur meiner frage:wie haben sich die Perser gegenüber ihren neuen herrschern u. des islams verhalten?

mfg milord
 
In einem Buch über Zarathrustra habe ich gelesen, das sogar noch 300 Jahre nach der Islamisierung des Iran Moslems von den Parsen mit Steinen beworfen wurden. In Samarkand sollen es damals sogar für Moslems lebensgefährlich gewesen sein, da es dort oft Aufstände gegen die Fremdherrscher gab.
Der Islam war lange Zeit eigentlich nur die Religion der "oberen Zehntausend" , der Durchschnittsperser bliebt seinem eigenem Propheten lange Zeit treu.
Ich glaube, Reste der Sassanidenherrscher versuchten einige Male die Araber wieder aus dem Iran zu vertreiben. Danach fand die Herrscherfamilie Asyl beim Nachbarn, damals war das China.
 
Werter Darayavahush:

Sie haben sich nützlich gemacht, und sind binnem kurzen kulturell und sozialpolitisch für den gesamten Islam prägend gewesen. Ein Gros der Islamisch „Arabischen“ Kultur ist in Wahrheit Persisch.

Das ganze wurde durch Innere Machtkämpfe unter den Arabern ermöglicht, dabei stützten sich die siegreichen Abbasiden wegen mangelndem Rückhalt unter den Arabern massiv auf Perser und Persische Truppen. In der Folge dessen wurde die islamische Kultur nachhaltig persisch geprägt, auch im arabischen Raum und der Staat und seine ganze Konstruktion an persischen Vorbildern ausgerichtet.

Eine Unterdrückung oder Schlechte Behandlung durch die Araber fand bei der Eroberung noch nicht statt, im Gegenteil war es ja gerade das Erfolgsrezept der frühen Muslime, daß sie die Eroberten im Verhältnis der Zeit sehr gut behandelten. Gerade deshalb brach das Sassanidenreich ja so schnell und nachhaltig zusammen, das einfache Persische Volk hatte die Tyrannei satt und die frühen Muslime waren die viel angenehmeren Herrscher.

Es ist z.b. ein Symptom für die gute islamische Herrschaft der Anfangszeit, daß die Zahl der Zoroastrier im Volk noch lange Zeit groß war. Die genannten Unruhen sind dagegen im Verhältnis zu anderen Gegenden deutlich geringer gewesen.

Außerdem waren damals die Perser noch nicht mehrheitlich Schiiten, das kam erst mit der Zeit, es gab damals unter den Arabern noch mehr Schiiten als heute, unter den Persern dafür deutlich mehr Sunniten als heute.

Unter Al Mansur wurde sogar das alte persische Hofzeremoniell eingeführt und die Verwaltung der alten Sassanidischen nachgebaut.

Der Gegensatz Araber zu Perser kam erst im Verlauf der Zeit, im frühen Islam war der Volksmäßige Gegensatz viel weniger bedeutsam. Die Feinschaft zwischen Arabern und Persern kam erst später auf. Dies ist eine folge der zunehmenden Teilung des Islam, und der zunehmenden und dann ausschließlichen Orientierung der Perser hin zum Schiitentum.

Ferner mag auch der Mongolensturm und das Ilkhanat damit zu tun haben.

Eine Empfehlenswerte Seite :

http://www.iranchamber.com/history/islamic_conquest/islamic_conquest.php

http://www.iranchamber.com/history/historic_periods.php

http://www.iranchamber.com/index.php
 
Dareios schrieb:
... zurück zur meiner frage:wie haben sich die Perser gegenüber ihren neuen herrschern u. des islams verhalten?

An dieser Stelle erst einmal stichpunktartig und vereinfacht einige Fakten, wobei ich ein wenig zeitlich zurückgreifen muß:

Das Reich der Perser hatte seine Glanzzeit längst hinter sich: es gab zum einen keine Herrscherkontinuität mehr, sondern Hofcliquen und Militär brachten Herrscher an die Macht und setzten sie kurze Zeit später wieder ab ("mit Gift und Dolch", wie es oftmals heißt). Militärisch gab es zudem keinen geordneten Verband mehr, sondern gegeneinander rivalisierende und auch gegeneinander kämpfende Heeresteile.
Als Umar Ibn Al-Chattab (der 2. Khalifa) mit seinem regulären ins Perserreich vorstieß, brach der Widerstand recht schnell zusammen. Zudem hatte der persische König Jesgerd III. den arabischen Vorstoß anfangs auch gar nicht ernst genommen.
Bei Nekawend werden die Perser 642 dann schließlich endgültig geschlagen, und die Araber zerschlagen das Reich - wiewohl sie noch bis 651 brauchen, um das gesamte Gebiet bis zum Fluß Oxus (Amudarja) zu besetzen.
Die Bekehrung zum Islam freilich erfolgte erst nach den Ereignissen des Bürgerkrieges zwischen dem Umayyaden Khalifen Jazid und dem Enkel des Propheten, Hussain, und der nach der Schlacht von Kerbela (10.10. 680) entstandenen Spaltung des Islams in Sunniten und Schiiten.
Den Schiiten gelingt es, ganz Persien für ihre Ausprägung des Islam zu gewinnen.
Bereits 749, als Abu'l Abbas die Umayyaden stürzt und selbst Khalif wird (und damit die Herrschaft der Abbasiden begründet), scharten sich schiitische Perser um sein Banner...

Nachtrag @Quintus Fabius: Stimme Deinen Punkten zu; dies soll den Sachverhalt lediglich ergänzen... :fs:

EDIT: Literatur Martin Robbe "Welt des Islam"
 
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Ich danke euch für eure Informativen Antworten, nun bin ich wohl aufgeklärt, doch das was ich zum bellen gesagt habe stimmt wirklich. Doch wie es nun der Anschein ist, geschah das wohl erst später. Trotzdem danke
 
Also der Laut /p/ existiert im Arabischen nicht. Ich hab trotzdem mal unter bellen nachgeschaut. Ich erwarte zwar nicht, dass alle Synonyme für 'bellen' in meinem kleinen Langenscheidt stehen (und v.a. ist dieser Verlag sprachlich nicht das Maß aller Dinge) aber hier ist unter 'bellen' nur nabaħa aufgeführt. Also ich kann noch nicht ganz daran glauben.
 
Ich habe mal ein paar Links gesammelt die einen Eindruck von der islamischen Invasion des Iran vermitteln:

über den letzten persichen Kaiser:

http://de.wikipedia.org/wiki/Yazdegerd_III.#Einfall_der_Araber

über die Entscheidungsschlacht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Kadesia

Hätte der Iran damals gewonnen, wäre der Islam wahrscheinlich nur eine kleine Beduinensekte geblieben.

und über den Rückeroberungsversuch der Iraner:

http://de.wikipedia.org/wiki/Peroz_von_Persien


etwa eine Generation vorher sah die politische Landkarte so aus:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/01/Justinian_Byzanz.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja , die Iraner bezeichnen bellen als "Pars sadan" , wobei das sadan das Hilfsverb wohl ist. De facto muss es dann nur "pars" heissen. Aber dass es die Arabischen Fremdherrscher den Persern das Wort beibrachten, da bin ich mir nicht so sicher.:confused:
 
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