Die Römer in Japan?

Dieses Thema im Forum "Das Römische Reich" wurde erstellt von Leon_, 23. Juni 2012.

  1. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Nun ja, bei direktem Seehandel entfallen die Zwischenhändler, die auch mitverdienen wollen. Man hat im Spätmittelalter nach einem Seeweg nach Indien gesucht, also warum nicht auch in der Antike? Zumal man in der Antike nicht Afrika umrunden musste, sondern von Ägypten lossegeln konnte. Bei wertvollen Luxusgütern, bei denen man also große Werte pro Schiff unterbringen konnte, wird sich der Seehandel schon rentiert haben.
    Insbesondere Muziris in Südindien soll ein wichtiger Umschlagplatz gewesen sein. Man hat dort viele römische Keramiken und Münzen gefunden, und es gibt Hinweise, dass dort überhaupt eine feste römische Handelsniederlassung bestand.
    Für Direktkontakte spricht auch eine Legende: Der Apostel Thomas soll per Schiff nach Indien gereist sein und dort missioniert haben. Ob diese Überlieferung nun stimmen mag oder nicht - da Thomas nicht als großer Entdeckungsreisender geschildert wird, waren damals Schiffsreisen nach Indien offenbar nicht so ungewöhnlich.

    In Oc Eo im Bereich der Mekong-Mündung wurden einige hundert Münzen des Antoninus Pius und des Marcus Aurelius entdeckt.

    Nicht unbedingt, da der römische Händler ohnehin viel mehr vom parthischen Händler kaufte als umgekehrt.

    Allerdings wurde das römische Geld nicht unbedingt einfach weiterverwendet: Im Kushan-Reich wurden anscheinend römische Goldmünzen, die als Bezahlung für indische Waren ins Land gelangt waren, zu eigenen Goldmünzen umgeprägt. Im südlicheren Indien hingegen blieben die ins Land gelangten römischen Münzen im Umlauf, wobei allerdings häufig das auf den Münzen enthaltene Porträt des römischen Kaisers zerstört wurde.
     
  2. hjwien

    hjwien Aktives Mitglied

    Gab es denn wirklich nichts, was auch ostwärts über die Seidenstraße oder südwärts über die Weihrauchstraße ging? Wie siehts denn mit vergänglichen Waren aus, die sich archäologisch nicht nachweisen lassen: Sklaven, Lebensmittel, Öl, Tiere, vielleicht auch Stoffe?

    Das mit Muziris muß ich mir mal bei Gelegenheit (puh, wann hab ich die???) näher anschauen.
     
  3. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Doch, natürlich. Man hat auch in Xinjiang, dem Gebiet der Uiguren, also im Westen des heutigen China, der zur Zeit der Han-Dynastie (von einzelnen Stützpunkten abgesehen) allerdings noch nicht zu China gehörte, römische Münzen gefunden. Auch römische Glaswaren waren in China gefragt.
     
  4. Ravenik

    Ravenik Aktives Mitglied

    Chinesische Produkte wurden aber auch an der Mündung des Indus eingeschifft (Kap. 39 des Periplus). Ich vermute mal, sie werden zuerst auf der Seidenstraße nach Zentralasien transportiert worden sein und von dort nach Süden zum Indus.

    In Kap. 26 des Periplus ist übrigens ausdrücklich davon die Rede, dass früher Eudaimon Arabia (Aden) als Umschlagplatz für den Handel zwischen Ägypten und Indien diente, indem die Ägypter und die Inder jeweils nur bis hierhin fuhren, jetzt aber die Inder selbst nach Ägypten fahren und umgekehrt.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Juni 2012
  5. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Eine kurze Zusammenfassung, die auch die behaupteten Routen und Plätze im Periplus wiedergibt, daneben Kommentierungen zu dem ägyptischen "Abrechnungspapier" enthält:


    Michael E. Paranac: Vision, Folly and Balance: Imperial Approaches to Commerce and War in the Roman Near East, 27 BCE – 180 CE
    Senior Thesis 2010, Columbia University.
    http://history.columbia.edu/undergraduate/theses/Paranac_thesis.pdf
     
  6. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

  7. Carolus

    Carolus Aktives Mitglied

    Danke für den Hinweis.:winke:

    Ich habe noch ein wenig gegoogelt:

    Die Burg in Japan, in der die vier römischen Kupfermünzen gefunden worden sind, stammt aus dem 12. bis 13. Jhdt. und später war die Gegend ein bedeutender Handelsposten für den Handel mit China und anderen Ländern in Südostasien:

    Japanese first as ancient Roman coins found in Okinawa ruins?The Asahi Shimbun

    Zur Coin-Drift:

    Die Münzen dürften also schon knappe 1.000 Jahre gebraucht haben, bis sie nach Japan gekommen sind. (Bei einer Entfernung Rom - Okinawa von 10.000 km Luftlinie, wäre sie durchschnittlich 10 km pro Jahr gewandert.:grübel:) Erstaunlich, dass die Münzen nicht recycelt worden sind. Andererseits mag man sich fragen, wie viel römisches Kupfer den Weg nach Asien gefunden haben mag.
     
  8. steffen04

    steffen04 Gesperrt

    Auch nicht unwichtig: Die Burg liegt auf Okinawa. Okinawa ist erst seit 1879 ein Teil von Japan. Über lange Zeit war Okinawa gleichzeitig Japan und China (wem auch immer genau) tributpflichtig und ein wichtiger Handelsplatz für den Austausch zwischen den zwei Ländern.

    Der Spiegel Titel ""Römische Münzen in Japan" führt m.E. ein bischen in die Irre.
     
  9. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

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