die Rolle der Religion im Balkankonflikt Bosnien

hyokkose schrieb:
Natürlich ist Bush Amerikaner, was denn sonst?

Vielleicht Engländer, weil sein Name angelsächsisch ist?

Aber das Volk "Engländer" gibt es ja auch nicht, weil die Wurzeln der Angelsachsen in Dänemark und Schleswig-Holstein liegen.

Und so weiter...

natürlich ist er amerikaner, er hat ja auch sicher einen amerikanischen pass:) (so wie schwarzenegger)!

Schini schrieb:
Ersteres kann man zwar durchaus diskutieren, aber die anschließende Aussage ist nun wirklich keine Unterstützung für deine These...

richtig ich habe schwachsinn geschrieben, sorry
 
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Merowig schrieb:
Siehe die Aeusserungen von Izetbegovic (die zwar deutlich aelteren Ursprungs sind - damals war er knapp ueber 20)- er hat sich aber nie davon wirklich distanziert.

Welche meinst Du jetzt konkret. Ein Zitat wäre nett. Ich habe nämlich keine Lust mich durch die Gesammelten Werke durchzuwühlen.

Und auch was wirklich ablief... Man hatte vermehrt einen muslimischen Nationalismus und keinen multikulturellen Nationalismus artikuliert, in der Schule hob man die Pluspunkte der Osmanherrschaft hervor (die bis glaub 1905 bestand), bosnische Sprache wurde als eine vom serbokroatische verschiedene propagiert und es wurden tuerkische/arabische Woerter mitaufgenommen (aehnliche Entwicklung bezueglich der SPrache gabs auch auf kroatischer/serbischer Seite), Radiosendungen mit serbischer Musik wurden von Politikern als Musik des Feindes bezeichnet, Muslime wurden bei Anstellung und Befoerderung bevorzugt, und die bosnische Armee wurde islamisiert - 1995 stellten Muslime 90% der Mannschaften.

Was willst Du damit sagen? Was du beschreibst, ist die Entstehung eines bosnisch-muslimischen Nationalismuses während des Krieges. Daraus Schlüsse auf die Ursachen des Krieges zu ziehen, ist schwierig. 1992 gab es eine gutorganisierte serbische und kroatische Minderheit, die sich gegen Staat und Regierung stellte, in der Muslime in führenden Rollen beteiligt waren. Die Aufteilung des Landes und die "ethnischen Säuberungen" waren nicht das Ziel dieser Regierung, die vielmehr die Einheit des Landes anstrebte.


Belgrad muss es ja wissen! :autsch:

Richard Hoolbrooke

Clintons Rüpeldiplomaten hat ja einiges zustande gebracht durch seine Art, jedem auf den Wecker zu fallen, aber die Ansichten jemandes über die Ereignisse, an denen er maßgeblich beteiligt war, könnten vielleicht ein kleinwenig subjektiv beeinflußt sein, oder.
 
Merowig schrieb:
Die Serben in Bosnien fuehlen sich nicht als Bosnier sondern als Serben, aehnlich bei den Kroaten...
Ich koennte noch einiges jetzt hierzu (und zu Dayton) sagen nur dann heisst es wieder - Tagespolitik.....

Das ist bei meisten in der tat so, wobei bei den bosnischen Kroaten eher das in der Herzegowina der Fall ist.
Hab ma ein Interview mit Holbrooke gelesen, er meine zwar das die eckpfeiler des Dayton-Abkommen richtig seien, aber die Umsetzung sei doch anders verlaufen, als man sich das vorgestellt habe.
Über die Aufteilung kann man ich streiten, aber denke das die serbische Seite recht gut davongekommen sind, mit den 49%, was aus der bosnischen Sicht recht unakzetabel war.
Es gibt da in der Tat punkte, die nicht ganz erfüllt sind in dem Abkommen, so sind da nicht alle flüchtlinge zurückgekehrt, weil sich das recht schwierig gestaltet.
So komme ich in der tat zum entschluss, das es recht schwierig ist. Fälle wo bosnische Serben kein Fahneneid geleistet haben, sind ja nicht grad wenig gewesen.
 
Die Kriegsparteien haben unterschiedlidche Gründe angeführt. So behaupteten die Serben, sie würden das christliche Europa gegen den Islam verteidigen, während die bosnischen Muslime vorgaben für ein multiethnisches Bosnien zu kämpfen, sahen sich die Kroaten als Verteidiger der westlichen Zivilisation.

Alles Unsinn.


Wenn es jemanden gab, für den Religion mehr als nur ein Lippenbekenntnis war, dann Izetbegovic. Er war Islamist und träumte von einem panislamischen Großreich. Das heißt aber nicht, dass die bosnischen Muslime die fundamentalistischen Ansichten ihres Präsidenten teilten.

Albatros schrieb:
Das ist so nicht ganz richtig. Die Regierung der Republik Bosnien-Herzegowina hat immer betont, dass sie alle Volksgruppen (auch Roma, Juden, Deutsche, etc.) als gleichwertige Staatsbürger ansah. Man sollte hier nicht den Fehler machen, genau auf die nationalistische Argumentation hereinzufallen, die eben besagt: Katholik = Kroate etc. Die Vereinnahmung der Religion durch die Politik ging dabei nicht ohne Widerstand ab. Der katholische Bischof von Banja Luka (Republika Srbska) hat, trotz wiederholter Aufforderung durch serbische Nationalisten, dort ausgeharrt. Genauso gab es auf bosnischer Seite regelmäßige Gottesdienste aller Konfessionen (z.B. in der orthodoxen Kathedrale von Tuzla oder der katholischen in Sarajevo).
Aus diesen billigen Propagandatricks edle Motive abzuleiten, halte ich für sehr naiv. Selbst Izetbegovic soll gesagt haben,

"das multinationale Zusammenleben ist eine nette Sache, aber, das darf ich doch ganz offen sagen, es ist doch eine Lüge. Ein Soldat stirbt nicht für ein multinationales Zusammenleben, sondern verteidigt sein eigenes Volk."

Albatros schrieb:
Die Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte ist es, den Menschen auf dem Balkan den Unterschied zwischen Staatszugehörigkeit, Ethnizität und Religion deutlich zu machen.
:still:


El Quijote schrieb:
Ich bin anderer Meinung. In Bosnien haben Islamisten gekämpft, die aus Pakistan oder dem Großraum Arabien dorthin gezogen sind. Aus der Türkei gab es Polemiken gegen Europa, weil die Europäer nicht genug für die bosnischen Muslime taten. Im Übrigen haben auch damals schon "muslimische" (eigentlich wäre der Begriff islamistisch hier richtig gewählt) "Hilfsorganisationen" in D. Geld für "humanitäre Zwecke" gesammelt, was aber bedeutete, Waffen für Bosnien.

Dazu gibt es eine lustige Geschichte. Die Spiegel-Korespondentin Renate Flottau (oder so ähnlich) wartete im Präsidentenpalast auf ein interview mit Izetbegovic als ein großer, bärtiger Mann auf sie zukam. Er erzählte ihr stolz, dass er und seine Kämpfer am bosnischen "Befreiungskampf" teilnehmen und als Dank dafür den bosnischen Paß erhalten hat. Sein Name war Bin Laden. :D
 
Sascha Maletic schrieb:
Aus diesen billigen Propagandatricks edle Motive abzuleiten, halte ich für sehr naiv.

Für naiv halte ich, unreflektiert Propaganda weiterzuverbreiten und dazu nicht einmal auf eine Quelle zu verweisen!

Momentan mögen die Waffen am Balkan schweigen, aber der Informationskrieg tobt heftig weiter.
 
Albatros schrieb:
Für naiv halte ich, unreflektiert Propaganda weiterzuverbreiten und dazu nicht einmal auf eine Quelle zu verweisen!

Momentan mögen die Waffen am Balkan schweigen, aber der Informationskrieg tobt heftig weiter.
Mit Informationskrieg hast du ins schwarze getroffen. Aber überlass das nächste mal das Experten wie James Harf. http://www.falky.de/AkgB/M1.html

Zu mehr werde ich mich nicht äußern, es sei denn, es hat etwas mit dem Thema Religion zu tun. Sonst wird der Strang geschlossen.
 
Sascha Maletic schrieb:
Mit Informationskrieg hast du ins schwarze getroffen. Aber überlass das nächste mal das Experten wie James Harf. http://www.falky.de/AkgB/M1.html

Tut mir leid, aber ICH bin Experte genug, das zu beurteilen. Nicht nur habe ich den ganzen Quatsch studiert, sondern war auch lange genug vor Ort, um mir eine eigene Meinung zu den Dingen zu bilden.

Und aus irgendwelchen irrationalen und emotional völlig übertriebenen Gründen habe ich etwas gegen Leute, die mit schwerer Artillerie nach mir schießen!
 
Dr.Seltsam schrieb:
Über die Aufteilung kann man ich streiten, aber denke das die serbische Seite recht gut davongekommen sind, mit den 49%, was aus der bosnischen Sicht recht unakzetabel war.

Ich finde die Aufteilung gar nicht so schlecht den immer hin leben in der serbischen Seite Bosniens (der Republika Srpska) ca.90% Serben. Wenn man bedenkt dass die Serben über 70% von Bosnien vor Dayton hatten, können die "Föderianer" sehr froh sein das es jetzt "nur" 49% sind.

 
maricka schrieb:
Ich finde die Aufteilung gar nicht so schlecht den immer hin leben in der serbischen Seite Bosniens (der Republika Srpska) ca.90% Serben. Wenn man bedenkt dass die Serben über 70% von Bosnien vor Dayton hatten, können die "Föderianer" sehr froh sein das es jetzt "nur" 49% sind.
ich kann dieser rechnung wiederum nicht ganz folgen. zwar leben meinetwegen 90% orthodoxe im serbischen teil BiHs, aber gesamt gesehen stellen mit 40% die muslime den großteil der föderation.

http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnien_und_Herzegowina#Bev.C3.B6lkerung

und ob man die 70%, die aufgrund eroberungen zusammen gekommen sind, als grundlage nehmen kann ist zu bezweifeln.
 
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arch-angelsk schrieb:
ich kann dieser rechnung wiederum nicht ganz folgen. zwar leben meinetwegen 90% orthodoxe im serbischen teil BiHs, aber gesamt gesehen stellen mit 40% die muslime den großteil der föderation.

richtig in ganz Bosnien Herzegowina leben 40% Muslime und nehmen damit den Großteil der Bevölkerung in Bosnien Herzegowina ein aber im serbischen Teil Bosnien Herzegowinas der Republika Srpska leben 90% orthodoxe (SERBEN). Also stellen die Serben eine überwältigende Mehrheit in der Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina dar. In ganz Bosnien Herzegowina gibt es ca. 35% Serben (orthodoxe). Zusammengefasst. Ganz BiH 1.Platz MOSLEMS, 2.Platz SERBEN, 3.Platz KATHOLIKEN (Kroaten). In der Bosnischen Teilrepublik die Repulika Srpska 1.Platz SERBEN (mit rund 90%).
 
Zuletzt bearbeitet:
arch-angelsk schrieb:
und ob man die 70%, die aufgrund eroberungen zusammen gekommen sind, als grundlage nehmen kann ist zu bezweifeln.

wieso nicht? letztlich tat man es aber nicht und so wie es jetzt aufgeteilt ist finde ich am besten. In der Serbischen Republik stellen die Serben die Absolute Mehrheit dar und in der Muslimisch Kroatischen Föderation die Muslime und Kroaten!
 
eben. ergo hätten sie rein rechnerisch in dayton eigentlich nur 35% des staatsgebietes bekommen dürfen. obwohl ich generell zweifel hege, ob man so etwas überhaupt als grundlage nehmen darf.
genauso hege ich zweifel wie begründet diese moderne art aufgrund der religion die volkszugehörigkeit zu bestimmen ist.
möge das heute in den nachfolgestaaten jugoslawiens gängiges prinzip sein, jedoch sollte in einer diskussion nicht außer acht gelassen werden, dass diese einteilung nicht immer so war.
z.b. als was bezeichnen sich etwa die muslime im sandzak/novi pazar?
 
arch-angelsk schrieb:
eben. ergo hätten sie rein rechnerisch in dayton eigentlich nur 35% des staatsgebietes bekommen dürfen. obwohl ich generell zweifel hege, ob man so etwas überhaupt als grundlage nehmen darf.
genauso hege ich zweifel wie begründet diese moderne art aufgrund der religion die volkszugehörigkeit zu bestimmen ist.
möge das heute in den nachfolgestaaten jugoslawiens gängiges prinzip sein, jedoch sollte in einer diskussion nicht außer acht gelassen werden, dass diese einteilung nicht immer so war.
z.b. als was bezeichnen sich etwa die muslime im sandzak/novi pazar?

deswegen werden auch die Einteilungen militärisch gelöst. der Stärkere gewinnt und die Sache hat sich. der Mensch macht das so seit es ihn gibt.
 
maricka schrieb:
aber im serbischen Teil Bosnien Herzegowinas der Republika Srpska leben 90% orthodoxe (SERBEN). Also stellen die Serben eine überwältigende Mehrheit in der Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina dar. In ganz Bosnien Herzegowina gibt es ca. 35% Serben (orthodoxe).

Heute mag das so sein, aber wie war die Verteilung 1991? Und der Stärkere war immer noch die NATO

Jagdbomber schlagen schwere Artillerie ...
 
Albatros schrieb:
Welche meinst Du jetzt konkret. Ein Zitat wäre nett. Ich habe nämlich keine Lust mich durch die Gesammelten Werke durchzuwühlen.
Ein Zitat von Izetbegovic findest du in meinem ersten Post hier im Thread.


Was willst Du damit sagen? Was du beschreibst, ist die Entstehung eines bosnisch-muslimischen Nationalismuses während des Krieges. Daraus Schlüsse auf die Ursachen des Krieges zu ziehen, ist schwierig. 1992 gab es eine gutorganisierte serbische und kroatische Minderheit, die sich gegen Staat und Regierung stellte, in der Muslime in führenden Rollen beteiligt waren. Die Aufteilung des Landes und die "ethnischen Säuberungen" waren nicht das Ziel dieser Regierung, die vielmehr die Einheit des Landes anstrebte.
Ich will damit aussagen das sich die bosnische Regierung sich gerne oeffentlich als Verfechter eines multikulturellen Staates ausgab - tatsaechliche Poltik und Interessenlage aber eine andere war...
Das eine Aufteilung Bosniens nicht im Interesse der Muslime war/ist ist mir vollends bewusst. Ethnische Saeuberungen wurden aber meines Wissens auch betrieben von bosnischer Seite betrieben.
Fakt ist das die Serben auf europaeischen Boden die schlimmsten Verbrechen seit Ende des zweiten Weltkriegs vebrochen haben. Unschuldslaemmer waren aber die Kroaten und Bosnier auch nicht - es gelang ihnen, vor allem den Bosniern, aber mit Erfolg sich hauptsaechlich als Opfer darzustellen in der Oeffentlichkeit. Dies soll nicht als Relativierung der serbischen Verbrechen missverstanden werden. Nur Dreck am Stecken hat da unten jeder. Manche mehr manche weniger.


Clintons Rüpeldiplomaten hat ja einiges zustande gebracht durch seine Art, jedem auf den Wecker zu fallen, aber die Ansichten jemandes über die Ereignisse, an denen er maßgeblich beteiligt war, könnten vielleicht ein kleinwenig subjektiv beeinflußt sein, oder.
Es ist nicht alles was Gold glaenzt, und nicht jeder der sich in der Oeffentlichkeit sich gerne als moderat, liberal ausgibt ist es dann auch...
 
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