Die Rolle Goebbels

Balduin

Gesperrt
Guten Mittag,

gerade eben habe ich den Artikel von ursi gelesen, dass die Presse nicht an den Erfolg Hitlers glaubte.
Aber dieser Erfolg wäre doch unmöglich gewesen, wäre da nicht der Propagandaminister Goebbels gewesen. Kann man das so pauschal sagen ?

Dass Goebbels diese Wahlkampfoffensiven ein ums andere mal plante und auch umsetze ist ja bewießen, ohne sein zutun wäre Hitler nie so bekannt geworden. Es wurde ja extra ein Flugzeug gechartert, eine Neuheit in dieser Zeit. Goebbels selbst war ein Meister der Rhetorik und konnte die Stimmung anheizen, er selbst war verwundert, wie leicht man die Bevölkerung beeinflussen/manipulieren könne.

Doch er war sich auch im klaren, was das NS-Regime für ihn bedeuten würde, nämlich der Untergang... Der Tod würde auf sie warten.

Wie beurteilt ihr die Rolle von Goebbels ?

Lg
Balduin
 
Doch er war sich auch im klaren, was das NS-Regime für ihn bedeuten würde, nämlich der Untergang... Der Tod würde auf sie warten.
Vielleicht nach 1943, vorher wohl kaum, jedenfalls ist mir nichts dergleichen für 1933 bekannt. Nach Stalingrad schwieg Hitler in der Öffentlichkeit - Goebbels und Göring traten an, beide wohl den unabwendbaren Untergang vor Augen.


Goebbels war 1930/33 ein Rad im System für die Machtübernahme, Reichspropagandaleiter und Leitfigur in den Wahlschlachten in Berlin. Auch Göring ist in diesen Tagen wichtig für die NSDAP gewesen; er vermittelte den Hindenburg-Hitler-Kontakt, er stellte die Kontakte zu Geldgebern in der Industrie her, er lötete die außen- und innenpolitischen Drähte.
 
Goebbels war ein begnadeter Populist und Demagoge. Er war es, der im "roten Berlin" der NSDAP, die dort vorher ein Schattendasein führte Geltung verschaffte und sie zu einem Faktor im politischen Kampf machte. Er ging dabei sehr offensiv vor, provozierte Saalschlachten und machte als Gauleiter von Berlin von sich reden. Sein Reichsprogandaministerium spielte eine wichtige Rolle als Medium für die Kultur- und Rassepolitik des Dritten Reichs. Zugleich war Goebbels sozusagen mit der "First Lady des Dritten Reichs" verheiratet und schreckte nicht davor zurück, seine eigene Familie als Vorzeigeobjekt zu instrumentalisieren und etwa die eigenen Kinder als Vorbild in einem Werbefilm für Euthanasie zu missbrauchen. Goebbels trat groß in Erscheinung anlässlich der Ermordung des Legationsrates Ernst von Raths durch Herschel Grünspan und der Inszenierung der Novemberpogrome 1938 als "Volksaufstand gegen "die Juden".


Doch Goebbels große Stunde schlug eigentlich erst, als Hitler sich nach dem Unternehmen Barbarossa immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückzog. Beim Überfall auf die Sowjetunion durfte er sozusagen nachträglich den Krieg gegen den Bolschewismus und das "Untermenschentum" erklären. Als dann die Siege immer mehr und mehr ausblieben, wurde Goebbels als Einpeitscher und Chefideologe immer wichtiger. Er verfügte mit seinem Ministerium und seinem Einfluss auf die Medien zweifellos über ungeheuren Einfluss, doch fehlte ihm eine solide politische Hausmacht, wie sie Göring mit der Luftwaffe und seinen wirtschaftlichen Kontakten oder Himmler mit seiner SS samt dem ganzen Polizeiapparat besaßen. Göring und Himmler hätten auch ohne Hitler leben können, während Goebbels, Bormann oder Ribbentrop ohne ihren Einfluss auf Hitler eigentlich gar nicht waren.
 
Vielleicht nach 1943, vorher wohl kaum, jedenfalls ist mir nichts dergleichen für 1933 bekannt. Nach Stalingrad schwieg Hitler in der Öffentlichkeit - Goebbels und Göring traten an, beide wohl den unabwendbaren Untergang vor Augen.

„Das neue Reich ist erstanden … Wir sind am Ziel. Die deutsche Revolution beginnt.“ Er sagte allerdings auch „Hier wird man uns nur als Leichen wieder heraustragen“.

Zitat von Goebbels zum Wahlerfolg der NSDAP

Ihr sagt alle, dass Goebbels "Durchbruch" erst Ende des 3. Reiches hin stattfand, er wurde ja dementsprechend letzter Reichskanzler des 3. Reiches

Doch spielte Goebbels keine große Rolle in der Propaganda ? Ich hatte ihn immer als "Strippenzieher" im Gedächtnis, ohne diese groß angelegte Propaganda wären die Nazis doch nie an die Mach gekommen. Mit seiner hervorragenden Bindung konnte er doch im NS-Kader auftrumpfen ? Nicht umsonst wurde bei Bekanntmachungen immer sehr auf Herrn Dr. Goebbels betont, was natürlich auch er selber wollte.

Mann kann nun natürlich in eine neue Diskussion fallen, inwieweit die Propaganda den Weg für den Nationalsozialismus ebnete, wie stark er für die Katastrophe verantwortlich ist.


Lg
Balduin

P.S. Wisst ihr Gründe wieso Goebbels und nicht Göring zum Reichskanzler nach dem Tod Hitlers von Hitler ernannt wurde ?
 
P.S. Wisst ihr Gründe wieso Goebbels und nicht Göring zum Reichskanzler nach dem Tod Hitlers von Hitler ernannt wurde ?

Göring wollte am 23. April 1945 die Staatsgeschäfte von Hitler übernehmen. Er ersuchte um Hitlers Einverständnis. Dieser veranlasste aber die Verhaftung Görings und seine Enthebung aus allen Ämtern und seinen Parteiausschluss.

Biographie: Hermann Göring, 1893-1946
 
Zuletzt bearbeitet:
„Das neue Reich ist erstanden … Wir sind am Ziel. Die deutsche Revolution beginnt.“ Er sagte allerdings auch „Hier wird man uns nur als Leichen wieder heraustragen“.

Zitat von Goebbels zum Wahlerfolg der NSDAP

Ihr sagt alle, dass Goebbels "Durchbruch" erst Ende des 3. Reiches hin stattfand, er wurde ja dementsprechend letzter Reichskanzler des 3. Reiches

Doch spielte Goebbels keine große Rolle in der Propaganda ? Ich hatte ihn immer als "Strippenzieher" im Gedächtnis, ohne diese groß angelegte Propaganda wären die Nazis doch nie an die Mach gekommen. Mit seiner hervorragenden Bindung konnte er doch im NS-Kader auftrumpfen ? Nicht umsonst wurde bei Bekanntmachungen immer sehr auf Herrn Dr. Goebbels betont, was natürlich auch er selber wollte.

Mann kann nun natürlich in eine neue Diskussion fallen, inwieweit die Propaganda den Weg für den Nationalsozialismus ebnete, wie stark er für die Katastrophe verantwortlich ist.

Die Rolle von Goebbels ist nicht zu unterschätzen. Er war nach 1933 für die Propaganda via Film und Radio zuständig. Auch war er der Organisator der Parteimassenkundgebungen. Die Propaganda war für die NSDAP sehr wichtig und Goebbels nutzte das aus.

Er war ein wichtiger Teil und mitverantwortlich für die Katastrophe.

Was man aber nicht ausser acht lassen sollte, er bewunderte Hitler über alles.


Hast du das hier schon gelesen:
Biographie: Joseph Goebbels, 1897-1945
 
Zuletzt bearbeitet:
„Das neue Reich ist erstanden … Wir sind am Ziel. Die deutsche Revolution beginnt.“ Er sagte allerdings auch „Hier wird man uns nur als Leichen wieder heraustragen“.
Zitat von Goebbels zum Wahlerfolg der NSDAP
Ja, im Augenblick des Sieges und mit der Bestätigung, dass die Macht nicht wieder abgegeben wird: (nur) über ihre Leichen, was dann auch passiert ist.
Die Aussage ist mE nicht als Prognose zu verstehen, sondern als Drohung. Gleiches verkündete übrigens RK Hitler in den ersten Kabinettssitzungen, fleißig assistiert von Herrn von Papen (beide vielleicht mit unterschiedlichen Blickrichtungen). Die Wahl am 5.3.1933 wird die letzte sein, wurde verkündet. Auf gut Deutsch: man wird sich nicht mehr auf legalem Weg beseitigen lassen bzw. abtreten.

Er war ein wichtiger Teil und mitverantwortlich für die Katastrophe.
Was man aber nicht ausser acht lassen sollte, er bewunderte Hitler über alles.

Hierzu habe ich in Erinnerung, dass Goebbels in den Zwanzigern einen Schwenk vollzog: hin zu Hitler. Ursprünglich stand er anderen Parteigruppen nahe.
(aus der Erinnerung: in Hüttenbergers "Gauleiter" beschrieben, müßte ich nachsehen). Das müßte in Zusammenhang mit seiner Entsendung nach Berlin geschehen sein.

Zur Regierung nach Hitler, Goebbels, Bormann und Dönitz in den letzten Tagen gab es dieses Thema:
http://www.geschichtsforum.de/f66/regierung-doenitz-14707/
 
Ja, im Augenblick des Sieges und mit der Bestätigung, dass die Macht nicht wieder abgegeben wird: (nur) über ihre Leichen, was dann auch passiert ist.
Die Aussage ist mE nicht als Prognose zu verstehen, sondern als Drohung. Gleiches verkündete übrigens RK Hitler in den ersten Kabinettssitzungen, fleißig assistiert von Herrn von Papen (beide vielleicht mit unterschiedlichen Blickrichtungen). Die Wahl am 5.3.1933 wird die letzte sein, wurde verkündet. Auf gut Deutsch: man wird sich nicht mehr auf legalem Weg beseitigen lassen bzw. abtreten.

Das Zitat war aus seinen Tagebüchern, ich denke, dass er geahnt/gewusst hat, was auf die Welt zukommen wird und was der zwangsläufige Schluss daraus ist: sein Tod

Hierzu habe ich in Erinnerung, dass Goebbels in den Zwanzigern einen Schwenk vollzog: hin zu Hitler. Ursprünglich stand er anderen Parteigruppen nahe.
(aus der Erinnerung: in Hüttenbergers "Gauleiter" beschrieben, müßte ich nachsehen). Das müßte in Zusammenhang mit seiner Entsendung nach Berlin geschehen sein.

Da hast du recht, er stand, wie die meisten, radikalen Partein nahe. Anfangs sympathisierte er für eine deutsche Rote Armee, doch fand er sich schließlich auf der Seite der Nationalsozialisten wieder.
Anfangs unterstützte er auch die Gebrüder Strasser, vornehmlich Georg Strasser, dessen Privatsekretär er war. Er wollte eine Machttrennung, Strasser sollte Parteiführer werden, Hitler Ehrenvorsitzender. Da bekannte er sich erstmals öffentlich gegen Adolf Hitler, den er sehr stark verehrte.

Er war meines Wissens nach anfangs auch skeptisch gegenüber des Genozids der Juden. Wobei diese Zweifel beiseite gewischt wurden und er mit als Hauptorganisator des Holocausts auftrat

Lg
Balduin
 
Nun... es gibt Tagebücher und Tagebücher. Die Tagebücher der ersten Kategorie sind privat. Man schreibt da, Tag für Tag (oder auch nicht) seine Erlebnisse und Gedanken hinein. Die Tagebücher der zweiten Kategorie sind zur Veröffentlichung bestimmt. Sie werden immer wieder überarbeitet, nachbearbeitet etc. Goebbels Tagebücher waren welche der zweiten Kategorie.
 
Das Zitat war aus seinen Tagebüchern, ich denke, dass er geahnt/gewusst hat, was auf die Welt zukommen wird und was der zwangsläufige Schluss daraus ist: sein Tod

Woraus schließt du das? Nur aus der zitierten Stelle kann ich das nicht ersehen. Weitere Todesahnungen sind mir nicht geläufig. Im Gegenteil, man saß dann fest im Sattel.

Was spricht gegen die Floskel: "Nur über unsere Leichen"?

Schließlich: siehe El Quijotes Beitrag. Das Honorar resp. die Anzahlung war doch schon kassiert?

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Zuletzt bearbeitet:
Klar hast du Recht, dass dieses Zitat zweideutig ist, man kann es auch verstehen, dass sie bis zum Tod kämpfen werden, also eher propagandistisch. Ich wusste nicht, dass Goebbels Tagebücher von Zeit zu Zeit veröffentlicht wurden, denn ohne diese Veröffentlichung wäre es mir eher erschienen, dass er alles vorausgeahnt hat...
Welche Rolle spielte eigentlich Goebbels für Hitler ? War er für ihn anfangs ein Lakai, der ihm noch nicht wichtig war ?
 
Von seinen Tagebüchern kenne ich nur die letzten Einträge seit Ende 1944, mit einem Vorwort von Rolf Hochhuth (Paperbackausgabe). Da hatte er wahrscheinlich ganz andere Sorgen, als sie noch nachträglich zu bearbeiten. Inwiefern er selbst das glaubte, was er 5 vor 12 noch schrieb, ist Spekulation. Nimmt man die Notizen als seine wahren Gedanken, zeugt das von ziemlichen Realitätsverlust in den letzten Kriegswochen. Aber wahrscheinlich war das schon als posthume Reinwaschung gedacht, denn so dumm war er ja eigentlich nicht.
Ein Lakai war er sicher, aber wichtig. Immerhin hat Goebbels mittels seiner SA-Schläger und Demagogie das "rote Berlin" für "seinen Führer" gewonnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Welche Rolle spielte eigentlich Goebbels für Hitler ? War er für ihn anfangs ein Lakai, der ihm noch nicht wichtig war ?

Bei den Wahlkämpfen 1927/33 kann man wohl davon ausgehen, dass neben den regionalen Führern (Gauleiter etc.) nach der Anzahl Hitler und Goebbels die Hauptredner waren.

ein typisches Beispiel: Hof, 19.10.1927 im mit 2000 Zuhörern überfüllten Saal des Schützenhauses: Schemm (später Gauleiter, damals wohl noch Ortsgruppenleiter Bayreuth), Goebbels, Streicher, Schlussredner Hitler.

Die innerparteiliche Entscheidung zugunsten Hitlers und damit die Entmachtung der Brüder Strasser in der NSDAP fiel am 14.2.1926 in Bamberg, nachdem Hitler mit einer 5-stündigen Rede die wichtigen Parteiführer aus Norddeutschland, ua. Goebbels, auf seine Seite ziehen konnte.

Franz Kühnel: Hans Schemm, Gauleiter und Kultusminister 1891-1935
 
Zu Goebbels, nach der Bamberger Tagung:

G. war offensichtlich beeindruckt, dass keiner der norddeutschen NSDAP-Führer Hitler mehr entgegen trat. Daher der Übertritt zu Hitler und der "Verrat" an Strasser.

Für Hitler war dieses nützlich, G. war Geschäftführer der "Arbeitsgemeinschaft" der nordwestdeutschen Gauleiter und Redakteur der NS-Briefe. Die beiden hatten sich im November 1925 in Braunschweig kennengelernt. In den Wochen danach hat er ihn systematisch mit Aufmerksamkeiten, Lob und Freundlichkeiten überschüttet.

Strasser Einfluß auf Goebbels, damit auf den Gau "Ruhr" und die AG, nahm kontinuierlich ab. Trotz des "Wechsels" sprach Goebbels unmittelbar nach Bamberg noch von einem "Pyrrhussieg der Münchener", bis er sich 4 Wochen später auch mit Streicher in Nürnberg aussöhnte. Im April 1926 lud Hitler G. nach München ein, er sollte dort eine Rede halten. Während sich Hitler mit Kaufmann bei der Bestellung des alleinigen Gauleiters "Ruhr" durchsetzte, wurde (der enttäuschte) Goebbels quasi als Ausgleich für Berlin vorgesehen, was im August 1926 bestätigt wurde. Goebbels war ein wichtiger Faktor für Hitler, um sich gegen Strasser und die Norddeutschen durchzusetzen.

Den Schwenk und den Anfang in Berlin beschreibt Hüttenberger ausführlich in "Die Gauleiter", Schriftenreihe der VfZ Band 19. Korrespondierend dazu das Tagebuch Goebbels 1925/26 mit weiteren Dokumenten von Heiber, Schriftenreihe der VfZ Band 1.
 
Ich bin heute endlich mal dazu gekommen, die Zeitungen der letzten Wochen durchzusehen und bin dabei auf ein interessantes Interview in der taz gestoßen:

Peter Longerich spricht über Goebbels: "Glcklich wie ein Heroinschtiger" - taz.de
Danke für den Link. Eines stört mich aber gewaltig in diesem Interview:
Sie schreiben in Ihrer Goebbels-Biografie, seine Sucht nach Anerkennung entstamme einer frühkindlichen narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Sind solche psychoanalytisch orientierten Ferndiagnosen für einen Historiker nicht bedenklich?

Nein. Als Historiker ist man darauf angewiesen, sich Expertisen aus andere Bereichen zu holen, auch aus der Psychoanalyse. Ich habe aber keine psychoanalytische, sondern eine historische Biografie geschrieben: Es geht also primär um seine Rolle im Nationalsozialismus. Goebbels entspricht in vielem dem Befund der narzisstischen Störung: Er hat sich, das ist seinem Tagebuch immer wieder zu entnehmen, nie von seiner Mutter abgelöst. Auch die Fixierung auf ein Idol, in diesem Fall Hitler, die extremen Depressionen bei Ablehnung und die grandiose Selbstüberschätzung entsprechen geradezu lehrbuchhaft dem Bild einer narzisstischen Persönlichkeit.
Doch!!! :motz: :motz: :motz: "Ihr" Historiker wieder :nono: Ich glaub ich muss mir die Bio kaufen und diesen Rückschluss auf die Persönlichkeitsstruktur Goebbels mal näher betrachten... :devil:
 
Danke für den Link. Eines stört mich aber gewaltig in diesem Interview:

Doch!!! :motz: :motz: :motz: "Ihr" Historiker wieder :nono: Ich glaub ich muss mir die Bio kaufen und diesen Rückschluss auf die Persönlichkeitsstruktur Goebbels mal näher betrachten... :devil:

Warum sollte ein Historiker nicht einen - zugegebenerweise gewagten - Versuch unternehmen, psychoanalytische Kenntnisse in seine Forschung einzubeziehen?

Anders herum: Wäre es für einen Psychoanalytiker gleichsam bedenklich, sich zu Goebbels zu äußern, so er nicht zugleich Historiker wäre?

Hieran ließe sich eventuell eine Diskussion über Fluch und Segen der Interdisziplinarität entspannen...

Ich fände es daneben aber auch sehr spannend, wenn du dir die Bio tatsächlich mal näher anschauen würdest - grad von der Warte der Psychologie aus.
 
Warum sollte ein Historiker nicht einen - zugegebenerweise gewagten - Versuch unternehmen, psychoanalytische Kenntnisse in seine Forschung einzubeziehen?
Weil es hier die Frage ist, wie weit die psachoanalytischen Kenntnisse gehen und wie er zu dem Urteil kommt. Und wieso die Psychoanalyse? Die Theorie hat 120 Jahre auf dem Buckel und strotzt jetzt nicht gerade vor Aktualität. Ok, es könnte sein, dass er durch den Interviewer einen Ausdruck in den Mund gelegt bekommen hat, es könnte auch sein, dass Begrifflichkeiten einfach schlampig verwendet wurden, zumindest das schlampig verwenden spricht aber nicht gerade für eine fachliche Fundiertheit.

Anders herum: Wäre es für einen Psychoanalytiker gleichsam bedenklich, sich zu Goebbels zu äußern, so er nicht zugleich Historiker wäre?
Grundsätzlich nein. Für einen Psychologen wäre es allerdings mehr als nur unstatthaft eine Diagnose zu einer verstorbenen Person zu postulieren. Schließlich ist die Psychologie die Wissenschaft, die sich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen auseinandersetzt. Erleben und Verhalten kann man aber nur bei lebenden Personen beobachten und entsprechende Rückschlüsse ziehen, alles andere sind lediglich Spekulationen und Vermutungen. Daher finde ich es auch unstatthaft, wenn ein Historiker anstelle eines Psychologen derartige Schlüsse zieht, selbst wenn Goebbels persönliche Tagebücher hinterlassen hat, lässt das nun mal keine derartigen Rückschlüsse zu, wie sie zumindest in dem Interview dargestellt werden.

Hieran ließe sich eventuell eine Diskussion über Fluch und Segen der Interdisziplinarität entspannen...
Nicht wirklich - solange fachlich sauber gearbeitet wird, bin ich durchaus ein Freund der Interdisziplinarität. Und naja, ist man selbst nicht in der Lage ein entsprechendes Fachurteil zu fällen, kann man im Sinne der Interdisziplinarität immer nich einen Kollegen des jeweiligen Fachs mit einbeziehen. Trotz aller Interdisziplianrität muss man ja nicht alles selbst machen.

Ich fände es daneben aber auch sehr spannend, wenn du dir die Bio tatsächlich mal näher anschauen würdest - grad von der Warte der Psychologie aus.
Nachdem derartige Kaufanreize bei mir äußerst wirksam sind, kommt das demnächst mit Sicherheit, die Bio ist bestellt. :D
 
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