Hier kennen vermutlich alle den Eisenbahnwaggon von Compiègne. Er ist das Beispiel dafür, dass auch Eisenbahnwagen eine historische und symbolische Bedeutung haben können. In Sassnitz stellte man zu DDR Zeiten einen Wagen auf, in dem Lenin durch Deutschland gereist sein soll, auch wenn das nicht einmal der Originalwagen war. Kürzlich gab es einen Bericht über den Besuch der Queen 1965 in Deutschland. Sie fuhr damals in einem Sonderzug durch das Land und schlief insgesamt 7 Nächte darin. Dem Zug waren auch drei Salonwagen aus dem Bestand des Bundespräsidenten und Bundeskanzlers zugeteilt. Einer für die Königin, einer für Prinz Philip und einer vermutlich als Speisewagen. Diese Salonwagen wurden in den 30ern für die Obernazis gebaut und wurden von diesen in den Zügen mit den Codenamen "Amerika", "Westfalen" und "Heinrich" oft und gerne benutzt. Nach dem Krieg wurden die Wagen durch die Alliierten beschlagnahmt und fuhren eine Weile für die Besatzungsmächte. Ich meine gehört oder gelesen zu haben, dass sonst darauf geachtet wurde, dass Elizabeth II. nicht mit etwas aus der Nazizeit in Berührung kam. Eisenbahnwagen waren offenbar kein Problem. Der Wagen der Queen wurde ein Jahr später auch den Beatles bei ihrer Blitztournee durch Deutschland zur Verfügung gestellt. Sie sollen, gemäß Legende, darob ganz begeistert gewesen sein. DR Salonwagen 10214 – Wikipedia Salonwagen 10 242 DR Salonwagen 10208 – Wikipedia War die Benutzung dieser Salonwagen durch die Bundeskanzler und Bundespräsidenten bis in die 1970er jemals Gegenstand von Kritik, z.B. aus der DDR? Ich glaube bei Brandts Fahrt nach Erfurt 1970 war das kurz ein Thema, aber vorher? OT: um auf den Eisenbahnwagen von Compiègne zurück zu kommen: In Crawinkel erinnert man sich seit 2010 an ihn, mit einem Prellbock und einem Stück Gleis, auf dem er zuletzt gesehen wurde. Kam mir zuerst seltsam vor. Nach genauerer Betrachtung halte ich es jedoch für eine gelungene Gedenkstätte. Eine symbolische Endstation der deutsch-französischen Feindschaft. 2010 Informationspunkt
Im neuen Bahnmuseum im Inselgebäude Bebra wird Brandts Fahrt nach Erfurt dokumentiert: Von Kritik am "Salonwagen" ist mir da nichts aufgefallen, es mag sein, dass das eine oder andere Presseorgan den Salonwagen polemisch erwähnt hat. Die im Museum ausgestellten Fotos zeigen den Salonwagen als ganzes leider nicht, die Ausschnitte wirken nicht protzig/luxuriös.
Danke für die Bilder. Ich meinte mit der möglichen Kritik nicht die am Luxus, sondern an der Nazi-Vergangenheit. Den Luxus, sich einen eigenen Zug zu leisten, konnte die DDR nicht kritisieren, sie hatte selber einen Staatszug. Ein Wagen daraus wurde 2014 in eine Art Hotel umgewandelt. Hotel auf Schienen - «Honis» Salonwagen zum Übernachten