Die Sarazenen in der Schweiz

Dieses Thema im Forum "Österreich | Schweiz" wurde erstellt von askan, 30. Mai 2004.

  1. askan

    askan Neues Mitglied

    Stimmt das eigentlich, das sich einmal ein arabisches Heer aus Spanien komment, sich bis in die Schweiz durchgeschlagen haben. Und sich dort verschanzt und niedergelassen hatten?
    Ich habe ähnliches auch schon von den Hunnen gehört, das sie sich in Schweizer Bergtälern zurckgezogen hätten.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 30. Mai 2004
  2. hyokkose

    hyokkose Gast

  3. askan

    askan Neues Mitglied

    Danke für den Link, darin findet sich noch ein anderer http://www.islam.ch/simplon.cfm , der bringt ein wenig mehr licht in die Sache. Wäre interessant ob sie noch mehr Spuren hinterlassen haben.
     
  4. Mercy

    Mercy unvergessen

    Märchenstunde

    1001 und eine Nacht ist amüsanter als die verqueren onomastischen Versuche.
     
  5. hyokkose

    hyokkose Gast

    Aber, aber, lieber Mercy!

    Für mich gibt es nichts Amüsanteres als verquere onomastische Versuche! Man braucht keine Quellen, um neue geschichtliche Theorien zu erschaffen, keine Chroniken, keine Inschriften, keine archäologischen Funde, nichts dergleichen!
    Nur Ortsnamen!
    Alles, was mit "Al-" anfängt, ist arabisch: Allalinhorn, Almagell. Und alles, war nicht mit "Al" anfängt, bekommt eben ein "Al" davor und aus "Gaby" wird "Al-Gaby", und schon ist es arabisch.

    Nur daß sie ausgerechnet die Schweiz nehmen mußten, finde ich unfair. Die Schweiz brauche doch ich für meine exzellenten Theorien. Warum haben sie die Sarazenen nicht nach Finnland geschickt, da gibt es auch eine Gegend mit auffälligen Namen: Alahärmä, Alavus, Alajärvi...
     
  6. askan

    askan Neues Mitglied

    Jedenfalls gab es schon mal einen Filmbeitrag beim ZDF darüber: http://www.zdf.de/ZDFde/einzelsendung/0,1970,2179307,00.html

    Zitat:" Um 900, als die Via Mala schon als beliebter Pilgerweg nach Rom galt, tauchten die räuberischen Sarazenen in Graubünden auf. Von ihnen blieben ein paar Ortsnamen, arabische Münzen und die Sage vom nebelhaften Volk der "Saratz"."

    Und noch ein Hinweis bei :http://www.net-lexikon.de/Wallisergeschichte.html

    Zitat: "ab 900 n. Chr. Einwanderung der Alemannen über den Gemmi- und Lötschbergpass Höchstalemannen Gruppe West und über den Grimselpass im Goms Höchstalemannen Gruppe Ost.
    Im Oberwallis spricht man zwei verschieden gefärbte alemannische Dialekte, diese sind durch die verschiedenen Einwanderungsrouten aus der Zentralschweiz (Gruppe Ost) und dem westl. Berner Oberland (Gruppe West) zurückzuführen.


    um 920 n. Chr. Einfall der Sarazenen

    939 Plünderung der Abtei St. Maurice durch die Sarazenen "
     
    Zuletzt bearbeitet: 30. Mai 2004
  7. Mercy

    Mercy unvergessen

    Der Sarazeneneinfall und die Klosterplünderung sind Tatsachen, die Erläuterungen zu den Namen und die Folgerungen
    Von ihnen blieben ein paar Ortsnamen
    gehören jedoch in unsere Märchensammlung.
     
  8. ursi

    ursi Moderatorin Mitarbeiter

    Heute geht man davon aus das gewiesse Ortsnamne im Wallis auf die Sarzazenen zurück gehen.
    Als Beispiel das Allainhorn, hier gehen die Historiker in der Schweiz davon aus, dass es auf das arbaischen Wort Al-Ain (die Quelle) zurückgeht. Am Fuss des Allainhorn liegt das Dorf Saas Almagell und hier wird angenommen, dass es vom arabischen Wort Al-Mahall (der Ort oder Aufenthalt) abstammt. Dieses Dorf ist das höchst gelegene Dorf im Saastal und war wahrscheindlich das Zentrum der Sarazenen in der Schweiz. Man kann es auch als Riegel zwischen Italien und der Schweiz betrachten.

    Literatur:

    Sandoz, Jean-Pierre
    Die Sarazenen durchqueren die Alpen : unerwartete Funde beim Durchforsten der Geschichte der Muselmanen
     
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  9. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    Sarazenen in den Alpen

    Grüezi

    So ab dem Jahr 900 sollen die „Sarazenen“ über das Wallis und die Westschweiz in die Alpen vorgedrungen sein. Man erzählt von Raubzügen und Plünderungen in Graubünden und St.Gallen. Bei den „Sarazenen“ soll es sich um Mauren (nordafrikanische Berber) gehandelt haben. Mir scheint, ausser einiger Flurnamen, Dialektwörter und Sagen ist von ihnen aber wenig übriggeblieben.

    Was weiss man über die Sarazenen in den Alpen?
    Gibt es archäologische Funde, Aufzeichnungen?
    Welche Gebiete in den Alpen besuchten sie?

    Gruss Pelzer



    .
     
  10. ursi

    ursi Moderatorin Mitarbeiter


    Diese Diskussion hatten wir hier schon einmal:

    http://www.geschichtsforum.de/f73/die-sarazenen-der-schweiz-960/
     
  11. pelzer

    pelzer Aktives Mitglied

    Tschuldigung, habe ich übersehen.

    Aber so richtig erhellend finde finde ich die damalige Disskusion nun auch wieder nicht. :grübel:
    Gibt es nicht etwas konkretere Aussagen. Mich interessieren natürlich ganz besonders die Sarazenen in der Zentralschweiz und im Berner Oberland.

    Bemerkenswert ist doch zum Beispiel, dass der Einfall der Sarazenen (wenss den so gegeben hat) zeitlich mit dem Beginn des "Burgenbaus" korrespondiert?

    Salam Pelzer

    .
     
    Zuletzt bearbeitet: 9. Februar 2009
  12. lynxxx

    lynxxx Neues Mitglied

    Pelzer, hast du inzwischen mal in die beiden Martell und Tour Threads reingeschaut? Mir war so, als hätten wir da auch schon mal das Thema kurz umrissen? Suche mal nach "Schweiz" in diesen Threads, oder gleich im Subforum Islam und Araber.
     
  13. ursi

    ursi Moderatorin Mitarbeiter

    Wir sind bereits in diesem Thema welches in dem Unterforum Schweiz diskutiert wurde.
    Das wurde zusammengeführt.
     
  14. lynxxx

    lynxxx Neues Mitglied

    Nein, du hast mich mißverstanden, ich meinte wohl diesen Thread, wo das Thema schon mal vorkam:

    http://www.geschichtsforum.de/f36/die-mauren-europa-13094/index2.html#post211899

    Den hatte ich vermutlich noch im Kopf... :winke:
     
  15. Saladin

    Saladin Neues Mitglied

    Ich habe die Diskussion und die verlinkten Artikel mal kurz durchgesehen. Noch nirgends erwähnt wurde offenbar jener Sarazeneneinfall, der um 940 vom Tessin her über den Lukmanierpass nach Graubünden erfolgte. Das Kloster Distentis fiel diesem Raubzug zum Opfer. Als kurze Zeit später ein kaiserliches Heer über die Alpen zog, war eine Kapelle im Kloster derart stark zerstört, dass man sie nur noch als Pferdestall benutzen konnte. Die genaue mittelalterliche Quellenangabe kann ich - falls gewünscht - bei Gelegenheit mal heraussuchen. Der Überfall aufs Kloster wird auch hier (unter "Frühmittelalter") erwähnt:
    Kloster-Disentis

    Den Ottonen war an einem raschen Wiederaufbau der wichtigen Abtei viel gelegen. Das Kloster Disentis erhielt von Ihnen in der Folge bedeutende Schenkungen.
     
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  16. Bebbi

    Bebbi Gast

    http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2004/nr41/Schweiz/10613.html

    Bitte auf den Link im Titel beziehen.

    Immerhin ein paar *gelehrte* Meinungen ;)

    Hallo übrigens alle zussammen.
     
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  17. Mercy

    Mercy unvergessen

  18. Naresuan

    Naresuan Aktives Mitglied

    Gemäss Steiner, Hannes: "Sarazenen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS) , Version vom 11.01.2012., ist ihr Vorhandensein im schweizerischen Alpenraum im 9./10. Jh. inzwischen nachgewiesen, die etymologischen Theorien werden heute jedoch eher abgelehnt.

    In diesem Zusammenhang gibt es die sog. "Case dei pagani" (Heidenhäuser) im Tessin, vorallem im Bleniotal, dem südlichen Zugang zum Lukmanierpass.
    Högl, Lukas: "Casa dei Pagani", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 16.03.2017
    Wikipedia
    Ich habe sie kürzlich besucht und mich eingelesen, der Grund warum ich diesen alten Thread aufwärme.

    Einer Theorie von Eligio Pometta "Le case dei pagani ed i saraceni nelle alpi (888-960)" von 1920 zufolge, könnten diese Felsen-/Höhlenburgen von Sarazenen erbaut worden sein.
    Diese Theorie wird von Werner Meyer 1968 in "Tessiner Grottenburgen" aufgrund der Bauanalyse verworfen.
    Untersuchungen Ende der 1970er Jahre durch Lukas Högl und spätere C14-Datierungen (3.-7. und 9.-10. Jh.) scheinen mindestens vom Zeitraum her gesehen, eine Verbindung zu den Sarazenen wieder möglich zu machen.
    Burgen im Fels: eine Untersuchung der mittelalterlichen Höhlen-, Grotten- und Balmburgen der Schweiz, Lukas Högl (Rezension).

    Der Tessiner Historiker Giuseppe Chiesi hielt die Hypothese von Pometta "für nicht unwahrscheinlich, solange man als Bauherren nicht die Sarazenen selbst sieht, sondern die Bevölkerung, die vor ihren Überfällen fliehen wollte."

    Ohne eine der genannten Theorien bewerten zu wollen, bleiben für mich die Fragen offen:
    Warum diese Häufigkeit (16) solcher Bauwerke im oberen Tessin? Wenn diese Art Refugium ein Erfolgsmodell für das Bleniotal war, warum nicht häufiger für den ganzen Alpenraum oder zumindest an anderen damals stark frequentierten Alpenpässen?

    Bei der Recherche stiess ich auch auf einen Artikel auf der Webseite der "Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich", dem offiziellen Ansprechpartner der Stadt und des Kantons Zürich für muslimische Belange. Der Artikel trägt den Titel "Muslime und die Schweiz - Aus der Geschichte…", dessen Vielfalt an Belegen und Quellen zum Thema Sarazenen in der Schweiz mich momentan etwas überfordert.

    Ich bin gespannt auf Eure Einschätzung.
     
  19. Sepiola

    Sepiola Aktives Mitglied

    Ich habe zwar weder Zeit noch Lust, allen Belegen nachzugehen, kann aber so viel sagen, dass da neben krausem Zeug auch Richtiges drinsteht.
    Natürlich sind weder Römer noch Alemannen noch Kelten aus Vorderasien nach Europa eingewandert, und die "Chronik von Staldenried" ist sicher keine historische Quelle, jedenfalls nicht des Mittelalters.

    Richtig ist, dass die Etymologie von Pontresina, wenn nicht auf "die" Sarazenen, so doch zumindest auf einen Personennamen Saracenus zurückgeht: ortsnamen.ch - Pontresina

    Das heißt aber nicht, dass die Träger dieses Namens Muslime waren oder von Sarazenen abstammten, ebensowenig wie bei Trägern der Namen Maurus, Maurice oder Moritz auf einen schwarzafrikanischen Migrationshintergrund zu schließen wäre.
     
  20. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Der Text bginnt ja schon mal damit, dass die Kelten aus Vorderasien kamen. Vermutlich ist das Unkenntnis der galatischen Wanderung, die von Zentraleuropa bis nach Anatolien wanderten.
    Dann wird Flodoard erwähnt, der hat für 921 den kryptischen Satz

    Anglorum Romam proficiscentium plurimi inter angustias Alpium lapidibus a Sarracenis sunt obruti.
    geschrieben: Viele der abreisenden Angeln (Engel?) (mit dem Romam komme ich nicht klar: Warum steht hier ein Akkusativ?) wurden in den Engstellen der Alpen von den Sarrazenen mit Steinen zugeschüttet.
    Für das Jahr 924 schreibt Flodoard:

    Multitudo Anglorum limina sancto Petri orationis gratia petentium inter Alpes a Sarracenis trucidatur.​

    929:
    Viae Alpium a sarracenis obsessae a quibus multi Romam proficisci volentes, impediti revertuntur.

    Die Straßen der Alpen wurden von den Sarrazenen besetzt, denen viele Römer(?), die abreisen wollten, die Rückkehr verwehrten.​
    (Ganz ehrlich: so richtig überzeugt bin ich von meiner ÜS nicht.)
    931:
    Graeci Sarracenos per mare insequentes usque in Fraxinetum saltum, ubi erat refugium ipsorum, et unde egredientes Italiam sedulis preadabantur incursibus, Alpibus eciam occupatis, celeri Deo propitio internetione proterunt, quietam reddentes Alpibus Italiam.

    Die Byzantiner verfolgten die Sarrazenen über das Meer bis Gebirge von Fraxinetum/Freinet, wo ihr Schlupfwinkel war und von wo aus sie ausfuhren, um Italien fleißig auszurauben. Die Alpen besetzten sie auch und schnell war Gott gnädig und sie ließen von der Zerstörung ab und kehrten aus Italien in die Apen zurück.
    933:
    Et Sarraceni meatus Alpium occupant et vicina quaeque loca depredatur.
    Und die Sarrazenen besetzten die Alpen und erpressten die benachbarten Orte.
    936:
    Sarraceni in Alamanniam praedatum pergunt, et revertentes multos Romam petentes interimunt.
    940:
    Puella quaedam virgo paupercula de villa quae dicitur Lavenna, nomine Flothilids visiones sanctorum manifeste vigilansque et in spiritu videre assuerat, ac quaedam futura praedicabat. Quae post sequentem annum in ipsa natalis Domini nocte decessit. Hoc anno acies diversorum colorum in caelo visae sunt mense Decembrio nocte dominica. Collecta Transmarinorum, sed et Gallorum quae Romam petebat, revertitur occisis eorum nonnullis a Sarracenis, nec potuit Alpes transire propter Sarracenos, qui vicum monasterii sancti Mauricii occupverat.
    943:
    idem vero rex Hugo Sarracenos de Fraxinido eorum munitione disperdere conabatur.
    951:
    Sarraceni meatum Alpium obsidentes a viatoribus Romam petentibus tributum accipiunt, et sic eos transire permittunt.
    Flodoards Berichte über die Sarrazenen decken also einen Zeitraum von 30 Jahren ab, von einem ersten Festsetzen in Fraxinetum und irgendwo in den Alpen (921) bis hin zur Festsetzung in St. Moritz (940), einer ersten (vermerkten) übergeordneten politischen Aktion durch König(?) Hugo (943) [Wer ist da gemeint? Hugo der Große? Der war kein König, sein Sohn war da gerade erst geboren.] 951 dann die letzte Nachricht Flodoards über die Sarrazenen, die jetzt nicht mehr marodierend durch die Lande ziehen, sondern Tribute/Wegezoll nehmen.

     

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