Die Schenkung Konstantins

LiaFil

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Der "Liber Pontificalis" zählt eine Reihe von Häusern und Grundstücken auf, die Konstantin der römischen Kirche geschenkt haben soll. Die Echtheit der Schenkung ist sehr verdächtig, ein Grund ist zum Beispielt, dass es so eine ungeheure Menge ist und das Buch von keiner anderen mehr zu berichten weiß, bis auf Justinus und Justinianus im 6. Jhdt, die sollen aber auch nur Gefäße geschenkt haben. Dazu kommt noch das Schweigen aller Zeitgenossen zu diesem Thema.
Assemani meint, dass Hadrian I. solche Schenkungsurkunden Konstantins in der Hand hatte, da er sich in einem Schreiben an Karl den Großen, vom Jahr 775, auf sie berufen hat.
Bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts ist keine Spur zu entdecken von jener später so berühmt gewordenen Schenkung, wo er außerdem dem Papst und dessen Nachfolgern eine Anzahl der umfassensten kirchlichen und staatlichen Rechte erteilt und dazu dem Papst Rom und Italien schenkt.
Jetzt stellt sich die Frage: wo und wann ist dieses Dokument erdichetet worden?
Es ist sowohl in lateinischer als auch in griechischer Sprache vorhanden, es befand sich ursprünglich nicht in den älteren Handschriften des Silvesterlegende und nicht in den älteren Exemplaren des "Liber Pontificalis" , ist beiden aber später einverleibt worden. Es gibt aber noch ältere Handschriften in welchen es zu Sprache kommt, also muss es vor dem Jahr 850 gefertigt worden sein.
Eine Möglichkeit ist, dass die Schenkung von Griechen erfunden, in griechischer Sprache verfasst wurde und dann nach Rom gebracht. Aber es gibt hier einige Ungereimtheiten, die diese Tatsache unwahrscheinlich machen. Gleich am Anfang redet Konstantin von seinen "Satrapen" welche er dem Senat und des "Archonten" vorsetzt. Dieser Ausdruck kommt bei den Byzantinern nicht vor, wohl aber in Rom (Beispiel dafür ist ein Schreiben des Papstes Paul I. an Pippin).Der griechische Text liefert eine ungeschickte Übersetzung, abweichend vom Original.
Die Hauptstelle der Urkunde, nämlich die Überlassung Roms und Italiens oder der westlichen Gegenden an den Papst, ist in der griechischen Version auch lückenhaft.
Überdies war die Schenkung im Abendland schon Jahrhunderte lang bekannt, ehe sie von den Griechen gekannt wurde.
Es ist also wahrscheinlich, dass die Fälschung der Schenkung in Rom entstand.
Gut, aber wann? Der Verfasser wollte ein großes Reich unter päpstlicher Herrschaft, nicht eine zwischen den Langobaren und Griechen, wo Rom ständig den Angriffen des Einen und des Anderen preigegeben war,also konnte er erst etwa nach 750 einen Erfolg seiner Dichtung erwarten. Wahrscheinlich ist sie also in Rom zwischen 750 und 774 entstanden.

Weiß jemand genaue Gründe? Und was haltet ihr davon?

Liebe Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
LiaFil schrieb:

Überdies war die Schenkung im Abendland schon Jahrhunderte lang bekannt, ehe sie von den Griechen gekannt wurde.

Es ist also wahrscheinlich, dass die Fälschung der Schenkung in Rom entstand.
Gut, aber wann? Der Verfasser wollte ein großes Reich unter päpstlicher Herrschaft, nicht eine zwischen den Langobaren und Griechen, wo Rom ständig den Angriffen des Einen und des Anderen preigegeben war,also konnte er erst etwa nach 750 einen Erfolg seiner Dichtung erwarten. Wahrscheinlich ist sie also in Rom zwischen 750 und 774 entstanden.
Weiß jemand genaue Gründe? Und was haltet ihr davon?
Der historische Befund stelt sich heute so dar:
Über Ort und Zweck der Fälschung gibt es begründete Vermutungen, aber keine Sicherheit. Die handschriftlich ältesten Überlieferungen werden von den um die Mitte des 9. Jh. entstandenen Pseudoisidorischen Dekretalen gestellt, doch ist die K[onst.]Sch[enkung] nicht mit diesen entstanden (anders zuletzt Williams [1964]).
Meist wird das 3. Viertel des o. Jh. als Entstehungszeit angenommen, doch sind auch die Jahre nach der Kaiser-Krönung Kars d. Gr. genannt worden.
Der Text dürfte als Ganzes entstanden sein, doch gibt es auch die Vermutung einer stufenweise Genese (Gericke[1957]). Im allgemeinen gilt Rom bzw. die päpstliche Kanzlei als Fälschungswerkstatt; genannt wurden aber auch die Lateranbasilika, die Kirche S. Anastasia in Rom oder ein westfränkischer Ursprung.

Zur Wirkung:
Die erste Verwendung der KSch. ist schwer auszumachen. Schlug sich der Marschalldienst, den Pipin d. J, 754 leistete, in der KSch. nieder, oder war er durch sie veranlasst? Es spricht einiges dafür, dass Hadrian I. auf die KSch. anspielte, als er 778 Karl d. Gr. das Vorbild Konstantins vor Augen hielt, "durch dessen Schenkung die röm. Kirche erhoben worden ist".
Anspielungen könnten auch in den röm Synodalakten von 798 (Hehl[1991]) oder in der Divisio regnorum von 806 stecken (Schlesinger[1963 bzw 1972]), auch bei den Päpsten Nikolaus I., Hadrian II. und Johannes VIII. deutet sich ein Wissen um die KSch. an, aber das erste unzweifelbar wörtl. Zitat taucht erst in einem Brief Benedikts VII. (979) auf.
Zur Begründung der päpstl. Machtstellung wurde die KSch. seit der Reformzeit herangezogen (Leo IX. 1053); mit ihr begründet das Papsttum territoriale Forderungen (Urban II., Innozenz III., Gregor IX. u. a.), doch gab es auch Stimmen, die Zurückhaltung empfahlen, weil die KSch. die irdische Macht des Papstes als Geschenk des Kaisers erscheinen liesse. Durch die Aufnahme in das Decretum Gratiani wurde die KSch. zum festen Bestandteil des Kirchenrechts.

Im Mittelalter wurde die Gültigkeit der KSch. mancherorts angefochten. Einen formal-philologischen Beweis der Unechtheit lieferten Nikolaus von Kues 1433 und L. Valla, dessen Schriften allerdings erst durch Ulrich von Hutten und Martin Luther wirksam wurde. C. Baronius erklärte die KSch. für ein Werk der Griechen, doch hat spätestens Ignaz von Döllinger den lateinischen Ursprung erwiesen.

aus: LThK 3.Aufl Bd 6 (1997); Artikel Konstantinische Schenkung von Horst Fuhrmann,

In aller lexikalischen Kürze.
 
Mercy schrieb:
Der historische Befund stelt sich heute so dar:
Über Ort und Zweck der Fälschung gibt es begründete Vermutungen, aber keine Sicherheit. Die handschriftlich ältesten Überlieferungen werden von den um die Mitte des 9. Jh. entstandenen Pseudoisidorischen Dekretalen gestellt, doch ist die K[onst.]Sch[enkung] nicht mit diesen entstanden (anders zuletzt Williams [1964]).
Meist wird das 3. Viertel des o. Jh. als Entstehungszeit angenommen, doch sind auch die Jahre nach der Kaiser-Krönung Kars d. Gr. genannt worden.
Der Text dürfte als Ganzes entstanden sein, doch gibt es auch die Vermutung einer stufenweise Genese (Gericke[1957]). Im allgemeinen gilt Rom bzw. die päpstliche Kanzlei als Fälschungswerkstatt; genannt wurden aber auch die Lateranbasilika, die Kirche S. Anastasia in Rom oder ein westfränkischer Ursprung.

Zur Wirkung:
Die erste Verwendung der KSch. ist schwer auszumachen. Schlug sich der Marschalldienst, den Pipin d. J, 754 leistete, in der KSch. nieder, oder war er durch sie veranlasst? Es spricht einiges dafür, dass Hadrian I. auf die KSch. anspielte, als er 778 Karl d. Gr. das Vorbild Konstantins vor Augen hielt, "durch dessen Schenkung die röm. Kirche erhoben worden ist".
Anspielungen könnten auch in den röm Synodalakten von 798 (Hehl[1991]) oder in der Divisio regnorum von 806 stecken (Schlesinger[1963 bzw 1972]), auch bei den Päpsten Nikolaus I., Hadrian II. und Johannes VIII. deutet sich ein Wissen um die KSch. an, aber das erste unzweifelbar wörtl. Zitat taucht erst in einem Brief Benedikts VII. (979) auf.
Zur Begründung der päpstl. Machtstellung wurde die KSch. seit der Reformzeit herangezogen (Leo IX. 1053); mit ihr begründet das Papsttum territoriale Forderungen (Urban II., Innozenz III., Gregor IX. u. a.), doch gab es auch Stimmen, die Zurückhaltung empfahlen, weil die KSch. die irdische Macht des Papstes als Geschenk des Kaisers erscheinen liesse. Durch die Aufnahme in das Decretum Gratiani wurde die KSch. zum festen Bestandteil des Kirchenrechts.

Im Mittelalter wurde die Gültigkeit der KSch. mancherorts angefochten. Einen formal-philologischen Beweis der Unechtheit lieferten Nikolaus von Kues 1433 und L. Valla, dessen Schriften allerdings erst durch Ulrich von Hutten und Martin Luther wirksam wurde. C. Baronius erklärte die KSch. für ein Werk der Griechen, doch hat spätestens Ignaz von Döllinger den lateinischen Ursprung erwiesen.

aus: LThK 3.Aufl Bd 6 (1997); Artikel Konstantinische Schenkung von Horst Fuhrmann,

In aller lexikalischen Kürze.


Dankeschön...:)
 
Hallo ihr Lieben!

Ich muß über die konstantinische SChenkung eine Hausarbeit schreiben, die aber bezug zu der heutige zeit hat. Aufgabe ist es, sich vorzustellen, ein reporter von z.B. der FAZ kommt vorbei und möchte eine Artikel verfassen. Man muß also alle wichtigen Informationen "artgerecht" für die Leser verpacken. Nur leider finde ich kein gutes Thema. Der Bezug zu heute ist ziemlich schwierig. Vielleicht habt ihr ja ein paar Anregungen? Wäre super!

Lieben Gruß :winke:
 
Sissi schrieb:
Der Bezug zu heute ist ziemlich schwierig. Vielleicht habt ihr ja ein paar Anregungen? Wäre super!

"Wieviele Divisionen hat der Papst?", soll der sowjetische Diktator Josef Stalin während der Konferenz von Jalta im Februar 1945 gefragt haben, als der britische Premierminister Winston Churchill und US-Präsident Franklin D. Roosevelt eine Beteiligung des Oberhauptes der katholischen Kirche an der politischen Neuordnung Europas vorgeschlagen hatten. Der ehemalige Generalsekretär der KPdSU, Michael Gorbatschow, bewertete rund 50 Jahre später die politische Macht des Vatikans weniger spöttisch: "Ohne Johannes Paul II. wäre die Wende in Osteuropa nicht möglich gewesen."
Das Duell der zwei Schwerter

Diese Spätfolgen einer gefälschten Urkunde, das könnte doch ein Aufhänger sein.
Kleine Hilfe:

Was ist der Kirchenstaat ?
 
Die Konstantinische Schenkung hat vorallem zur Gründung des Kirchenstaates geführt und damit zu einer Stellung des Papstes als weltlicher Fürst, was häufig auch ein Angriffspunkt diverser Papstgegner war!
 
Allvarnenron schrieb:
Die Konstantinische Schenkung hat vorallem zur Gründung des Kirchenstaates geführt und damit zu einer Stellung des Papstes als weltlicher Fürst, was häufig auch ein Angriffspunkt diverser Papstgegner war!

Ich fürchte, da verwechselst Du etwas.
Gewöhnlich gilt die Urkunde Pippins III. von 754 als relevantes Dokument für die Gründung des Kirchenstaates 756 (Pippinsche Schenkung), während die Konstantinische Schenkung dies für bereits frühere Zeiten nachträglich legitimieren sollte.
Bereits um 1440 wurde die Konstantinische Schenkung als eben das erkannt, was sie letztendlich ist: eine Fälschung.
Übrigens ist der genaue Kontext in Mercys zweitem Link sehr gut beschrieben...
 
Hallo ihr Lieben,
ich muß Euch mal wieder wegen meiner HA nerven :still: SORRY...

Mercy hatte ja ein thema vorgeschlagen, aber leider komm ich damit so gar nicht zurecht :confused: :autsch:
Daher hatte ich mir jetzt überlegt, vielleicht das ganze mit dem Sakrileg zusammen zu bringen, so nach dem Motto: Statt des da Vinci Codes wird eben der Konstantin Code entschlüsselt, also werde ichmich mit der Aufdeckung der Fälschung beschäftigen.... Allerdings bin ich mit dem Thema auch nicht wirklich zufrieden... Also diese Aufgabe treibt mich noch mal in den Wahnsinn... Hat jemand vielleicht ein paar Anregungen?!?!?
Wäre SUUUUUUPER :yes: :hoch: :bussi:

Lieben Gruß :winke:
 
Und dies ist er nun: mein 1000. Beitrag :winke::):yes:

Sissi schrieb:
Mercy hatte ja ein thema vorgeschlagen, aber leider komm ich damit so gar nicht zurecht...
Daher hatte ich mir jetzt überlegt, vielleicht das ganze mit dem Sakrileg zusammen zu bringen, so nach dem Motto: Statt des da Vinci Codes wird eben der Konstantin Code entschlüsselt, also werde ichmich mit der Aufdeckung der Fälschung beschäftigen.... Allerdings bin ich mit dem Thema auch nicht wirklich zufrieden... Also diese Aufgabe treibt mich noch mal in den Wahnsinn... Hat jemand vielleicht ein paar Anregungen?!?!?

Ehe sich niemand an heranwagt, versuche ich mich einmal an dieser Sache - das sind jetzt allerdings meine Gedanken, die mir dazu in den Sinn kamen; also um Himmels Willen nicht als Gesetz oder etwas Derartiges mißverstehen :still:

Wie wäre es, das Ganze entsprechend retrospektiv, d.h., von heute auf die Geschichte zurückblickend, zu betrachten?

Du könntest bspw. die Frage eher nüchtern stellen: was "versprachen" sich die Päpste von dieser Schenkungsurkunde, und wie weit reichen die "Folgen" bis heute?
Exemplarische Stichworte: Vatikanstaat, Spaltung zwischen kath. und orth. Christen, ...
Anm.: es geht dabei ja nicht nur um Territorialbesitz als solchen, sondern auch einen gewissen Machtanspruch, der sich daraus ableiten läßt - vgl. auch, was Kirchengeschichtler dazu sagen... :fs:
Zum schnellen Überblick auch noch Konstantinische Schenkung und Kirchenstaat
Du könntest die Frage natürlich auch provokativ stellen, wobei Du aber jegliche Polemik vermeiden solltest (!): gäbe es den Vatikanstaat auch ohne eine "gefälschte Urkunde"? Diese Frage ist mE gar nicht so einfach zu beantworten, wie es auf den ersten Blick erscheint :grübel:
Anm.: auch hier sind natürlich o.a. Links ebenso zutreffend ;)

@Allvarnenron: Sorry, ich hatte wohl Deinen Beitrag mißverstanden - nach wiederholtem Lesen denke ich, daß wir grundlegend das Gleiche meinen. Sorry für die "Belehrung"...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey timotheus,
erst mal Glückwunsch zum 1000. Beitrag ;) Und danke für die Antwort.
Die ideen sind ja alle nicht schlecht und ich soll das ja auch aus der Retroperspektive schreiben, mit einem Bezug auf heute, und das ist mein Problem. Wo finde ich den Bezug? Die macht des Papstes zu untersuchen, ob er sie auch heute ohne die Fälschung hätte finde ich ja nicht schlecht, aber wie finde ich den Knotenpunkt? Ich hatte schon überlegt, ob ich beim Weltjugendtag anfange und frage, ob der Papst auch solch ein "Popstar" wäre, wenn er nicht die Macht hätte, die ihm mit der Schenkung zuteil wurde.

Lieben Gruß, :winke:
 
Sissi schrieb:
... erst mal Glückwunsch zum 1000. Beitrag ;) Und danke für die Antwort.
Die ideen sind ja alle nicht schlecht und ich soll das ja auch aus der Retroperspektive schreiben, mit einem Bezug auf heute, und das ist mein Problem. Wo finde ich den Bezug? Die macht des Papstes zu untersuchen, ob er sie auch heute ohne die Fälschung hätte finde ich ja nicht schlecht, aber wie finde ich den Knotenpunkt? Ich hatte schon überlegt, ob ich beim Weltjugendtag anfange und frage, ob der Papst auch solch ein "Popstar" wäre, wenn er nicht die Macht hätte, die ihm mit der Schenkung zuteil wurde...

Vielen Dank für die Glückwünsche, Sissi :yes:
Ich weiß gar nicht, warum Du so unsicher bist - ich finde Deine Überlegung gar nicht so abwegig, wie sie für manchen auf den ersten Blick klingen mag.
Ansonsten würde ich Dir natürlich empfehlen, Dich in die verlinkten Texte (leider funzt der Link von Mercy nicht mehr :confused: ) einzulesen. Glaub mir; da findest Du bereits so viele Punkte, wo Du einsetzen kannst... :fs:

Dank & Gruß

Timo
 
Timo hat weiter oben eine interessante Frage gestellt: Gäbe es den Vatikanstaat auch ohne die (gefälschte) Konstantinische Schenkung?

Ich glaube ja, denn im Patrimonium Petri konzentrierte sich bereits im ausgehenden Römerreich massiv Grundbesitz, der durch Schenkung, Erbe oder Kauf an die Kirche gekommen war. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis diese Gebiete bei Erlöschen der italienischen Ordnungsmacht Byzanz einen autonomen und schließlich sogar souveränen Status erlangten. Und die wirklich folgenreiche Maßnahme war erst die Pippinsche Schenkung, durch die 754/56 der Kirchenstaat faktisch begründet wurde, was Karl der Große dann noch einmal bestätigte und sogar erweiterte.

Dennoch bleibt die Frage nach der historischen Wirksamkeit der Konstantinischen Schenkung spannend !
 
Dieter schrieb:
Timo hat weiter oben eine interessante Frage gestellt: Gäbe es den Vatikanstaat auch ohne die (gefälschte) Konstantinische Schenkung?

Ich glaube ja, denn im Patrimonium Petri konzentrierte sich bereits im ausgehenden Römerreich massiv Grundbesitz, der durch Schenkung, Erbe oder Kauf an die Kirche gekommen war. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis diese Gebiete bei Erlöschen der italienischen Ordnungsmacht Byzanz einen autonomen und schließlich sogar souveränen Status erlangten. Und die wirklich folgenreiche Maßnahme war erst die Pippinsche Schenkung, durch die 754/56 der Kirchenstaat faktisch begründet wurde, was Karl der Große dann noch einmal bestätigte und sogar erweiterte.
Ich denke auch, dass sich der Kirchenstaat nicht unbedingt durch die konst. Schenkung durch gesetzt hat, sondern viel mehr durch die Schenkungen ab dem 4. Jh. erfahren hat, begründet wurde. (Gibt es vielleicht Quellen?! Schenkungsurkunden?)
Ich denke auch, dass die pippinische Schenkung mehr einfluß hatte als die gefälschte Urkudne, die erst viel Spater "zum Einsatz" kam.
Jedoch Konstantin an sich hatte großen Einfluß, denn er hat ja die Schenkungen erst möglich gemacht, indem er den Christen gewissen Souveränität zu sprach.
Ist ziemlich interessant auf Spurensuche nach Beweisen zu gehen. Leider auch nicht so einfach, wie Timo schon sagte ;)

Lieben Gruß :winke:
 
Deine Fragen, Sissi, rühren an die Grundlagen des Kirchenstaates bzw. - besser gesagt - an die seines privaten Vorgängers, des Patrimonium Sancti Petri.

Dies ist seit dem 5. Jh. im allgemeinen die Bezeichnung der Ländereien, die von Kaisern, frommen Laien und Mitgliedern des Klerus der römischen Kirche übertragen wurden. Als tatsächlicher Eigentümer dieser Güter galt der hl. Petrus, als Verwalter der Papst. Der Gebrauch des Wortes "Patrimonium" deutet darauf hin, dass - analog zum Patrimonium principis - die Bedeutung von öffentlicher Gewalt immer mit dem Patrimonium Sancti Petri verbunden blieb.

Tatsächlich übernahm das Papsttum infolge des Niedergangs der römischen und byzantinischen Macht in Mittelitalien viele der vorher weltlichen Aufgaben wie z.B. Nahrungs- und Wasserversorgung, soziale Fürsorge usw. und im 8. Jh. weltliche Herrschaft im eigentlichen Sinn. Auf diese Weise wurde der zunächst private Status des Patrimonium Sancti Petri immer mehr ein öffentlicher.

Das Patrimonium setzte sich aus vielen landwirtschaftlichen Güterkomplexen in verschiedenen Gebieten zusammen. Jeder dieser Komplexe wurde als ein "Patrimonium" - also "Kirchengut" - bezeichnet und von einem Rektor beaufsichtigt.

Der Terminus "Patrimonium Sancti Petri" (P.S.P.) sorgte oft für Verwirrung, weil noch lange, nachdem die Päpste bereits an der Spitze des Kirchenstaates standen, dieser weiterhin zeitweise als P.S.P. bezeichnet wurde. Streng genommen sollte man P.S.P. nur für die Zeit vor der Mitte des 8. Jh. brauchen, dann die Bezeichnung Kirchenstaat, weil ja eine staatliche Legitimitation hinzu kam.

Die päpstlichen Ansprüche auf einen Kirchenstaat in Italien beruhen also auf drei Grundsätzen:

1. auf dem pastoralen Wunsch, über das geistliche und soziale Wohlergehen der Bevölkerung zu wachen,

2. einer Ausdehnung der kirchlichen Aktivitäten auf den weltlichen Bereich,

3. einem ideologischen Anspruch, der durch die Konstantinische Schenkung repräsentiert, aber - und das ist meines Erachtens wichtig - nicht geschaffen wurde.

Die Konstantinische Schenkung ist also nur ein - wenn auch wichtiger - Baustein des Kirchenstaates, zu dem noch weitere zentrale hinzukamen.
 
Ja gibt es denn da überhaupt einen griechischen Text? Soviel ich weiß, ist das CC doch auf lateinisch verfaßt.
Die beste Edition des lateinischen Textes stammt von Horst Fuhrmann, Das Constitutum Constantini (erschienen in den Monumenta Germaniae historica).
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt auf jeden Fall einen griechischen Tesxt des CC, sogar mehrere Versionen: die Kydones-Version, die Balsamon-Version und die Chrysoberges-Version. Es wurde u.a. beim Konzil von Florenz 1439 zur Kirchenunion verwendet.
Meine Frage ist, wo ich eine Edition davon finden könnte...
 
Einige Infos gibt der Aufsatz von Helmut Boese, Die konstantinische Schenkung in den Verhandlungen des Florentiner Konzils, in: Deutsches Archiv 21 (1965) S. 576 ff. Dort abgedruckt ist auch der griechische Text mit lateinischer Übersetzung, wie er auf dem Florentiner Konzil 1439 bei den Unionsverhandlungen von katholischer und griechischer Kirche verlesen worden ist.
Als grundlegendes Werk für die Textgeschichte wird dort noch angeführt: E. Petrucci, I rapporti tra le redazioni latine e greche del Costituto di Constantino, in: Bulletino dell'Istituto Storico Italiano 74 (1962) S. 45-160.
 
Hallo zusammen!
Bin neu hier und möchte auch sofort mit der Tür ins Haus fallen.
Ich recherchiere für einen Roman zum Thema "Konstantinische Schenkung".
Der eine oder andere hier kennt mich (vielleicht) aus dem CPF.

Immer wieder taucht der Name Ignaz Döllinger auf, wenn es um den Nachweis hinsichtlich der Frage geht, ob das Dokument griechischen Ursprunges ist. Die römisch katholische Kirche hat ja bekanntermaßen zugegeben, dass es eine Fälschung ist. Sie wies aber darauf hin, dass das Dokument ihnen von griechischer Seite seinerzeit zugeschoben wurde.
Döllinger soll angeblich bewiesen haben, dass das Dokument eben NICHT griechischen Ursprunges sein kann.
Wer kennt Quellen aus denen hervorgeht wie dieser Döllinger zu diesem Nachweis kommt?
Hat dieser Döllinger das Original in den Händen gehalten oder eine Kopie?
Wo befand sich im Laufe der Jahre dieses Dokument?
Wo ist es heute?

Für sachdienliche Hinweise hat die Kantonspolizei .... ach Quatsch :still: (das war ein Scherz)
Aber im Ernst: Wer kann mir helfen?
 
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