Thomas Trauner
Aktives Mitglied
rena8 – du schreibst:
„Was mir noch immer Probleme bereitet, ist die Zuschreibung von Artefakten nach Zeit ohne Knochenfunde der Hersteller zu haben. Die Eiszeit-Venus wird als frühestes Kunstwerk des HSS bezeichnet, weil das Alter von 35000- 40000 Jahren das gerade noch hergibt.
Die Werkzeugfunde aus der Bocksteinhöhle werden auf 60000-70000 BC datiert und damit dem Neanderthaler zugeschrieben.“
Grundsätzlich ist das schon richtig, denke ich. Allerdings: Ein Neandertaler liegt ja auch nicht mit dabei....
Es gibt tatsächlich im Fach die Diskussion, ob diese früheste Mobilkunst nun dem HSS oder dem HN zugeschrieben werden soll.
Angestoßen wurde das Ganze, weil ja das Skelett eines HSS aus der Vogelherdhöhle, einem anderen Fundplatz von Mobilkunst nach Neudatierung neolithisch wurde....und im Überschwang des Neandertalerjahres kamen dann auch die Forderung nach dem HN als Hersteller/in der ersten menschlichen Kunst.
Nun ja. Die Höhlenfunde (nicht nur BW) sagen dazu nicht viel, außer, dass dieselben Fundplätze abwechselnd von HSS und HN aufgesucht wurden. Wohl nicht gleichzeitig, da keine Mischinventare an HSS/HN-Knochen oder Werkzeuge wirklich in derselben Schicht auftauchten.
Ausser: Arcy-sur-Clane. Da liegen wohl als Anhänger genutzte Tierzähne und eine Muschel zusammen mit dem Teil eines Schädeldaches eines Neandertalerkindes zusammen in einer Schicht.
Hierzu siehe: Vom Neandertaler zum modernen Menschen, Thorbecke Verlag, 2005.
Hier wird auf die Schichtproblematik in Arcy-sur-Clane näher eingegangen.
Kurz: Es ist anhand der arch. Befunde nicht zwingend auszuschließen, dass HN zu Zeit der Herstellung der Mobilkunst in derselben Gegend unterwegs war.
Dass er aber damit auch gleich als Urheber der Mobilkunst in Frage kommt, bleibt unwahrscheinlich. Da fehlt das Werkzeug, die Schichten sind nicht wirklich sicher, dem HN fehlen die Vorderhirnlappen, es gibt nur in diesem Zeithorizont Nachweise für eine etwaige künstlerische Tätigkeit etc... So das Fach.
Was mir aber durch den Kopf geht:
Gerade der Neufund zeigt ja, dass die kanonische Ikonographie sich bis ins Gravettien/Pavlovien fortsetzt, in eine Zeit, in der der HN wohl leider nicht mehr unter uns weilte.
OK, theoretisch hätte der HSS die Ikonographie des HN aufnehmen können (Ein interessanter Gedanke hinsichtlich der Bedeutung der Darstellung...) aber da fürchte ich, wären die Figuren des Gravettien ein wenig zu arg mit Ockhams Rasiermesser geschnitzt....
Dazu wären jetzt wohl doch zu viele zusätzliche Theorien nötig...
Aber ich lass mich auch gerne anders überzeugen. Die Venus als Neandertalerin ist ein aufreizender Gedanke.
Wobei die HN sicher nicht so unhöflich gewesen wären, einfach den Kopf wegzulassen.
Just my two flints...
Thomas
„Was mir noch immer Probleme bereitet, ist die Zuschreibung von Artefakten nach Zeit ohne Knochenfunde der Hersteller zu haben. Die Eiszeit-Venus wird als frühestes Kunstwerk des HSS bezeichnet, weil das Alter von 35000- 40000 Jahren das gerade noch hergibt.
Die Werkzeugfunde aus der Bocksteinhöhle werden auf 60000-70000 BC datiert und damit dem Neanderthaler zugeschrieben.“
Grundsätzlich ist das schon richtig, denke ich. Allerdings: Ein Neandertaler liegt ja auch nicht mit dabei....
Es gibt tatsächlich im Fach die Diskussion, ob diese früheste Mobilkunst nun dem HSS oder dem HN zugeschrieben werden soll.
Angestoßen wurde das Ganze, weil ja das Skelett eines HSS aus der Vogelherdhöhle, einem anderen Fundplatz von Mobilkunst nach Neudatierung neolithisch wurde....und im Überschwang des Neandertalerjahres kamen dann auch die Forderung nach dem HN als Hersteller/in der ersten menschlichen Kunst.
Nun ja. Die Höhlenfunde (nicht nur BW) sagen dazu nicht viel, außer, dass dieselben Fundplätze abwechselnd von HSS und HN aufgesucht wurden. Wohl nicht gleichzeitig, da keine Mischinventare an HSS/HN-Knochen oder Werkzeuge wirklich in derselben Schicht auftauchten.
Ausser: Arcy-sur-Clane. Da liegen wohl als Anhänger genutzte Tierzähne und eine Muschel zusammen mit dem Teil eines Schädeldaches eines Neandertalerkindes zusammen in einer Schicht.
Hierzu siehe: Vom Neandertaler zum modernen Menschen, Thorbecke Verlag, 2005.
Hier wird auf die Schichtproblematik in Arcy-sur-Clane näher eingegangen.
Kurz: Es ist anhand der arch. Befunde nicht zwingend auszuschließen, dass HN zu Zeit der Herstellung der Mobilkunst in derselben Gegend unterwegs war.
Dass er aber damit auch gleich als Urheber der Mobilkunst in Frage kommt, bleibt unwahrscheinlich. Da fehlt das Werkzeug, die Schichten sind nicht wirklich sicher, dem HN fehlen die Vorderhirnlappen, es gibt nur in diesem Zeithorizont Nachweise für eine etwaige künstlerische Tätigkeit etc... So das Fach.
Was mir aber durch den Kopf geht:
Gerade der Neufund zeigt ja, dass die kanonische Ikonographie sich bis ins Gravettien/Pavlovien fortsetzt, in eine Zeit, in der der HN wohl leider nicht mehr unter uns weilte.
OK, theoretisch hätte der HSS die Ikonographie des HN aufnehmen können (Ein interessanter Gedanke hinsichtlich der Bedeutung der Darstellung...) aber da fürchte ich, wären die Figuren des Gravettien ein wenig zu arg mit Ockhams Rasiermesser geschnitzt....
Dazu wären jetzt wohl doch zu viele zusätzliche Theorien nötig...
Aber ich lass mich auch gerne anders überzeugen. Die Venus als Neandertalerin ist ein aufreizender Gedanke.
Wobei die HN sicher nicht so unhöflich gewesen wären, einfach den Kopf wegzulassen.
Just my two flints...
Thomas