Die Völkerwanderung als große Migration

Dass er sich auf dem Sterbelager noch schnell taufen ließ, lässt aber wohl doch den Schluss zu, dass er zumindest zu diesem Zeitpunkt überzeugter Christ war.

Wobei ich mir bei den ganzen Taufen auf dem Sterbelager nicht so sicher bin, ob die tatsächlich noch mit Wissen und Willen des Täuflings stattfanden.
Schließlich brachte die Legende von der Taufe auf dem Sterbelager der Kirche Reputation und Anerkennung, war sie doch der Beweis,daß sich auch mächtige Fürsten zuletzt dem christlichen glauben und der Kirche unterwerfen mußten.
Da wird manches gefaked oder legendär verbrämt worden sein und mancher wurde vermutlich auf Betreiben der frömmelnden Gattin wohl auch im Koma "zwangsgetauft".
Und da damals die Chronisten meist Geistliche waren, verwendete man dann die Formel "Taufe auf dem Sterbelager"
 
Bei den Vorbereitungen zu einem Feldzug gegen die Perser erkrankte Konstantin der Große kurz nach Ostern 337 schwer. Er reiste nach Drepanum in Bithynien, das er zu Ehren seiner Mutter in Helenopolis umbenannt hatte, und betete dort am Grab ihres Lieblingsheiligen, des Märtyrers Lukian von Antiochia. Dann reiste er nach Nikomedia, wo er sich vom arianischen Bischof Eusebius von Nikomedia taufen ließ. (Dahinter muss aber nicht unbedingt religiöse Überzeugung stecken: Er hatte seit Jahren unentschlossen zwischen Arianern und Rechtgläubigen geschwankt, wobei er die zugrundeliegenden theologischen Fragen wahrscheinlich eh nicht verstanden hatte.) Zu Pfingsten starb er auf einem Landgut bei der Stadt.
Also von Taufe im Koma kann wohl keine Rede sein. Und wenn die Geschichte erfunden wäre, dann hätte er sich sicherlich von einem rechtgläubigen Bischof taufen lassen und nicht von einem Ketzer.
 
Naja, auch wenn er kein großer Theologe war, so viel wird er auch mitbekommen haben, dass der christliche Glaube den Glauben an andere Götter ausschließt und somit die Taufe eine Absage an alle anderen Götter ist. Diese zu vergraulen fällt nicht unter "sicher ist sicher".
 
Naja, auch wenn er kein großer Theologe war, so viel wird er auch mitbekommen haben, dass der christliche Glaube den Glauben an andere Götter ausschließt und somit die Taufe eine Absage an alle anderen Götter ist. Diese zu vergraulen fällt nicht unter "sicher ist sicher".

Wissen wir denn heute so genau, was der Unterschied zwischen Katholizisms und Arianismus ist? Fest steht, dass sich in der Phase der Christianisierung heidnische Bräuche lange Zeit neben den christlichen gehalten haben. Fest steht auch, dass die Wegbereiter des Christentums nicht in Gewissenskonflikte gestürzt wurden, wenn sie im weltlichen Leben Dinge getan haben, die sich mit Christentum in keiner Weise vereinbaren ließen. Die Leute konnten offensichtlich ganz gut in zwei Welten gleichzeitig leben.

MfG
 
Die Arianer lehnten die Trinität ab, d.h. dass Jesus für sie nicht integraler Bestandteil von Gott war.

Genau. Nur: Fragen wir doch heute mal einen durchschnittlichen freilaufenden Katholiken, ob Jesus und Gott eine ein?ige oder ?wei Wesenheiten sind. Und dann fragen wir noch nach dem heiligen Geist. Am Ende stellen wir fest, dass die heutigen Katholiken eigentlich Arianer sind :pfeif:. Eine Frage, um die man sich damals gegenseitig die Köpfe eingeschlagen hat - ohne dass diejenigen, die mit dem Schlagen beauftragt waren, wirklich mehr darüber wussten. Behaupte ich mal.

MfG

P.S.: Die beiden "?" stehen in dem Text, weil mein Laptop auf einmal den Buchstaben, der im Alphabet nach dem "y" kommt, nicht mehr kennt. Komisch.
 
Zumindest jeder Katholik, der hin und wieder mal die Messe besucht, würde die Frage auch heute noch im Sinne des Katholizismus beantworten (übrigens auch im Sinne des Protestantismus, der Orthodoxie etc.). Und damals, im 4./5. Jhdt., war auch der Durchschnittschrist noch viel intensiver mit theologischen Fragen befasst und vertraut. Angeblich sollen sogar die Marktfrauen in Alexandria darüber gestritten haben. Außerdem: Arius und seine Epigonen hätten keine Anhänger gewonnen, wenn diese Frage eh niemanden interessiert hätte.
 
Angeblich sollen sogar die Marktfrauen in Alexandria darüber gestritten haben
Na ja,das scheint mir dann doch etwas übertrieben.:D
Die Frage der Wesensheit der Trinität war wohl auch nur einer von mehreren Punkten und nicht der entscheidende für die zunehmende Akzeptanz der Niceaner. Entscheidend war m.E. weniger der Inhalt der Lehre ,als die Tatsache, da0 etwa ab 360 die Niceaner eine mehrheitsfähige Lehre entwickelten, und hierbei insbesondere durch klare Definition der verwendeten Ausdrücke über Sprachgrenzen hinweg eine Uniformität erreichten,die bei den Arianern nicht gegeben war. Dort gab es 6-8 sich teilweise widersprechende Strömungen,die auch heftig miteinander im Streit lagen.
Somit hatten die Niceaner eher das Zeug zu einer einheitlichen "Reichskirche" als die Arianer und das wiederum mag manchen Herrscher der Völkerungszeit bewogen haben zu konvertieren, insbesondere dann ,wenn die Untertanen bereits zum Teil Niceaner waren.
Andererseits barg eine einheitliche Kirche,insbesondere wenn sie so hierachisch aufgebaut war wie die niceanisch-römische natürlich die Gefahr eines Staats im Staate und konnte damit, solange sie nicht in Übereinstimmung mit dem jeweiligen Herrscherhaus stand erheblich destabilisierend auf ein Reich wirken.
 
Na ja,das scheint mir dann doch etwas übertrieben.:D
Das dürfte nicht übertrieben sein; das habe ich auch schon gelesen (Prokop?); Ravenik hat Recht. In Byzanz soll es nicht möglich gewesen sein, ganz normal beim Bäcker ein Brot zu kaufen, ohne in eine Diskussion über die Trinität verwickelt zu werden.

Glaubensfragen wurden damals z. T. recht schlagkräftig untereinander ausgetragen, auch innerhalb der "normalen" Bevölkerung.
 
Naja, auch wenn er kein großer Theologe war, so viel wird er auch mitbekommen haben, dass der christliche Glaube den Glauben an andere Götter ausschließt und somit die Taufe eine Absage an alle anderen Götter ist. Diese zu vergraulen fällt nicht unter "sicher ist sicher".

Wir wissen nicht, wie der Glaube von Herrschern auf der Scheidelinie zwischen Christentum und Heidentum beschaffen war. Vor allem nicht bei solchen, die die Konversion zum Christentum vor allem aus machtpolitischen Gründen vollzogen. Davon gibt es eine ganze Reihe, angefangen vom römischen Kaiser Konstantin über den Frankenkönig Chlodwig I. bis hin zu einer ganzen Reihe von slawischen Fürsten im Zuge des Wendenkreuzzugs und dem Vordringen sächsischer Fürsten über die Elbe-Saale-Linie.

Es stimmt schon, was die alte Tante Wiki bei Konstantin schreibt und was stellvertretend für viele solcher Herrscher gilt:

. Neben den historisch belegten Tatsachen gibt es viele Einzelheiten bezüglich Konstantin, die bis heute umstritten sind, besonders wie sein tatsächliches Verhältnis zum Christentum war.
 
Dispute, Reichskirche und das Reich

...Und damals, im 4./5. Jhdt., war auch der Durchschnittschrist noch viel intensiver mit theologischen Fragen befasst und vertraut. Angeblich sollen sogar die Marktfrauen in Alexandria darüber gestritten haben. Außerdem: Arius und seine Epigonen hätten keine Anhänger gewonnen, wenn diese Frage eh niemanden interessiert hätte.

Das ist prinzipiell richtig, wie in folgendem Zitat zu finden ist:
Alexander Demandt schrieb:
Mit welcher Anteilnahme Glaubensfragen zumal in den Städten behandelt wurden, hat schon die Zeitgenossen verwundert. Gregor von Nyssa (PG, 46,557 B) beschreibt, wie die Byzantiner auf der Straße über das Unbegreifliche philosophierten: "Wenn du jemanden nach dem Preise einer Ware fragst, hält er dir einen Vortrag über gezeugt und ungezeugt. Wenn du Brot kaufen willst, hörst du, der Vater sei größer als der Sohn und der Sohn sei dem Vater untergeordnet. Fragst du, ob das Bad fertig sei, so antwortet der Bademeister: Der Sohn Gottes ist aus nichts geschaffen."
Die berühmte Gesetzessammlung des Kaisers Justinian I., den Codex Iustinian eröffnete er 534 …
Alexander Demandt schrieb:
… , im Namen Jesu Christi mit dem Verbot über […] die höchste Dreieinigkeit bzw. Dreifaltigkeit, öffentlich zu disputieren und formulierte das vorgeschriebene Bekenntnis, der santa Dei catholica atque apostolica ecclesia, d.h. der Reichskirche.
Um die Beschlüsse der Reichskonzilien zu untermauern (wieder Demandt):
545 erklärte Justinian nochmals, daß die Beschlüsse der Reichskonzilien Gesetzeskraft besäßen. Religionspolitik wurde Sache des Kaisers.
Und zum Thema über Taufe auf dem Sterbelager:

Dass er sich auf dem Sterbelager noch schnell taufen ließ, lässt aber wohl doch den Schluss zu, dass er zumindest zu diesem Zeitpunkt überzeugter Christ war.
Er hat sich gedacht: "Sicher ist sicher und schaden kann's ja nicht!"
Wieder Demandt:
..Da es noch im 4. Jahrhundert nicht ungewöhnlich war, sich erst im Angesicht des Todes taufen zu lassen – so Constantin 337, Constantius 361 und Theodosius während seiner Krankheit 380 – zerfiel die Gemeinde in Getaufte und Ungetaufte….
...angesichts der relativ kurz aufeinander folgenden Kaiser doch schon überzeugend. Zwischen ihnen fehlen nur an Kaisern die Namen Julian (der vom Christentum abgefallene), Jovian (der nur sehr kurz regierte) und der in der Schlacht von Adrianopel gefallene Valens an legitimen Kaisern (auch) über den östlichen Reichsteil.
 
Nachtrag

Natürlich darfst du Quellenangaben freundlich nachfragen und gerne selbst nachlesen, was im "Überschwang" des Postens untergegangen ist :D:D

Die Zitate stammen alle aus einem Standardwerk Demandts:
"Die Spätantike, Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284-565"
2. Auflage 2007
Verlag C.H.Beck, München

...Die Seitenzahl des Werks sind 753 (ohne Kartenanhang), falls dich das wirklich interessiert.

Die Zitate sind ab Seite 531 entnommen!
Und weils so schön ist noch ein Zitat von dieser Seite:
Unter ihm [Anm: Constantius II.] und Valens herrschte im Osten eine als arianisch verketzerte Lehre, mit der erst der Spanier Theodosius Schluß machte. Gestützt auf die römisch-alexandrinische Theologie, erhob er am 28. Februar 380 die katholische Orthodoxie zur Staatsreligion... Auf dem Zweiten Ökumenischen Konzil zu Konstantinopel 381 wurde neben Christus der Heilige Geist als dritte Hypostase Gottes festgeschrieben.
Zum arianischen Streit im Groben ist der entsprechende Artikel bei Tante Wiki nicht mal schlecht, nicht zuletzt durch eine grobe Zuordnung historischer Personen zu den "Parteien".
 
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