Die Zeichensprache der Ordensleute

Rafael

Aktives Mitglied
In einem historischen Roman las ich mal davon, dass die Mönche im Kloster, während des Essens eine Zeichensprache benutzt haben, um sich zu verständigen, da sie ja nicht reden durften, während man aß.
Ich dachte zunächst, dies sei fiktion, doch in einem anderen Buch "So lebten sie/Im Europa des Mittelalters" (es ist kein wirkliches Fachbuch, aber spannend) steht gleicher Sachverhalt nochmals erklärt.
Hier habe ich auch drei Beispiele gefunden:
Wenn die Schwester/der Bruder mit der Hand eine schlängelnde Schwimmbewegung machte, meinte er Fisch.
Beide Hände zu Fäusten ballen =Käse
An den Hals fassen = Essig

Es sollen noch andere Zeichen überliefert sein? Kennt ihr diese und könnt ihr das hier geschriebene belegen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rafael,

das ist wirklich so überliefert und bei weitem keine Fiktion :fs:

Ich kenne dies bspw. von der Tischordnung des Johanniterordens - wenn ich mich recht erinnere, wird das bei Wienand beschrieben...

Zwei weitere Beispiele:
Hand zur Faust ballen, Daumen abspreizen und Bewegung zum Mund = Wein
Kreisende Bewegung der Faust auf der flachen Hand = Brot
 
Zeichensprache

Ich habe vor einem Jahr eine Seminararbeit über dieses Thema geschrieben. Ist echt interresant. Falls Interesse besteht, kann ich die Arbeit dem jenigen mal zuschicken. Oder Auszüge hier im Forum geben.
Werde mich morgen mal ein wenig mehr über dieses Thema auslassen.
 
Guten morgen.
Ich habe einfach mal einen kleinen Teil meiner Seminararbeit eingefügt.
Es geht um die Zeichensprache bei den Zisterziensern. In einigen Schweigeklöstern werden die Zeichen zur Verständigung weiterhin benutzt.

3.3 Vorstellung der Zeichensprache am Beispiel der Zisterzienser Zeichensprache

Aufgrund noch vorhandener Zeichensprache bei den Zisterziensermönche im ältesten Kloster Amerikas, dem St. Josephs Abbey in Spencer, Massachusetts wurde von Robert A. Baraket ein Aufsatz verfasst, der zeigt, wie vielseitig und komplex die Zeichensprache ist.
Auch in diesem Kloster wurde die Zeichensprache eingeführt, da die wichtigste Tradition der Zisterzienser das Schweigen ist. Die non- verbale Kommunikation bei den Mönchen hat dazu beigetragen, dass eine Zeichensprache entstand, die sich fast vollständig auf das Klosterleben beschränkt. Auch hier entwickelte sich eine lokale Liste, die komplexer ist als die offizielle der Zisterzienser Klöster. Das zeigt, dass auch dieses Kloster die Liste erweitert hat um eine bessere Kommunikation zu gewährleisten. So stellte Baraket in seinen Untersuchungen fest, dass die Listen des Klosters St. Josephs Abbey unter anderem Zeichen für tägliche Aufgaben, Objekte und für die Messen, so wie viele weitere Zeichen mehr enthalten . Außerdem stellte er fest, dass die Zeichen nur Symbole sind, die jedoch keinen Bezug zur Sprache aufweisen müssen. Wie schon weiter oben erwähnt, haben die Mönche in St. Josephs` Abbey eine große Anzahl von Zeichen, so dass es auch Zeichen für Dinge aus der heutigen Zeit gibt. Ein anschauliches Beispiel ist der „Computer“. Die Mönche drücken dies mit den Zeichen I+B+M aus. Dieses Beispiel zeigt, dass diese Zeichensprache sehr anpassungsfähig ist, denn es können sowohl Zeichen für alte Begriffe aus den Listen „gelöscht“ werden, als auch neue hinzugefügt werden. Baraket stellte jedoch fest, dass die Mönche in dem von ihm untersuchten Kloster keine Zeichen für Verwandtschaftliche Beziehungen haben, da sich meist die Zeichen nicht auf die sekuläre Welt beziehen . Ein letzter Aspekt ist die Tatsache, dass die Zeichensprache nicht immer kurz und effektiv ist. Es können bei den Mönchen Verständigungsprobleme entstehen, wenn in einem langen Satz viele „Wörter“ aus mehreren Zeichen bestehen, denn nicht immer eine Wort besteht aus einem Zeichen. Ein Beispiel dafür ist das englische Wort „dinner“. Dieses Wort ist aus zwei Zeichen zusammengesetzt, zum einen das Zeichen für „eat“ und das Zeichen für „day“.
Man sieht also am Beispiel der Zisterzienser Zeichensprache, dass es zwar sehr viele Zeichen und somit komplexe Listen bei ihnen gibt, dies aber auch Probleme hervorrufen kann, wenn zum Beispiel Sätze zu viele Zeichen beinhalten.



3.4 Das Alphabet und die Zahlen

In diesem letzten Absatz möchte ich mich kurz mit dem Thema „das Alphabet und die Zahlen“ beschäftigen um die dort vorhandenen Probleme zu erläutern. Sowohl ein System des Alphabets als auch eines der Zahlen entwickelte sich in St. Josephs Abbey, obwohl es keine Vorlage in den offiziellen Listen gab . Es bleibt jedoch die Frage offen, wer dieses System erfand, vermutet wird jedoch, dass es aus Europa stammt . Dieses Alphabet weist Ähnlichkeiten mit der Zeichensprache der Taubstummen auf, denn zum Beispiel das „A“ wird dargestellt, indem man zwei Finger wie ein „V“ formt und in der Mitte mit einem Finger den Querbalken andeutet. Dieses Alphabet wird also sehr bildlich dargestellt, indem versucht wird, die „Schriftzeichen“ mit den Fingern darzustellen. Auch die Zahlen eins (1) bis zehn (10) werden mit Hilfe der Finger dargestellt. Wird ein Finger gezeigt, bedeutet das eins, werden alle zehn Finger gezeigt, bedeutet das zehn. Sollen die Zahlen elf bis neunundneunzig dargestellt werden, wird zuerst die niedrige Zahl, zum Beispiel 4, und dann die höhere Zahl (5) gezeigt, welches dann zusammen die vierundfünfzig (54) ergibt. Bei allen Zahlen über neunundneunzig werden die Zahlen addiert, da es Zeichen für fünfzig (50) und hundert (100) gibt .
Sowohl das Alphabet als auch die Zahlen zeigen, dass die Mönche in St. Josephs Abbey es für nötig hielten, ein System dafür zu entwickeln, da es wahrscheinlich die non- verbale Kommunikation erleichterte.

Lg
 
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