Ich ordne und übersetze gerade den Nachlass eines Israelis, der 1938 aus Deutschland geflohen ist. Unter den Unterlagen ist seine Abmeldung bei der polizeilichen Meldebehörde. Er war zuvor in Dachau interniert gewesen, hatte aber, weil seine Mutter die amerikanische Staatsbürgerschaft hatte, ein Visum für Palästina bekommen können. In dem Abmeldeformular gibt es nun folgende Rubrik: "Bezeichnung des religiösen Bekenntnisses (ob Angehöriger einer Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaft, gottgläubig oder glaubenslos). Dort ist aber nicht "Jude" eingetragen, sondern "Dissident". Kann jemand damit etwas anfangen? Wieso wurde jemand unter Religion als Dissident bezeichnet? Kann es sein, dass der Betreffende diese Bezeichnung selbst gewählt hat und es den Behörden egal war?
Heute würde ich der Betitelung "Dissident" eine positive Konotation zuschreiben, im Sinne von "jemand der sich gegen eine Regime auflehnt", welche Konotation hatte das Wort damals?
Heute würde ich der Betitelung "Dissident" eine positive Konotation zuschreiben, im Sinne von "jemand der sich gegen eine Regime auflehnt", welche Konotation hatte das Wort damals?