Dodona, Schrift auf Votivtafel

attex13

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Kann jemand den Text übersetzen oder umreißen, was da steht. Mich interessiert auch die Herkunft der Zeichnung. Mit Dank!
Votivtafel_aus_Dodona.jpg
 
THEOS: TYCHA

ZEU DŌDŌNĒS MEDE
ŌN TODE SOI DŌRON PE
MPŌ PAR EMOU: AGATHŌN
ECHEPHYLOU KAI GENEA
PROXENOI MOLOSSŌN
KAI SYMMACHŌN EN T
RIAKONTA GENEAIS
EK TRŌIAS KASSAN
DRAS / GENEA
ZAKY/NTHIOI
 
Zuletzt bearbeitet:
"THEOS, TYCHA" (Gott, Schicksalsgöttin) scheint eine Standardformel auf den Votivtafeln gewesen zu sein.

Eine französische Übersetzung der Inschrift ist hier zu finden:
http://www.rhm.uni-koeln.de/033/M-Christ.pdf
Wilhelm von Christ, Eine metrische Inschrift von Dodona, in: Rheinisches Museum für Philologie 33 1878
 
Nebenher: Wollen wir dem Wilhelm Christ glauben, daß der Agathon ein Priester war?
Nein, das wollen wir ihm nicht glauben.
Siehe auch:
Peter Marshall Fraser, Agathon and Kassandra, in: The Journal of Hellenic Studies 123 (2003)
Agathon and Kassandra (IG IX.12 4.1750) on JSTOR

Sind es denn nicht eher die weltlichen Herrscher, die den Denkern/ Intelligenzlern/ Templern mit kostspieligen Gaben aufwarten können?
Ein "Herrscher" war Agathon sicher auch nicht.
 
Peter Marshall Fraser, Agathon and Kassandra, in: The Journal of Hellenic Studies 123 (2003)
Agathon and Kassandra (IG IX.12 4.1750) on JSTOR

"It is a perfectly preserved bronze plaque, 20 cm high, with palmette-finials and a central akroterion, with a small central hole for suspension below the akroterion; two larger holes at the bottom left and right corners kept the plaque flat against a support, probably a wall"
 
Der W. Christ schreibt für Fachleute, nicht für Laien. Soweit ich das verstehe, wird für die letzten drei (oder zwei?) Zeilen keine Übersetzung angeboten?
 
Soweit ich das verstehe, wird für die letzten drei (oder zwei?) Zeilen keine Übersetzung angeboten?
Wie kommst du darauf?

Θεός : Τύχα
Ζεῦ Δωδώνης μεδέ-
ων, τόδε σοι δὣρον πέμ-
πω παρ ἐμοῦ: Ἀγάθων
Ἐχεφύλου καὶ γενεὰ
πρόξενοι Μολοσσῶν
καὶ συμμάχων ἐν τ-
ριάκοντα γενεαῖς
ἐκ Τρωία ς Κασσάν-
δρας γενεα
Ζακύνθιοι

Dir, Zeus von Dodona gebe ich dieses Geschenk: Agathon, Sohn des Echephilos aus der Abstammungsgemeinschaft (> Familie) der Botschafter für Molossos und ihrer Verbündeten seit dreißig Generationen.
aus Troja [der ς=της?] Kassandra, von Zakynthos stammend.

Das ist alles bei Egger übersetzt, wenn auch Christ Zweifel an der Korrektheit dieser sperrigen Inschrift äußert, vor allem am γενεα, welches Egger als γενεαι übersetzt. Frazer übersetzt das so, dass der Zakynthier Agathon, der als Botschaft für die Molosser und ihre Verbündeten tätig war, sich auf ein von der Kassandra aus Troia stammendes Geschlecht beruft.
 
Wie kommst du darauf?
ἐκ Τρωία ς

aus Troja [der ς=της?] Kassandra, von Zakynthos stammend.
Das ς gehört zu Τρωία: Τρωίας - Genitiv von Troja.
Vor dem Phallos hatte es halt keinen Platz mehr. Auch sonst finden sich recht fantasievolle Wortteilungen.
ἐκ = "aus" erfordert den Genitiv.

Die Übersetzung kann aber nicht so recht stimmen, da das als "Botschafter" übersetzte πρόξενοι (das übrigens eher öffentliche Gastfreunde bezeichnet) Nominativ Plural ist, ebenso die Ζακύνθιοι. Die Μολοσσῶν sind Genitiv Plural.
Ich glaube eher, dass es sich um eine durch das zweimalige καὶ=und verbundene Aufzählung handelt: Agathon, der Sohn des Echephylos, und die Gastfreunde vom Stamm der Molosser, und die in dreißig Generationen vom Geschlecht der Kassandra aus Troja stammenden Zakynthier.
Die συμμάχων=Verbündeten, ebenfalls ein Genitiv Plural, bringe ich allerdings nicht sinnvoll unter. Sie würden natürlich zu den Molossern passen (der verbündeten Molosser), nur steht da das "und" dazwischen.
 
Zuletzt bearbeitet:
(...) das als "Botschafter" übersetzte πρόξενοι (das übrigens eher öffentliche Gastfreunde bezeichnet) (...)

Ich kann zwar kein Griechisch und kann daher nicht wirklich fundiert widersprechen, aber den "Gastfreund" kenn ich tatsächlich als eine Art Botschafter: Ein Bürger der polis X vertrat die Interessen der polis Y in X. Ist also anders aufgebaut als unser heutiges Botschaftssystem (ein Bürger aus Y vertritt die Interessen von Y in X), aber hat eine ähnliche diplomatische Funktion.
 
Ja, an eben das hatte ich gedacht. Ähnlich dem heutigen Honorarkonsul.
Der als "Gastfreund" aktive Bürger der polis X, der die Interessen der polis Y in X vertrat, fungierte auch als Erstanlaufstelle, wenn Bürger aus Y nach X kamen.

Der Ausdruck "Botschafter" als eine Art dauerhafter Gesandter erweckt eine falsche Vorstellung. (Wobei ich aber auch nicht ausschließen kann, dass auf der Votivtafel eben das gemeint war.)
 
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