Die Stelle stach mir gerade wegen Lydia Bennet so sehr ins Auge, .
(OT: Der Name ist ja zur Genüge bekannt
)
Aber um auf die Frage zu kommen, da hatte ich mich etwas unklar ausgedrückt. So wie's in meinem Buch über Schottland beschrieben wurde, wurde im 17./18. Jahrhundert durchaus Moral und Anstand hochgehalten, am besten für alle. Aber aus der Warte der Bessergestellten waren einfache Frauen nicht mit Damen gleichzusetzen und vor Allem bei Mägden wurde dieser Unterschied gemacht.
Von der Warte der einfachen Menschen wurde diese Doppelmoral reflektiert. Für einen einfach Mann und eine einfache Frau galten die gleichen Regeln von Moral und Anstand, aber nicht für den Standeshöheren. Freilich wurde das nicht gerne gesehen, aber eher akzeptiert.
Was die Kinder anging war ein uneheliches Kind anscheinend nicht das Heiratshindernis, daß man sich heutzutage über die Vergangenheit vorstellen mag. Vor Allem da wo das Kind vom lokalen Grundbesitzer in direkter Weise abstammte, wurde es scheinbar von der Familie der Mutter nicht als das allergrößte Unglück angesehen. Vermutlich gab' es Zuwendungen, die dann auch dem entsprechenden späteren Ehemann zugute kamen.
Alle meine Informationen stammen aus
Mitchinson & Leneman (1989) 'Sexuality and Social Control: 1660- 1780', welches sich in erster Linie mit Presbyterianischen Aufzeichnungen zu dem Thema befasst. Will heißen, über die Katholischen Enklaven weiß ich nichts, da mir dazu die Quellen fehlen. Aber die Presbyterianischen Kirchenräte haben sich intensiv mit Unzucht und Unmoral ihrer Gemeinden befasst, und ein Punkt den Mitchinson & Leneman hervorheben ist, daß in Fällen illegitimer Schwangerschaft die wenigsten Frauen zu ihrer Verteidigung behaupteten, daß man ihnen die Ehe versprochen hatte.
Des weiteren wird ganz deutlich der Unterschied zwischen dem Verhalten der Besitzenden gemacht und dem des einfachen Volkes. Den lokalen Würdenträgern und Männern von Stand wurde einiges mehr durchgehen gelassen, was dann auch ihre Bediensteten einschloß, als den einfachen Kirchengängern. Es ging also schon um Moral, aber die Doppelmoral ging tiefer.
Noch etwas zu den ledigen Müttern: In Schottland war die Gemeinde für die Kinder verantwortlich und hat in den ländlichen Gebieten meistens der Mutter finanziell geholfen das Kind aufzuziehen. Es gab auch Fälle wo Mütter verschwanden und die Kinder zurückließen, woraufhin Geistliche und Kirchenräte einiges an Zeit und Aufwand daran gesetzt haben die Mutter wiederzufinden und zurückzuholen. Spontan fällt mir auch nur ein Fall eines Findelkindes ein, wo der Kirchenrat anhand einer kleinen Meisterleistung an Detektivarbeit sowohl Vater als auch Mutter ausfindig machte, die es auch zugaben und das Kind selbst aufzogen.
Da sich das gesamte Buch auf die Aufzeichnungen der Kirchenräte stützt, die auch Verfahren gegen Unzucht und ledige Mütter geführt haben, sind auch die Stimmen der Frauen überliefert. Meines Wissens nach ging es nicht um die 'Ehre erwählt' worden zu sein, sondern die meisten Berichte hören sich 'normal' und eher nach menschlicher Schwäche an.
Vielleicht noch interressant wäre ein Fall in dem ein männlicher Dienstbote und seine verwitwete Herrin der Unzucht überführt wurden. Beide gaben zu miteinander geschlafen zu haben, beide wollten Heirat nicht einmal in Erwägung ziehen. Er hat sich damit verteidigt, von ihr bedrängt worden zu sein, und sie hat darauf bestanden, daß es keinerlei Rede von möglicher Heirat gegeben habe. Ich nehme mal an, daß da Standesdünkel, Besitz etc auch eine große Rolle spielten, aber was ich damit illustrieren wollte, ist das sich die meisten Berichte salopp gesagt danach anhörten '...und dann ist es eben passiert.'
feif:
In wie weit das Alles aufs Katholische Spanien und Don Juan übertragbar ist, kann ich nicht mutmaßen