Dr. Konrad Morgen

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Hallo,

ich war in der vergangenen Woche in Österreich und bin dort im "Kurier" (klar, nicht gerade die beste Lektüre) auf eine Literaturkritik gestossen.

Hier der Link:

Wie übersieht man im Scheiterhaufen das Feuer? | kurier.at


Das Thema hat mich interessiert und ich habe etwas im Internet recherchiert. Die literarische Verarbeitung des Stoffes ist nicht mein Thema, sondern vielmehr der Stoff.


Offensichtlich gab es während des Holocaust SS-interne Ermittlungen in KZ's wegen Korruption und Mordes.

Angaben über diesen Konrad Morgen findet man im Netz en masse.

Weiss jemand von Euch , ob dieser Korad Morgen in der BRD der Nachkriegszeit zur Verantwortung gezogen wurde?

Gibt es weiterführende Literatur über diesen Konrad Morgen?

Welche Ergebnisse und vorallem welchen Sinn hatten diese Ermittlungen?

Vllt. kann mir einer von Euch bei diesen Fragen helfen.

Danke!


Johann
 
Hallo Liborius

den Wikipedia Artikel kenne ich, auch die weiterführende Links.

Nur meine Fragen sind damit leider nicht beantwortet.

Insbesondere, wurde Morgen bestraft/verurteilt? Der Artikel im Spiegel von 1967 ist da auch nicht hilfreich und wohl auch nicht auf dem neusten Stand.

Der Link zur Nationalbibliothek hilft da auch nicht weiter.

Gruss

Johann
 
Ich befürchte der Klee (Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945) wird Dir auch nicht viel weiterhelfen können:

Morgen, Konrad. Sturmbannführer.
* 8.6.1909 Frankfurt a. M. Vor dem Krieg Richter am LG Stettin. Richter am Hauptamt SS-Gericht München. Mai 1943 Reichskriminalpolizeiamt Berlin (Untersuchung von Korruptionsfällen in Konzentrationslagern). Im Herbst 1944 SS-Chefrichter in Krakau, danach in Breslau. Nach 1945 Rechtsanwalt in Frankfurt.
 
... dass er nach 1945 offenbar lückenlos als Rechtsanwalt tätig war.
Ist auch mein Kenntnisstand. Ein wenig verwunderlich ist es schon: Eugen Kogon (SS-Staat) nannte Morgen "eine psychologisch interessante Gestalt" (S. 307) und berichtet von einem "kleinen Versuch", den M. im Rahmen seiner Buchenwalder Untersuchung gegen Koch et al. durchführte (S. 306):
Er ließ verschiedene Mittel der Alkaloid-Reihe vier ahnungslosen russischen Kriegsgefangenen in einer Nudelsuppe verabreichen. Als die Leute daran nicht starben, wurden sie anschließend im Krematorium erwürgt.
 
IIm Herbst 1944 SS-Chefrichter in Krakau, danach in Breslau.

Das ist ja interessant.

Sieht so aus, als ob er mit der Rückzugs-Karawane von Krakau nach Breslau gekommen ist. In Breslau waren noch auch nach der Einschließung Einheiten der Waffen-SS, Morgen müßte sich demnach vermutlich Ende Januar 1945, rechtzeitig vor der Einschließung Breslaus nach Westen abgesetzt haben.

Wenn er SS-Richter gewesen ist: in Breslau gab es zur "Hebung" des Widerstandwillens mWn zahlreiche Todesurteile gegen Deserteure.

noch gefunden:
Morgen, Dr. jur. Georg Konrad geb. Frankfurt/M. 08.06.1909. Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Frankfurt/M., Rom, Berlin, an der ”Academie de Droit International” in Den Haag und am ”Institut für Weltwirtschaft und Seeverkehr” in Kiel; 00.00.1933 Mitglied des ”Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung”. 01.03.1933 Eintritt in die SS (Mitgliedsnr. 124.940), 01.04.1933 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnr. 2.532.232); Assessor, Richter am Landgericht Stettin, dann hauptamtlicher Rechtsberater der Gauwaltung Pommern der DAF; 11.11.1939 zur Waffen-SS eingezogen, 01.03.1941 - 00.05.1945 SS-Richter d. R. im Hauptamt SS-Gericht, 01.03.1941 SS-Untersturmführer d. R. der Waffen-SS; 00.00.1941 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern; 20.04.1942 SS-Obersturmführer d. R. der Waffen-SS (mit RDA vom 01.04.1942), 23.06.1943 - 26.08.1944 zum RSHA (Reichskriminalamt) kommandiert, Leiter ”der in den KL eingesetzten Untersuchungskommissionen des Reichskriminalamtes” (Morgen leitete die Untersuchungen gegen SS-Führer in den Konzentrationslagern Buchwald, Lublin, Auschwitz, Sachsenhausen, Oranienburg, Hertogenbosch, Krakau, Plaschow, Warschau und Dachau wegen Korruption und unzulässiger ”Häftlingstötungen”, insbesondere im KL Buchenwald und gegen den Buchenwald-Kommandanten SS-Standartenführer Karl-Otto Koch), 09.11.1943 SS-Hauptsturmführer d. R. der Waffen-SS, 26.08.1944 - 00.05.1945 Untersuchungsführer (Untersuchungsrichter) beim SS- und Polizeigericht z.b.V., 09.11.1944 SS-Sturmbannführer d. R. der Waffen-SS, 00.00.1945 Chefrichter am SS- und Polizeigericht in Breslau; 00.00.1945 Eheschließung mit Maria-Theresia geb. Blank verw. Wachter (geb. Frankfurt/M. 18.01.1904). 00.00.1945 freiwillige Meldung beim CIC-Hauptquartier Mannheim Seckenheim, 07.08.1946 - 08.08.1946 Zeuge im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess.

The Avalon Project : Nuremberg Trial Proceedings Vol. 20 - One Hundred Ninety-Seventh Day
 
Zuletzt bearbeitet:
07.08.1946 - 08.08.1946 Zeuge im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess
Möglich, dass er einen "Deal" gemacht hat, indem er sich als Zeuge zur Verfügung stellte! Er ist ja auch später noch als Zeuge befragt worden, z. B. von John Toland und von David Irving.

Als Richter hatte er aber ohnehin die besten Chancen, unbehelligt davonzukommen.
 
Möglich, dass er einen "Deal" gemacht hat, indem er sich als Zeuge zur Verfügung stellte! Er ist ja auch später noch als Zeuge befragt worden, z. B. von John Toland und von David Irving.

Als Richter hatte er aber ohnehin die besten Chancen, unbehelligt davonzukommen.

Sah gestern einer in der Glotze "Rosen für den Staatsanwalt"?


zeigt die Stimmung dieser Jahre anschaulich.
Wusste ich gar nicht, dass der Film schon von 59 ist.
 
Hallo,

habt vielen Dank für Eure Hilfe. Nach dem Lesen Eurer Links denke ich auch, dass der Konrad Morgen nach dem Krieg ungeschoren davon gekommen ist.

Aber irgendwie ist meine Neugier geweckt und ich werde den Verlag und den Autor anschreiben.


Danke!



Johann

Sollte ich Antworten erhalten, die über die mir von Euch mitgeteilten Informationen hinausgehen, lasse ich es Euch wissen.
 
Salute, Johann, Salute Community,

Johann hat ein email an den Verlag Matthes & Seitz Berlin geschrieben, der mir dieses email zur Beantwortung wiederum übersandte. Zur Erklärung, ich habe als Historiker die Recherchen und das historische Endlektorat für den Roman von Volker Harry Altwasser „Letzte Haut“ zu verantworten.

Zu den hier diskutierten Fragen:

„1. Wurde Dr. Konrad Morgen nach dem II. Weltkrieg verurteilt?“

Nein, wurde er nicht, wie in Euren Forumsbeiträgen bereits vermutet.

Vielmehr:

Wurde er aufgrund eines Spruches der Spruchkammer des Internierungslagers Ludwigsburg vom 24. Juni 1948 „Entnazifiziert“ uns als „Entlastet“ eingestuft (Aktenzeichen J/75/5326, beurkundet: 14. Juli 1948).

In der Außenstelle des Bundesarchivs Ludwigsburg finden sich folgende Hinweise zu Dr. Konrad Morgen:

Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachtes der Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener (AZ 4 Js 767/58). Dieses Ermittlungsverfahren wurde am 29. März 1961 eingestellt. Es liegen in der vorstehend genannten Außenstelle des Bundesarchivs hierzu keine Akten vor.

Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachtes der Mitwirkung an der Deportation und Vernichtung ungarischer Juden (dort AZ 4 Js 402/70, Signatur BArch B 162/9000, Signatur der Zentralen Stelle AR-Z 28/70). Das Ermittlungsverfahren wurde am 6. März 1972 eingestellt (Einstellungsbeschluß der Staatsanwaltschaft ebenda.). Die Akten wurden vom Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden übernommen, in der Außenstelle existiert noch eine Korrespondenzakte im Umfang von ca. 50 Seiten.

Fazit: Konrad Morgen wurde definitiv in der Nachkriegszeit nicht strafrechtlich belangt.

„2. Dr. Konrad Morgen hat als Entlastungs- und Belastungszeuge ausgesagt, welchen Sinn hatten diese Ermittlungsverfahren, die ja im Vergleich zum Holocaust vollkommen marginal sind, nur Karriere ist wissenschaftlich etwas dünn.“

Diese Frage, Johann, ist immer die schwierigste, die Frage nach dem Wieso und Warum. Insbesondere bei der „Detailgeschichte“, wie hier bei Konrad Morgen, wo sich keine oder kaum Rückschlüsse aus dem bekannten historischen Großkontext ableiten lassen und die Primär- und Sekundärquellen hierzu in der Regel auch schweigen (selbst Tagebücher sind, wenn vorhanden, nur sehr kritisch zu verwenden).

Ein Versuch:

Auch verbrecherische und totalitäre Regimes lassen wegen Korruption und Betrug in den eigenen Reihen ermitteln. Die Verfahren wegen „Häftlingsmord“ waren letztlich nichts anderes, um das Strafmaß quasi legalistisch erhöhen zu können und resultierten durchaus aus einer bürokratischen Eigendynamik. Karrierestreben ist allerdings bei der Entfaltung der Eigendynamik solcher Vorgänge ein starker Motor.

Natürlich sind aus den Primär- und Sekundärquellen auch übergeordnete Interessen „herauslesbar“, wie z.B. ein SS-interner Machtkampf innerhalb des RSHA (Reissicherheitshauptamt) Kaltenbrunner (Chef RSHA) und Nebe (Chef RKPA) einerseits und Müller (Chef der Gestapo) andererseits sowie zwischen dem RSHA und dem WVHA, Pohl, (Wirtschaftsverwaltungshauptamt) der „SS“.

Alles andere wäre Spekulation und aus den Quellen nicht her leitbar bzw. nachweisbar.


„3. Was ist in diesem Buch historisch abgesichert und was "dichterische Freiheit"?

Historisch abgesichert ist natürlich der historische Großkontext. Darüber hinaus die Biographie (Lebensdaten, Einsatzorte, Ausbildung, die Ermittlungen, der Prozeß gegen Koch etc.) des Konrad Morgen; die Namen und Lebensdaten vieler Protagonisten, individuelle Verbrechen von SS-Angehörigen, das historische Umfeld (Automarken, Dienstgrade, also die gesamte „Requisite“). Insgesamt beruht der Roman auf ca. 1.000 Seiten Quellenmaterial (Primär- und Sekundärquellen).

Zur „dichterischen Freiheit“ zählen, Gedanken der Protagonisten, Dialoge, atmosphärische Schilderungen, Gefühle, Handlungsstränge usw. und insbesondere geschilderte Charaktere. Natürlich auch die Rahmenhandlung, das Hautgleichnis und dieses vor allem, die künstlerische Kraft, Geschichte erlebbar und fühlbar zu machen.

Ein Gruß aus Berlin

Karsten

P.S.: Bleibt Klio treu!
 
Salve Karsten!

danke für die ausführliche Antwort.

Wie kommt man als Historiker an solche genauen Informationen (Aktenzeichen usw. ...)?

Johann
 
Hallo Johann,

da solltest du dich an die Archive direkt wenden. Im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden scheint sich ja etwas über Morgen zu befinden. Viel Schriftgut zur NS-Zeit liegt auch im Bundesarchiv.
 
Salute, Johann,

Ashigaru hat vollkommen recht, da muß man sich an die Archive direkt wenden.

Folgende Archivbestände wurden eingesehen und ausgewertet:

Staatsarchiv Nürnberg, Bestand Rechtsanwalt Babel/Pelckmann (Verteidiger der "SS" im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß), Konvolute „Prozesse IMT, A-231 ff“, "Prozesse IMT C-210“; Vernehmungsprotokolle und Affidavits des Konrad Morgen, seiner Vorgesetzten (Dr. Reineke usw.).

Zentrale Stelle, bereits oben angeführt.

Bundesarchiv Berlin (exBDC), "SS-Führerpersonalakten“ (verfilmt), 324-A und Personalakten des „Rasse- und Siedlungshauptamtes“ (verfilmt), E 0056.

Archiv der KZ Gedenkstätte Buchenwald, dort im wesentlichen:

„Dokumentation zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Konzentrationslager Buchenwald. Im Auftrag des Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR, angefertigte Studie von Studenten der Sektion Rechtswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin xxxxxxxxxx (1), Berlin, 13.03.1979“.

Signatur FA 135

Zur quellenkritischen Würdigung dieser Quelle:

Bundesarchiv Berlin, Archivbestand "Stiftung Parteien und Massenorganisationen der DDR, Konvolut: Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR", Signatur DY 57, Findbuchnummer 379.

Archiv der "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR". Signatur, HA IX 20063, HA XX 3672, HA XX 4692, Sekretariat Mittig 159.

Ein Gruß aus Berlin


Karsten


(1) Die Namen habe ich durch "xxxxxxx" ersetzt.
 
Dr. Konrad Morgen / BStU?

Archiv der KZ Gedenkstätte Buchenwald, dort im wesentlichen:

„Dokumentation zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Konzentrationslager Buchenwald. Im Auftrag des Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR, angefertigte Studie von Studenten der Sektion Rechtswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin xxxxxxxxxx (1), Berlin, 13.03.1979“.

Signatur FA 135

Zur quellenkritischen Würdigung dieser Quelle:

Bundesarchiv Berlin, Archivbestand "Stiftung Parteien und Massenorganisationen der DDR, Konvolut: Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR", Signatur DY 57, Findbuchnummer 379.

Archiv der "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR". Signatur, HA IX 20063, HA XX 3672, HA XX 4692, Sekretariat Mittig 159.


Salve! Karsten!

Danke.

Eine Frage noch, warum hast Du zur "quellenkritischen Würdigung" im Archiv der Stasi nachgeschaut/gearbeitet. Es ist doch vor 1945.

Johann
 
Dr. Konrad Morgen / BStU

Salute Johann, Salute Community,


eine Recherche im Archiv des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit war aus quellenkritischen Überlegungen notwendig.

Die im Archiv der KZ Gedenkstätte Buchenwald aufgefundene Quelle (dort FA135):

„Dokumentation zu Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Konzentrationslager Buchenwald. Im Auftrag des Komitees Antifaschistischer Widerstandskämpfer der DDR, angefertigte Studie von Studenten der Sektion Rechtswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin, xxxxxxxxxxx, Berlin, 13.03.1979“

weißt einige Ungereimtheiten auf.

Diese Studie haben seinerzeit drei Studenten angefertigt (sic!).

Diese Studie ist sehr materialreich ca. 350 Seiten.

In der Studie werden ca. 900 Namen von „SS-Wach- und Aufsichtspersonal“ des ehemaligen KZ Buchenwald aufgeführt, teilweise mit Kurzbiographie („SS-Eintrittsdatum“, Beförderungen, Einsatzorte etc.) also individuelle Werdegangsdaten; weder im Archiv der Gedenkstätte noch im Thüringischen Hauptstaatsarchiv existieren Personalakten dieses Personenkreises.

Den dort namentlich aufgeführten „SS-Wach- und Aufsichtspersonal“ werden teilweise individuelle Greultaten zugeordnet.

Den Personen wurden teilweise bis dato ergangene Urteile von Kreis- und Bezirksgerichten der DDR zugeordnet, aber auch Urteile von Landgerichten der BRD.

Die Studenten haben teilweise Melderegisterdaten (Ort, Postleitzahl, Straße) den dort aufgeführten Personen zugeordnet.

Es wurden also drei vollkommen unterschiedliche Quellenbestände in dieser Studie verdichtet.

- vor Ort nicht existente Personalunterlagen
- ergangene Urteile von den unterschiedlichsten Gerichten
- Melderegisterdaten

Eine Anfrage bei der Außenstelle der Zentralen Stelle zur Verfolgung von Nazi- und Kriegsverbrechen (Ludwigsburg) ergab, daß die Studenten auch dort niemals Akteneinsicht hatten.

Eine Überprüfung im Bundesarchiv Berlin (Bestand des Komitees der „Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR“) ergab, daß die Studie dort vorliegt, es aber keinerlei Korrespondenzunterlagen hierzu gibt; die Studie dort einen Geheimhaltungsvermerk trägt.

Daher war eine Überprüfung im Archiv des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (BStU) angezeigt.

Ergebnis:

Das MfS hat die Studie eng begleitet. Das den seinerzeitigen Studenten zugänglich gemachte Archivmaterial wurde von der Stasi vorgesichtet, vorverdichtet und gleichsam „gesiebt“.
Die handschriftlichen Notizen der seinerzeitigen Studenten liegen im Archiv der BStU vor.

Da es sich um eine Recherche für einen Roman und nicht für eine historische Monographie handelt, habe ich an dieser Stelle die Recherche abgebrochen. (Auch Klios Jünger müssen leben)


Gruß



Karsten
 
Nil tam difficile est, quin quaerendo investigari possiet

Karsten,

mein Referendar hat mich auf das Buch, dieses Forum und die Diskussion aufmerksam gemacht.

Ihre Recherche in den Primärquellen dokumentieren Sie hier sehr genau. Eine derartige Dokmentation der Quellenlage vermisse ich allerdings in diesem Buch, es wäre für den interessierten Leser sehr hilfreich, wenn diese Quellenangaben auch als Anhang veröffentlicht wären.

Es ist klar, daß Sie nicht "wert- und zeitfrei" recherchieren können, nur stellt sich die Frage bezüglich Ihres letzten Beitrages, welchen Einfluß die Stasi auf die Historiographie genommen hat und ob nicht manche historische Interpretationen der Neuen Geschichte (natürlich nicht im historischen Großkontext, wie Sie es nennen) im Hinblick auf eventuelle Manipulationen der Primärquellen überdacht werden müssen (aktuelles Beispiel: "Kurras").

Plautus
 
@ Plautus,

ich bin Archivar. Gegen eine Manipulation von Primärquellen ist kein Historiker gefeit. Es liegt an dem historischen Wissen des Archivnutzers, ob er "Manipulationen" erkennt.

Im Archiv erkennt man "Manipulationen" zumindest in der Zeit ab dem 19. Jh immer dann, wenn Quellen vorhanden sind, aber kein weiterer sie begleitender Schriftverkehr (sog. "Solitär-Funde").

Zu der Diskussion hier, ich finde es schon bemerkenswert, dass ein historischer Roman derart detailiert recherchiert wurde.

Netschajew
 
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